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Verdoni unbekannt 1804 in London war ein franzosisch italienischer Schachspieler Nach 1795 galt er als fuhrender europaischer Meister Inhaltsverzeichnis 1 Schachlaufbahn 2 Der Traite des Amateurs 3 Werke 4 AnmerkungenSchachlaufbahn BearbeitenVerdoni dessen Vorname und Geburtsjahr unbekannt sind soll italienischer Herkunft gewesen sein Sein schachliches Wirken vollzog sich in Paris und spater in London Nach einem Bericht von William Lewis erlernte Verdoni das Schachspiel erst spat im mittleren Alter 1 Danach dauerte es aber nicht lange bis er zu den fuhrenden Meistern des beruhmten Cafe de la Regence gehorte Zusammen mit den Pariser Spitzenspielern Bernard Carlier und Leger veroffentlichte er anonym im Jahr 1775 ein viel beachtetes Schachbuch Der Traite des Amateurs wie der abgekurzte Titel lautete war als Fortsetzung der Lehren Francois Andre Danican Philidors zu verstehen Dieser hatte bereits damals seine Tatigkeit uberwiegend nach London verlegt Erst viele Jahre spater wahrend der Franzosischen Revolution zog auch Verdoni als Fluchtling in die britische Hauptstadt 2 Somit teilte er das Schicksal seines Vorbilds denn Philidor konnte inzwischen aus politischen Grunden nicht mehr nach Paris zuruck Philidor im Spiel allen seinen Gegnern deutlich uberlegen betrachtete Verdoni als den nach ihm starksten europaischen Schachspieler 3 Im unmittelbaren Vergleich soll er Verdoni einen Bauern vorgegeben haben dabei bestand er jedoch in Abweichung zur vorherrschenden Konvention Bauer und Zug auf dem Anzug 1 Der Unterschied der Spielstarke zwischen Verdoni und seinem Lehrer war damit nach damaligem Verstandnis nicht gross Aus diesem Grund sah der Londoner Schachklub nach Philidors Tod 1795 in Verdoni den geeigneten Nachfolger um die freigewordene Position des Berufsspielers im Cafe Parsloe s zu besetzen Bis zu seinem Tod also fast ein Jahrzehnt lang konnte Verdoni die Fuhrung behaupten An die Stellung Philidors reichte er jedoch nicht heran Zu seinen bekannten Partiegegnern zahlten Graf Bruhl und der Mathematiker George Atwood der neben den Partien Philidors auch einige Vorgabepartien Verdonis aufzeichnete 4 Verdonis bedeutendster Schuler war Jacob Henry Sarratt mit dem die Linie britischer Meister in die Periode von William Lewis hinuberfuhrt Unterdessen begann in Frankreich zu Beginn des 19 Jahrhunderts der Aufstieg von Alexandre Deschapelles Dieser wurde nach dem Interregnum Verdonis der eigentliche Nachfolger Philidors in der Reihe der inoffiziellen Weltmeister Laut einer etwas ungenauen Nachricht Sarratts vor ungefahr vier Jahren starb Verdoni 1804 in seiner Londoner Wohnung 5 Zu Lebzeiten war Verdoni der spater in Vergessenheit geriet eine prominente Figur So schildert der Schriftsteller Louvet de Couvray in seinem popularen Roman Die Abenteuer des Chevalier Faublas der am Vorabend der Revolution erschien ein Wortgefecht im Cafe de la Regence Sie hatten verloren unterbrach sein Gegner Ich stand auf Gewinn mein Herr Diese Stellung hatte ich sogar gegen Verdoni weitergespielt Und ich gegen Philidor 6 Der Traite des Amateurs BearbeitenEinen theoretischen Beitrag leistete Verdoni als Mitverfasser des Traite theorique et pratique du jeu des echecs par une societe d amateurs Theoretisch praktischer Unterricht im Schachspiele von einer Gesellschaft von Liebhabern Das Buch erfuhr 1786 elf Jahre nach Erscheinen eine Neuauflage Unter den Autoren die sich als grosse Spieler der ersten Schachakademie Europas dem Cafe de la Regence bezeichneten 7 galt Verdoni als starkster Meister Daher kam in dem Werk zweifellos seine Spielauffassung gut zum Ausdruck Gleich zu Beginn wurde eine Abgrenzung zu Philidors Lehrbuch vorgenommen Bei aller Achtung die wir dem grossten Spieler Europas schuldig sind bemangelten die Verfasser dass viele der von Philidor angefuhrten Varianten mehr unterrichtend als richtig sind und dass seine Behauptungen von dem notwendigen Gewinn oder Verlust des Spiels oft gewagt sind und durch Kombination und Erfahrung widerlegt werden 8 Dessen ungeachtet stand die Gruppe um Verdoni dem Positionsspiel Philidors weit naher als der von Domenico Ercole del Rio begrundeten Modeneser Schule die im Gegensatz zu den Franzosen ein freies Figurenspiel Gambiteroffnungen und taktische Verwicklungen bevorzugte Der Wert des Buches bestand wie der englische Ubersetzer George Walker spater schrieb in der Aufbereitung von Eroffnungen und Partieverlaufen der ungenannten Meister die meist bis zum Mattschluss ausgefuhrt wurden 9 Wegen seiner praktischen Ausrichtung konnte das Werk am Ende des 18 Jahrhunderts neben dem mehr theoretisch angelegten Lehrbuch Philidors durchaus bestehen Dagegen beurteilte die Nachwelt den Traite des Amateurs und die darin gezeigten Abspiele oftmals als eintonig 10 Ein Hauptgrund warum dem Traite des Amateurs im Nachhinein nur geringe Bedeutung zukam war der Umstand dass der Schwerpunkt des Buchs auf den damals beliebten Vorgabespielen lag Erst der vierte Abschnitt handelte von Partien ohne Vorgaben Schliesslich folgten Spielendungen und im sechsten und letzten Kapitel funfzig der insgesamt hundert Schachaufgaben des Syrers Philipp Stamma Modern war die von den Autoren verwendete algebraische Notation die Stamma mehrere Jahrzehnte zuvor eingefuhrt hatte ohne dass dies bisher auf Widerhall gestossen war Der Traite des Amateurs fand ausserhalb Frankreichs besonders in Deutschland Anklang Eine Ubersetzung erschien zusammen mit den hundert Endspielen Stammas bereits 1780 in einer zweiten Auflage 1797 mit einem Vorwort des Verlegers Friedrich Nicolai einem Hauptvertreter der Berliner Aufklarung Werke BearbeitenTraite theorique et pratique du jeu des echecs par une societe d amateurs Paris 1775 Theoretisch praktischer Unterricht im Schachspiele von einer Gesellschaft von Liebhabern Berlin 1780 deutsche Ubersetzung Anmerkungen Bearbeiten a b Tassilo von Heydebrand und der Lasa in George Allen The Life of Philidor Musician and Chessplayer Philadelphia 1863 S 145f Anmerkung in Le Palamede 2 1837 S 480 William Lewis unter Pseudonym Letters on Chess London 1848 S 101 George Walker A Selection of Games at Chess Actually Played by Philidor and His Contemporaries S 61 74 J H Sarratt A Treatise on the Game of Chess 1808 Bd 1 S XXII Louvet de Couvray Vie du Chevalier de Faublas Ausgabe 1820 Bd 2 S 44 f Vorbemerkung in Traite theorique et pratique du jeu des echecs S VIIIf Zitiert nach Theoretisch praktischer Unterricht im Schachspiele S 2 G Walker The Celebrated Traite des Amateurs in The Chess Player s Chronicle London 6 1846 S 17 Anton Schmid tschaturangavidja Literatur des Schachspiels Wien 1847 S 108f PersonendatenNAME VerdoniKURZBESCHREIBUNG franzosisch italienischer SchachspielerGEBURTSDATUM 18 JahrhundertSTERBEDATUM 1804STERBEORT London Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Verdoni amp oldid 231183713