Der Terminus veröffentlichte Meinung bezeichnet die von den Massenmedien verbreitete Meinung zu bestimmten Themen und Sachverhalten. Hierbei kann sich die veröffentlichte Meinung mitunter stark von der tatsächlich in einer Bevölkerung vorherrschenden Meinung unterscheiden und die Meinungsbildung der Öffentlichkeit gegebenenfalls beeinflussen. Die veröffentlichte Meinung ist vor allem für Politiker von Relevanz, da sich ein Großteil der Wähler in ihrer Urteilsbildung an den Medien orientiert.
Unterscheidung zwischen veröffentlichter und öffentlicher Meinung Bearbeiten
Grundsätzlich sollte in einer Demokratie die öffentliche Meinung veröffentlicht werden. Hierbei resultiert die öffentliche Meinung jedoch nicht immer aus der Summe der individuellen Meinungen innerhalb der Bevölkerung. Die öffentliche Meinung wird, trotz des Fehlens einer allgemeingültigen Definition, als „ein kollektives Produkt von Kommunikationen, das sich zwischen den Sprechern als ‘herrschende‘ Meinung darstellt“ begriffen und ist für die Legitimität von demokratischen Herrschaften von zentraler Bedeutung.
Das Ziel jeder Demokratie ist es, die freie individuelle Meinungsbildung sowie die politische Willensbildung aller ihrer Bürger zu gewährleisten. Die Medien, insbesondere die Massenmedien, spielen hierbei eine zentrale Rolle, da sie Öffentlichkeit herstellen, in der ein Austausch der verschiedenen Meinungen zu gewissen Themen stattfinden kann. Das bedeutet, dass nur jene Meinungen öffentlich wirksam und meinungsbildend werden, die in den Massenmedien behandelt werden.
In der Regel erhalten vor allem Angehörige der Eliten und professionelle Sprecher, darunter Funktionäre, Experten und insbesondere Politiker sowie Journalisten, die Möglichkeit der öffentlichen Meinungsäußerung. Die von ihnen vertretene bzw. in den Medien veröffentlichte Meinung wird daher oft als die öffentliche Meinung zusammengefasst.
Tatsächlich ist die veröffentlichte Meinung jedoch nicht immer mit der öffentlichen Meinung gleichzusetzen, obwohl Letztere weitgehend durch die veröffentlichte Meinung bestimmt wird.
Darüber hinaus ist die von den politischen Akteuren und den Medien selbst veröffentlichte Meinung für die Bürger ein wichtiger Anhaltspunkt, um die jeweils in der Bevölkerung herrschende Meinung einschätzen zu können. Die prägende Kraft der Medien ist hierbei umso stärker, je mehr das Meinungsbild in den unterschiedlichen Medienangeboten übereinstimmt, also konsonant ist.
In der Forschung herrscht jedoch Konsens darüber, dass die Massenmedien die Wirklichkeit für gewöhnlich nicht angemessen abbilden. Es handelt sich vielmehr um eine verzerrte Medienrealität, die mit der objektiven Wirklichkeit nichts bzw. sehr wenig zu tun hat.
„Die Berichte der Medien sind oft ungenau und verzerrt, sie bieten manchmal eine ausgesprochen tendenziöse und ideologisch eingefärbte Weltsicht. Die in den Medien dargebotene Wirklichkeit repräsentiert in erster Linie Stereotype und Vorurteile der Journalisten, ihre professionellen Regeln und politischen Einstellungen, die Zwänge der Nachrichtenproduktion und die Erfordernisse medialer Darstellung. Sie läßt nur bedingt Rückschlüsse zu auf die physikalischen Eigenschaften der Welt, die Strukturen der Gesellschaft, den Ablauf von Ereignissen, die Verteilung der öffentlichen Meinung.“
Bei medialen Berichterstattungen steht also weniger die Abbildung der Wirklichkeit im Zentrum, als vielmehr die Auswahl sowie die Interpretation und Einordnung der Inhalte durch die Journalisten, wodurch diese eine sogenannte Meinungsmacht erhalten. „Speziell mit Meinungsmacht ist die absichtsvolle Einflussnahme von Redaktionen auf Prozesse der öffentlichen und individuellen Meinungsbildung gemeint.“
Die Meinungsmacht entsteht insbesondere dann, wenn eine zielgerichtete Beeinflussung von Einstellungen und Verhalten möglich ist, wobei dies nur unter besonderen Umständen erreicht werden kann.
