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Das Tropenhaus Frutigen ist ein Gewachshaus und eine Zuchtanlage in der Schweizer Gemeinde Frutigen Kanton Bern In der ausgedehnten gegen eine Gebuhr offentlich zuganglichen Anlage des Tropenhauses werden exotische Fische und Pflanzen in einem tropischen Klima gezuchtet und zur Schau gestellt Die Warme wird aus dem im Lotschberg Basistunnel austretenden warmen Bergwasser gewonnen Tropenhaus FrutigenLogoRechtsform Division der CoopGrundung 2009Sitz FrutigenLeitung Nicolas Buchmann Geschaftsfuhrer Mitarbeiterzahl 75 1 Branche Fischzucht Erlebnisausstellung RestaurationWebsite tropenhaus frutigen ch Eingang des TropenhausesDie Gesamtanlage des TropenhausesIm Tropenhaus Frutigen mit seinen 75 Angestellten 1 befinden sich die erste Storzucht des alpinen Raums 2 und der einzige Schweizer Betrieb zur Gewinnung von Kaviar 2 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Wasser und Energieversorgung 3 Geschichte 4 Architektur und Struktur 5 Zucht 5 1 Tropische Pflanzen 5 2 Fischzucht 6 Anerkennungspreise 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLage BearbeitenDas Tropenhaus liegt an der Engstlige einem linken Nebenfluss der Kander ausserhalb des Dorfkerns von Frutigen nahe dem Flugplatz und rund zwei Kilometer nordlich der ersten Versuchsstation 3 Wasser und Energieversorgung BearbeitenAuf der Nordseite des Lotschberg Basistunnels treten pro Sekunde etwa 100 Liter ungefahr 19 C warmen Wassers aus 4 Taglich verlassen rund 9000 Kubikmeter Wasser mit einem Druck von 45 Bar den Tunnel 5 3 Das Bergwasser stammt hauptsachlich aus den Kalkschichten der Doldenhorn Decke die der Tunnel unterhalb des Kander und des Gasterntals durchquert 4 Das Wasser wird im Berg mit einem Drainagesystem gefasst und in geschlossenen Leitungen getrennt nach Berg und Schmutzwasser 6 zu den beiden Portalen des Tunnels abgeleitet Von dessen Scheitelpunkt auf gut 828 m u M bis zum knapp 52 Meter tiefer gelegenen Nordportal bei Frutigen wird eine Strecke von 14 8 Kilometer entwassert Auf der langeren Strecke sudlich des Tunnelscheitels gelangt das Wasser bei Raron Kanton Wallis in die Rhone Ein Uberleitpumpwerk im Tunnel ermoglicht es Bergwasser von der Nordseite uber den Scheitelpunkt ins Wallis abzufuhren 5 Das verschmutzte Tunnelabwasser wird in Ruckhalteanlagen gelenkt auf Schadstoffe uberpruft und gegebenenfalls zuruckgehalten 6 Bedingt durch die Tiefe des Basistunnels unter der Gelandeoberflache und den daraus resultierenden geothermischen Warmestrom weist das Bergwasser eine relativ konstante Temperatur von rund 19 C auf 5 Bei einer direkten Einleitung in die Kander konnte der Bergfluss vor allem bei Niedrigwasser im Winter ubermassig erwarmt werden was die Fischbestande beeintrachtigen wurde denn die Kander ist als Aufstiegs und Laichgewasser vor allem fur die stark gefahrdete Seeforelle die hier im Winter ablaicht wichtig 3 Gestutzt auf die Gewasserschutzgesetzgebung haben die kantonalen Behorden deshalb verfugt dass sich die Wassertemperatur der Kander durch die Einleitung von Bergwasser aus dem Lotschberg Basistunnel maximal um 0 5 C erhohen darf 5 Um diese Anforderungen zu erfullen entziehen die Bernischen Kraftwerke BKW dem Bergwasser mit einer Warmepumpe die uberschussige Energie Fur die Hauptanlage geht man von einer energetisch nutzbaren Wassermenge aus dem Berg von durchschnittlich 85 Liter pro Sekunde aus was bei 19 C einer Leistung von 6 83 Megawatt entspricht 5 Neben der Warmwasseraufbereitung fur die Fischzuchtbecken sowie der Heizenergie fur Gewachshaus und Besucherbereiche werden im Rahmen eines Nahwarmeverbunds auch benachbarte Unternehmen wie die BLS AG mit Heizwarme beliefert 5 Auf dem Dach des Besuchergebaudes sind Solarmodule montiert Uber das ganze Jahr liefert das Sonnenkraftwerk rund 140 MWh 7 Geschichte BearbeitenVor der Errichtung des Tropenhauses Frutigen wurde beim Nordportal Helke des Lotschberg Basistunnels im Rahmen eines Forschungsprojekts zunachst eine erste Pilotanlage betrieben fur die im Dienststollen Kandertal etwa 20 Liter warmes