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U 1206 war ein von der Kriegsmarine im Zweiten Weltkrieg eingesetztes U Boot vom Typ VII C Das Boot wurde dadurch bekannt dass es im April 1945 auf seiner ersten Feindfahrt vor der Kuste Schottlands moglicherweise auf Grund eines Bedienungsfehlers des Kommandanten Karl Adolf Schlitt an der Bordtoilette beschadigt wurde auftauchen musste von britischen Flugzeugen angegriffen und sodann selbstversenkt wurde wodurch vier 1 2 Besatzungsmitglieder umkamen und die ubrigen 46 in britische Kriegsgefangenschaft gerieten U 1206 Kriegsmarine vorheriges nachstes alle U Boote Typ VII CFeldpostnummer M 05 768Werft Schichau Werke DanzigBauauftrag 2 April 1942Baunummer 1576Kiellegung 12 Juni 1943Stapellauf 30 Dezember 1943Indienststellung 16 Marz 1944Kommandanten 16 Marz 1944 Juli 1944Oberleutnant zur See Gunther Fritze Juli 1944 bis 14 April 1945Kapitanleutnant Karl Adolf SchlittFlottillen 8 Flottille16 Marz 1944 bis 31 Januar 1945 11 Flottille1 Februar 1945 bis 14 April 1945Einsatze 1 FeindfahrtVersenkungen keineVerbleib am 14 April 1945 in der Nordsee bei Peterhead versenkt 4 Tote und 46 Kriegsgefangene Inhaltsverzeichnis 1 Bau und Ausstattung 2 Mannschaft 3 Toilette 4 Einsatze und Ende 5 Verbleib des Wracks 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBau und Ausstattung BearbeitenU 1206 hatte an der Oberflache eine Wasserverdrangung von 769 t und unter Wasser 871 t Es war insgesamt 67 1 m lang 6 2 m breit 9 6 m hoch mit einem 50 5 m langen Druckkorper und hatte einen Tiefgang von 4 74 m Das in den Danziger Schichau Werken gebaute U Boot wurde von zwei Viertakt Dieselmotoren F46 mit je 6 Zylindern und Ladegeblase der Kieler Germaniawerft mit einer Leistung von 2060 bis 2350 kW bei Unterwasserbetrieb mit zwei Elektromotoren GU 460 8 27 von AEG mit einer Leistung von 550 kW angetrieben Es hatte zwei Antriebswellen mit zwei 1 23 m grossen Schiffsschrauben Das Boot war zum Tauchen bis in Tiefen von 90 m geeignet Das U Boot erreichte an der Oberflache Geschwindigkeiten von bis zu 17 7 Knoten und unter Wasser bis zu 7 6 Knoten Aufgetaucht konnte das U Boot bei 10 Knoten bis zu 8500 Seemeilen weit fahren untergetaucht bei 4 Knoten bis zu 80 Seemeilen U 1206 war mit funf 53 3 cm Torpedorohren vier am Bug und eines am Heck und vierzehn Torpedos einer 8 8 cm Kanone SK C 35 mit 220 Schuss Munition einer 3 7 cm FlaK M42 18 36 37 43 und zwei 2 cm FlaK C 30 ausgestattet Mannschaft BearbeitenDie Mannschaftsstarke des U Boots betrug 44 bis 60 Mann Bei seiner letzten Fahrt waren es 50 Mann Toilette BearbeitenU 1206 war mit einer hochmodernen Toilette ausgestattet die bei den Ingenieuren als der neueste Stand der Technik galt Wahrend die Alliierten die Fakalien in ihren U Booten in speziellen Tanks sammelten wurden bei den herkommlichen deutschen U Booten Kot und Urin in Behaltern gesammelt die bei Fahrt an der Wasseroberflache ins Meer entleert wurden Dies fuhrte bei langeren Unterwasserfahrten die angesichts der alliierten Luftuberlegenheit immer wichtiger wurden zu erheblichen Belastungen Der hohe Druck in grossen Wassertiefen machte