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Das Onsernonetal italienisch Valle Onsernone ist ein westlich des Maggiatals gelegenes Tal im Schweizer Kanton Tessin Isorno Blick talaufwartsOnsernonetal bei Loco Blick talwartsSprugaInhaltsverzeichnis 1 Umfang 2 Geographie 3 Geschichte 3 1 Fruhe Besiedelung und Mittelalter 3 2 19 Jahrhundert 3 3 Grenzverletzung vom 18 19 Oktober 1944 3 4 Zuwanderung aus der Deutschschweiz nach 1968 3 5 Politische Gliederung 4 Architektur 5 Kunstlerkolonie 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseUmfang BearbeitenDas Onsernonetal umfasst historisch wie die im Hochmittelalter erstmals in Dokumenten erwahnte Comun Grande d Onsernone das gesamte Tal das vom Bach Onsernone ganz im Westen und dem weiter ostlichen Fluss Isorno mit allen Seitenbachen durchflossen wird bis unmittelbar im Osten vor die Muhlen des Dorfes Auressio das damals zum Pedemonte gehorte Erst seit der Abtretung des obersten Talabschnittes von der Schweiz an Italien im Jahre 1807 wird der oberste Talabschnitt Valle dei Bagni nach den Ruinen des fruheren Thermalbades Bagni di Craveggia genannt Anderseits umfasst heute im gangigen Sprachgebrauch das Onsernonetal auch den untersten Talabschnitt des Flusses Isorno von oberhalb bei Auressio bis zur Einmundung in den Fluss Melezza aus dem Centovalli bei Intragna Diese fruhere geschichtliche Talabgrenzung spiegelte sich von 1995 bis 2016 in den Namen der beiden infolge von Fusionen entstandenen Gemeinden Onsernone und Isorno wider Geographie BearbeitenAlle Dorfer liegen auf der jeweiligen Nordseite des Tals in Gelandeterrassen hoch uber den Schluchten der Flusse Isorno und Ribo Einzige Ausnahme bildet die fruher Terra vecchia genannte Siedlung von Oviga eine der zwanzig Terre der Comun Grande auf der Sudseite des Flusses Hier in der Nahe uberquerte fruher der Hauptweg aus dem Centovalli ins Onsernone uber Monte Camino den Fluss in Richtung Mosogno und Russo Die anderen beiden wichtigen Zugangswege im Suden waren von Cavigliano uber Auressio nach Loco entlang der Tal Nordseite und die im 16 Jahrhundert als Mulatteria ausgebaute Verbindung von Intragna TI uber die Brucke bei Niva nach Loco Der oberste Talabschnitt jenseits der Bader auf italienischem Territorium ist nur zu Fuss erreichbar Bei Russo mundet das vom Ribo durchflossene Seitental mit den Dorfern Vergeletto und Gresso ein Geschichte BearbeitenFruhe Besiedelung und Mittelalter Bearbeiten Aufgrund der stark erschwerten Zuganglichkeit des Tales von Suden her entlang des in einer langen Schlucht verlaufenden Flusses Isorno und vieler ebenso tief ins Gelande eingeschnittener Seitenbache wie des Ribo aus dem Vergelettotal sowie besonders auf der Tal Sudseite steilen Abhangen durfte eine nennenswerte Besiedlung zwar erst relativ spat etwa im 8 bis 10 Jahrhundert eingesetzt haben Aber uber die Bergketten von Suden aus Centovalli uber Monte Comino und Oviga in Tessinerdialekt fur schattiger Ort nach Mosogno und von Norden aus Maggiatal uber den Passo della Garina und Ighelone nach Loco wurde das Tal sicher schon fruher begangen Neben vereinzelten Funden bei einzelnen Passubergangen spricht dafur insbesondere ein Ende des 19 Jahrhunderts bei Gresso gefundenes Grab mit einem Krug einer kleinen Vase und drei romischen Munzen aus der Zeit von 98 bis 161 n Chr 1 Erstmals urkundlich erwahnt wird das Onsernonetal wenige Jahrzehnte nach dem benachbarten Centovalli im 12 Jahrhundert im Besitz des Klosters Disentis in einem in Ascona beurkundeten Abtretungsvertrag vom 27 November 1224 Bereits vier Jahre spater erfolgte die erste Erwahnung der Comune di Onsernone und der ersten Talkirche des Heiligen Remigius in Loco anlasslich einer Streitschlichtung mit Vertretern aus dem Pedemonte und Centovalli Im selben Jahrhundert folgten weitere erstmalige Erwahnungen heute noch identifizierbarer Fraktionen Terre 2 3 wie von Crana 1228 als Grana Russo 1231 als Ruxi Seghelina 1265 als Segurina Rossa 1265 als Uossa Bairone 1273 als Albairolo und Barione Mosogno 1277 mit bereits einer Kapelle dort und von Spruga 1285 Die Alpe di Porcareccio zuhinterst im Valle Vergeletto beim Passubergang