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Die Einteilung der Lebewesen in Systematiken ist kontinuierlicher Gegenstand der Forschung So existieren neben und nacheinander verschiedene systematische Klassifikationen Das hier behandelte Taxon ist durch neue Forschungen obsolet geworden oder ist aus anderen Grunden nicht Teil der in der deutschsprachigen Wikipedia dargestellten Systematik Anginosus Streptokokken sind grampositive kugelformige Bakterien aus der Gattung Streptococcus Streptokokken Es handelt sich nicht um eine einzelne Art vielmehr um eine Gruppe mit mehreren Arten die eine Untergruppe der Viridans Streptokokken bilden Sie werden auch als Streptococcus anginosus Gruppe oder kurz Anginosus Gruppe bezeichnet Mitunter findet sich auch die Bezeichnung Streptococcus milleri die jedoch irrefuhrend ist da ein Binomen auf eine Art verweist Nach dieser nicht mehr anerkannten Art wird die Gruppe aber auch Milleri Gruppe oder Streptococcus milleri Gruppe genannt Die Vertreter der Gruppe zeigen auf Blutagar unterschiedliches Hamolyseverhalten auch in anderen Merkmalen unterscheiden sie sich durchaus Als gesichert gilt die Etablierung der Art Streptococcus anginosus die daher namensgebend fur diese Gruppe ist Daruber hinaus werden auch andere Bakterienstamme zu dieser Gruppe gerechnet deren Anerkennung als eigene Spezies kontrovers diskutiert wird Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Vorkommen 3 Systematik und Taxonomie 4 Quellen 4 1 Literatur 4 2 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenStreptococcus milleri wurde 1956 von Otto Guthof erstbeschrieben Er definierte sie als nicht hamolytische aus eitrigen Abszessen der Mundhohle isolierte Streptokokken die Arginin und Aesculin hydrolysieren und bei 45 C auf Galle Agar wachsen aber nicht Sorbitol und Mannitol verstoffwechseln konnen 1 Anginosus Streptokokken liegen als kokkenformige bis ovoide Zellen vor die zu Paaren Diplokokken oder zu Ketten angeordnet sind Wie alle Vertreter der Gattung bilden sie keine Endosporen Die Gram Farbung verlauft positiv Die Vertreter der Anginosus Streptokokken wachsen auf festen Nahrmedien oft als besonders kleine Kolonien Durchmesser kleiner als 0 5 mm dies ist besonders typisch fur die sogenannten minute Stamme 2 Obwohl sie eine Untergruppe der Viridans Streptokokken vergrunende Streptokokken bilden deren Bezeichnung auf die von ihnen durchgefuhrte a Hamolyse zuruckzufuhren ist zeigen die Anginosus Streptokokken kein einheitliches Hamolyseverhalten Es gibt a b und g hamolysierende Bakterienstamme letztgenannter Stamm fuhrt keine Hamolyse durch 3 Beta Hamolyse fuhren 25 29 der beschriebenen Stamme durch Anginosus Streptokokken konne die Antigene der Lancefield Gruppe A C F oder G aufweisen Antigene der Lancefield Gruppe A sind eigentlich typisch fur die sogenannten A Streptokokken zu denen vor allem S pyogenes gehort Weniger als 10 der Anginosus Streptokokken gehoren zur Lancefield Gruppe A und konnen somit im Rahmen der serologischen Diagnostik mit S pyogenes verwechselt werden Besonders haufig finden sich Antigene der Lancefield Gruppe F ausserdem gibt es noch Vertreter die uber keines der fur die Lancefield Einteilung verwendeten Antigene verfugen 2 Eine gegebenenfalls notwendige antimikrobielle Therapie von Infektionen mit Streptococcus anginosus S intermedius und der S constellatus Gruppe erfolgt mit Antibiotika Dazu eignen sich Penicillin Ceftriaxon Cefotaxim Clindamycin und Vancomycin 4 Vorkommen BearbeitenWie fur die Viridans Streptokokken oder orale Streptokokken typisch kommen auch die Anginosus Streptokokken