www.wikidata.de-de.nina.az
Die Einteilung der Lebewesen in Systematiken ist kontinuierlicher Gegenstand der Forschung So existieren neben und nacheinander verschiedene systematische Klassifikationen Das hier behandelte Taxon ist durch neue Forschungen obsolet geworden oder ist aus anderen Grunden nicht Teil der in der deutschsprachigen Wikipedia dargestellten Systematik Viridans Streptokokken sind grampositive kugelformige Bakterien aus der Gattung Streptococcus Streptokokken Es handelt sich nicht um eine einzelne Art vielmehr um eine Gruppe mit zahlreichen verschiedenen Streptococcus Arten die in weiteren Untergruppen aufgefuhrt sind Die Bezeichnung ist historisch begrundet und wird in der medizinischen Mikrobiologie verwendet Mitunter finden sich auch die Bezeichnung als Streptococcus viridans Gruppe oder die Bezeichnung Streptococcus viridans welche jedoch irrefuhrend ist da ein Binomen auf eine Art verweist Die Viridans Streptokokken gehoren zu den vergrunenden Streptokokken lat viridans grunend und kommen im Mund Rachen Raum vor Deshalb werden sie auch als orale Streptokokken bezeichnet Sie sind der haufigste bakterielle Krankheitserreger bei der langsam verlaufenden Herzwandentzundung Endocarditis lenta Vertreter der Mutans Untergruppe z B Streptococcus mutans sind Erreger von Karies Die meisten Arten innerhalb der Viridans Streptokokken sind jedoch im Allgemeinen nicht pathogen Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Gemeinsame Merkmale 1 2 Unterscheidungsmerkmale zu anderen Streptokokken 2 Vorkommen 3 Systematik und Taxonomie 4 Medizinische Bedeutung 4 1 Krankheiten 4 2 Diagnose 4 3 Therapie 4 4 Prophylaxe 5 Quellen 5 1 Literatur 5 2 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenGemeinsame Merkmale Bearbeiten nbsp Viridans Streptokokken ist eine Bezeichnung fur eine grosse Gruppe von im Allgemeinen nicht pathogenen Streptokokken Viridans Streptokokken liegen als kokkenformige Zellen vor die wie bei vielen Streptokokken zu Ketten angeordnet sind Wie alle Vertreter der Gattung bilden sie keine Endosporen Die Gram Farbung verlauft positiv Auf Blutagar zeigen die gewachsenen Kolonien einen vergrunenden Hof der typisch fur eine a Hamolyse ist Deshalb werden sie als a hamolysierende Streptokokken oder als vergrunende Streptokokken bezeichnet viridans aus dem Lateinischen bedeutet grun machen oder eine grune Farbe produzieren 1 Das namensgebende Hamolyseverhalten trifft aber nur auf die ursprunglich dieser Gruppe zugeordneten Bakterien zu vergleiche Abschnitt Systematik und Taxonomie Weiterhin ist ein gemeinsames Merkmal dass bei 10 C kein Wachstum mehr erfolgt wahrend sich bei 45 C die meisten Vertretern noch vermehren konnen Gegenuber Natriumchlorid Kochsalz verhalten sie sich massig tolerant in einem Nahrmedium mit 6 5 NaCl erfolgt jedoch kein Wachstum mehr 2 Unterscheidungsmerkmale zu anderen Streptokokken Bearbeiten Von medizinischer Bedeutung ist die Unterscheidung der Viridans Streptokokken von Streptococcus pneumoniae der auch zu den a hamolysierenden Streptokokken gehort Sie konnen mit einem Optochin Test differenziert werden da die Viridans Streptokokken Optochin resistent sind wahrend Streptococcus pneumoniae Optochin sensibel ist Ausserdem liegen die Zellen von S pneumoniae als Diplokokken vor die pathogenen Formen sind typischerweise bekapselt Die Viridans Streptokokken weisen keine Polysaccharid Kapsel auf Ebenso fehlen die Antigene der Lancefield Gruppe C der Lancefield Gruppe A typisch fur S pyogenes und andere A Streptokokken der Lancefield Gruppe B typisch fur S agalactiae und der Lancefield Gruppe D typisch fur Enterokokken 3 Vorkommen BearbeitenDie Organismen kommen haufig in der Mundhohle und im Hals Nasen Rachen Bereich des Menschen vor Einige Arten wurden auch von anderen Korperregionen inklusive der Haut und aus Fazes isoliert Ausserdem hat man zugehorige Spezies in der Plaque