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Ultraleuchtkraftige Rontgenquellen englisch ultra luminous X ray source abgekurzt ULX werden beobachtet als punktformige Rontgenquellen in benachbarten Galaxien die nicht in den Zentren der Galaxien positioniert sind und eine Leuchtkraft haben welche die Eddington Grenze fur spharische Akkretion auf ein kompaktes Objekt von 10 Sonnenmassen mit 1031 Watt im Bereich von 0 3 bis 10 keV ubersteigt Sie gewinnen den grossten Teil ihrer Energie nicht aus thermonuklearen Reaktionen Es ist keine ultraleuchtkraftige Rontgenquelle in der Milchstrasse bekannt Es wird vermutet dass die Rontgenstrahlung durch die Akkretion von Materie auf Schwarze Locher in Rontgendoppelsternen entsteht 1 Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften 2 Klassifizierung 3 Hypothesen 4 Beispiele 5 EinzelnachweiseEigenschaften BearbeitenBei der Identifikation von ultraleuchtkraftigen Rontgenquellen werden zunachst andere Objekte ausgeschlossen wie aktive galaktische Kerne hinter der Galaxie junge Supernovauberreste in der Galaxie und Vordergrundobjekte wie kataklysmische Veranderliche und chromospharisch aktive Sterne in der Milchstrasse 2 Die verbliebenen Rontgenquellen verfugen uber die folgenden Eigenschaften Die Rontgenleuchtkraft kann bis zu 2 1035 Watt erreichen wobei diese Quellen manchmal auch als hyperleuchtkraftige Rontgenquellen bezeichnet werden und nur bei Leuchtkraften von 1032 1034 Watt von ultraleuchtkraftige Rontgenquellen gesprochen wird 3 Die Rontgenstrahlung ist veranderlich mit Schwankungen in der Intensitat und im Spektrum Wie bei anderen Kandidaten fur akkretierende Schwarze Locher wie bei Rontgennovae werden Ubergange zwischen einem harten Spektrum mit geringer Intensitat und einem weichen Spektrum mit hoher Intensitat beobachtet 4 Die Veranderlichkeit vollzieht sich auf Zeitskalen von Sekunden bis Jahren 5 Das Spektrum im Bereich der Rontgenstrahlung kann in erster Naherung durch ein einfaches Potenzgesetz beschrieben werden Unterhalb von 2 keV wird haufig ein kleiner Uberschuss gegenuber dem Potenzgesetz beobachtet Dieser Exzess wird entweder als eine Folge eines Ausflusses in Form von Jets oder als Emission vom ausseren kalten Bereich einer Akkretionsscheibe interpretiert Oberhalb von 4 keV bricht die Gultigkeit des Potenzgesetzes meist zusammen 6 Einige ULX mit maximalen Rontgenleuchtkraften von einigen 1039 erg zeigen periodische Leuchtkraftanderungen in der Grossenordnung von einigen Stunden wie Rontgendoppelsterne vom Typ LXMB Bei ULX mit hoheren Leuchtkraften sind dagegen keine langfristig stabilen Helligkeitsanderungen beobachtet worden Wie bei allen Arten von Rontgendoppelsternen werden auch bei ultraleuchtkraftigen Rontgenquellen Dips nachgewiesen bei denen die Rontgenhelligkeit innerhalb weniger Stunden bzw Tage um bis zu einem Faktor 10 abfallt und im selben Zeitraum wieder die vorherige Helligkeit erreicht Dieses Verhalten wird bei Rontgendoppelsternen als Abschattung der Rontgenstrahlung durch Strukturen in der Scheibe oder im Sternwind des massespendenden Begleitsterns interpretiert 7 Quasiperiodische Oszillationen der Rontgenstrahlung zeigen Frequenzen im Bereich von einem bis 150 mHz wie sie auch bei Rontgendoppelsternen mit Schwarzen Lochern beobachtet werden Die Verteilung der Frequenzen der QPOs lassen eine hohe Masse der Schwarzen Locher erwarten 8 Die Ultraviolettstrahlung vom Ort der ultraleuchtkraftige Rontgenquellen zeigt manchmal Anzeichen fur eine Akkretion von Sternwind von einem Wolf Rayet Stern und manchmal Anzeichen fur einen Massentransfer wenn ein Stern in einem Doppelsternsystem seine Roche Grenze uberschreitet 9 Optische Strahlung vom Ort ultraleuchtkraftiger