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Karl Marx zeigt im 9 und 10 Kapitel des dritten Kapitalbandes wie sich durch die zwischenzweigliche Konkurrenz um die profitabelste Kapitalanlage zweigliche bzw sektorale Profitraten zu einer allgemeinen Durchschnittsprofitrate ausgleichen und sich im gleichen Prozess die Werte der Waren in Produktionspreise verwandeln Er will damit zeigen dass jegliches Kapital unabhangig von seinem Beitrag zur Mehrwertschopfung in Abhangigkeit von seiner Grosse Anspruch hat auf gleich grossen Profit gemessen anhand der Profitrate Umstritten ist ob es Marx gelungen ist den Ausgleichsprozess widerspruchsfrei zu modellieren Inhaltsverzeichnis 1 Marx Erklarung unterschiedlicher Profitraten 1 1 Profitrate und ihre Bestimmung 1 2 Marx Ausgangsmodell 2 Marx Ergebnis der zwischenzweiglichen Konkurrenz 2 1 Ergebnistabelle 2 2 Ergebnisinterpretation 3 Der Ausgleichsmechanismus 4 Kritik des Profitratenausgleichs und der Verwandlung der Werte in Produktionspreise 4 1 Theoretische Einwande 4 2 Empirische Untersuchungen 5 EinzelnachweiseMarx Erklarung unterschiedlicher Profitraten BearbeitenProfitrate und ihre Bestimmung Bearbeiten Die Profitrate p ist das Verhaltnis von erzeugtem Mehrwert m zur Summe des dazu vorgeschossenen konstanten Kapitals c plus dem eingesetzten variablen Kapital v 1 Das konstante Kapital ist gleich dem Wert der Arbeitsmittel Maschinerie Bauten Verkehrs und Transporteinrichtungen und dem Wert der Arbeitsgegenstande Roh und Hilfsstoffe Halbfabrikate Bauteile Das variable Kapital entspricht dem an die Arbeiter gezahlten Lohnen p m c v displaystyle p m over c v nbsp bzw nach Division der rechten Seite der Gleichung im Zahler und Nenner durch das variable Kapital v und Umstellung p m v c v 1 displaystyle p m over v over c over v 1 nbsp Es gibt einen Kapitalvorschuss c v und es gibt davon zu unterscheiden einen Kapitalverbrauch c v Das Symbol c bezieht sich im letzten Fall auf das in einer Produktionsperiode ubertragene Kapital 2 dem in der Terminologie der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen die Summe aus Abschreibungen Wert des Materialverbrauchs und der Vorleistungen entspricht 3 Das konstante Kapital c in der hier relevanten Formel fur den Kapitalvorschuss umfasst dagegen den Wert des fixen konstanten plus des zirkulierenden konstanten Kapitals 4 Bei der Ermittlung der Profitrate wird die Profitmasse bzw die Mehrwertmasse auf das vorgeschossene Gesamtkapital bezogen Marx und Engels betonen expressis verbis dass um die Profitrate auszudrucken der Mehrwert nicht auf den Kostpreis bezogen werden darf Der Kostpreis entspricht dem verbrauchten Kapital Es zeigt sich auch hier wieder wie wichtig es ist bei der kapitalistischen Produktion nicht die einzelne Ware oder das Warenprodukt eines beliebigen Zeitraums isoliert fur sich als blosse Ware zu betrachten sondern als Produkt des vorgeschossnen Kapitals und im Verhaltnis zum Gesamtkapital das diese Ware produziert 5 Umfang und Zusammensetzung des vorgeschossenen Kapitals mussen unterschieden werden von der Grosse und Zusammensetzung des Kostpreises Es wurde schon mehrfach hervorgehoben der Unterschied des Verhaltnisses von konstantem Kapital und variablem wie es sich im Fallen der Profitrate ausdruckt und desselben Verhaltnisses wie es sich mit Bezug auf die einzelne Ware und ihren Preis darstellt 6 Wird der Profit auf den Kostpreis den Kapitalverbrauch der Ware bezogen erhalt man eine Profitrate die nur dann mit der wirklichen Profitrate Profitmasse dividiert durch das Gesamtkapital zusammenfallen kann wenn das Kapital genau einmal im Jahr umschlagt 7 Das Verhaltnis konstantes Kapital c zu variablem Kapital v wird als Wertzusammensetzung des Kapitals bezeichnet Marx nimmt an dass mit der technischen Zusammensetzung des Kapitals auch die Wertzusammensetzung des Kapitals immer weiter steigt so dass laut Formel die Profitrate abnehmen muss wenn dies nicht durch einen entsprechenden Anstieg der Mehrwertrate m v displaystyle m v nbsp ausgeglichen wird Dem kapitalistischen Unternehmer ist es nicht