Eine nähere Auseinandersetzung mit der Meinungsmacht erfolgt in der Medienwirkungsforschung.
Arten des Einflusses von Medien auf die Meinungsbildung Bearbeiten
Medien können den Prozess der Meinungsbildung auf unterschiedliche Arten beeinflussen.
Es lassen sich insgesamt fünf verschiedene Wirkungsarten unterscheiden:
- Kognitive Wirkungen
- Einstellungswirkungen
- Affektive Wirkungen
- Soziale Wirkungen
- Verhaltenswirkungen
Durch die Medien leicht erreichbar sind in erster Linie kognitive Wirkungen, also die Vermittlung von Wissen über die Welt, da wir dieses Hauptsächlich aus den Medien beziehen. So meinte der Soziologe Niklas Luhmann „Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien.“
Einflussarten:
- Wissensvermittlung
- Vermittlung von Meinungsklima
Veröffentlichte Meinung und politisches System Bearbeiten
Die massenmedial veröffentlichte Meinung kann in zweifacher Weise Einfluss auf die Entscheidungsträger und die Entscheidungen des politischen Systems nehmen:
- Direkt
- Indirekt
Mediale Berichterstattung über die Flüchtlingskrise Bearbeiten
Die Berichterstattung über die Flüchtlingskrise in Europa stellte bzw. stellt für die Medien die größte Herausforderung der letzten Jahre dar. In Österreich wurde besonders an den Mainstream-Medien Kritik geübt. Diese hätten am Beginn der Flüchtlingsbewegungen nicht objektiv über diese berichtet, sondern überwiegend positiv. Mögliche negative Folgen wurden in den Nachrichten nicht berücksichtigt. Die veröffentlichte Meinung und die öffentliche Meinung hätten sich seit längerem nicht mehr so stark widersprochen.
Doch nicht nur in Österreich kritisierte man die Einseitigkeit der Berichte, sondern auch in Deutschland.
2017 veröffentlichte die Otto-Brenner-Stiftung eine Studie der Hamburg Media School und der Universität Leipzig zur medialen Berichterstattung über die Flüchtlingskrise. Im Zuge der Studie wurden mehrere Tausend Artikel aus Die Welt, der Bild, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Süddeutschen Zeitung sowie zahlreichen Regionalzeitungen analysiert, die den Zeitraum von Februar 2015 bis März 2016 abdeckten. Das Ergebnis: Wichtige Tageszeitungen aus Deutschland haben bei der kritischen Berichterstattung versagt. Laut Studie haben die sogenannten Mainstream-Medien nicht nur geschlossen hinter Angela Merkels Flüchtlingspolitik gestanden, sondern auch die „Lösungen der politischen Elite“ einfach übernommen, ohne diese kritisch zu hinterfragen. Außerdem sei der Begriff „Willkommenskultur zu einer Art Zauberwort verklärt“ worden. Jemand, der der Regierungslinie Merkels skeptisch gegenüberstand, musste damit rechnen, der Fremdenfeindlichkeit beschuldigt zu werden.
An der Studie wird jedoch auch Kritik geübt. So wurden Gastkommentare in den untersuchten Medien nicht berücksichtigt. Darüber hinaus habe bei den Medien, unmittelbar nach der eigentlichen Flüchtlingskrise eine „Selbstreflexion“ eingesetzt, die jedoch nicht im Untersuchungszeitraum der Studie lag und demnach nicht mehr in diese aufgenommen wurde.
Siehe auch Bearbeiten
Literatur Bearbeiten
- Roland Burkart: Kommunikationswissenschaft. Grundlagen und Problemfelder. Umrisse einer interdisziplinären Sozialwissenschaft. 4. Auflage. Böhlau Verlag, Wien – Köln – Weimar 2002, ISBN 3-205-99420-5.
- Peter Filzmaier: Wie wir politisch ticken. Öffentliche und veröffentlichte Meinung in Österreich. Ueberreuter, Wien 2007, ISBN 978-3-8000-7297-2.
