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Das Transformationsproblem innerhalb der Arbeitswerttheorie hier abgekurzt AWT von Karl Marx bezeichnet die Frage ob ein konsistentes formales Verfahren angegeben werden kann das erlaubt die von der gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit bestimmten Werte von Waren in Produktionspreise umzurechnen 1 Dieser Artikel wurde aufgrund inhaltlicher und oder formaler Mangel auf der Qualitatssicherungsseite des Portals Wirtschaft eingetragen Du kannst helfen indem du die dort genannten Mangel beseitigst oder dich an der Diskussion beteiligst Inhaltsverzeichnis 1 Die Problemstellung 2 Zur Entstehungsgeschichte 3 Die Ladislaus von Bortkiewicz Losung 4 Der Beitrag von Carl Christian von Weizsacker 5 Marxistische Antworten auf den Sraffa Schock 6 Quellen 7 Literatur 8 WeblinksDie Problemstellung BearbeitenNach dem Wertgesetz werden Waren im Durchschnitt gemass ihrem Wert d h der zu ihrer Produktion gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit ausgetauscht Das Kapital Band I W c v mW Wert der produzierten Waren c konstantes Kapital Abnutzung der eingesetzten Produktionsmittel v variables Kapital Ersatz des Wertes der hierbei aufgewandten Arbeitskraft m MehrwertIn Das Kapital Band III tritt jedoch die Annahme hinzu dass die von den Kapitalisten erzielte Profitrate m c v dazu tendiert sich durch die Konkurrenz der Kapitalien uber alle Branchen zu einem Durchschnittsniveau hin auszugleichen W c v m k m k pk Kostpreis p ProfitDie unter den Bedingungen dieser Umverteilung des Mehrwerts errechneten Produktionspreise weichen von den so zuvor errechneten Warenwerten systematisch ab Marx unterstellt hierbei Die Summe der Werte sei gleich der Summe der Preise Die Summe der Mehrwerte sei gleich der Summe der Profite Die Wertprofitrate sei gleich der Preisprofitrate Wenn man nun mehrere Produktionszweige mit unterschiedlichen Profitraten annimmt so muss man auch die Interdependenz der Produktionszweige untereinander in Rechnung stellen Die Schwierigkeit liegt dann darin eine simultane Transformation zu bewerkstelligen die den Gesamtprofit gleich dem Gesamtmehrwert und gleichzeitig die Gesamtpreise der Produktion gleich den Gesamtwerten macht mit der Durchschnittsprofitrate als invarianter Klammer zwischen beiden Bewertungssystemen 2 Wenn Werte in Preise transformiert werden muss das Verhaltnis von Preis zu Wert ebenso in dem Falle gleich sein in welchem eine gegebene Ware als Input betrachtet wird wie in dem Falle in dem sie als Output betrachtet wird eine Ausnahme von dieser Annahme stellt die spater erorterte Temporal Single System Interpretation der AWT dar die Inputs und Outputs explizit unterschiedlich bewertet Nach der Transformation muss sich die Profitrate bei jedem der fraglichen Kapitalien als gleich herausstellen eine Ausnahme von dieser Annahme stellt wiederum der spater erorterte stochastisch orientierte Ansatz von Farjoun Machover dar Die Proportionen von Preis zu Wert und die Profitrate werden als die wesentlichen Unbekannten angesehen Das Transformationsproblem lasst sich damit mathematisch darauf zuruckfuhren Kann fur die Beziehungen zwischen den verschiedenen Produktionszweigen sowie die Bedingungen die als Resultat der Transformation erfullt sein mussen ein determiniertes Gleichungssystem angegeben werden Die Anzahl der unabhangigen Gleichungen muss der Anzahl der Unbekannten entsprechen Zur Entstehungsgeschichte Bearbeiten nbsp Karl Marx Theorien uber den Mehrwert 