www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel behandelt den Akademiker Zum Rechtswissenschaftler siehe Wolfgang Werther Muhlpfordt Wolfgang Moritz Heinrich Muhlpfordt 4 Mai 1872 in Potsdam 2 Januar 1928 in Koslin 1 war ein deutscher Akademiker dessen Bedeutung fur die mathematische Losung des Transformationsproblems von Werten in Preise erst lange nach seinem Tod erkannt und gewurdigt wurde Inhaltsverzeichnis 1 Biographische Daten 2 Publikationstatigkeit 3 Der theoretische Ansatz von 1893 4 Der direkte Bezug zum Transformationsproblem 5 Muhlpfordts Jahrbucher Aufsatz und seine Rezeption 6 Spate theoriehistorische Wurdigung 7 Anmerkungen und EinzelnachweiseBiographische Daten BearbeitenWolfgang Muhlpfordt wurde als viertes von funf Kindern der Eheleute Moritz Leonhard Adalbert Muhlpfordt 1834 1897 und Marie Elise Adelheid Muhlpfordt geb Laukien 1835 1924 geboren Sein Vater war Geheimer Rechnungs Revisor beim Rechnungshof des Deutschen Reiches zu Potsdam Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte Muhlpfordt ab 1890 Rechts und Kameralwissenschaften in Berlin und Konigsberg An der Berliner Universitat besuchte er die nationalokonomischen Vorlesungen von Gustav von Schmoller und Adolph Wagner zwei bedeutenden Vertretern der jungeren Historischen Schule der Nationalokonomie Am 22 Dezember 1893 erlangte er durch die offentliche Verteidigung seiner von Karl Umpfenbach betreuten Dissertationsschrift Preis und Einkommen in der privatkapitalistischen Gesellschaft die Doktorwurde von der philosophischen Fakultat der Albertus Universitat Konigsberg in Preussen Muhlpfordt schlug im Anschluss keine akademische Karriere ein sondern eine juristische Laufbahn als Verbandssyndikus Er war Mitglied im Verband Berliner Bucherrevisoren und kooperatives Mitglied der Societe Academique de la Comptabilite de Belgique Am 30 April 1907 heiratete er die 1873 in Dresden geborene Margarete Hoffmann die Ehe blieb kinderlos 2 Obwohl Muhlpfordt zum Zeitpunkt der Machtubernahme der Nationalsozialisten bereits verstorben war wurde er mit einer Akte im Register der Mitglieder der Freimaurerlogen gefuhrt dessen Zweck im Dritten Reich darin bestand methodisch Informationen uber religiose soziale politische und weltanschauliche Bewegungen zu sammeln die von der NS Ideologie als feindlich eingestuft wurden 3 Publikationstatigkeit BearbeitenDie theoretischen Beitrage die Muhlpfordt im Kontext einer Preistheorie jenseits von Angebot und Nachfrage determinierter Marktpreise zuzurechnen sind konzentrieren sich auf zwei Publikationen Beide sind fur seine Pionierrolle in der Geschichte des Transformationsproblems und dessen Losung massgeblich Preis und Einkommen in der privatkapitalistischen Gesellschaft Hartungsche Buchdruckerei Konigsberg 1893 Karl Marx und die Durchschnittsprofitrate In Jahrbucher fur Nationalokonomie und Statistik 3 Folge 10 Bd Jena 1895 S 92 99 Weitere Veroffentlichungen Muhlpfordts befassen sich mit juristischen Themen sowie mit tagespolitischen Fragestellungen wie sie vor allem innerhalb der von Muhlpfordt partiell heftig kritisierten deutschen Sozialdemokratie diskutiert wurden 4 Der theoretische Ansatz von 1893 BearbeitenIm Vorwort zu seiner Dissertationsschrift zeigt sich Muhlpfordt