Rontgenquellen verfugt meist uber einen blauen Farbindex Dies muss aber nicht als ein massiver blauer Stern als Quelle des akkretierten Gases interpretiert werden da es sich auch um Strahlung der Akkretionsscheibe handeln kann die von der Rontgenstrahlung aufgeheizt wird 10 Da die reprozessierte Strahlung der Akkretionsscheibe die optische Helligkeit des Sterns um bis zu 5 Magnitudinen ubertrifft konnen nur Begleiter mit dem Spektraltyp O ausgeschlossen werden 11 Um einige ultraleuchtkraftige Rontgenquellen sind ionisierte Nebel gefunden worden deren Ausdehnung und Leuchtkraft die von Supernovauberresten deutlich uberschreitet Die Linien des He II und N V werden auch bei aktiven galaktischen Kernen beobachtet wo diese als Folge einer Fotoionisation durch harte Rontgenstrahlung interpretiert werden 12 Ultraleuchtkraftige Rontgenquellen werden zu 75 Prozent in oder nahe bei Gebieten mit aktiver Sternentstehung in den Galaxien gefunden Dementsprechend werden diese Rontgenquellen seltener in elliptischen Galaxien entdeckt In den letzten Jahren sind am Ort der ultraleuchtkraftigen Rontgenquellen teilweise junge offene Sternhaufen oder Kugelsternhaufen mit einem Alter von um die 10 Millionen Jahre gefunden worden 13 Da die Sternentstehungsraten in wechselwirkenden Galaxien recht hoch sind wird dort auch eine entsprechend hohe Anzahl an ultraleuchtkraftigen Rontgenquellen beobachtet Die Sterne in der Umgebung dieser ULX haben meist ein Alter in der Grossenordnung von 10 Millionen Jahren 14 Ultraleuchtkraftige Rontgenquellen treten mit grosserer Wahrscheinlichkeit in metallarmen Galaxien auf mit einem Anteil an schweren Elementen der kleiner als funf Prozent des Werts der Sonne ist 15 Eine Untergruppe der ultraleuchtkraftigen Rontgenquellen sind die superweichen ultraleuchtkraftigen Rontgenquellen deren Rontgenspektrum von Strahlung mit Energien unterhalb von 2000 Elektronenvolt dominiert wird Diese Spektren konnen sowohl als Akkretionsscheiben mit hoher Inklination um Schwarze Locher mit stellaren Massen beschrieben werden als auch als kuhle Scheiben um Schwarze Locher mit Massen von 1 000 bis 10 000 Sonnenmassen 16 Klassifizierung BearbeitenUltraleuchtkraftige Rontgenquellen werden folgendermassen anhand der Leuchtkraft im Rontgenbereich eingeteilt Im Bereich 1039 2 1042 erg s als standard ultraleuchtkraftige Rontgenquellen oder sULX Bis 1041 erg s als extreme ultraleuchtkraftige Rontgenquellen oder eULX Bei Werten jenseits von 1042 erg s als hyperleuchtkraftige ULX oder HLXNeben der Leuchtkraft unterscheiden sich die Klassen auch in ihrem Rontgenspektrum und in ihrer quasiperiodischen Veranderlichkeit 17 Hypothesen BearbeitenDas Interesse an den ultraleuchtkraftigen Rontgenquellen liegt am Uberschreiten der Eddington Grenze fur bekannte Begleiter in Rontgendoppelsternen Jeder Stern kann danach eine maximale Leuchtkraft aus der Akkretion gewinnen bevor der Strahlungsdruck die einfallende Materie von dem kompakten Objekt wegbeschleunigt und damit eine Obergrenze der Akkretionsrate und Leuchtkraft fur die jeweilige Masse festlegt Daher sind fur die ultraleuchtkraftigen Rontgenquellen folgende Hypothesen entwickelt worden 18 Es handelt sich um akkretierende Schwarze Locher mit Massen von mehr als 100 Sonnenmassen Diese Hypothese wird haufig skeptisch gesehen da es keine anderen Anzeichen fur Schwarze Locher mit einer Masse oberhalb von 20 Sonnenmassen gibt die direkt aus einer Kernkollapssupernova entstehen konnen Erst Schwarze Locher mit Massen weit oberhalb von 100 000 und mehr Sonnenmassen sind in den aktiven Kernen von Galaxien gefunden worden Schwarze Locher mittlerer Masse konnten aus der Verschmelzung von Schwarzen Lochern mit stellaren Massen