1956Karl Marx hat die drei Bande von Das Kapital und die Theorien uber den Mehrwert in beinahe umgekehrter Reihenfolge geschrieben als sie dann veroffentlicht wurden Nach seinem Tode wurden die verbleibenden Manuskripte des Kapital von Friedrich Engels herausgegeben die Theorien uber den Mehrwert oft auch als vierter Band des Kapital bezeichnet dann von Karl Kautsky Schon Herausgeber Engels hatte das Problem der Umrechnung von Werten in Preise offentlich zur Diskussion gestellt Vorworte Bd II Bd III und Nachwort Es kam dadurch im Laufe der Jahrzehnte zu einer von Engels als Preisratsel Literatur bezeichneten Welle von Losungsvorschlagen Erster Hohepunkt war die Kontroverse zwischen Eugen von Bohm Bawerk und Rudolf Hilferding die sich allerdings noch nicht mit dem Transformationsproblem im engeren und mathematisch formalisierten Sinn beschaftigte Ladislaus von Bortkiewicz begann damit auf die Problemstellung mathematische Methoden der linearen Algebra anzuwenden Schliesslich hat Paul A Samuelson sich der formalen Losung des aufgeworfenen Problems angenommen und behauptete dass es keinen Algorithmus gebe der von Arbeitswerten hin zu Produktionspreisen fuhre Betrachte zwei alternative widerspruchliche Systeme Schreibe das eine hin Zur Transformation nimm einen Radiergummi und radiere es aus Schreib dann stattdessen das andere hin Voila Damit ist der Transformationsalgorithmus beendet 3 Samuelsons methodische Herangehensweise hat Paul Mattick 1974 aus marxistischer Sicht in seinem Aufsatz Samuelsons Transformation des Marxismus in burgerliche Wirtschaftstheorie in scharfer Form zuruckgewiesen Die Diskussion im Gefolge Samuelsons zeigt dass Samuelsons Beitrag nicht das vom Autor erhoffte letzte Wort zum Thema war sondern die vorlaufige Zwischenstufe eines bestimmten Interpretationsschemas in einer bis heute andauernden Debatte Obwohl Marx wie Engels der Losung dieses Problems gerade auch in seiner formalen Darstellungsform einen hohen Stellenwert eingeraumt hat stellt sich die Frage warum die AWT gezwungen sein konnte die Einkommensverteilung inkl Erzeugung von Mehrwert und die relative Preisstruktur in ein und demselben Modell zu erklaren Wie Pierangelo Garegnani nachgewiesen und es sich nicht zuletzt in der Kapitalkontroverse herausgestellt hat ist die von Paul Samuelson als Alternative dazu favorisierte Gleichgewichtstheorie zusammen mit der Grenzproduktivitatstheorie noch nicht in der Lage die Frage der Wertbestimmung hier des Kapitals zu beantworten Kritikern zufolge hat Marx entweder eine grundsatzliche Inkonsistenz im okonomischen Modelldenken nachgewiesen oder aber gezeigt dass die Wertrechnung gegenuber der Rechnung in Produktionspreisen vollig uberflussig sei Hintergrund ist dass man sich hierdurch auch der Ausbeutungs und Mehrwerttheorie fur entledigt wahnt Diese Sichtweise bleibt aber nach wie vor umstritten weil es eine Reihe konsistenter Losungen des Transformationsproblems gibt und deshalb die Behauptung einer Redundanz der Werttheorie 4 nur aufrechterhalten werden kann wenn das Problem in einer sehr spezifischen und engen Art und Weise interpretiert wird Die Ladislaus von Bortkiewicz Losung BearbeitenDie klassische und auch von Paul M Sweezy favorisierte Losung des Problems unter Beibehaltung der AWT stammt von Ladislaus von Bortkewitsch und wurde zu Beginn des 20 Jahrhunderts entwickelt In einem simultanen Gleichungssystem sollten samtliche Warenwerte also auch die bei Marx nicht transformierten Anteile des konstanten und des variablen