optimistisch eine konsequente Weiterentwicklung der klassischen Werttheorie in der Hinsicht leisten zu konnen dass er erstens die Produktionskostentheorie und die Arbeitswerttheorie in Einklang bringt und zweitens die Nutzentheorie in die Betrachtung einbezieht Hinsichtlich der angefuhrten Quellen favorisiert Muhlpfordt fur die Preisbestimmung eindeutig die klassische Lehre und kritisiert den Ansatz der dazu gegensatzlichen Grenznutzentheorie Diese von der Osterreichischen Schule vertretene Wert Preis Theorie ist Muhlpfordt vor allem durch das Werk von Eugen von Bohm Bawerk bekannt geworden und er halt sie fur unbrauchbar zur Bestimmung der von ihm als Normalpreise bezeichneten Produktionspreise Folgerichtig geht er im 6 seiner Arbeit fur die Bestimmung der Preise beliebig vermehrbarer Guter unter freier Konkurrenz von den klassischen Annahmen aus Die Arbeit ist es demnach welche den Tauschwert beliebig vermehrbarer Guter bei freier Konkurrenz schafft Die Frage wodurch sich die Hohe des Einflusses der Konkurrenz auf die Preise der einzelnen Warengattungen bemisst beantwortet Muhlpfordt so wie es bereits David Ricardo vorgeschlagen hatte namlich nach der unternehmerischen Erwartung eines gleichen Gewinns bei gleichen Aufwendungen Daraus folgt dass die einzelnen Waren sich in einem modifizierten Verhaltnis ihrer Herstellungszeiten austauschen deren Modifikation durch den Satz fur gleiche Kapitalien gleicher Gewinn bestimmt wird 5 Muhlpfordt wahlt fur seinen Ansatz eine mathematische Form wobei die Einfuhrung von n Preiskoeffizienten fur n Waren sowie die Prasentation als ein System von n 1 Gleichungen mit n 1 Unbekannten fur die Berechnung der n Warenpreise und der Durchschnittsprofitrate das eigentliche Novum darstellen so dass der Autor bereits mit dieser ersten Arbeit als ein Vorlaufer fur spatere einschlagige Losungsversuche des Transformationsproblems gelten darf Die nachfolgende mathematische Darstellung folgt dem Originaltext aus der Dissertationsschrift die inhaltlich der spateren Darstellung im Jahrbucher Beitrag entspricht aber wegen der jener gegenuber drucktechnisch fehlerfreien Form vorzuziehen ist 6 Gemass der von Muhlpfordt gesetzten arbeitswerttheoretischen Pramisse wird der Wert einer Ware durch die zu ihrer Herstellung erforderliche Arbeitszeit a bestimmt Der Preis P displaystyle Pi nbsp jener Ware weicht nach den obigen Uberlegungen von ihrem Wert der in ihr enthaltenen Arbeitszeit a durch einen Faktor den Preiskoeffizienten x ab Fur i 1 n seien W i displaystyle W i nbsp die Menge der betrachteten Waren x i displaystyle x i nbsp deren Preiskoeffizienten mit denen die Arbeitszeiten a i displaystyle a i nbsp der entsprechenden Waren multipliziert werden Dann folgt fur die Preise der n Waren P W i displaystyle Pi W i nbsp a i x i displaystyle a i x i nbsp Der Preis einer Ware lasst sich aber auch noch anders darstellen Die von Muhlpfordt als normale Gewinnrate bezeichnete Profitrate p ergibt angewandt auf das zur Produktion der n Waren verwendete Kapital C einen durch das Gesetz des normalen Unternehmergewinns bestimmten Betrag P M displaystyle Pi M nbsp der auf dessen Preis aufgeschlagen wird so dass gilt P W displaystyle Pi W nbsp P C displaystyle Pi C nbsp P M