haufig in der Mundhohle und im Hals Nasen Rachen Bereich des Menschen vor 3 Einige Arten wurden bei der Untersuchung von klinischen Proben jedoch auch von bzw aus anderen Korperregionen isoliert Im Rahmen von abdominalen Infektionen wurden sie in der Bauchhohle sowie bei Leberabszessen gefunden 2 Systematik und Taxonomie BearbeitenSiehe auch Systematik und Taxonomie der Viridans Streptokokken Die zu den Anginosus Streptokokken zahlenden Stamme sind Vertreter der Gattung Streptococcus in der Familie der Streptococcaceae in der Ordnung der Lactobacillales Milchsaurebakterien die der Abteilung der Firmicutes angehoren 5 Die Bezeichnung Streptococcus milleri geht auf Otto Guthof zuruck der das Bakterium 1956 erstbeschrieb 1 Die Taxonomie und Nomenklatur ist bei den Vertretern der Gattung Streptococcus durch viele Anderungen gepragt dies trifft auf diese Untergruppe in besonderem Masse zu Neben Streptococcus milleri wurden auch die minute Stamme 1934 Streptococcus MG 1944 und die Streptokokken der Lancefield Gruppe F 1962 beschrieben die trotz einiger Unterschiede zu einer gemeinsamen Gruppe zusammengefasst wurden 3 1977 wies Richard R Facklam auf die Ahnlichkeit vieler Vertreter dieser Gruppe mit Streptococcus anginosus Streptococcus constellatus und Streptococcus intermedius hin Er schlug jedoch nicht vor diese in eine vergrosserte Gruppe zu integrieren sondern vielmehr sie anhand ihrer Fahigkeit Lactose zu verwerten zu unterscheiden Die Lactose positiven Vertreter zahlte er zur Gruppe S MG intermedius die Lactose negativen Vertreter zur Gruppe S anginosus constellatus 6 Bei US amerikanischen Mikrobiologen setzte sich dieses System durch wahrend die europaischen Wissenschaftler die Idee einer grossen gemeinsamen Gruppe akzeptierten 3 In der auf dem neu organisierten Bakteriologischen Code basierenden Approved Lists of Bacterial Names engl fur anerkannte Listen der Bakteriennamen von 1980 sind die Arten S anginosus S constellatus und S intermedius nicht jedoch S milleri aufgefuhrt 7 Angesichts der unterschiedlichen Systematik in den USA und Europa schlug Facklam 1984 vor die a und g hamolysierenden Stamme als S intermedius Lactose positiv bzw als S constellatus Lactose negativ zu klassifizieren wahrend die b hamolysierenden Stamme Vertreter von S anginosus seien 3 1987 veroffentlichten Alan L Coykendall et al die Ergebnisse ihrer Untersuchung von Bakterienstammen die 1956 S milleri zugeordnet wurden und mit Bakterienstammen der anderen drei zu dem Zeitpunkt etablierten Spezies verglichen wurden Die Untersuchung umfasste phanotypische und genetische Untersuchungen wie die DNA DNA Hybridisierung und die Bestimmung des GC Gehalts Die Typusstamme von S anginosus und S constellatus sowie Stamme der Lancefield Gruppe F wiesen dabei eine sehr grosse genetische Ahnlichkeit auf Die Ergebnisse der Untersuchung zeigten nach Angaben der Wissenschaftler mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede so dass sie vorschlugen die drei Arten und sonstige zu der Gruppe gehorenden Bakterienstamme in einer Spezies zusammenzufassen deren Name nach der Prioritatsregel Streptococcus anginosus lautet 8 Dies wurde 1991 durch molekularbiologische Untersuchungen widerlegt Ausserdem konnte nachgewiesen werden dass S milleri keine eigenstandige Art ist sondern dass die so bezeichneten Isolate als S anginosus bzw in einem anderen Fall als S intermedius identifiziert werden konnen Gleichzeitig wurde vorgeschlagen wieder drei Arten S anginosus S constellatus bzw S intermedius anzuerkennen die untereinander nah verwandt sind 9 Nachfolgende phylogenetische