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Der Versteinerte Wald von Chemnitz ist eine bedeutende palaobotanische Fossilfundstatte Die im Museum fur Naturkunde Chemnitz ausgestellten Fundstucke eines Versteinerten Waldes darunter das grosste Pflanzenfossil auf dem europaischen Kontinent zahlen zu den Sehenswurdigkeiten der Stadt Baume aus dem versteinerten Wald im Innenhof des Tietz ausgestellte Exemplare von verschiedenen Fundstellen des Stadtgebietes Museum fur Naturkunde Chemnitz Scheibe mit polierter Schnittflache mit Merkmalen eines Cordaiten in der Ausstellung des Museums fur Naturkunde Chemnitz 90 110 cm Aufnahme der damals noch im Freien aufgestellten Stamme aus dem Jahr 1964 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Geologie 3 Fossilien und Forschung 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksGeschichte BearbeitenBereits der Chemnitzer Burgermeister und Gelehrte Georgius Agricola 1494 1555 berichtet 1546 in seinem Werk De natura fossilium uber Stamme von vielen Baumen die in Stein verwandelt wurden und weiterhin berichtet er uber den Zeisigwaldtuff als Baumaterial Ab 1709 wurden kurfurstlich sachsische Edelstein Inspektoren durch das Land gesendet um nach neuen Quellen fur Edelsteine zu suchen In den Berichten und Fundmitteilungen des Inspektors David Frenzel 1691 1772 ist dabei ab 1740 von den versteinerten Holzern zu lesen Immer wieder werden Funde von fossilen Holzern gemeldet und von Frenzel zu Anfang noch als versteinerte Eichen oder Buchen interpretiert Viele Fossilien dieser Zeit wurden in die konigliche Naturalienkammer Dresden entsendet darunter auch ein besonderer 100 Zentner schwerer Stamm mit noch ansitzenden Wurzeln Dieser 1751 gefundene 3 7 Meter hohe Stamm wurde 1752 ausgegraben und mit einem Gespann aus 28 Pferden nach Dresden transportiert Nach der Bergung wurde der Stamm fast 100 Jahre lang im Dresdner Zwinger ausgestellt im Jahre 1836 von Heinrich Goppert als Konifere bestimmt und im selben Jahre von Ludwig Reichenbach als Megadendron saxonicum bezeichnet Noch heute ziert er das Logo des Museums fur Naturkunde Chemnitz Leider wurde der fossile Stamm im Jahre 1849 durch den Dresdner Maiaufstand und den Brand im Zwinger zerstort Spater vermachte ein Finder der Hilbersdorfer Bauunternehmer Guldner dem Chemnitzer Konig Albert Museum einige versteinerte Stamme Der damalige erste Direktor des Museums Johann Traugott Sterzel 1841 1914 ubernahm die wissenschaftliche Untersuchung der Fundstucke Ihm ist auch das Sterzeleanum im Museum gewidmet Geologie BearbeitenDie nahe der Erdoberflache liegenden Bereiche des Versteinerten Waldes befinden sich zum Grossteil unter dem Stadtgebiet von Chemnitz im Chemnitz Becken 1 auch als Vorerzgebirgs Senke bezeichnet Die Vorerzgebirgs Senke ist befullt mit spat und postvariszischen Molassesedimenten des jungeren Karbon und alteren Perm Den jungeren Teil der Beckenfullung bilden bis zu 1550 m machtige permische Rotsedimente Rotliegend die in vier Formationen unterteilt sind Hartensdorf Formation Planitz Formation Leukersdorf Formation Mulsen Formation 2 In der Rotliegend Abfolge wechseln sich Konglomerate Sandsteine Schluffstein und Tonsteine mit Tuffen und mit als Wilde Kohlengebirge bezeichneten geringmachtigen Kohleflozchen ab Der Steinerne Wald befindet sich