displaystyle Pi M nbsp mit P M displaystyle Pi M nbsp p P C displaystyle Pi C nbsp Daraus folgt P C displaystyle Pi C nbsp 1 1 p displaystyle frac 1 1 p nbsp P W displaystyle Pi W nbsp Den Bruch 1 1 p displaystyle frac 1 1 p nbsp bezeichnet Muhlpfordt als x 0 displaystyle x 0 nbsp so dass gilt P C displaystyle Pi C nbsp x 0 displaystyle x 0 nbsp P W displaystyle Pi W nbsp bzw fur das auf eine bestimmte Warenart i angewandte Kapital i P C i displaystyle Pi C i nbsp x 0 displaystyle x 0 nbsp a i displaystyle a i nbsp x i displaystyle x i nbsp Andererseits lasse sich das angewandte Kapital auch als Summe der verbrauchten Produktionsmittel und Lohne darstellen so dass gilt P C i displaystyle Pi C i nbsp a i 1 displaystyle a i1 nbsp P W 1 displaystyle Pi W 1 nbsp a i n displaystyle a in nbsp P W n displaystyle Pi W n nbsp Ein Koeffizient a i j displaystyle a ij nbsp gibt dabei die Menge der Ware j an die zur Herstellung der Warenmenge i erforderlich ist Fur die Herstellung von n Waren gilt demnach x 0 displaystyle x 0 nbsp a 1 displaystyle a 1 nbsp x 1 displaystyle x 1 nbsp a 11 displaystyle a 11 nbsp a 1 displaystyle a 1 nbsp x 1 displaystyle x 1 nbsp a 12 displaystyle a 12 nbsp a 2 displaystyle a 2 nbsp x 2 displaystyle x 2 nbsp a 1 n displaystyle a 1n nbsp a n displaystyle a n nbsp x n displaystyle x n nbsp x 0 displaystyle x 0 nbsp a n displaystyle a n nbsp x n displaystyle x n nbsp a n 1 displaystyle a n1 nbsp a 1 displaystyle a 1 nbsp x 1 displaystyle x 1 nbsp a n 2 displaystyle a n2 nbsp a 2 displaystyle a 2 nbsp x 2 displaystyle x 2 nbsp a n n displaystyle a nn nbsp a n displaystyle a n nbsp x n displaystyle x n nbsp Damit hat Muhlpfordt ein System von n Gleichungen aufgestellt wobei er lineare Unabhangigkeit der Gleichungen voraussetzt Fur die nichttriviale Losung dieses Systems ist eine Erweiterung um eine Gleichung erforderlich Aus mathematischer Sicht ist die erganzende Gleichung notwendig um n 1 Unbekannte namlich n Preiskoeffizienten x i displaystyle x i nbsp und die allgemeine Profitrate p simultan ermitteln zu konnen Muhlpfordt nutzt dafur die folgende Gleichung a 1 displaystyle a 1 nbsp a 2 displaystyle a 2 nbsp a n displaystyle a n nbsp a 1 displaystyle a 1 nbsp x 1 displaystyle x 1 nbsp a 2 displaystyle a 2 nbsp x 2 displaystyle x 2 nbsp a n displaystyle a n nbsp x n displaystyle x n nbsp bzw i 1 n a i displaystyle sum i 1 n a i nbsp i 1 n a i x i displaystyle sum i 1 n a i x i nbsp Diese Gleichung entspricht einer der spater als Invarianzpostulate bezeichneten Identitaten von denen jeweils angenommen wird dass sie Geltung beanspruchen durfen Marx beispielsweise war von der Identitat der Summe der Werte mit der Summe der Preise sowie der Identitat der Summe der Mehrwerte mit der Summe der Profite ausgegangen Invarianzpostulate unterschiedlicher Art werden auch bei nachfolgenden Losungsvorschlagen fur das Transformationsproblem hinzugezogen 7 Nach diesen Voruberlegungen ist Muhlpfordt in der Lage seinen Ansatz zu vervollstandigen und ein Gleichungssystem mit nunmehr n 1 unabhangigen Gleichungen zur Berechnung der n unbekannten Preiskoeffizienten x i displaystyle x i nbsp und der zur Profitrate p fuhrenden Grosse x 0 displaystyle x 0 nbsp aufzustellen x 0 displaystyle x 