Kapitals in Produktionspreise uberfuhrt werden Durch dieses System simultaner wechselseitiger Verflechtung musste aber eines der Marxschen Invarianzpostulate A Summe der Preise Summe der Werte oderB Summe des Mehrwerts Summe der Profiteaufgegeben werden Bortkiewicz entschied sich fur A um die vermeintlich wichtigere Ausbeutungstheorie nicht zu gefahrden und die Goldware zum Numeraire zu machen In seinem Gleichungssystem werden drei Produktionssektoren vorausgesetzt die Produktionsmittel Abteilung I Konsumguter Abteilung II und Luxusguter Abteilung III produzieren Das Ganze hat dann die folgende Gestalt c1x v1y 1 r c1 c2 c3 x c2x v2y 1 r v1 v2 v3 y c3x v3y 1 r m1 m 2 m3 zHierbei sind x y und z die Preiskoeffizienten welche auch als Transformations Koeffizienten bei der Umrechnung von Werten in Preise verstanden werden konnen Die fur alle drei Sektoren gleiche Profitrate ist 1 r In der jeweils linken Spalte werden die Wertbestandteile des konstanten und des variablen Kapitals jedes Sektors nach Multiplikation mit dem jeweils zustandigen Umrechnungsfaktor x bzw y addiert und dann mit der allgemeinen Profitrate multipliziert so dass dem transformierten variablen und konstanten Kapital der Durchschnittsprofit zugeschlagen wird Auf der rechten Seite der Gleichung wird z B in Abteilung 1 das konstante Kapital aller drei Sektoren c1 c2 c3 welches ja den Output von Abteilung I darstellt zusammengezahlt und mit x als dem Transformations Koeffizienten multipliziert Durch das Gleichheitszeichen wird garantiert dass samtliche in Preise ausgedruckten Bestandteile an konstantem Kapital aller drei Sektoren mit dem transformierten Gesamtaufwand des ersten Sektors der diese Bestandteile ja herstellt identisch sind Es gilt hier das Saysche Theorem Konstanz der Technik und eine gleiche Umschlagszeit fur alle Kapitalien Das System ist rein statisch und verbindet Inputs simultan mit Outputs Zeit und Kausalitat gibt es in dieser Modellwelt folglich nicht Vorprodukte und Endprodukte stehen in einem Verhaltnis quantitativer Identitat das durch den Produktionsprozess nicht tangiert wird Wie mit Sektor 1 wird ebenso mit Sektor 2 und 3 verfahren Den drei Gleichungen stehen wie wir leicht erkennen konnen vier Unbekannte gegenuber Die Umrechnungs Koeffizienten x y und z sowie die Profitrate r Bortkiewicz schliesst das System nun durch die Vorgabe von z 1 Somit wird die Luxusguter Abteilung 3 zum Numeraire und die Identitat von Werteinheit und Preiseinheit im Luxusgutersektor als gegeben vorausgesetzt Folglich stimmt durch dieses Verfahren die Mehrwert mit der Profitsumme uberein denn der addierte Mehrwert aller drei Sektoren wird mit Eins multipliziert und somit nicht verandert Allerdings wird diese Invarianz in Sektor 3 mit dem Effekt bezahlt dass Wert und Preissumme in aller Regel divergieren Warum ist dies so Dies liegt daran dass wie in jedem Sektor eben auch in Sektor 3 die organische Zusammensetzung des Kapitals uber oder unter dem gesellschaftlichen Durchschnitt liegen und folglich der Preis der Luxusguter ebenfalls variieren kann Diese Veranderung begrundet sich ja dadurch dass mit der Wert Preis Transformation der Mehrwert in Profit verwandelt wird dass die Bemessungsgrundlage der Rentabilitat also nicht mehr das variable Kapital ist sondern das konstante plus das variable Kapital Sweezy hat dies unter Voraussetzung dass in Sektor 3 Gold als Luxusgut produziert wird so ausgedruckt Da ex hypothesi Preis und Wert einer Einheit Gold zahlenmassig beide gleich