www.wikidata.de-de.nina.az
Die Vermittlungstheorie in der Psychologie ist eine Hypothese wonach Lernprozesse Denken und Wahrnehmungen entsprechend den Grundlagen der Verhaltenswissenschaft erklart werden Diese Grundlagen bestehen vor allem in der S R Theorie Die Vermittlungstheorie besagt dass der Reizerfolg innerhalb des S R Modells bei komplexen psychologischen Funktionen nicht automatisch und immer gleichformig erfolgt sondern von vielen einzelnen vermittelnden Schritten abhangt Psychischer Reflexbogen Die Bezeichnung der Vermittlungstheorie geht auf Charles E Osgood 1953 zuruck der viele vermittelnde Reaktionen mediating responses bzw representational mediating processes fur eine erfolgreiche Lern Denk oder Wahrnehmungsfunktion als erforderlich annahm Die Theorie wird daher auch als Mediationstheorie bezeichnet Die vermittelnden Reaktionen konnen in Form kleinster unter Umstanden gar nicht mehr beobachtbarer Verknupfungen ablaufen Damit war jedoch der entscheidende Schritt fur einen Wandel zum Neobehaviorismus erfolgt Die Eindeutigkeit experimentell kontrollierbarer Reflexantworten war nicht mehr als zwingende Voraussetzung der Verhaltenslehre gefordert 1 Inhaltsverzeichnis 1 Vermittlungstheorie innerhalb der ubrigen Schulen 1 1 Pawlows Zweites Signalsystem 1 2 Netzwerktheorien 2 EinzelnachweiseVermittlungstheorie innerhalb der ubrigen Schulen BearbeitenViele Verknupfungen zwischen zahlreichen vermittelnden Reaktionen dienen dazu komplizierte Verhaltensmuster zu erzeugen und jeweils miteinander zu verbinden Ahnliche Vorstellungen wurden bereits von Gottfried Wilhelm Leibniz 1646 1716 mit seiner Theorie der Petites perceptions entwickelt 2 Nach dem Prinzip der Reaktionsverstarkung von Clark L Hull versuchte man Lernprozesse zu erklaren 1 Mit Hilfe der Vermittlungstheorie konnten nun Vorgange nach behavioristischer Methodik verstanden werden fur die zuvor uberwiegend die Gestaltpsychologie eingetreten war 3 Pawlows Zweites Signalsystem Bearbeiten Die Lehre des zweiten Signalsystems wurde von Iwan Petrowitsch Pawlow 1849 1936 begrundet Dieser hielt die im Laufe der Zeit gesammelten Erfahrungen eines Menschen als Ergebnis der Organisation zwischen zwei miteinander interagierenden Systemen 4 5 6 Netzwerktheorien Bearbeiten Die von Osgood geforderten vermittelnden Reizantworten auf der Basis intervenierender Variablen konnen als Ergebnis interagierender Systeme nach Pawlow verstanden werden Aufgrund der neueren Hirnforschung und den Modellen der neuronalen Netzwerke hat sich ergeben dass der Ablauf der Erregung oberhalb des psychophysischen Niveaus sich keineswegs nur als sequentieller neuronaler Ablauf verstehen lasst wie es nach dem vereinfachten Niveauschema der Reizbeantwortung vermutet werden kann Vielmehr handelt es sich vielfach nach Art des Regelkreises um in sich geschlossene Neuronenketten innerhalb des Gehirns ja sogar innerhalb der Grosshirnrinde Die Arbeitsweise dieser Neurone wird auch als interaktiver Prozess zwischen hoheren und niedrigeren Schichten des Gehirns beschrieben Bekannt sind diese Schichten u a als Laminierung der Grosshirnrinde Bekannt ist die Lamina IV Stratum granulosum internum als Inputschicht fur andere bzw tiefere Areale der Grosshirnrinde Hohe und Tiefe bedeutet hier keine topographisch anatomische Lage innerhalb der Grosshirnrinde sondern bezieht sich auf die Nahe zu den eingehenden neuronalen Informationen der Sinnesorgane Topologie Es handelt sich demnach um neuronale Signale die von den sensorischen Projektionszentren stammen Das diesen Zentren naher gelegene Modul wird stets als das tiefere bezeichnet Zwischen hoheren und tieferen Schichten besteht eine Wechselwirkung Reziprozitat Die tiefere Schicht liefert Signale an die hohere und erhalt ihrerseits Ruckmeldungen von der hoheren Die hohere Schicht ist im Falle der Hirnrinde die Lamina VI Stratum multiforme Die Wechselwirkung ist dann beendet wenn das Ergebnis dieses Austauschs zu einem kognitiven Resultat gefuhrt hat 7 8 Manfred Spitzer beruft sich auf die Gestaltpsychologie und ihre These zugunsten eines solchen interaktiven Prozesses 9 Einzelnachweise Bearbeiten a b Peter R Hofstatter Hrsg Psychologie Das Fischer Lexikon Fischer Taschenbuch Frankfurt a M 1972 ISBN 3 436 01159 2 zu Stw mediating responses Hullsches Prinzip der Reaktionsverstarkung S 219 Georgi Schischkoff Hrsg Philosophisches Worterbuch Alfred Kroner Stuttgart 141982 ISBN 3 520 01322 3 Wb Lemma Petites perceptions S 524 Wilhelm Karl Arnold et al Hrsg Lexikon der Psychologie Bechtermunz Augsburg 1996 ISBN 3 86047 508 8 a zu Lex Lemma Vermittlungstheorie Sp 2478 f b zu Lex Lemma Mediationstheorie Sp 1343 C E Osgood als Begrunder der Mediationstheorie und Gegensatze unterschiedlicher Richtungen s Lex Lemma Einsicht Lernen durch Sp 434 f Markus Antonius Wirtz Hg Dorsch Lexikon der Psychologie Verlag Hans Huber Bern 162013 ISBN 978 3 456 85234 8 Lexikon Lemma Vermittlungstheorie mit Verweis auf Lexikon Lemma Zweites Signalsystem online abgerufen am 17 August 2014 E N Sokolov Perception and conditioned reflex Pergamon Oxford 1963 E N Sokolov G G Arakelov L B Levinson Neuronal mechanism of habituation In V Rusinov Ed Electrophysiology of the central nervous system S 411 456 Plenum New York 1970 D Mumford On the computational architecture of the neocortex II The role of cortico cortical loops 1992 Biol Cybern 66 241 251 Manfred Spitzer Geist im Netz Modelle fur Lernen Denken und Handeln Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 1996 ISBN 3 8274 0109 7 Zu Kap Zwischenschichten im Kopf S 136 ff Wolfgang Metzger Gesetze des Sehens Waldemar Kramer Verlag Frankfurt a M 1975 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vermittlungstheorie amp oldid 176801719