0 nbsp a 1 displaystyle a 1 nbsp x 1 displaystyle x 1 nbsp a 11 displaystyle a 11 nbsp a 1 displaystyle a 1 nbsp x 1 displaystyle x 1 nbsp a 12 displaystyle a 12 nbsp a 2 displaystyle a 2 nbsp x 2 displaystyle x 2 nbsp a 1 n displaystyle a 1n nbsp a n displaystyle a n nbsp x n displaystyle x n nbsp x 0 displaystyle x 0 nbsp a n displaystyle a n nbsp x n displaystyle x n nbsp a n 1 displaystyle a n1 nbsp a 1 displaystyle a 1 nbsp x 1 displaystyle x 1 nbsp a n 2 displaystyle a n2 nbsp a 2 displaystyle a 2 nbsp x 2 displaystyle x 2 nbsp a n n displaystyle a nn nbsp a n displaystyle a n nbsp x n displaystyle x n nbsp a 1 displaystyle a 1 nbsp a 2 displaystyle a 2 nbsp a n displaystyle a n nbsp a 1 displaystyle a 1 nbsp x 1 displaystyle x 1 nbsp a 2 displaystyle a 2 nbsp x 2 displaystyle x 2 nbsp a n displaystyle a n nbsp x n displaystyle x n nbsp Auch wenn Muhlpfordt seine Darstellung an dieser Stelle abbricht geht er fest davon aus dass die unbekannten Grossen durch das Gleichungssystem bestimmt werden konnen Dies zu zeigen war in diesem Kontext genau sein Ziel gewesen Er sieht daher den normalen Konkurrenzpreis als auf jene Weise bestimmt an streift noch kurz die Variation des Preises unter Monopolverhaltnissen und wendet sich fur den Rest seiner Schrift dem Thema Einkommen zu Der direkte Bezug zum Transformationsproblem BearbeitenWahrscheinlich war es Muhlpfordt beim Verfassen der Dissertationsschrift gar nicht bewusst dass er mit seinem auf wenigen Seiten entwickelten Ansatz einen Beitrag zu jener Diskussion geleistet hat die von Friedrich Engels im Vorwort des von ihm 1885 herausgegebenen zweiten Bandes des Kapitals initiiert worden war Konkret geht es um die Losung des Ratsels einer mit der Arbeitswerttheorie kompatiblen Bildung einer allgemeinen Profitrate das darin besteht nachzuweisen wie nicht nur ohne Verletzung des Wertgesetzes sondern auf der Grundlage desselben eine gleiche Durchschnittsprofitrate sich bilden kann und muss 8 Noch vor der Herausgabe des dritten Bandes des Marx schen Hauptwerks der die entsprechende Losung prasentiert mit der Engels als Sachwalter der von Karl Marx nach seinem Tod im Jahr 1883 hinterlassenen Manuskripte langst vertraut war gab es eine ganze Reihe von Interessierten die sich an einer eigenstandigen Losung versuchten Zu diesem Kreis gehoren Wilhelm Lexis Conrad Schmidt Peter Fireman Julius Wolf Georg Christian Stiebeling und Achille Loria deren Beitrage in der einen oder anderen Weise spater von Engels kommentiert worden sind 9 Wolfgang Muhlpfordt jedoch ist diesbezuglich ignoriert worden zumal seine Dissertationsschrift in der von Karl Kautsky herausgegebenen Zeitschrift Die Neue Zeit unter dem Pseudonym ch ungunstig und mit spottischem Unterton besprochen worden ist 10 Nachdem allerdings im Herbst 1894 mit der Veroffentlichung des dritten Bandes des Kapitals die Marx sche Losung des Profitratenratsels publik wurde hat Muhlpfordt zweifellos den Stellenwert seines eigenen Ansatzes in den entsprechenden Kontext einordnen konnen so dass er sich daraufhin in den Jahrbuchern fur Nationalokonomie und Statistik zu Wort meldete um diesen erneut zu prasentieren Muhlpfordts Jahrbucher Aufsatz und seine Rezeption BearbeitenDer 1895 erschienene Artikel