ein Ausstossen der Fakalien bei gewohnlichen Drucken unmoglich Bei den neuen U Booten vom Typ VIIC wurde das Problem durch eine Hochdrucktoilette gelost Deren Bedienung war allerdings sehr kompliziert weshalb es auf jedem solchen U Boot einen Seemann gab der in der Technik eigens ausgebildet war Das Abwasser wurde uber Ventile durch eine Reihe von Kammern geleitet bis es in einer Druckluftschleuse landete Von hier wurde es mit sehr stark komprimierter Druckluft ins Meer hinausgeschossen wobei jedoch die anderen Ventile geschlossen sein mussten Einsatze und Ende BearbeitenNach seiner Indienststellung diente U 1206 unter dem Kommando des Oberleutnants zur See Gunther Fritze in der 8 U Flottille als Ausbildungsboot Im Juli 1944 wurde das U Boot der 11 U Flottille zugeteilt und dem Kommando von Kapitanleutnant Karl Adolf Schlitt unterstellt In dieser Zeit erhielt das U Boot auch einen Schnorchel der an der Stelle des Bordgeschutzes angebracht wurde Am 28 Marz 1945 lief das U Boot von Kiel zu seiner ersten Ubungsfahrt nach dem Umbau aus und fuhr am 30 Marz in den Marinestutzpunkt auf der Halbinsel Karljohansvern im Norden von Horten in Norwegen ein Diesen verliess es am 2 April und fuhr am 3 April in den sudnorwegischen Hafen Kristiansand von wo es am 6 April 1945 zu seiner ersten Feindfahrt in die Gewasser vor Schottland auslief Einige Tage fuhr das Boot vor der schottischen Kuste ohne auf feindliche Schiffe zu treffen Zum Schutz vor feindlichen Angriffen fuhr das U Boot in 60 m Meerestiefe und befand sich zuletzt 8 Seemeilen vor Peterhead Am 9 April kam es zu technischen Problemen am Kompressor der Steuerbord Dieselmaschine Am 13 April fiel der Steuerbord Dieselmotor ganz aus und die Mechaniker versuchten die Maschine wieder in Gang zu bekommen wobei sie ein Handelsschiff mit rund 8000 BRT vorbeifahren lassen mussten Tags darauf musste das U Boot auftauchen und aufgegeben werden Zur Ursache gibt es mehrere voneinander abweichende Angaben und Vermutungen Eine Begrundung lautete Als der Kommandant Kapitanleutnant Schlitt am 14 April die Spulung der Toilette bediente uberging er einen Befehl laut dem die Spulung ausschliesslich vom Fachmann an Bord auszulosen sei Durch die offenen Ventile ergoss sich mit hohem Druck Meerwasser gemischt mit Schlitts Kot und Urin ins U Boot Dem Klosettfachmann gelang es nun nicht mehr die Toilettenverschlusse zu schliessen Nach Berichten eines Uberlebenden sackte das Boot wie ein Stein in die Tiefe ab 3 Schlitt selbst gab allerdings in seinem Bericht an dass er sich beim Wassereinbruch im Maschinenraum befand um bei der Reparatur des ausgefallenen Dieselmotors zu helfen wahrend ein Mechaniker versuchte die vordere Toilette zu reparieren Ursache hierfur sei ein falsch oder uberhaupt nicht eingesetztes Aussenventil der Drucktoilette gewesen 4 Als das Meerwasser die unter der Toilette befindlichen Batterien erreichte bildete sich giftiges Chlorgas In dieser aussichtslosen Situation befahl Schlitt das sofortige und schnellstmogliche Auftauchen des U Bootes Hierzu mussten samtliche in den Abschussrohren befindlichen Torpedos ausgestossen werden