gleichgultig ob er eine Profitmasse z B eine Million Euro mit einem hohen oder einem niedrigen Vorschuss an Geldkapital erzielt Ihn interessiert das Verhaltnis des Uberschusses zu den Faktoren deren Nutzung Voraussetzung ist dass Profit bzw im folgenden Beispiel Mehrwert m entstehen und angeeignet werden kann Dieses Verhaltnis die Rentabilitat oder die Profitrate p ist quasi ein relativer Gewinn Die Profitrate druckt den Verwertungsgrad des gesamten vorgeschossenen Kapitals aus Sie ist die treibende Kraft das belebende Feuer der kapitalistischen Produktion 8 Marx Ausgangsmodell Bearbeiten Marx unterstellt in einer gedachten Ausgangssituation funf Produktionsspharen in denen jeweils ein Gesamtkapital von 100 in unterschiedlicher Kapitalzusammensetzung mit gleicher Mehrwertrate von 100 Prozent eingesetzt werde 9 Profitratengefalle Zweig Kapitale Mehrwertrate Mehrwert Profitrate c Verbrauch Warenwert KostpreisI 80c 20v 100 20 20 50 90 70II 70c 30v 100 30 30 51 111 81III 60c 40v 100 40 40 51 131 91IV 85c 15v 100 15 15 40 70 55V 95c 5v 100 5 5 10 20 15Summe 390c 110v 110 Durchschnitt 78c 22v Beispiel 22 22 Die Tabelle zeigt dass bei einheitlicher Mehrwertrate und gleich grossem Kapitaleinsatz in den einzelnen Zweigen die Mehrwertmasse und die Profitrate umso hoher sind je kleiner die Kapitalzusammensetzung Wertzusammensetzung des Kapitals ist Umgekehrt gilt Mehrwertmasse und Profitrate sind umso niedriger je hoher die Wertzusammensetzung des Kapitals ist Die Profitrate fallt wenn bei gegebener Mehrwertrate die organische Zusammensetzung des Kapitals steigt Die organische Zusammensetzung ist die Wertzusammensetzung die bei gegebenem Wert der Kapitalbestandteile allein die Hohe und die Veranderung der technischen Zusammensetzung anzeigt 10 11 Die Profitrate fallt auch wenn bei gegebener organischer Zusammensetzung des Kapitals die Mehrwertrate sinkt Marx nimmt an dass langfristig die organische Zusammensetzung starker als die Mehrwertrate steigt und begrundet so das Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate 12 Die kapitalistischen Unternehmer werden die Tatsache dass gleich grosse Kapitale unterschiedliche Profitraten abwerfen nicht ohne weiteres hinnehmen Sie reagieren darauf Marx zeigt im 10 Kapitel des dritten Kapitalbands wie die zwischenzweigliche Konkurrenz die Profitraten zu einer allgemeinen Durchschnittsprofitrate ausgleicht 13 Das Ergebnis dieses Prozesses stellt Marx in der folgenden Tabelle dar Marx Ergebnis der zwischenzweiglichen Konkurrenz BearbeitenErgebnistabelle Bearbeiten Durch die zwischenzweigliche Konkurrenz um die profitabelste Kapitalanlage werden die sektoralen Profitraten in eine Durchschnittsprofitrate und die Warenwerte in Produktionspreise verwandelt Der Produktionspreis ist die Summe aus dem Kostpreis der Waren und dem Durchschnittsprofit Durchschnittsprofit und Preis der Waren Produktionspreis Kapitale Mehrwert Warenwert Kostpreis Warenpreis Profitrate Profitmasse Wert PreisabweichungI 80c 20v 20 90 70 92 22 22 2II 70c 30v 30 111 81 103 22 22 8III 60c 40v 40 131 91 113 22 22 18IV 85c 15v 15 70 55 77 22 22 7V 95c 5v 5 20 15 37 22 22 17390c 110v 110 422 422 110 SummeErgebnisinterpretation Bearbeiten Im Ergebnis der zwischenzweiglichen Konkurrenz erzielen alle gleich grossen Kapitale wie auch immer ihre organischen bzw Wertzusammensetzungen und in Abhangigkeit von ihnen die Grosse ihrer Mehrwertschopfung sein mogen einen gleich hohen Profit den Durchschnittsprofit Er betragt im Gedankenmodell 22 Durch die Abweichung der Preise vom Wert kommt es zu einer Umverteilung Die Zweige I IV und V Zweige mit uberdurchschnittlich hoher organischer Zusammensetzung eignen sich Teile des in den Zweigen II und III den Zweigen mit relativ geringer organischer Zusammensetzung geschaffenen Mehrwerts an Es gelten zwei Invarianzpostulate aggregierte Gleichgewichte Erstens stimmt die Summe der Warenwerte mit der der Warenpreise Produktionspreise uberein 422 und zweitens entspricht die Mehrwertsumme der Summe der Durchschnittsprofite 110 Die Summe der Abweichungen zwischen Werten und Preisen ist gleich