stratigraphisch in der unterpermischen Leukersdorf Formation 2 Fossilien und Forschung BearbeitenDie Chemnitzer Fossil lagerstatte enthalt Wurzelstocke und Stamme sowie meist isolierte belaubte Aste von baumartigen Farnen Psaronien Barlapp Sigillariaceae und Schachtelhalmen sowie von baumartigen Samenfarnen Medullosen und anderen fruhen Samenpflanzen Koniferen Cordaiten 1 Ihre Bildung steht im Zusammenhang mit dem Ausbruch des Zeisigwald Vulkans im unteren Perm vor ca 291 Millionen Jahren 3 Vergleichen lasst sich der Ausbruch des Zeisigwald Vulkans mit der Eruption des Mount St Helens im Jahr 1980 auch dort wurden durch die Wucht der Eruption gigantische Baume entwurzelt und abgeknickt Jedoch war bei der Eruption des Zeisigwald Vulkans die Menge an heissem vulkanischen Auswurfmaterial Pyroklastika grosser was an der geringeren Entfernung des damaligen Waldes zur Quelle des Auswurfmaterials liegt Zudem wurden die Eruptionsphasen mit jeder abgelagerten Schicht heftiger und die Pflanzen und Tiere wurden sukzessive immer tiefer begraben Die Kieselsaure die in diesen Auswurfmaterialien enthalten ist sorgte daraufhin fur die Fossilisation der organischen Substanz sodass sie bis heute erhalten geblieben ist nbsp Das August Orth Denkmal in den 1910er oder 1920er Jahren aus Sterzel 1927 4 Die interessantesten der bisher ausgegrabenen Stamme sind heute im Museum fur Naturkunde Chemnitz im Kulturkaufhaus DAStietz ausgestellt darunter auch Scheiben von Stammen mit polierter Schnittflache Eine kleine Sammlung Kieselholzer wurde von der Stadt Chemnitz zu Ehren des Baurates August Orth an der Ecke Orthstrasse Zeissstrasse fruher Zeppelinstrasse in Chemnitz Hilbersdorf 1911 aufgestellt 4 Vor allem in den Jahren um 1900 wurden viele Fossilien entdeckt und erforscht Doch auch in der Vergangenheit wurden immer wieder fossile Baume in verschiedenen Bereichen des Stadtgebietes von Chemnitz gefunden beispielsweise beim Wohnungsbau im Stadtteil Sonnenberg oder bei Bauarbeiten der koniglich sachsischen Staatseisenbahn Vom 4 April 2008 bis Oktober 2010 wurde im Rahmen einer wissenschaftlichen Grabung auf einem Grundstuck an der Frankenberger Strasse erneut nach Fossilien gesucht Ein dort gefundenes Exemplar des Riesenschachtelhalms Arthropitys bistriata zeigt eine Mehrfachverzweigung wie sie bislang von Schachtelhalmen nicht bekannt war 5 Daher erhielt dieser aussergewohnliche Fund von der Palaontologischen Gesellschaft die Auszeichnung Fossil des Jahres 2010 6 Zur Ernennung wurde dieser Stamm in die Dauerausstellung des Museums fur Naturkunde Chemnitz integriert Zahlreiche Funde von Medullosa stellata in der gleichen Grabungsstelle fuhrten zu neuen Erkenntnissen hinsichtlich der Okologie und der Wuchsform dieser bereits 1832 durch Bernhard von Cotta erstmals aus Chemnitz beschriebenen Medullosen Art 7 Sie wurde deshalb 2023 ebenfalls als Fossil des Jahres ausgezeichnet 8 Im Mai 2013 wurden neue Ausgrabungen an der Glockenstrasse begonnen Ebenfalls gut erhalten sind viele Uberreste ausgestorbener Tiere die im permischen Wald von Chemnitz lebten vor allem von landlebenden Gliederfussern Dazu gehort unter anderem der Riesentausendfusser Arthropleura Aber auch Reste von Landwirbeltieren wurden bereits gefunden so der eidechsenartige baumlebende Pelycosaurier Ascendonanus