Untersuchungen in den 1990er Jahren und zu Beginn des 21 Jahrhunderts lieferten widerspruchliche Ergebnisse die entweder den einen oder den anderen Vorschlag bestatigen Dazu kommt noch dass sich auch innerhalb der drei Arten Unterschiede zeigen so dass bereits bei Streptococcus constellatus die Etablierung von drei Unterarten S constellatus subsp constellatus S constellatus subsp pharyngis und S constellatus subsp viborgensis erfolgte 3 5 Quellen BearbeitenLiteratur Bearbeiten Jeremy M Hardie Robert A Whiley The Genus Streptococcus Oral Chapter 1 2 2 In Martin Dworkin Stanley Falkow Eugene Rosenberg Karl Heinz Schleifer Erko Stackebrandt Hrsg The Prokaryotes A Handbook on the Biology of Bacteria Volume 4 Bacteria Firmicutes Cyanobacteria 3 Auflage Springer Verlag New York 2006 ISBN 978 0 387 25494 4 S 76 107 doi 10 1007 0 387 30744 3 2 englisch Jan Adriaan Jacobs Streptococcus milleri Relevance of species In Dissertation an der Rijksuniversiteit Limburg te Maastricht 1996 S 1 113 unimaas nl PDF 9 1 MB abgerufen am 23 Juli 2014 Einzelnachweise Bearbeiten a b Otto Guthof Uber pathogene vergrunende Streptokokken Streptokokken Befunde bei dentogenen Abszessen und Infiltraten im Bereich der Mundhohle In Zentralblatt fur Bakteriologie Mikrobiologie und Hygiene 1 Abt Originale A Medizinische Mikrobiologie Infektionskrankheiten und Parasitologie Band 166 Nr 7 8 1956 S 553 564 a b c Jan Adriaan Jacobs Streptococcus milleri Relevance of species In Dissertation an der Rijksuniversiteit Limburg te Maastricht 1996 S 1 113 englisch unimaas nl PDF 9 1 MB abgerufen am 23 Juli 2014 a b c d e f Jeremy M Hardie Robert A Whiley The Genus Streptococcus Oral In The Prokaryotes A Handbook on the Biology of Bacteria Volume 4 Bacteria Firmicutes Cyanobacteria Herausgegeben von M Dworkin S Falkow E Rosenberg K H Schleifer E Stackebrandt 3 Auflage Springer Verlag New York 2006 ISBN 978 0 387 25494 4 S 76 107 Marianne Abele Horn Antimikrobielle Therapie Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten Unter Mitarbeit von Werner Heinz Hartwig Klinker Johann Schurz und August Stich 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Peter Wiehl Marburg 2009 ISBN 978 3 927219 14 4 S 267 a b Jean Euzeby Aidan C Parte Genus Streptococcus In List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature Abgerufen am 22 Juli 2014 Richard R Facklam Physiological differentiation of viridans streptococci In Journal of clinical microbiology Band 5 Nr 2 Februar 1977 S 184 201 ISSN 0095 1137 PMID 845245 PMC 274561 freier Volltext Approved Lists of Bacterial Names In V B D Skerman Vicki McGowan P H A Sneath Hrsg International Journal of Systematic Bacteriology Band 30 Nr 1 1980 S 225 420 doi 10 1099 00207713 30 1 225 englisch sgmjournals org PDF 17 0 MB abgerufen am 13 April 2014 Approved Lists of Bacterial Names Memento des Originals vom 22 Januar 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot ijs sgmjournals org A L Coykendall P M Wesbecher K B Gustafson Streptococcus milleri Streptococcus constellatus and Streptococcus intermedius Are Later Synonyms of Streptococcus anginosus In International Journal of Systematic Bacteriology Band 37 Nr 3 Juli 1987 S 222 228 ISSN 0020 7713 doi 10 1099 00207713 37 3 222 R A Whiley D Beighton Emended descriptions and recognition of Streptococcus constellatus Streptococcus intermedius and Streptococcus anginosus as distinct species In International journal of systematic bacteriology Band 41 Nr 1 Januar 1991 S 1 5 ISSN 0020 7713 PMID 1995029 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anginosus Streptokokken amp oldid 239781233