An der Oberflache wurde das Boot jedoch sofort von Fliegern der Royal Air Force bemerkt und umgehend unter Beschuss genommen Dabei wurde ein Besatzungsmitglied todlich getroffen Schlitt befahl die Selbstversenkung des chancenlosen U Boots und liess alle Mann von Bord gehen In Rettungsschlauchbooten fuhren die U Boot Fahrer der zerklufteten Steilkuste entgegen Drei Manner Hans Berkhauer Karl Koren und Emil Kupper kamen laut Bericht von Schlitt der kein Augenzeuge war um als sie versuchten bei sturmischer See aus ihrem Schlauchboot den Steilhang zu erklimmen ihr Boot jedoch an die Klippen geschleudert wurde 4 Nach anderen Angaben befand sich jedoch neben zehn noch Lebenden auch ein Toter an Bord dieses Schlauchboots Wahrend hiernach zwei Seeleute ertranken was zusammen drei Tote ergibt konnten sich die ubrigen acht Seeleute ans schottische Festland retten Hier wurden sie kurz darauf von der britischen Armee gefangen genommen 23 Mann wurden von dem Trawler der britischen Marine HMT Nodzu aus zwei Rettungsbooten an Bord geholt und als Kriegsgefangene nach Aberdeen gebracht Weitere 14 Mann von einem anderen grossen Rettungsboot und zwei mit diesem vertauten kleinen Booten unter ihnen der Kommandant Schlitt wurden mit dem Fischerboot Reaper von Alec John Stephen und dessen erst vierzehnjahrigem Gehilfen John Smith an Land gebracht Stephen hielt die Schiffbruchigen zunachst fur Uberlebende eines untergegangenen norwegischen Schiffes und erfuhr ihre Identitat erst an Land Die Schiffbruchigen wurden in der Polizeistation Peterhead inhaftiert und am nachsten Tag per Eisenbahn zum Verhor nach London gebracht 5 Die ubrigen Besatzungsmitglieder wurden von der britischen Schaluppe Nonsuch an Bord genommen Insgesamt kamen 46 Seeleute von der U 1206 in Gefangenschaft Schlitt verblieb bis 1948 in britischer Kriegsgefangenschaft 6 Nach Aussagen eines Verwandten eines damaligen Besatzungsmitglieds war die Variante mit der defekten Toilettenspulung nur ein Vorwand Die Offiziere hatten beschlossen sich zu ergeben Um im Kriegsgefangenenlager nicht als Deserteure behandelt zu werden hatten sie die Geschichte mit der Toilettenspulung erfunden 7 8 Als Geste der Dankbarkeit uberreichte Karl Adolf Schlitt 1987 42 Jahre nach der Versenkung anlasslich eines Besuchs in Schottland seinen Rettern Alec John Stephen und John Smith eine Gedenkplakette mit einem U Boot und Eisernem Kreuz 8 Verbleib des Wracks BearbeitenLaut Schlitt sank das U Boot auf 57 24 N 1 37 W 57 4 1 6166666666667 doch wurde es jahrzehntelang nicht gefunden Bei Erkundungsarbeiten von British Petroleum fur die Erdolleitung Forties Field nach Cruden Bay Aberdeenshire Mitte der 1970er Jahre wurde das Wrack von U 1206 auf 57 21 N 1 39 W 57 35 1 65 etwa zwolf Seemeilen vor Crudean Bay in etwa 70 m Meerestiefe gefunden Eine Untersuchung der Royal Commission on the Ancient and Historical Monuments of Scotland RCAHMS ergab seinerzeit dass eine Kollision von U 1206 mit einem vorher dort liegenden Wrack zur Katastrophe gefuhrt haben konne 9 2012 besuchten Taucher von Buchan Shipwrecks das Wrack von U 1206 Sie fanden das Boot in relativ gutem Zustand vor Im Gegensatz zu den Angaben siehe oben war eines der Torpedorohre noch geladen 8 Siehe auch BearbeitenListe deutscher U Boote Liste deutscher U Boote 1935 1945 U 1001 U 1250Literatur BearbeitenRainer Busch Hans Joachim Roll Der U Boot Krieg 1939 1945 Band 4 Deutsche U Boot Verluste von September 1939 bis Mai 1945 E S Mittler und Sohn Hamburg u a 1999 ISBN 3 8132 0514 2 Rainer Busch Hans Joachim Roll Der U Boot Krieg 1939 1945 Band 1 Die deutschen U Boot Kommandanten Geleitwort von Prof Dr Jurgen Rohwer Mitglied des Prasidiums der Internationalen Kommission fur Militargeschichte E S Mittler und Sohn Hamburg Berlin Bonn 1996 ISBN 3 8132 0490 1 Erich Groner Dieter Jung Martin Maas Die deutschen Kriegsschiffe 1815 1945 Band 3 U Boote Hilfskreuzer Minenschiffe Netzleger Bernhard amp Graefe Verlag Munchen 1985 ISBN 3 7637 4802 4 Norman Adams The Reaper s strangest catch In Scots Magazine April 1990 englisch buchandivers com Weblinks BearbeitenFlorian Stark Bedienfehler in Toilette brachte U Boot zum Kentern Die Welt 23 September 2015 Elliot Carter Todliche Toilettenspulung Das Nazi U Boot das im eigenen Stuhlgang unterging Vice com 18 September 2015 Ubersetzung von Elliot Carter The High Tech Toilet That Destroyed a Submarine War is Boring 17 September 2015 U 1206 Buchan Shipwrecks U 1206 auf U Boote fr Oh Shit Herr SchlittEinzelnachweise Bearbeiten U 1206 U Boot Archiv Wiki Abgerufen am 14 August 2023 The Type VIIC U boat U 1206 German U boats of WWII uboat net Abgerufen am 14 August 2023 Jochen Brennecke Jager und Gejagte Deutsche U Boote 1939 1945 Koehler Verlag Herford 1982 ISBN 3 7822 0262 7 a b Buchan Shipwrecks U 1206 Abgerufen am 14 August 2023 Buchan Shipwrecks Scots Article Abgerufen am 14 August 2023 Jak P Mallman Showell The U Boat Century German Submarine Warfare 1906 2006 Chatham Publishing 2006 S 81 ISBN 978 1 86176 241 2 Danny Kringiel Wie ein Kommandant sein U Boot im Zweiten Weltkrieg versenkt haben soll mit der Bordtoilette In Der Spiegel 14 Juli 2021 ISSN 2195 1349 spiegel de abgerufen am 14 August 2023 a b c Buchan Shipwrecks U 1206 Abgerufen am 14 August 2023 U 1206 North Sea Canmore Abgerufen am 14 August 2023 englisch Deutsche U Boote 1935 1945 U 1001 U 1250U 1001 U 1002 U 1003 U 1004 U 1005 U 1006 U 1007 U 1008 U 1009 U 1010 U 1013 U 1014 U 1015 U 1016 U 1017 U 1018 U 1019 U 1020 U 1021 U 1022 U 1023 U 1024 U 1025 U 1051 U 1052 U 1053 U 1054 U 1055 U 1056 U 1057 U 1058 U 1059 U 1060 U 1061 U 1062 U 1063 U 1064 U 1065 U 1101 U 1102 U 1103 U 1104 U 1105 U 1106 U 1107 U 1108 U 1109 U 1110 U 1131 U 1132 U 1161 U 1162 U 1163 U 1164 U 1165 U 1166 U 1167 U 1168 U 1169 U 1170 U 1171 U 1172 U 1191 U 1192 U 1193 U 1194 U 1195 U 1196 U 1197 U 1198 U 1199 U 1200 U 1201 U 1202 U 1203 U 1204 U 1205 U 1206 U 1207 U 1208 U 1209 U 1210 U 1221 U 1222 U 1223 U 1224 U 1225 U 1226 U 1227 U 1228 U 1229 U 1230 U 1231 U 1232 U 1233 U 1234 U 1235Listen Deutscher U Boote U 1 U 250 U 251 U 500 U 501 U 750 U 751 U 1000 U 1001 U 1250 U 1251 U 1500 U 1501 U 4870 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title U 1206 Kriegsmarine amp oldid 237348758