- Peter Kapern, Christoph Neuberger: Grundlagen des Journalismus. Hrsg.: Susanne Fengler, Sonja Kretzschmar. Springer VS, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-531-16017-7.
Weblinks Bearbeiten
- Uwe Hasebrink, Thorsten Held, Wolfgang Schulz: Macht als Wirkungspotenzial. Zur Bedeutung der Medienwirkungsforschung für die Bestimmung vorherrschender Meinungsmacht. In: http://library.fes.de./ Medien Kurzanalysen, April 2009, abgerufen am 25. August 2018.
- Uwe Hasebrink: Meinungsbildung und Kontrolle der Medien. In: bpb.de. bpb: Bundeszentrale für politische Bildung, 9. Dezember 2016, abgerufen am 23. August 2018.
- Horst Pötzsch: Massenmedien. In: bpb.de. bpb: Bundeszentrale für politische Bildung, 15. Dezember 2009, abgerufen am 23. August 2018.
Einzelnachweise Bearbeiten
- Meinung In: Duden.de, abgerufen am 22. August 2018.
- Öffentliche Meinung In: bpb.de, abgerufen am 22. August 2018.
- Friedhelm Neidhardt: Öffentlichkeit, öffentliche Meinung, soziale Bewegungen. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Sonderheft 34, 1994, S. 7–41, hier: 26. ISBN 3-531-12650-4.
- Peter Kapern, Christoph Neuberger: Grundlagen des Journalismus. Hrsg.: Susanne Fengler, Sonja Kretzschmar. Springer VS, Wiesbaden 2013, S. 76. ISBN 978-3-531-16017-7.
- Peter Kapern, Christoph Neuberger: Grundlagen des Journalismus. Hrsg.: Susanne Fengler, Sonja Kretzschmar. Springer VS, Wiesbaden 2013, S. 77. ISBN 978-3-531-16017-7.
- Niklas Luhmann: Die Realität der Massenmedien. 5. Auflage. Springer VS, Wiesbaden 2017, S. 9. ISBN 978-3-658-17737-9.
- Roland Burkart: Kommunikationswissenschaft. Grundlagen und Problemfelder. Umrisse einer interdisziplinären Sozialwissenschaft. 4. Auflage. Böhlau Verlag, Wien – Köln – Weimar 2002, S. 248f. ISBN 3-205-99420-5.
- Roland Burkart: Kommunikationswissenschaft. Grundlagen und Problemfelder. Umrisse einer interdisziplinären Sozialwissenschaft. 4. Auflage. Böhlau Verlag, Wien – Köln – Weimar 2002, S. 286. ISBN 3-205-99420-5.
- Elisabeth Noelle-Neumann: Wirkung der Massenmedien. In: Elisabeth Noelle-Neumann, Winfried Schulz, Jürgen Wilke (Hrsg.): Das Fischer Lexikon Publizistik Massenkommunikation. Fischer, Frankfurt/Main 1989, S. 360–400, hier: 383. ISBN 3-596-24562-1.
- Jürgen Gerhards: Die Macht der Massenmedien und die Demokratie: empirische Befunde. Discussion Papaer FS III 91–108, Wissenschaftszentrum Berlin 1991, S. 5ff.
- Susanne Fengler, Monika Lengauer: Matters of Migrants and Refugees – Challenges of the 21st Century. In: Susanne Fengler, Monika Lengauer, Anna-Carina Zappe, Erich-Brost-Institut (Hrsg.): Reporting on migrants and refugees. Handbook for journalism educators (in der Reihe UNESCO Series on Journalism Education). UNESCO, Paris 2021, ISBN 978-92-3-100456-8, S. 11–28.
- Flüchtlingsmeldungen der Medien polarisieren Österreich In: sn.at, 8. Oktober 2015, abgerufen am 27. August 2018.
- Flüchtlinge in den Medien. Mit dem Strom. In: zeit.de, 19. Juli 2017, abgerufen am 27. August 2018.
- „Willkommenskultur verklärt“. Studie bemängelt „unkritische“ Berichterstattung in Flüchtlingskrise. In: welt.de, 19. Juli 2017, abgerufen am 27. August 2018.
- Berichterstattung zur Flüchtlingskrise. Studie kritisiert mangelnde Neutralität. In: tagesschau.de, 22. Juli 2017, abgerufen am 27. August 2018.