von verschiedenen Tierarten nachgewiesen 4 Systematik und Taxonomie BearbeitenDie zu den Viridans Streptokokken zahlenden Arten sind Vertreter der Gattung Streptococcus in der Familie der Streptococcaceae in der Ordnung der Lactobacillales Milchsaurebakterien die der Abteilung der Firmicutes angehoren 1 Zu Beginn des 20 Jahrhunderts ist man davon ausgegangen dass es sich um eine konkrete Art handelt die als Streptococcus viridans bezeichnet wurde und von Streptococcus hemolyticus unterschieden werden konnte 2 Die Namensgebung bezieht sich auf das Hamolyseverhalten auf Blutagar Streptokokken die eine a Hamolyse durchfuhren wurden auch als vergrunende Streptokokken bezeichnet Demgegenuber standen die b hamolysierenden Streptokokken damals Streptococcus hemolyticus die bereits fruh als Krankheitserreger erkannt wurden Mit der Entdeckung und Untersuchung weiterer Streptokokken zeigte sich bald dass es neben dem Hamolyseverhalten zu viele Unterschiede gab als dies fur die Vertreter einer Art akzeptabel erschien Daher machte James Morgan Sherman 1937 den Versuch der weiteren Unterteilung und bezeichnete die erste Gruppe als viridans streptococci also Viridans Streptokokken 2 Diese Bezeichnung findet sich seitdem in der Fachliteratur Folglich ist in der auf dem neu organisierten Bakteriologischen Code basierenden Approved Lists of Bacterial Names engl fur anerkannte Listen der Bakteriennamen von 1980 keine Art Streptococcus viridans aufgefuhrt 5 Mit immer neuen Arten wuchs die Gruppe der Viridans Streptokokken an ausserdem befinden sich auch g hamolysierende Streptokokken darunter diese fuhren keine Hamolyse durch Dies fuhrte zu dem Vorschlag diese Gruppe besser nach ihrem Vorkommen als orale Streptokokken zu bezeichnen Phylogenetische Untersuchungen Ende des 20 Jahrhunderts zeigen innerhalb dieser Gruppe eine Aufteilung in vier verschiedene Teilgruppen die jeweils mehrere Arten umfassen und nach einer typischen Spezies benannt sind 4 Die Anginosus Gruppe die auch als Anginosus Streptokokken oder Streptococcus anginosus Gruppe bezeichnet wird mit S anginosus als typischen Vertreter Diese wird mitunter auch Milleri Gruppe oder Streptococcus milleri genannt Die Mitis Gruppe die auch als Mitis Streptokokken oder Streptococcus mitis Gruppe bezeichnet wird mit S mitis als typischen Vertreter In der medizinischen Literatur wird sie auch als Sanguis Gruppe bezeichnet 3 nach dem ebenfalls angehorigen S sanguis der nach aktueller Nomenklatur als Streptococcus sanguinis bezeichnet wird 1 Die Mutans Gruppe die auch als Mutans Streptokokken oder Streptococcus mutans Gruppe bezeichnet wird mit S mutans als typischen Vertreter Die Salivarius Gruppe die auch als Salivarius Streptokokken oder Streptococcus salivarius Gruppe bezeichnet wird mit S salivarius als typischen Vertreter Als nicht zu den oralen Streptokokken zugehorig sollte die sogenannte Bovis Gruppe 3 betrachtet werden Ihre Vertreter zeigen zwar auch a Hamolyse oder aber g Hamolyse weisen jedoch auch die Antigene der Lancefield Gruppe D auf Die Art nach der die Gruppe benannt wurde S bovis wird nach aktueller Nomenklatur als Streptococcus equinus bezeichnet 1 Medizinische Bedeutung BearbeitenHistorisch gesehen hat man die Viridans Streptokokken a hamolysierend von der Pyogenes Gruppe b hamolysierend unterschieden da erstere nicht so bedeutsam als Krankheitserreger waren 2 Doch auch durch einige Arten dieser Gruppe konnen Krankheiten verursacht werden weshalb sie als fakultativ pathogen bzw als opportunistische Erreger bezeichnet werden 3 4 Krankheiten Bearbeiten Streptococcus mutans S sobrinus und weitere Vertreter verstarken die Bildung von Karies 4 Auch andere Arten konnen bei Mundraum Infektionen beteiligt sein Wenn sie in den Blutstrom gelangen konnen sie Endokarditis auslosen besonders bei Menschen mit Herzklappenschaden Sie konnen beispielsweise nach einer Zahnextraktion