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Die Tunis Ohrfeige italienisch Schiaffo di Tunisi war ein journalistischer Ausdruck der seit dem Ende des 19 Jahrhunderts hauptsachlich von der Presse und den Geschichtsschreibern Italiens benutzt wurde um die damalige politische Krise zwischen dem Konigreich Italien und der Franzosischen Republik zu beschreiben Der Konflikt um Tunesien war 1882 ein wesentlicher Grund fur Italiens Beitritt zum antifranzosischen Dreibund und konnte erst nach dem Sturz des dreibundfreundlichen Premiers Francesco Crispi 1896 beigelegt werden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Der italienisch tunesische Vertrag 1 2 Die franzosische Besetzung Tunesiens 2 Folgen 3 Beilegung des Konflikts 4 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Siehe auch Italienische Kolonien und Rubattino Der italienisch tunesische Vertrag Bearbeiten Italien und Tunesien unterzeichneten am 8 September 1868 einen Vertrag er sollte fur 28 Jahre bestehen und schrankte den Einfluss des osmanischen Reichs auf Tunesien ein welches de jure noch ein Teil des Reiches war Durch dieses Einverstandnis garantierte Tunesien Rechte Privilegien und Immunitat welche den italienischen Kleinstaaten vor deren Einigung zugesprochen wurde Die in Tunesien lebenden Italiener durften ihre ursprungliche Staatsburgerschaft behalten sie erhielten die Unabhangigkeit gegenuber verschiedener tunesischen Behorden konnten jedoch nicht ohne Weiteres Tunesien verlassen und durften weiterhin von den Gerichten des Beys verurteilt werden Der Vertrag sicherte den Italienern Handelsfreiheit und das Recht sich in Tunesien geschaftlich oder privat niederzulassen Auch in den Bereichen Navigation und Fischfang wurden den Italienern die gleichen Privilegien erteilt wie den Tunesiern Zudem durfte der Bey nicht mehr die Zollgebuhren andern ohne sich vorher mit der italienischen Regierung daruber beraten zu haben Grosse Mengen italienischen Kapitals waren bereits nach Tunis geflossen Die italienische Gesellschaft Rubattino hatte sich 1880 um die Konzession fur die Eisenbahnlinie Tunis Goletta bemuht und konkurrierte dabei mit einer franzosischen Gesellschaft Die franzosische Besetzung Tunesiens Bearbeiten Das Hauptziel der italienischen Regierung unter Benedetto Cairoli war die Kolonialisierung Tunesiens diese strebte auch die franzosische Regierung an Weder Cairoli noch sein Vorganger Agostino Depretis hielten viel von einer militarischen Besetzung Stattdessen hofften sie darauf dass Grossbritannien sich den Franzosen entgegenstellen wurde um die Ausweitung des franzosischen Einflussbereichs in Nordafrika zu verhindern Grossbritannien hingegen wollte nicht dass ein einziger Staat egal ob Frankreich oder Italien die Strasse von Sizilien allein kontrollierte Frankreich vertraute auf die Neutralitat Grossbritanniens das verhindern wollte dass Italien den Seeweg uber den Sueskanal unter seine Kontrolle brachte und auch darauf dass der deutsche Kanzler Otto von Bismarck die Aufmerksamkeit Frankreichs von der Elsass Lothringen Frage ablenken wollte 1 2 Mitte 1878 trafen sich Vertreter der europaischen Grossmachte namentlich des Deutschen Reiches Osterreich Ungarns Frankreichs Grossbritanniens Italiens und Russlands sowie des Osmanischen Reichs in Berlin Bei diesem Treffen dem Berliner Kongress erklarte sich Grossbritannien bereit eine franzosische Ubernahme