ins Valle Campo als Seitental des Valle Maggia wird auch schon in 1296 dokumentarisch belegt Anlasslich eines Liegenschaftenubertrags in einem Pergament aus Toceno wird 1299 auch erstmals der taldurchquerende Fluss lateinisch als flumen de aqua calida deutsch Warmwasser heute zuoberst Onsernone dann Rio dei Bagni und weiter unten Isorno bezeichnet 4 Damit ist dieses Dokument auch der fruheste Beleg der beiden Thermalquellen nordlich heute versiegt und sudlich Bagni di Craveggia des Flusses Somit war bereits im 13 Jahrhundert etwa das heutige Siedlungs und Alpgebiet genutzt Die trotz weiterem Bevolkerungszuwachs kaum mehr flachenmassig ausweitbare Landwirtschaftsflache und die verbesserten Verkehrsverbindungen insbesondere nach Bau der romanischen Isorno Brucken zwischen Vosa und Niva sowie zwischen Oviga und Navira fuhrten ab dem 15 Jahrhundert zur verstarkten Auswanderung vor allem nach Oberitalien und zur Spezialisierung auf die Fabrikation von Gebrauchswaren aus Roggenstroh fur den Export Dieser brach aber im 19 Jahrhundert mit dann verfugbaren entsprechenden Industrieprodukten ab was trotz gelegentlicher Ruckwanderer zu verstarkter Abwanderung aus dem Tal fuhrte 19 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Dorfstrasse von Spruga Historisches Bild von Leo Wehrli 1940 Die Comune di Onsernone musste sich bis zum von Napoleon als Konig von Italien erzwungenen Abtreten des obersten Talabschnittes zuletzt im Jahre 1807 an die italienischen Gemeinden Craveggia und Dissimo heute Teil der Gemeinde Re immer wieder gegen auswartige Besitzanspruche vor allem aus sudlicher Richtung Centovalli und Valle Vigezzo wehren Eine kurvenreiche Fahrstrasse ins Onsernonetal mit zahlreichen Brucken wurde erst zwischen 1898 und 1900 erstellt Der Postverkehr mit dem Tal erfolgte seit dessen Einrichtung im Jahre 1858 bis dahin zu Fuss nach Loco wo dann die weitere Postsachen Verteilung und Einsammlung im Tal erfolgte Die Verlangerung der einzigen Durchfahrtstrasse uber Spruga hinaus bis zur Landesgrenze erfolgte sogar erst 1932 Geblieben ist bis heute die vielfach vor allem bei den Ortsdurchfahrten enge Strasse mit einzig einer spateren Neutrassierung der Fahrstrecke zwischen Cavigliano und Auressio nbsp Onsernone Mundung Historisches Bild von L Wehrli 1922 Grenzverletzung vom 18 19 Oktober 1944 Bearbeiten Hauptartikel Gefecht bei den Bagni di Craveggia In der Endphase des Zweiten Weltkrieges bekampften sich in Norditalien faschistische Truppen und italienische Partisanenverbande Im Oktober 1944 zogen sich die Uberlebenden der Partisanenbrigade Perotti nach einem Ruckzugsgefecht zur Schweizer Grenze bei den Bagni di Craveggia nahe Spruga zuruck Ihr Kommandant Filippo Frasati ersuchte um Internierung in der Schweiz die verweigert wurde da die Schweizer Vorschriften die Internierung Kombattanter nur im Falle unmittelbarer Todesgefahr erlaubten Die Grenze wurde ab dem 12 Oktober 1944 durch die motorisierte Mitrailleurkompanie 9 der Schweizer Armee verstarkt deren Offiziere mit den Partisanen den Grenzubertritt im Falle eines faschistischen Angriffs absprachen Dieser erfolgte am 18 Oktober 1944 als rund 200 Mann unterstutzt von einigen deutschen Soldaten das Feuer auf die Partisanen eroffneten wobei viele Geschosse auch auf Schweizer Gebiet einschlugen Die Partisanen flohen absprachegemass in die Schweiz und einer ihrer Offiziere wurde dabei bereits auf Schweizer Boden getotet Der faschistische Kommandant verlangte die Auslieferung der Partisanen was der Schweizer Kommandant ablehnte Nachdem die Grenze durch weitere Schweizer Truppen verstarkt wurde verliessen die faschistischen Truppen das Grenzgebiet wieder Die 256 uberlebenden Partisanen wurden in Locarno bis zum Kriegsende interniert 5 Zuwanderung aus der Deutschschweiz nach 1968 Bearbeiten Im Zug der 1968er Bewegung bis Ende 1980er Jahre zogen rund 200 junge Menschen aus der Deutschschweiz ins Tal die als Aussteiger oder Neo Rurale bezeichnet wurden 6 Politische Gliederung Bearbeiten Die fruhere Comune di Onsernone gliederte sich dabei bis zu deren Auflosung als politische Einheit heute nur noch als Burgergemeinde existent Anfang des 19 