eins sind kann die Tatsache dass ihr Preis hoher als ihr Wert ist nur durch die Tatsache ausgedruckt werden dass der Durchschnittspreis aller anderen Waren niedriger ist als ihr Durchschnittswert Noch anders ausgedruckt Wenn die organische Zusammensetzung des Kapitals in der Goldindustrie relativ hoch ist wird die Transformation von Wert in Preis die Kaufkraft des Goldes erhohen 5 Die Abweichung der Wertsumme von der Preissumme ist somit selbst unmittelbar die Folge der Normierung des dritten Sektors denn Sektor 3 transformiert sich letztlich doch namlich relativ zu den anderen Sektoren uber seine eigene Kaufkraft im Preissystem Akkumuliert wird nicht in diesem System sondern der gesamte Mehrwert verkonsumiert es handelt sich also um ein System mit einfacher Reproduktion Offensichtlicher Nachteil der Bortkiewiczschen Losung ist die quantitative Differenz zwischen Wert und Preissumme die ausser bei dem sehr speziellen Fall gleicher organischer Zusammensetzung aller drei Sektoren oder bei einem Mehrwert von null in jedem weiteren Fall vorkommt Der Losungsvorschlag Bortkiewicz wurde im Prinzip bereits 12 Jahre vor Bortkiewicz und damit noch vor Erscheinen des dritten Bandes des Marxschen Kapital von dem Sozialdemokraten Wolfgang Muhlpfordt antizipiert und veroffentlicht Muhlpfordts Studie geriet fast ein Jahrhundert lang in Vergessenheit Bortkiewicz Algorithmus wurde im Verlauf der Debatte verschiedentlich verbessert und durch Francis Seton von einer Losung mit drei Sektoren zu einer Losung mit beliebig vielen Sektoren erweitert Mit Setons Beitrag aus dem Jahre 1956 ging diese Phase der Diskussion zu Ende Von Sraffa wurde dann ein ahnliches Alternativverfahren entwickelt welches die AWT ganzlich aufgab stattdessen die stoffliche Verflechtungsstruktur einer Warenproduktion mittels Waren zur Basis machte und daraus ein Preissystem entwickelte welches unabhangig von subjektiven Nutzenschatzungen die Warenpreise bestimmt Sraffa verzichtet auf die AWT auch wenn er die mathematischen Grundlagen zur endgultigen Losung des Transformationsproblems aus Sicht der Gleichgewichtsokonomie liefert Ob die Losung durch Bortkiewicz das Transformationsproblem lost ist umstritten Friedrun Quaas beispielsweise halt dafur dass es mit dem Verfahren Bortkiewicz moglich ist Produktionspreise aus den Arbeitswerten konsistent abzuleiten Der Beitrag von Carl Christian von Weizsacker BearbeitenCarl Christian von Weizsacker untersuchte das Problem 1962 1971 unter der Annahme dass die Wirtschaft mit einer Rate gemass der sogenannten goldenen Regel der Akkumulation wachst Er kommt zu dem Ergebnis dass sich die Produktionspreise als Arbeitswerte darstellen lassen Allerdings sind die Produktionspreise eines Endproduktes nicht einfach proportional der Summe der Arbeitswerte aller Produkte die fur die Herstellung des Endproduktes notig sind Vielmehr werden fruhere Arbeitswerte bis zum Zeitpunkt der Fertigstellung des Endproduktes verzinst wobei die Profitrate die bei Geltung der goldenen Regel gleich der Rate des Wirtschaftswachstums ist als Zinssatz dient 6 Marxistische Antworten auf den Sraffa Schock BearbeitenAllerdings ist seit Piero Sraffas Grundlegung des modernen Neoricardianismus im Jahre 1960 klar dass sich Bortkiewicz Algorithmus in letzter Instanz in ein Gleichungssystem verwandeln lasst in welchem Arbeitswerte nur noch als redundante Nebenprodukte vorkommen Ihnen kommt zur Berechnung von Gleichgewichtspreisen in formaler Hinsicht kein prioritarer Status zu Dieser Sraffa