Tunesiens zu akzeptieren um selbst bei der Ubernahme Zyperns ohne franzosische Behinderung zum Zuge zu kommen Dies wiederum akzeptierten die Osmanen um ein Eingreifen der Grossmachte zugunsten der russischen Expansionsanspruche und mogliche weitere Gebietsverluste zu verhindern Im April 1881 ruckten 2000 franzosische Soldaten in Tunesien ein und besetzten das Land binnen drei Wochen Am 12 Mai 1881 wurde Bey Muhammad III al Husain zur Unterzeichnung des Bardo Vertrags gezwungen Italiens Ministerprasident Benedetto Carioli der sich selbst als profranzosisch bezeichnet hatte trat daraufhin zuruck Tunesische Aufstande unter Mansour Houch um Kairuan und Sfax einige Monate spater wurden unterdruckt Bei der Ruckkehr der siegreichen franzosischen Truppen kam es im Juni 1881 in Marseille zu xenophoben Ausschreitungen gegen italienische Gastarbeiter Vepres marseillaises bzw chasse aux Italiens Der Vertrag von La Marsa vom 8 Juni 1883 raumte Frankreich sogar noch weiter reichende Befugnisse in der Aussen Kriegs und Innenpolitik Tunesiens ein Frankreich gliederte das Land in sein Kolonialreich ein und vertrat in der Folge Tunesien auch aussenpolitisch Der Bey musste fast seine gesamte Macht an den Generalresidenten abgeben nbsp Frankreich Freund Benedetto Cairoli sturzte 1881 uber den Ausbruch des Konflikts nbsp Frankreich Feind Francesco Crispi provozierte zusatzlich einen Handelskrieg nbsp Crispis Nachfolger Antonio di Rudini suchte ab 1891 die Aussohnung mit FrankreichFolgen BearbeitenDie europaischen Grossmachte zeigten verschiedene Reaktionen auf den Einmarsch Frankreichs in Tunesien Grossbritannien beeilte sich mit der Besetzung Agyptens wahrend Deutschland und Osterreich Ungarn neutral blieben Italien jedoch 1882 in ihr antifranzosisches Defensivbundnis aufnahmen Ahnlich wie in Tunis ignorierte Frankreich italienische Anspruche auch in Raheita am Roten Meer Der dortige Sultan der 1862 den Franzosen Obock und 1870 bzw 1879 den Italienern Assab verkaufte hatte 1880 mit Italien einen Vertrag geschlossen demzufolge sein Sultanat nach seinem Tod unter italienisches Protektorat gestellt werden sollte Nach seinem Tod besetzten 1884 allerdings die Franzosen die Sudhalfte des Sultanats Italien protestierte vergeblich Italiens diplomatische Beziehungen zu Frankreich gerieten auf einen Tiefpunkt Laut dem italienischen Generalstab sei eine Invasion Italiens durch franzosische Truppen nicht auszuschliessen gewesen wahrend Frankreichs Verbundeter Russland angeblich Sizilien besetzen sollte 3 Stattdessen entfesselte der seit 1887 regierende Ministerprasident Francesco Crispi mit der Kundigung des Handelsvertrages 1888 einen Wirtschaftskrieg mit Frankreich und stoppte z B den Export von Wein Obst sowie Gemuse woraufhin franzosische Banken Kapital aus Italien abzogen und das Land in eine Finanzkrise sturzten 4 Beilegung des Konflikts BearbeitenSchon nach dem Vertrag von La Marsa hatte Frankreich 1884 angeregt Italien solle sich fur den Verlust Tunesiens mit der Besetzung Tripolitaniens entschadigen Italien strebte stattdessen zunachst die Besetzung Athiopiens an die mit der Niederlage bei Dogali 1887 scheiterte Daraufhin bot Frankreich 1888 Italien erneut Tripolitanien an doch Crispi wies auch dieses Angebot zuruck und suchte im Rahmen der Mittelmeerentente auch noch Bundnisse mit Grossbritannien und Spanien gegen Frankreich Die finanziellen Folgen