Bergwasser pro Sekunde abgezweigt wurden 5 Das Projekt zum jetzigen Tropenhaus begann im Jahr 2002 mit einer Machbarkeitsstudie 2003 wurde die Tropenhaus Frutigen AG mit Sitz in Frutigen gegrundet 8 Die fur den Bau der Anlage notwendige Anderung des Zonenplans bewilligten die Stimmberechtigten von Frutigen im Jahr 2005 Auf Grund der Unterstutzung durch die Forderagentur fur Innovation KTI fanden sich weitere Investoren die rund 16 Millionen Franken Kapital zusicherten Als wichtiger langfristiger Partner stieg Anfang 2007 das Detailhandelsunternehmen Coop mit Risikokapital ein und verschaffte dem Unternehmen zugleich einen Absatzkanal Die Planungsarbeiten begannen im Sommer 2007 3 im Mai 2008 wurde mit dem ersten Spatenstich der Beginn der baulichen Umsetzung gefeiert Die Eroffnung fand am 21 November 2009 statt 8 2017 wurde die Tropenhaus Frutigen AG in die Coop Genossenschaft eingegliedert 9 und die Gesellschaft Tropenhaus Frutigen AG geloscht 10 Architektur und Struktur Bearbeiten nbsp SituationsplanDas Tropenhaus ist in drei Teile gegliedert Das glaserne Gewachshaus in welchem die Pflanzen gezuchtet werden der Aussenbereich mit den Fischbecken und das Hauptgebaude mit dem Besuchereingang und einer Dauerausstellung uber Fischerei und Store Alle drei Bereiche sind miteinander durch einen Rundgang verbunden und rollstuhlgangig Dem Gewachshaus angegliedert sind zwei Restaurants mit einer Veranstaltungszone Alle Raume sind fur Anlasse mit bis zu 250 Personen kombinierbar Fur die Architektur und Gestaltung war die GIM Gauer Itten Messerli aus Bern zustandig unter der Gesamtplanung von Emch Berger aus Bern und der Bauleitung durch Marti Architektur aus Frutigen Die Fassade besteht aus 67 einzelnen Elementen mit felsahnlichen Strukturen Das Hauptgebaude ist im Minergiestandard gebaut Das Innere der Anlage ist durch verschiedene Raumabfolgen und Ubergange gepragt Zucht BearbeitenTropische Pflanzen Bearbeiten Bei Anbau und Unterhalt der Pflanzen konnte das Tropenhaus Frutigen von den Erfahrungen des Tropenhauses in Wolhusen welches seit 1999 tropische Fruchte anbaut profitieren 11 Fur das Gewachshaus ist eine jahrliche Produktion von 20 bis 40 Tonnen Bananen Papaya Mangos Zwergbananen Guaven Physalis Litchi Durian Mangostane Pampelmuse Granatapfeln Avocados Ananas und Kumquat vorgesehen 11 Zudem werden verschiedene Gewurze wie Ingwer Chili Vanille und Pfeffer angebaut 11 Die Fruchte und Gewurze werden auch in den angegliederten Restaurants direkt zu Getranken und Speisen verarbeitet nbsp Papayas nbsp Bananen nbsp Ananas nbsp ChiliFischzucht Bearbeiten nbsp Die StorzuchtanlageIm Tropenhaus befindet sich die erste alpine Storzucht und die einzige Anlage in der Schweiz in der Kaviar hergestellt wird 2 Die Gesamtanlage ist fur 60 000 Store hauptsachlich Sibirischen Stor Acipenser baerii und Sterlet Acipenser ruthenus ausgelegt 2 Spater wurden sogar rund 80 000 Sibirische Store gehalten 12 Moglich waren 60 Kilogramm Fisch pro Kubikmeter Wasser Da jedoch nach biologischen Grundsatzen produziert werden soll ist eine derartige Auslastung nicht angestrebt 3 Vielmehr lag sie nach ein paar Jahren Betrieb bei nicht mehr als 35 Kilogramm pro Kubikmeter Die Store befinden sich in einem Freilandbecken dessen Wasser alle ein bis zwei Stunden erneuert wird 13 Das unternehmerische Ziel ist es jahrlich zwei bis drei Tonnen Kaviar mit einem Verkaufswert von 2000 Schweizer Franken pro Kilogramm zu produzieren 3 Vertrieben werden die Produkte an Gaste und die regionale Gastronomie inzwischen auch nach Osterreich und Deutschland exportiert 14 nbsp Ein mittelgrosser StorDie Fische werden einmal im Jahr nach Gewicht sortiert damit sie die richtige Menge an Futter erhalten was wichtig fur Ertrag und Qualitat der Fleisch und Kaviarproduktion ist 2 Unter anderem werden Futterinsekten eingesetzt da sie der naturlichen Nahrung der Store im Hinblick auf Amino und Fettsauren sehr nahekommen 3 Hauptsachlich wird jedoch importiertes Fischmehl verfuttert 14 Die Futterung erfolgt automatisch wobei die Futtermenge nach Anzahl und Alter der Store