Schock hat verschiedene Antworten von marxistischer Seite hervorgerufen Von ehemaligen Marxisten wie Ian Steedman wurde die AWT komplett aufgegeben und stattdessen der Fokus auf die auch ohne Rekurs auf Arbeitswerte formulierbare Theorie des physischen Mehrprodukts und der klassenformigen Verteilung des Surplus gelegt Hans Georg Sprotte konnte 1978 den formalen Beweis erbringen dass selbst bei voller Akzeptanz des Sraffa Algorithmus die AWT fur den Fall gleichgewichtigen Wachstums rehabilitiert werden kann denn in diesem Fall verteilt sich das Mehrprodukt so proportional auf alle Systemkomponenten dass seine Zusammensetzung dem gesellschaftlichen Gesamtprodukt en miniature entspricht Die Normierung des Mehrproduktes zu einer Standardware durch die goldene Regel der Akkumulation lost das Transformationsproblem zwar bedeutet aber den Verzicht auf jedwede krisentheoretische Anwendung der AWT Diese wachstumstheoretische Losung des Transformationsproblems wurde von Michio Morishima 1973 dargestellt Von Michio Morishima wurde die neoricardianische Kritik angenommen aber die prinzipielle Ablehnung der AWT zuruckgewiesen Nach Morishima lasst sich namlich die wertformige Ausbeutungsthese insofern rechtfertigen als eine positive Profitrate und damit Ausbeutung im Marxschen Sinne immer mit der Existenz eines positiven Mehrwerts korrelieren muss Der Abweichung des preisformigen vom wertformigen Mehrprodukt ist somit eine objektive Schranke vorgegeben und folglich die Ruckbindung des Profits an den Mehrwert gewahrleistet Trotz des Transformationsproblems lasst sich der Profit also in letzter Instanz immer auf unbezahlte Mehrarbeit zuruckfuhren Diesen Sachverhalt bezeichnete Morishima als Marxsches Fundamentaltheorem MFT In Gefolge der Thesen Morishimas zum Marxschen Fundamentaltheorem entwickelte sich eine Debatte in der es darum ging ob nicht unter speziellen Bedingungen Kuppelproduktion positive Mehrwertquanten mit negativen Profiten korrelieren konnten und umgekehrt Das Transformationsproblem ware dann gewissermassen auf die Spitze getrieben denn nun wurden positive Wertgrossen nach der Transformation negative Preisgrossen ergeben konnen und vice versa was offensichtlich zu vollkommen unsinnigen Interpretationen dieser Verwandlungsprozedur fuhren musste Ausgelost wurde diese Debatte 1975 durch eine Kritik Ian Steedmans am MFT mittels eines zahlenmassig prasentierten Gedankenspiels Morishima begegnete dieser Kritik mit einer Gegenkritik der Beispiele Ian Steedmans und der Formulierung des Generellen Marxschen Fundamentaltheorems GMFT welches auch fur den Fall der Kuppelproduktion gultig bleibt Letztlich hat im Verlauf dieser Debatte jede Partei ihre Interpretation der AWT als bestatigt angesehen Aus Steedmans Sicht wurde das MFT widerlegt Morishimas Losungsversuche die auf einer Uminterpretation gesellschaftlich notwendiger Arbeitszeit in gesellschaftlich optimale Werte mittels linearer Optimierung beruhen veranderten seiner Ansicht nach den Gehalt der AWT nachhaltig so dass der Gegenstandsbereich nicht mehr mit der Marxschen Arbeitswerttheorie vereinbar sei Aus Morishimas Sicht waren dagegen einerseits Steedmans Beispiele logisch nicht haltbar bzw unrealistisch und andererseits durch eine einfache Erweiterung des MFT zum GMFT das Kuppelproduktion berucksichtigt selbst in der vorliegenden Form integrierbar und somit kein prinzipielles Problem fur die AWT Die Frage ob sich das GMFT nun noch sehr begrenzt auf die Marxschen Texte berufen kann ist zweifellos