Karl Marx und die Durchschnittsprofitrate der vom mit Dr Muhlpfort angegebenen Autor als eine selbstbewusste Kritik an der Marx schen Losung verfasst wurde hat trotz seiner fur das Transformationsproblem direkten Relevanz ein ahnliches Schicksal erfahren wie die Dissertationsschrift er wurde von den Zeitgenossen ignoriert obwohl darin sogar ausdrucklich um das Urteil der Experten geworben wird Zu Beginn des Artikels wird in korrekter Weise das Problem der sogenannten Durchschnittsprofitrate repetiert wie es von Engels angekundigt und nun als aufgelost publiziert worden war Dr Muhlpfort dessen Identitat mit Wolfgang Muhlpfordt aus einer vom Autor selbst gesetzten Fussnote 11 hervorgeht setzt sich kritisch mit der Art und Weise auseinander in der Marx meinte das Problem in Inhalt und Form bewaltigt zu haben Als eine die konstatierten Mangel uberwindende Alternative schlagt Muhlpfordt die in seiner Dissertationsschrift entwickelte und nun noch einmal prasentierte algebraische Darstellung fur die Berechnung der Abweichung der Preise von den Werten vor Allerdings weist die drucktechnische Umsetzung der entsprechenden Formeln Mangel und damit sinnentstellende Fehler auf so dass der im Erfassen algebraischer Zusammenhange ungeubte Leser die Quintessenz der Muhlpfordt Losung moglicherweise nur schwer oder gar nicht erkennen konnte Die vom Autor erwartete Resonanz blieb jedenfalls aus Stattdessen ist eine Dekade spater eine weitere Bearbeitung des Transformationsproblems von Werten in Preise an die Offentlichkeit gelangt namlich jene des Lexis Schulers und Statistikers Ladislaus von Bortkiewicz der in den Jahren 1906 bis 1907 mit vier Artikeln in Erscheinung trat um die Marx sche Losung zu korrigieren Bortkiewicz hat damit zwar nicht sofort aber einige Zeit spater derart grosse Beachtung gefunden dass er vielen Kennern der Debatte unmissverstandlich als der Vater der Losung des Transformationsproblems gilt Das ist unter Einbeziehung des Muhlpfordt Ansatzes nicht nur inkorrekt sondern insofern bemerkenswert als Bortkiewicz wie Muhlpfordt algebraisch vorgeht und Preiskoeffizienten und die allgemeine Profitrate als simultan in einem System linearer Gleichungen determiniert betrachtet Bortkievicz hat Muhlpfordt allerdings an keiner Stelle erwahnt sondern sich nach eigenen Angaben von dem russischen Okonomen W K Dmitrieff inspirieren lassen 12 Im Gegensatz zum durchschlagenden Erfolg der Darstellung von Bortkiewicz hat es noch viele Jahrzehnte gedauert bis die Relevanz der Muhlpfordt Losung erkannt und theoriehistorisch gewurdigt worden ist Spate theoriehistorische Wurdigung BearbeitenIm Jahr 1987 erfolgte in der Zeitschrift Cambridge Journal of Economics ein erster Hinweis darauf das Muhlpfordt mit seinem Jahrbucher Artikel unbestreitbar die Originalitat gegenuber Bortkiewicz gebuhrt Da die Autoren des Artikels M C Howard und J E King zugleich und berechtigterweise ihre Unzufriedenheit mit der prasentierten Algebra ausserten und uberdies den Beitrag von Dr Muhlpfort als eine lediglich kleine Fussnote in der Geschichte der Marxschen Politischen Okonomie herunterspielen 13 fand im Nachgang in derselben Zeitschrift eine kleine Diskussionsrunde zur Interpretation der von Muhlpfordt verwendeten Formeln