des Wirtschaftskrieges mit Frankreich zwangen ihn 1891 vorubergehend zum Rucktritt und sein Nachfolger Antonio Starabba di Rudini bemuhte sich um bessere Beziehungen zu Frankreich Derartige Bemuhungen wurden durch Crispis erneute Regierungsubernahme 1892 zunachst beendet 3 In Frankreich kam es wieder zu todlichen Ausschreitungen zwischen Franzosen und Italienern so im August 1893 in Aigues Mortes und 1894 in Lyon nbsp In Aigues Mortes griffen franzosische Salzarbeiter italienische Kollegen an nbsp Die Gendarmerie konnte das Massaker an den Italienern nicht verhindern nbsp Die Armee nahm die aufgebrachten Italiener unter ihren SchutzNach einer erneuten Niederlage gegen das von Frankreich unterstutzte Athiopien wurde Crispi 1896 endgultig gesturzt und erneut von Rudini abgelost Am 28 September 1896 erkannte Italien schliesslich das franzosische Protektorat uber Tunis an 4 Die franzosisch italienische Verstandigung garantierte die Rechte der unter franzosische Herrschaft gelangten Italiener in Tunesien 3 Bis zu 93 000 italienische Siedler blieben unter franzosischem Protektorat im Land Noch bei Kriegsbeginn 1914 ubertraf die Zahl der Italiener in Tunesien die der eingewanderten Franzosen 5 Auch ein neuer Handelsvertrag wurde 1898 mit Frankreich geschlossen 3 4 In der Folgezeit verbesserten sich die franzosisch italienischen Beziehungen weiter Zwischenzeitlich fuhrten ein neuer Raheita Zwischenfall 1898 und vor allem der britisch franzosische Sudanvertrag 1899 nochmals zu einer italienischen Enttauschung Zumindest Teile der offentlichen Meinung sahen die italienischen Interessen in ganz ahnlicher Form verletzt wie durch die franzosische Besetzung Tunesiens Frankreich und Grossbritannien hatten in diesem Vertrag ihre Interessensspharen in Afrika abgegrenzt und gleichzeitig auch schon das innerafrikanische Hinterland Tripolitaniens aufgeteilt noch bevor Italien uberhaupt Tripolitanien selbst in Besitz nehmen konnte 6 Doch auch dieser Zwischenfall konnte rasch beigelegt werden 7 Verhandlungen fuhrten 1900 und 1901 zur Aufteilung Raheitas und 1902 schliesslich zu einem geheimen Neutralitatsabkommen durch welches Italien sich faktisch vom Dreibund loste und in welchem Frankreich den italienischen Anspruch auf Tripolitanien nochmals ebenso anerkannte wie Italien den franzosischen Anspruch auf Marokko Einzelnachweise Bearbeiten Hendrik Lodewijk Wesseling Teile und herrsche Die Aufteilung Afrikas 1880 1914 Stuttgart 1999 ISBN 3 515 07543 7 S 23ff Philippe Conrad Le Maghreb sous domination francaise 1830 1962 Januar 2003 a b c d Benedetto Croce Geschichte Italien 1871 1915 Seiten 109ff 122ff und 165 201 Verlag Lambert Schneider Berlin 1928 a b c Dietmar Stubler Italien 1798 bis zur Gegenwart Seite 68ff Akademie Verlag Berlin 1987 Lothar Rathmann Geschichte der Araber von den Anfangen bis zur Gegenwart Band 2 Die Araber im Kampf gegen osmanische Despotie und europaische Kolonialeroberung Seite 461 Akademie Verlag Berlin 1975 Bernhard Schwertfeger Die Belgischen Dokumente zur Vorgeschichte des Weltkrieges 1885 1914 Zweiter Band Der Zweibund und der englisch deutsche Gegensatz 1897 1904 Seiten 42ff und 174 Deutsche Verlagsgesellschaft fur Politik und Geschichte Berlin 1925 The Evening Times Washington vom 17 November 1898 France and Italy once more on good terms Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tunis Ohrfeige amp oldid 238066129