zugunsten Steedmans zu entscheiden Morishima konnte sich zur Stutzung des GMFT lediglich auf eine Passage aus dem Elend der Philosophie von Marx beziehen also einen Text der kurz vor dem Kommunistischen Manifest genauer von Dezember 1846 bis Juni 1847 geschrieben wurde Zur Frage allerdings ob das GMFT in sich konsistent ist ist diese Debatte zur Marx Exegese ohne Belang Von Autoren wie Paul Mattick wurde der Erklarungsgehalt der AWT so modifiziert dass das Transformationsproblem in seiner quantitativen Gestalt letztlich verschwunden ist Eine neuere Version dieser Interpretation des Transformationsproblems vertritt Michael Heinrich der einerseits die simultane Formalisierung der Werttheorie dass sich also letztlich Preisstrukturen auf Preisstrukturen beziehen akzeptiert andererseits aber die Wertformanalyse als den zentralen Kerngehalt der AWT betrachtet Folglich konnen Sraffa Preise ex post per Wertformanalyse auf abstrakte Arbeit zuruckgefuhrt und das Transformationsproblem so umgekehrt bzw aufgelost werden Mittels der neoricardianischen Modelle ist eine solche mathematische Ruckfuhrung aller Preisbestandteile einschl der Mehrproduktes auf Arbeitswerte ja ausdrucklich moglich die Arbeitswerte sind lediglich zur Ermittlung der Gleichgewichtspreise in formaler Hinsicht uberflussig Ein quantitatives Problem der Wert Preis Rechnung existiert in Heinrichs monetarer Werttheorie folglich nicht mehr denn eine Umverteilung von Arbeitswerten zur Berechnung von Produktionspreise in der Vorwartsbewegung wie in den gangigen Umrechnungsmodellen setzt nach Heinrich ein pramonetares Verstandnis der Marxschen Arbeitswerttheorie voraus Wenn aber der Wert konsequent als monetares Phanomen entsprechend der Wertformanalyse gedacht wird konnen Arbeitswerte nur in der Gestalt von monetaren Produktionspreisen erscheinen denn dies sind die monetaren Ausdrucke der tiefer liegenden Produktionsbeziehungen die in der Werttheorie reflektiert werden Samtliche Transformationsalgorithmen laufen so auf die implizite Vorstellung pramonetar existierender Wertquanten hinaus die ausserhalb ihrer Erscheinungsform namlich der Geldform bereits in quantitative Wirkungszusammenhange treten Entsprechend verwirft Heinrich den von Bortkiewicz begonnenen Teil der Debatte aufgrund des in diesem Diskurs verwendeten pramonetaren Wertbegriffs Das Verhaltnis von Werten zu Preisen wird bei Heinrich also erkenntnistheoretisch interpretiert als begriffliches Entwicklungsverhaltnis welches den Formgehalt des Austausches zwischen Kapital und Arbeit ausdruckt 7 Es wurden unter prinzipieller Anerkennung der Problematik und des nicht zu Ende gefuhrten marxschen Verfahrens bessere Losungsvorschlage erarbeitet die anders als die neoricardianische Methode die AWT stutzen Besonders die New solution of the transformation problem der Autoren Dumenil Foley und Lipietz rezipiert und diskutiert v a im angloamerikanischen Raum hat hier ein Zeichen gesetzt Im Rahmen der New Solution wird die Transformation auf das Nettoprodukt beschrankt und der Wert der Arbeitskraft nicht mehr als Reallohn sondern als Geldlohn interpretiert Somit wird der Wert der Ware Arbeitskraft nicht durch ein gegebenes Konsumguterbundel bestimmt sondern als Geldlohneinkommen das einen allgemeinen Anspruch auf einen Teil des Gesamtoutputs reprasentiert Der Anteil der Lohne am Volkseinkommen wird daher per Annahme im Wertsystem und im Preissystem gleichgesetzt Interessanterweise wurde diese Losung bereits in den sechziger Jahren von Joan