statt Zunachst bemuhte sich Giorgio Gilibert um eine Klarstellung 14 Diese wurde von Howard und King zuruckgewiesen wobei ihre Argumentation zumindest teilweise dadurch erleichtert worden ist dass sie inzwischen die von Muhlpfordt im Jahrbucher Artikel erwahnte Dissertation mit ihrer eleganteren und fehlerfreien Darstellung auch inhaltlich zur Kenntnis genommen hatten 15 Bedauerlicherweise beharren die Autoren hartnackig auf der aus dem Jahrbucher Artikel stammenden Schreibweise Muhlpfort obwohl sie selbst keinerlei Zweifel haben dass es sich bei dem Autor um Wolfgang Muhlpfordt handelt 16 Sowohl Gilibert als auch Howard und King unterstellen in ihren Aufsatzen dass Muhlpfordt das Invarianzpostulat Summe der Profite gleich Summe der Mehrwerte benutzt habe Diese Behauptung wird in einem Kommentar von Friedrun Quaas zuruckgewiesen die unter Ruckgriff auf einen Vergleich der von Marx und Muhlpfordt verwendeten Terminologie nahelegt dass Muhlpfordt mit seiner Unterscheidung zwischen der in einer Ware enthaltenen Arbeitszeit und der zur Herstellung einer Ware vergeudeten Arbeitszeit im Grunde genommen ein eigenes Invarianzpostulat im Sinn hatte namlich eine Abwandlung des Postulats der Gleichheit der Werte mit den Preisen 17 Ohnehin ist eine spezifische Wahl der erganzenden Gleichung fur den Kontext des Transformationsproblems insofern unerheblich als Francis Seton spater gezeigt hat dass der Vorrat an Invarianzpostulaten sich nicht in den beiden von Marx her bekannten erschopft 18 Im Ergebnis der verspateten Rezeption der beiden Beitrage ruckte Muhlpfordt als ihr Autor unabhangig von verbliebenen Interpretationsspielraumen in ein neues Licht das seine theoriehistorische Bedeutung erhellt Ein direkter Vergleich der von Bortkiewicz und Muhlpfordt angebotenen Losungsansatze fur das Transformationsproblem zeigt dass Muhlpfordt nicht nur fruher als Bortkiewicz den Weg zu einer korrekten Methode wies sondern dass er mit seinem n Sektoren Modell auch allgemeiner und damit anspruchsvoller ist als Bortkiewicz der mit einem 3 Sektoren Modell arbeitet Wendet man die algebraische Darstellung von Muhlpfordt auf diejenige von Bortkiewicz an lasst sich zeigen dass der Ansatz von Muhlpfordt jenen von Bortkiewicz als Spezialfall enthalt 19 Wahrend Bortkiewicz sein Gleichungssystem jedoch zur Losung gebracht hat indem er fur ein Zahlenbeispiel Preiskoeffizienten und die zugehorige allgemeine Profitrate exakt ermittelt stellt Muhlpfordt sein Gleichungssystem lediglich mit der Behauptung auf dass damit eine korrekte Losung des Transformationsproblems moglich sei Das hat sich zwar letztlich als richtig herausgestellt aber der mathematische Beweis wurde erst gut ein Dutzend Jahre spater mit den Satzen von Frobenius und Perron erbracht Dennoch ist es das bleibende Verdienst von Muhlpfordt mit seiner modernen Darstellung etliche der nachfolgenden Losungsansatze des Transformationsproblems deren Geschichte noch immer nicht zu Ende ist antizipiert zu haben Die Ahnlichkeit seines algebraischen Ansatzes mit Teilen der Modellierungen von Wassily Leontief und Piero Sraffa darf Wolfgang Muhlpfordt in gewissem Sinne auch diesbezuglich als einen Vorlaufer gelten lassen Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten Eintragung in Bernhard Koerner Hrsg Deutsches Geschlechterbuch Genealogisches Handbuch Burgerlicher Familien Bd 68 Druck amp Verlag von G U Starke Gorlitz 1930 S 231f Alain Alcouffe Friedrun Quaas Georg Quaas La prehistoire du probleme de la transformation In Alain Alcouffe Claude Diebolt Hrsg La pensee economique allemande Economica Paris 2009 S 308 337 hier S 335f Muhlpfordts Akte wurde unter der Objektsignatur 65 1467 0 7 9669 angelegt Website der Republik Polen Vgl dazu das Literaturverzeichnis bei Friedrun Quaas Wolfgang Muhlpfordt ein Vorganger von Bortkiewicz Zu den theoretischen Quellen des sogenannten Transformationsproblems In Jahrbucher fur Nationalokonomie und Statistik 208 5 1991 S 493 504 Wolfgang Muhlpfordt Preis und Einkommen in der privatkapitalistischen Gesellschaft Hartungsche Buchdruckerei Konigsberg 1893 S 24 Vgl dazu auch die mit Erlauterungen versehene Darstellung des Ansatzes von Muhlpfordt bei Friedrun Quaas Das Transformationsproblem Ein theoriehistorischer Beitrag zur Analyse der Quellen und Resultate seiner Diskussion Metropolis Marburg 1992 Kapitel 4 Das trifft insbesondere sowohl fur das 3 Sektorenmodell von Ladislaus von Bortkiewicz von 1906 07 als auch fur das n Sektoren Modell von Francis Seton von 1956 zu Vgl dazu Friedrun Quaas Das Transformationsproblem Kapitel 5 Friedrich Engels Vorwort zu Das Kapital Bd 2 In Marx Engels Werke Bd 24 Dietz Verlag Berlin 1975 7 Aufl S 26 Friedrich Engels Vorwort zum dritten Band von Das Kapital In Marx Engels Werke Bd 25 Dietz Verlag Berlin 1964 S 7 30 Die Neue Zeit Revue des geistigen und offentlichen Lebens 12 26 1893 94 S 826f Dr Muhlpfort Karl Marx und die Durchschnittsprofitrate In Jahrbucher fur Nationalokonomie und Statistik 3 Folge 10 Bd 1895 S 98 Fussnote1 Ladislaus von Bortkiewicz Wertrechnung und Preisrechnung im Marxschen System 2 In Archiv fur Sozialpwissenschaften und Sozialpolitik 25 1907 S 10 51 hier S 34 M C Howard J E King Dr Muhlpfort Professor von Bortkiewicz and the transformation problem In Cambridge Journal of Economics 11 1987 S 265 268 Giorgio Gilibert Dr Muhlpfort and the transformation problem a reassessment In Cambridge Journal of Economics 15 1991 S 353 354 M C Howard J E King Dr Muhlpfort and the transformation problem a reply to Giorgio Gilibert In Cambridge Journal of Economics 15 1991 S 355 358 Das Lexikon okonomischer Werke ist diesbezuglich konsequenter Vgl den von Maria Michelangeli verfassten Eintrag Muhlpfordt Wolfgang In Dietmar Herz Veronika Weinberger Hrsg Lexikon okonomischer Werke Verlag Wirtschaft und Finanzen Dusseldorf 2006 Friedrun Quaas Wolfgang Muhlpfordt and the transformation problem some remarks on articles by Howard and King and Gilibert In Cambridge Journal of Economics 18 1994 S 323 326 Francis Seton The Transformation problem In Review of Economic Studies Bd 24 1956 57 S 149 160 Friedrun Quaas Das Transformationsproblem Kapitel 4 PersonendatenNAME Muhlpfordt WolfgangALTERNATIVNAMEN Muhlpfordt Wolfgang Moritz Heinrich vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher AkademikerGEBURTSDATUM 4 Mai 1872GEBURTSORT PotsdamSTERBEDATUM 2 Januar 1928STERBEORT Koslin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wolfgang Muhlpfordt amp oldid 235962952