nestleri sowie ein noch nicht detailliert beschriebener Aistopode Urlurch mit zuruckgebildeten Gliedmassen ahnlich den heutigen Aalmolchen und Chemnitzion richteri eine andere Form von Urlurchen 9 10 Einzelnachweise Bearbeiten a b Ronny Rossler Ludwig Luthardt Jorg W Schneider Der Versteinerte Wald Chemnitz Momentaufnahme eines vulkanisch konservierten Okosystems aus dem Perm In Jahresberichte und Mitteilungen des Oberrheinischen Geologischen Vereins N F Band 97 2015 S 231 266 freier Volltextzugang ResearchGate a b Joerg W Schneider Ronny Rossler Frank Fischer Rotliegend des Chemnitz Beckens syn Erzgebirge Becken In Deutsche Stratigraphische Kommission Hrsg Koordination und Redaktion H Lutzner amp G Kowalczyk fur die Subkommission Perm Trias Stratigraphie von Deutschland X Rotliegend Teil I Innervariscische Becken Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft fur Geowissenschaften Heft 61 530 588 Hannover 2012 Chemnitzer Wald ist 291 Millionen Jahre alt Pressemitteilung vom 24 Oktober 2011 auf Senckenberg World of Biodiversity a b Johann Traugott Sterzel Der versteinerte Wald im Garten des Konig Albert Museums und das Orth Denkmal in Chemnitz Hilbersdorf Pickenhahn Chemnitz 1927 Digitalisat Ronny Rossler Zhuo Feng Robert Noll The largest calamite and its growth architecture Arthropitys bistriata from the Early Permian Petrified Forest of Chemnitz In Review of Palaeobotany and Palynology Band 185 2012 S 64 78 doi 10 1016 j revpalbo 2012 07 018 Webseite der Palaontologischen Gesellschaft mit den Fossil des Jahres Preistragern Ludwig Luthardt Stand der Forschung bei den Medullosen faszinierenden und ratselhaften Farnsamern des Versteinerten Waldes von Chemnitz In Veroffentlichungen des Museums fur Naturkunde Chemnitz Band 45 2022 S 81 90 freier Volltextzugang ResearchGate Klaus Jacob Der versteinerte Wald In Bild der Wissenschaft 5 2023 S 39 Frederik Spindler Ralf Werneburg Joerg W Schneider Ludwig Luthardt Volker Annacker Ronny Rossler First arboreal pelycosaurs Synapsida Varanopidae from the early Permian Chemnitz Fossil Lagerstatte SE Germany with a review of varanopid phylogeny In PalZ Palaontologische Zeitschrift Band 92 Nr 2 2018 S 315 364 doi 10 1007 s12542 018 0405 9 alternativer Volltextzugriff ResearchGate Ralf Werneburg Florian Witzmann Joerg W Schneider Ronny Rossler A new basal zatracheid temnospondyl from the early Permian Chemnitz Fossil Lagerstatte central east Germany In PalZ 27 Mai 2022 ISSN 0031 0220 doi 10 1007 s12542 022 00624 8 Literatur BearbeitenRonny Rossler Der versteinerte Wald von Chemnitz Katalog zur Ausstellung Sterzeleanum Museum fur Naturkunde Chemnitz 2001 ISBN 3 00 007446 5 Ronny Rossler Museum fur Naturkunde Chemnitz Freistaat Sachsen Sachsische Landesstelle fur Museumswesen Museum fur Naturkunde Chemnitz Chemnitz 2006 ISBN 3 89923 136 8Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Versteinerter Wald Chemnitz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Verkieselungsprozess Video vom 10 September 2013 zur moglichen Verkieselung der unterpermischen Holzer durch silikatreiche vulkanische Dampfe auf dem YouTube Kanal des Chemnitzer Naturkundemuseums50 830841 12 922881 Koordinaten 50 49 51 N 12 55 22 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Versteinerter Wald Chemnitz amp oldid 236713935