Robinson antizipiert blieb aber weitgehend unbemerkt Die beiden israelischen Mathematiker Emmanuel Farjoun und Moshe Machover umgehen das Transformationsproblem in seiner klassischen Gestalt unter Beibehaltung der AWT indem sie das Konstrukt einer allgemeinen Profitrate ablehnen und als Alternative mit einem stochastischen Ansatz arbeiten Farjoun und Machover weisen darauf hin dass die kapitalistische Konkurrenz Mechanismen hervorbringt die sowohl in die Richtung einer Durchschnittsprofitrate drangen als auch die Gegenbewegungen zur Zerstorung der allgemeinen Profitrate beinhalten Es sei deshalb realistischer davon auszugehen dass ein Profitratenspektrum existiert das wahrscheinlichkeitstheoretisch zu erfassen ware bei Farjoun Machover mittels einer Kurve der Gammaverteilung und nicht deterministisch uber lineare Algebra Dabei ist das Schwankungszentrum der von Farjoun und Machover ermittelten Warenpreise ganz nah an den reinen Arbeitswerten des ersten Bandes des Kapital Eine Reihe empirischer Untersuchungen stutzen diese Auffassung 8 und auch Fritz Helmedag hat in seiner Studie Warenproduktion mittels Arbeit auf die Konsistenz und Leistungsfahigkeit der reinen AWT hingewiesen wobei Helmedag keinen probabilistischen Ansatz vertritt Farjouns und Machovers Studie hat in der angloamerikanischen Literatur ein weit grosseres Echo hervorgerufen als im deutschsprachigen Raum wo ihr Ansatz nahezu unbekannt blieb ihr Hauptwerk Laws of Chaos A Probabilistic Approach to Political Economy ist nie ubersetzt worden ins Deutsche 9 10 Ein in neuerer Zeit z B von Andrew Kliman 2007 oder Alan Freeman 1996 vertretener Ansatz aus dem angloamerikanischen Raum stellt die Temporal Single System Interpretation TSSI des Transformationsproblems dar Dieser Ansatz verwirft generell die Auffassung dass lineare Gleichungssysteme ein adaquates methodisches Verfahren fur eine sinnvolle Darstellung des Verhaltnisses von Werten zu Preisen liefern Im Gegensatz dazu interpretieren diese Autoren die AWT erstens nicht simultanistisch also Inputs und Outputs des Produktionsprozesses zeitgleich berechnend sondern temporal Der Reproduktionsprozess des Kapitals wird hier kausal zeitformig verstanden womit wiederum die Voraussetzung dass Input und Outputpreise identisch sein mussen entfallt Zweitens verweist der Begriff Single System darauf dass diese Autoren Wert und Preisebene nicht als zwei streng getrennte Funktionsbereiche verstehen dualistische Interpretation sondern als untrennbar miteinander verbunden Hierbei werden die Werte der Input Waren als monetare Bewertungen an einem bestimmten kausalen Punkt der Verwertungsbewegung des Kapitals verstanden wobei diese Bewertung nicht dualistisch erfolgt Die Werte der Inputs sind als monetare Grossen de facto Preisgrossen denn Inputs sind durch geldformige Investitionen fest fixierte und im Verlauf der weiteren Verwertungsbewegung nicht mehr quantitativ neu bewertete Preise fur erworbene Produktionsmittel Hier schliesst die TSSI also an die New Solution an wobei in der New Solution nur die Geldlohne monetar interpretiert werden mit der Folge dass in diesem Modell offenbar Produktionsmittel dem Naturaltauschmodus unterliegen und Lohne mit Geld bezahlt werden Die TSSI dagegen versteht konstantes und variables Kapital monetar als jeweils in Geld bezahlte und damit im weiteren Verwertungsprozess quantitativ invariante Investitionsgrossen Outputpreise konnen in der TSSI keine simultane Ruckwirkungen auf Inputpreise einer bereits abgeschlossenen