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Als Urstand wird in der Theologie der Zustand von Adam und Eva im Paradies bezeichnet bevor sie von der Frucht des Baumes der Erkenntnis gegessen haben Gen 3 EU Der Urstandslehre zufolge befand sich dieses Menschenpaar durch die Urstandsgnade in dem Zustand wie sie von Gott geschaffen wurden was sich durch den Sundenfall verandert habe der Verlust der unbefangenen Nacktheit Geburtsschmerz muhevoller Broterwerb und Sterblichkeit des Menschen werden auf die Ubertretung des Gebotes Gottes zuruckgefuhrt Das Konzept vom Urstand hangt daher eng mit der Sunden und der Gnadenlehre zusammen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichtliche Entwicklung der Urstandsvorstellung 1 1 Antike 1 2 Mittelalter 1 3 Neuzeit 2 Verwendung des Ausdrucks Urstand in der Philosophie 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichtliche Entwicklung der Urstandsvorstellung BearbeitenAntike Bearbeiten In der Alten Kirche wurde der Urstand verschieden ausgedeutet Theophilus von Antiochien sah den Urstand naturhaft realistisch an 1 wahrend sie bei Irenaus von Lyon heilsgeschichtlich gedeutet wird In der alexandrinischen Theologie wird der Urstand durch den platonischen Einfluss abstrakter verstanden und in Bezug mit dem praexistenten Logos gedacht Die meisten griechischen Vater gingen von einem realgeschichtlich historischen Urstand aus Fur die Westkirche pragend wurde die Auffassung des Augustinus vom Urstand als status rectus et sine vitio 2 Daran schliessen sich die Lehrentscheidungen der Synode von Karthago 418 DH 222 der Synode von Orange DH 389 und im pseudo colestinischen Kapitel Indiculus DH 239 Mittelalter Bearbeiten In der mittelalterlichen Scholastik wurde die Urstandslehre weiter ausgebaut Anselm von Canterbury versteht sie als iustitia originalis ursprungliche Gerechtigkeit 3 Thomas von Aquin verbindet die Urstandsgnade mit der heiligmachenden Gnade 4 Neuzeit Bearbeiten Wahrend die Reformatoren die Urstandslehre ablehnten wird katholischerseits an einer heilsgeschichtlich gedeuteten Urstandslehre festgehalten Der Mensch ist als ursprunglich gut und im Einklang mit Gott geschaffen verlor diesen Zustand durch die Sunde und gelangt durch die Annahme der Erlosung durch Christus in einen noch besseren Zustand vgl felix culpa 374 Der erste Mensch wurde als ein gutes Wesen erschaffen und in Freundschaft mit seinem Schopfer und in Einklang mit sich selbst und mit der ihn umgebenden Schopfung versetzt Nur durch die Herrlichkeit der Neuschopfung in Christus konnen diese Freundschaft und Harmonie noch ubertroffen werden 375 Die Kirche legt die Symbolik der biblischen Sprache im Licht des Neuen Testamentes und der Uberlieferung authentisch aus und lehrt dass unsere Stammeltern Adam und Eva in einen ursprunglichen Stand der Heiligkeit und Gerechtigkeit eingesetzt wurden Konzil von Trient DS 1511 Diese Gnade der ursprunglichen Heiligkeit war eine Teilhabe am gottlichen Leben LG 2 376 Solange der Mensch in der engen Verbindung mit Gott blieb musste er weder sterben vgl Gen 2 17 EU 3 19 EU noch leiden vgl Gen 3 16 EU Die innere Harmonie der menschlichen Person die Harmonie zwischen Mann und Frau vgl Gen 2 EU und die Harmonie zwischen dem ersten Menschenpaar und der gesamten Schopfung bildete den Zustand der sogenannten Urgerechtigkeit 377 Die von Gott dem Menschen von Anfang an gewahrte Herrschaft uber die Welt wirkte sich in erster Linie im Menschen als Herrschaft uber sich selbst aus Der Mensch war in seinem ganzen Wesen heil und geordnet weil er von der dreifachen Begierlichkeit vgl 1 Joh 2 16 EU die ihn zum Knecht der Sinneslust der Gier nach irdischen Gutern und der Selbstbehauptung gegen die Weisungen der Vernunft macht frei war 379 Diese ganze Harmonie der Urgerechtigkeit die der Plan Gottes fur den Menschen vorgesehen hatte ging durch die Sunde unserer Stammeltern verloren Ecclesia Catholica Katechismus der Katholischen Kirche 1997 5 Die Urstandslehre hangt also eng mit der Erbsundenlehre und der Soteriologie zusammen und ist zwischen den christlichen Konfessionen umstritten Verwendung des Ausdrucks Urstand in der Philosophie BearbeitenIn der Philosophie wird der Ausdruck Urstand etwas anders als in der Theologie gebraucht Bei Jakob Bohme bedeutet Urstand so viel wie Ursprung Ausgangspunkt der Welt Schelling beschreibt damit im ausdrucklichen Ruckgriff auf Bohme ein erstes Prinzip der Weltgenese im Zustand der Latenz Wenn der Urstand sich selbst weiss wird er vom Ur stand zum Ver stand 6 Edmund Husserl verwendet den Ausdruck um das absolute Subjekt zu beschreiben also metaphorisch dasjenige gegen das jeder Gegenstand steht 7 Literatur BearbeitenLeo Scheffczyk Urstand In Walter Kasper Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Band 10 Herder Freiburg im Breisgau 2001 Sp 486 488 Michael Stickelbroeck Urstand Fall und Erbsunde in der nachaugustinischen Ara bis zum Beginn der Scholastik Die lateinische Theologie Freiburg Basel Wien 2007 Manfred Hauke Urstand Fall und Erbsunde in der nachaugustinischen Ara bis zum Beginn der Scholastik Die griechische Theologie Freiburg Basel Wien 2007 Heinrich Maria Koster Urstand Fall und Erbsunde in der katholischen Theologie unseres Jahrhunderts Eichstatter Studien N F 16 Regensburg 1983 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Urstand Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Theophilus von Antiochien Ad Autolycum 2 23 Augustinus von Hippo De correptione et gratia 10 26 Anselm von Canterbury De veritate 12 Thomas von Aquin Summa theologiae I 95 1 Katechismus der Katholischen Kirche 1997 Nr 374 379 Schelling Friedrich Wilhelm Joseph von Philosophie der Offenbarung Hrsg Manfred Schroter 6 Erganzungsband 1858 S 296 Husserl Edmund Die Bernauer Manuskripte uber das Zeitbewusstsein Husserliana XXXIII S 277 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Urstand amp oldid 188192669