computergestutzt errechnet wird 13 Der Beckenboden ist glatt und selbstreinigend damit der am Grund fressende Stor nicht durch Verunreinigungen in seinem Fressverhalten gestort wird und durch geringere Nahrungsaufnahme langsamer wachst 3 Zum Produktionsbeginn importierte das Unternehmen 1200 Jungtiere 3 Neu zugekaufte Fische wurden zuerst in einer Quarantanestation gehalten 13 Besuchern werden auch andere Storarten wie Albino Sterlet Loffelstor oder Beluga gezeigt 12 Das Tropenhaus ubergibt die abgesonderten Schlamme der Fische der Biogasanlage EcoGas Frutigen um sie garen zu lassen so dass Strom produziert werden kann Die Anlage ist am 26 Juni 2012 ans Netz gegangen Weiterer organischer Abfall wie Schlamm aus den Klaranlagen Frutigen und Kandersteg und Gastroabfalle werden in einem Co Substrat Modul aufbereitet und mitvergoren Die Anlage hat eine elektrische Leistung von 64 kW und eine thermische Leistung von 92 kW 15 16 Anerkennungspreise BearbeitenIm Jahr 2007 wurde das Projekt Tropenhaus Frutigen mit dem Prix Evenir der Erdol Vereinigung ausgezeichnet Am 27 November 2009 wurde das Tropenhaus als 17 Preistrager mit dem Schweizerischen Innovationspreis 2009 der SRG SSR idee suisse ausgezeichnet Am 26 August 2010 erhielt das Tropenhaus vom International Chef Days Davos den ICD Award als Innovativer Trendsetter 2010 erhielt das Tropenhaus den Milestone in der Kategorie Nachhaltigkeit und 2011 den 3 Platz des Zurich Klimapreis Auf dem 10 Rang in der Kategorie der schonsten Erlebnislocations der Schweiz hat das Tropenhaus Frutigen den Swiss Location Award 2017 entgegennehmen durfen 17 Literatur BearbeitenChristoph Schlotter Heizen mit warmem Bergwasser Frutigen nutzt das Wasser aus dem Lotschberg Basistunnel zur Warmegewinnung Online PDF 340 kB Bundesamt fur Berufsbildung und Technologie Forderung von Innovationen KTI KTI Success Story Bio Kaviar dank Lotschberg Basistunnel Marz 2007 Online PDF 96 kB Memento vom 8 Mai 2010 im Internet Archive Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tropenhaus Frutigen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage des TropenhausesEinzelnachweise Bearbeiten a b Factsheet Tropenhaus Frutigen PDF 738 kB In report coop ch Abgerufen am 3 September 2019 a b c d e Schweizer Fernsehen Einstein Hrsg Die Tucken der Stor Zucht 19 November 2009 srf ch a b c d e f g h i Bundesamt fur Berufsbildung und Technologie Forderung von Innovationen KTI KTI Success Story Bio Kaviar dank Lotschberg Basistunnel Bern Marz 2007 a b Fallstudie Tropenhaus Frutigen PDF In Jobst Willers Engineering AG Abgerufen am 29 Januar 2018 a b c d e f g Christoph Schlotter Heizen mit warmem Bergwasser Frutigen nutzt das Wasser aus dem Lotschberg Basistunnel zur Warmegewinnung Marz 2008 a b BLS AG Unternehmenskommunikation Hrsg NEAT Lotschberg Bauwerk Betrieb und Verkehrsangebot Mai 2007 Projektwochen Berner Oberland Hrsg Geothermie und erneuerbare Energien S 12 a b Unternehmen In Tropenhaus Frutigen Abgerufen am 29 Januar 2018 Unternehmen In Tropenhaus Frutigen Abgerufen am 30 Dezember 2018 Tropenhaus Frutigen AG In Zefix Abgerufen am 14 November 2020 a b c Papaya aus dem Berner Oberland In Tropenhaus Frutigen Abgerufen am 29 Januar 2018 a b Erste alpine Storzucht und Kaviarproduktion In Tropenhaus Frutigen Abgerufen am 30 Dezember 2018 a b c Projektwochen Berner Oberland Hrsg Der Stor und seine wertvollen Eier S 9 f a b Exoten Produkte Swiss made Darum boomen Kaviar und Shrimps aus der Schweiz In srf ch 16 April 2022 abgerufen am 16 April 2022 Wie aus dem Kotelett Knochen Strom furs Kochen wird vom 27 September 2013 abgerufen am 15 November 2013 EcoGas Frutigen In SwissEcoSystems GmbH Archiviert vom Original am 29 Januar 2018 abgerufen am 29 Januar 2018 Unsere Auszeichnungen In Tropenhaus Frutigen Abgerufen am 29 Januar 2018 nbsp Dieser Artikel wurde am 9 Dezember 2010 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen 46 5925 7 6556944444444 Koordinaten 46 35 33 N 7 39 20 5 O CH1903 616634 160160 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tropenhaus Frutigen amp oldid 237573086