Produktionsperiode haben sondern erst in der nachsten kausal zeitlich folgenden Verwertungsbewegung Inputpreise determinieren Bei kausal zeitformiger Interpretation des Marxschen Transformationsverfahrens losen sich die klassischen seit Bortkiewicz diskutierten Probleme folglich nach Ansicht dieser Autoren auf Entsprechend verweisen sie auf Bortkiewicz enge Verbindung zur Allgemeinen Gleichgewichtstheorie der Neoklassik und widmen der Kritik dieser neoklassischen Marxinterpretation viel Raum Auch fur Ernest Mandel 11 Hans Peter Buttner 12 und Klaus Muller 13 existiert ein Transformationsproblem der Umrechnung von Werten in Produktionspreise nur deshalb weil mit Simultanverfahren mathematische Methoden angewandt wurden die den kausal zeitlichen Zusammenhang der Produktion und Wertschopfung nicht erfassen Dass die Transformation der Werte in Produktionspreise und die der sektoralen Profitraten in eine allgemeine Durchschnittsprofitrate vgl Marx Ausgleich der Profitraten zur allgemeinen Durchschnittsprofitrate empirisch nicht nachgewiesen werden konnen Farjoun Machover Frohlich liege daran dass es sich um ein Ausgleichsmodell handelt das auf zahlreichen Pramissen beruhe von denen die meisten in der Realitat nicht erfullt seien 14 Daher ist die Transformation nur eine plausible Tendenz die allgemeine Profitrate und der Produktionspreis bewegliche unerreichbare Ziele Georg Quaas 15 Quellen Bearbeiten Ian Steedman Value Price and Profit New Left Review I 90 Marz April 1975 vgl hierzu Ronald L Meek Einige Bemerkungen zum Transformationsproblem in Friedrich Eberle Hrsg Aspekte der Marxschen Theorie 1 Zur methodologischen Bedeutung des 3 Bandes des Kapital Frankfurt 1973 S 255 274 Aus dem Engl von Joska Fischer und Jurgen Ritsert aus Economics and Ideology and other Essays London 1967 P A Samuelson 1974 S 239 Eberhard Feess Dorr Die Redundanz der Mehrwerttheorie Ein Beitrag zur Kontroverse zwischen Marxisten und Neoricardianern Marburg 1989 Paul M Sweezy 1971 S 148 Weizsacker Carl Christian von 2010 A New Technical Progress Function 1962 German Economic Review 11 3 Erstveroffentlichung eines 1962 geschriebenen Artikels C C Weizsacker P A Samuelson A new labor theory of value for rational planning through use of the bourgeois profit rate In Proceedings of the National Academy of Sciences Band 68 Nummer 6 Juni 1971 S 1192 1194 PMID 16591926 PMC 389151 freier Volltext Michael Heinrich 1999 S 281 ff Frohlich Nils Die Uberprufung klassischer Preistheorien mithilfe von Input Output Tabellen Wirtschaft und Statistik 5 2010 S 503 508 Insgesamt spricht vor dem Hintergrund der deutschen Input Output Tabellen von 2000 und 2004 einiges dafur dass die realen Preise tatsachlich durch das klassische Wertgesetz reguliert werden Zum 25 jahrigen Jubilaum der Erstveroffentlichung von laws of chaos findet sogar eine Konferenz an der Universitat Kingston UK statt Sh http iwright googlepages com probabilisticpoliticaleconomy Emmanuel Farjoun and Moshe Machover Laws of Chaos A Probabilistic Approach to Political Economy London Verso 1983 Free verso books Ernest Mandel Kontroversen uber Das Kapital Berlin 1991 S 213 Hans Peter Buttner Kritik der Politischen Okonomie im 21 Jahrhundert Zur neueren Debatte um das marxsche Transformationsproblem In PROKLA Band 188 Nr 3 Munster 2017 S 453 469 Klaus Muller Georg Quaas Kontroversen uber den Arbeitswert Potsdam 2020 S 75 101 211 f Klaus Muller Profit Koln 2016 S 77 86 Klaus 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