Jahrhunderts in funf Squadre Ortschaften und 20 Terre Fraktionen Loco Loco Niva Maltino Rossa Ighelone Berzona Berzona Seghelina Mosogno Mosogno Sopra Mosogno Sotto Ciosso Barione Oviga Russo Russo Quiello Gresso Vergeletto und Crana Crana Vocaglia Comologno Spruga Heute gehort das ganze Onsernonetal inklusive Auressio zusammen mit dem Vergeletto nach drei verschiedenen Gemeindefusionen zur Gemeinde Onsernone Architektur BearbeitenBekannt ist das Onsernonetal durch seine an der einzigen Durchgangsstrasse hoch oben am Nordhang liegenden und entsprechend stark besonnten Dorfer mit auch im Winter bis zu sieben Stunden Sonnenscheindauer Zu sehen sind zahlreiche gut erhaltene typische Tessiner Steinhauser aus Paragneis der regional Serizzo genannt wird mit ihren Holzterrassen Die kleinen Dorfer sind zum Teil sehr gut erhalten 2 Kunstlerkolonie BearbeitenSeit dem 20 Jahrhundert gilt das Onsernonetal und insbesondere der Ort Berzona als Kunstlerkolonie da verschiedene bekannte Schriftsteller dort zumindest zeitweilig ihren Wohnsitz nahmen So verbrachte Alfred Andersch seinen Lebensabend im Onsernonetal und wurde in Berzona begraben Max Frisch und Golo Mann zahlen ebenfalls zu den bekannten Einwohnern 2 Literatur BearbeitenJohannes Bar Die Vegetation des Val Onsernone Kanton Tessin Rascher Zurich 1918 Digitalisat Siro Borrani Il Ticino Sacro Memorie religiose della Svizzera Italiana raccolte dal sacerdote Siro Borrani prevosto di Losone Tipografia e Libreria Cattolica di Giovanni Grassi Lugano 1896 Alfred Canale Geomorphologie der Valle Onsernone Bellinzona 1956 Vasco Gamboni Onsernonetal In Historisches Lexikon der Schweiz Peter Knup Geologie und Petrographie des Gebietes zwischen Centovalli Valle Vigezzo und Onsernone In Schweizerische mineralogische und petrographische Mitteilungen Band 38 Heft 1 Zurich 1958 Simona Martinoli et al Guida d arte della Svizzera italiana Edizioni Casagrande Bellinzona 2007 Elfi Rusch I monumenti d arte e di storia del Canton Ticino Distretto di Locarno IV La Verzasca il Pedemonte le Centovalli e l Onsernone Die Kunstdenkmaler der Schweiz Band 123 Hrsg von der Gesellschaft fur Schweizerische Kunstgeschichte SKG Bern 2013 ISBN 978 3 03797 084 3 S 284 290 Stef Stauffer Steile Welt Leben im Onsernone Buchverlag Lokwort Bern 2012 ISBN 978 3 906786 44 5 Luciano Vaccaro Giuseppe Chiesi Fabrizio Panzera Terre del Ticino Diocesi di Lugano Editrice La Scuola Brescia 2003 Patricia Vavadini Bielander Massimo Colombo Locarnese und Taler Wege der Vergangenheit Streifzuge durch Geschichte und Archaologie des Kantons Tessin Band 123 Hrsg von der AAT Associazione Archeologica Ticinese und UBC Ufficio Beni Culturali SKG Bellinzona o J Routen 11 und 14 Laurentius Zawadynski Geologisch petrographische Untersuchungen in der Valle Onsernone Tessin Zur Petrographie der Kataklasite In Schweizerische mineralogische und petrographe Mitteilungen Band 32 Heft 1 Zurich 1952 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Onsernone Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Aldo Crivelli Atlante preistorico e storico della Svizzera Italiana Volume Primo Istituto Editorale Ticinese Bellinzona 1943 aggiornamento 1990 da Pierangelo Donati S 73 a b c Elfi Rusch Distretto di Locarno IV Hrsg von der Gesellschaft fur Schweizerische Kunstgeschichte Bern 2013 ISBN 978 3 03797 084 3 S 284 290 Lindoro Regolatti Il Comune di Onsernone Ordinamento civile delle cinque antiche Squadre Mazzuconi Lugano 1934 S 125 132 Paolo Norsa Hg Invito alle Valle Vigezzo Dante Giovannacci Editore Domodossola 1970 S 134 zu Primardokument pergameno n 9 Vol I dell Archivio comunale di Toceno Aurelio Giovannacci Martin Fricker Tot verletzt oder lebendig Schlacht bei den Bagni di Craveggia Schweizer Soldat 11 2015 S 50 f Jurg Oehninger Regi Sager Jurg Oehninger Die Aussteiger vom Onsernonetal Schweizer Radio und Fernsehen SRF 3 Oktober 2017 abgerufen am 23 Februar 2018 Normdaten Geografikum GND 4508315 0 lobid OGND AKS LCCN sh2005002511 VIAF 315143506 46 200211 8 648815 Koordinaten 46 12 N 8 39 O CH1903 693410 117248 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Onsernonetal amp oldid 234461509