entstanden sein Es handelt sich um akkretierende Schwarze Locher mit Massen von 5 20 Sonnenmassen deren Rontgenstrahlung nicht isotrop abgestrahlt wird sondern deren Emission stark gerichtet ist Es handelt sich um akkretierende Schwarze Locher mit Massen von 5 20 Sonnenmassen deren Strahlung die Eddington Grenze uberschreitet Eine geringe Uberschreitung der Eddington Leuchtkraft ist von den galaktischen Mikroquasaren V4641 Sgr und GRS 1915 105 bekannt Es handelt sich um akkretierende Schwarze Locher mit Massen von bis zu 80 Sonnenmassen die aus extrem wasserstoffarmen Sternen entstanden sind und knapp oberhalb ihrer Eddington Leuchtkraft emittieren Bei einer geringen Metallizitat entstehen nur geringe Sternwinde und deshalb verlieren massereichere Sterne in ihren letzten Sternphasen weniger Materie bevor sie als Kernkollapssupernova explodieren und ein Schwarzes Loch zuruckbleibt Ein Hybridmodell aus diesen Alternativen Neben diesen Hypothesen um ungewohnliche Rontgendoppelsterne wird auch diskutiert ob es sich um 19 ein ehemals zentrales Schwarzes Loch einer mittlerweile mit der Galaxie verschmolzenen kleineren Galaxie handeln konnte eine Supernova vom Typ IIb handeln konnte allerdings ist niemals ein optisches Gegenstuck einer Supernova am Ort einer ultraleuchtkraftigen Rontgenquellen beobachtet worden ein am zentralen Schwarzen Loch der Galaxie abgepralltes kleineres Schwarzes Loch handeln konnte das auf Geschwindigkeiten von einigen 1000 km s beschleunigt wurde junge rotationsangetriebene Rontgenpulsare handeln konnte einige 100 bis 1000 Jahre nach der Supernovaexplosion Zur Rontgenhelligkeit kann auch ein Pulsarwind Nebel beitragen Es wird geschatzt dass zirka drei Prozent der ULX von der Rotationsenergie junger Neutronensterne angetrieben werden 20 Wahrscheinlich bilden die ultraleuchtkraftigen Rontgenquellen keine homogene Gruppe Insbesondere die hyperleuchtkraftigen Rontgenquellen zeigen abweichende Eigenschaften wie ein harteres Rontgenspektrum und grossere Veranderlichkeit im Bereich von Sekunden bis Stunden Sie gelten als gute Kandidaten fur akkretierende Schwarze Locher mit mittleren Massen im Bereich von einigen hundert bis 10 000 Sonnenmassen 21 Beispiele BearbeitenM82 X 2 und M82 X 1 XMMUJ004243 6 412519 in M31 HLX 1 in ESO 243 49 CXOU133705 1 295207 in M83Einzelnachweise Bearbeiten P Esposito S E Motta F Pintore L Zampieri L Tomasella Swift observations of the ultraluminous X ray source XMMUJ004243 6 412519 in M31 In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2012 arxiv 1210 5099 P G Jonker u a THE NATURE OF THE BRIGHT ULX X 2 IN NGC 3921 A Chandra POSITION AND HST CANDIDATE COUNTERPART In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2012 arxiv 1208 4502 N A Webb u a THE ACCRETION DISC JETS AND ENVIRONMENT OF THE INTERMEDIATE MASS BLACK HOLE CANDIDATE ESO 243 49 HLX 1 In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2012 arxiv 1211 0831 M D Caballero Garcia u a The aperiodic variability of the Ultraluminous X ray source in NGC 5408 In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2012 arxiv 1210 3965 David Cseh u a BLACK HOLE POWERED NEBULAE AND A CASE STUDY OF THE ULTRALUMINOUS X RAY SOURCE IC342 X 1 In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2012 arxiv 1201 4473 Hua Feng Roberto Soria Evolution of the spectral curvature in the ULX Holmberg II X 1 In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2012 arxiv 1202 1102 F Grise u a A long term X ray monitoring of the ultraluminous X ray source NGC 5408 X 1 with Swift reveals the presence of dips but no orbital period In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2013 arxiv 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