in die Blutbahn gelangen und an Fibrinablagerungen der geschadigten Herzklappe haften bleiben 3 Viridans Streptokokken sind mit etwa 50 70 die haufigste Ursache von bakteriellen Endokarditiden 6 Diese subakut verlaufende bakterielle Endokarditis wird auch als Endocarditis lenta bezeichnet 3 Vertreter der Anginosus Gruppe konnen an eitrigen Entzundungen Abszesse beteiligt sein Sehr selten rufen Vertreter dieser Gruppe eine Hirnhautentzundung hervor 3 Mehrere Arten wurden bei immunsupprimierten Patienten als relevante Krankheitserreger identifiziert 4 Diagnose Bearbeiten Die Diagnose der Endokarditis erfolgt nach Echokardiographie TEE Eine mikrobiologische Diagnostik mittels Blutkultur sollte an drei unabhangig gewonnenen Proben erfolgen 6 Therapie Bearbeiten Je nach Krankheitsbild werden unterschiedliche Antibiotika eingesetzt Viridans Streptokokken sind gegen Penicillin empfindlich Auch Ceftriaxon und Cefotaxim sowie alternativ Vancomycin 7 werden eingesetzt Bei der bakteriellen Endokarditis wird jedoch zuerst immer empirisch therapiert bis ein endgultiger Erregernachweis gegebenenfalls mit Antibiogramm erhaltlich ist 8 Prophylaxe Bearbeiten Eine Prophylaxe gegen eine bakterielle Endokarditis wird nur bei wenigen Patienten als sinnvoll angesehen siehe Endokarditis 9 Quellen BearbeitenLiteratur Bearbeiten Jeremy M Hardie Robert A Whiley The Genus Streptococcus Oral Chapter 1 2 2 In Martin Dworkin Stanley Falkow Eugene Rosenberg Karl Heinz Schleifer Erko Stackebrandt Hrsg The Prokaryotes A Handbook on the Biology of Bacteria Volume 4 Bacteria Firmicutes Cyanobacteria 3 Auflage Springer Verlag New York 2006 ISBN 0 387 25494 3 S 76 107 doi 10 1007 0 387 30744 3 2 englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Jean Euzeby Aidan C Parte Genus Streptococcus In List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature LPSN Abgerufen am 22 Juli 2014 a b c d J M Sherman The Streptococci In Bacteriological reviews Band 1 Nr 1 Dezember 1937 ISSN 0005 3678 S 3 97 PMID 16350049 PMC 440821 freier Volltext a b c d e f g Soren Gatermann Klaus Miksits Streptokokken In Helmut Hahn Stefan H E Kaufmann Thomas F Schulz Sebastian Suerbaum Hrsg Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie 6 Auflage Springer Verlag Heidelberg 2009 ISBN 978 3 540 46359 7 S 203 221 a b c d e Jeremy M Hardie Robert A Whiley The Genus Streptococcus Oral In The Prokaryotes A Handbook on the Biology of Bacteria Volume 4 Bacteria Firmicutes Cyanobacteria Herausgegeben von M Dworkin S Falkow E Rosenberg K H Schleifer E Stackebrandt 3 Auflage Springer Verlag New York 2006 ISBN 978 0 387 25494 4 S 76 107 Approved Lists of Bacterial Names In V B D Skerman Vicki McGowan P H A Sneath Hrsg International Journal of Systematic Bacteriology Band 30 Nr 1 1980 S 225 420 doi 10 1099 00207713 30 1 225 englisch sgmjournals org PDF 17 0 MB abgerufen am 13 April 2014 a b Henrik Holtmann Monika Bobkowski BASICS Medizinische Mikrobiologie Virologie und Hygiene Elsevier Urban und Fischer 2008 Marianne Abele Horn Antimikrobielle Therapie Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten Unter Mitarbeit von Werner Heinz Hartwig Klinker Johann Schurz und August Stich 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Peter Wiehl Marburg 2009 ISBN 978 3 927219 14 4 S 367 B Al Nawas M Block G Ertl D Franzen C Gohlke Barwolf M Herrmann D Horstkotte W V Kern H H Kramer A Moritz C K Naber G Peters B Plicht G Wahl K Werdan Kommentierte Zusammenfassung der Leitlinien der European Society of Cardiology zur Infektiosen Endokarditis In Der Kardiologe Band 4 Nr 4 24 Juli 2010 ISSN 1864 9718 S 285 294 doi 10 1007 s12181 010 0282 2 Neuauflage 2009 NICE Prophylaxis against infective endocarditis In NICE 17 Marz 2008 abgerufen am 7 Februar 2012 englisch Guidance Clinical Guidelines Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Viridans Streptokokken amp oldid 230626238