Null Darin kommt zum Ausdruck dass man nur verteilen kann was produziert worden war Marx sagt dass es sich beim Ausgleich unterschiedlicher Profitraten lediglich um eine Tendenz handelt um die Tendenz die Produktionspreise zu bloss verwandelten Formen des Werts zu machen oder die Profite in blosse Teile des Mehrwerts zu verwandeln die aber verteilt sind nicht im Verhaltnis zum Mehrwert der in der besondren Produktionssphare erzeugt ist sondern im Verhaltnis zur Masse des in jeder Produktionssphare angewandten Kapitals so dass auf gleiche grosse Kapitalmassen wie immer zusammengesetzt gleich grosse Anteile aliquote Teile der Totalitat des vom gesellschaftlichen Gesamtkapital erzeugten Mehrwerts fallen 14 Der Ausgleichsmechanismus BearbeitenNach Marx ist es die eigentlich schwierige Frage wie diese Ausgleichung der Profite zur allgemeinen Profitrate vorgeht da sie offenbar ein Resultat ist und nicht ein Ausgangspunkt sein kann 14 Der Ausgleich wird bewirkt durch den Kapitalfluss zwischen den Zweigen Das Kapital entzieht sich aber einer Sphare mit niedriger Profitrate und wirft sich auf eine andre die hoheren Profit abwirft Durch diese bestandige Aus und Einwanderung mit einem Wort durch seine Verteilung zwischen den verschiedenen Spharen je nachdem dort die Profitrate sinkt hier steigt bewirkt es solches Verhaltnis der Zufuhr zur Nachfrage dass der Durchschnittsprofit in den verschiedenen Produktionsspharen derselbe wird und daher die Werte sich in Produktionspreise verwandeln 15 Nach Klaus Muller unterstellt Marx dabei folgenden formalen Mechanismus In Zweigen mit hoher organischer Zusammensetzung im Beispiel die Zweige IV und V sind die produzierten Mehrwert bzw Profitmassen und die Profitraten niedrig Dadurch fliesst Geldkapital ab wodurch ist dieser Abfluss entsprechend hoch fruher oder spater das Angebot im betreffenden Zweig kleiner als die Nachfrage wird Angebotslucke bzw Nachfrageuberschuss bewirkten dass die Preise steigen Mit ihnen steigen auch Profite und Profitraten Kleine Profitraten erhohen sich In Zweigen mit niedriger organischer Zusammensetzung im Beispiel vor allem die Zweige II und III sind die produzierten Mehrwert bzw Profitmassen und die Profitraten hoch Dadurch werden Geldkapital und Ressourcen aus Zweigen mit niedrigen Profitraten angezogen Ist dieser Zufluss entsprechend hoch und andauernd wird fruher oder spater das Angebot an Waren die Nachfrage ubersteigen wodurch die Preise sinken Mit ihnen sinken Profite und Profitraten Die Ubertragung von Geldkapital und damit auch von Ressourcen zwischen den Zweigen bzw Produktionsspharen endet formal dann wenn das Profit und Profitratengefalle beseitigt ist 16 Kritik des Profitratenausgleichs und der Verwandlung der Werte in Produktionspreise BearbeitenTheoretische Einwande Bearbeiten In den Arbeiten Muhlpforts 17 Ladislaus von Bortkewitsch 18 19 Bohm Bawerks 20 Setons 21 Morishimas 22 Sweezys 23 Sraffas 24 Steedmans 25 Samuelsons 26 27 und anderer wird scheinbar gezeigt dass Marx die rechnerische Umwandlung der Werte in Produktionspreise misslungen sei Die Autoren werfen Marx einen Kostpreisirrtum vor Er habe die Kosten in Werten ausgedruckt statt wie es richtig gewesen ware in Produktionspreisen Marx war sich der Ungenauigkeit bewusst Er schreibt Ursprunglich wurde angenommen dass der Kostpreis einer Ware gleich sei dem Wert der in ihrer Produktion konsumierten Waren Der Produktionspreis einer Ware ist aber fur den Kaufer derselben ihr Kostpreis Da der Produktionspreis abweichen kann vom Wert der Ware so kann auch der Kostpreis einer Ware worin dieser Produktionspreis anderer Waren eingeschlossen uber oder unter dem Teil ihres Gesamtwerts stehn der durch den Wert der in sie eingehenden Produktionsmittel gebildet wird Es ist notig sich daher zu erinnern dass wenn in einer besondren Produktionssphare der Kostpreis der Ware dem Wert der in ihrer Produktion verbrauchten Produktionsmittel gleichgesetzt wird stets ein Irrtum moglich ist 28 Marx hielt es nicht fur notig diesen Aspekt weiter zu beachten In der DDR haben sich Friedrun Quaas 29 30 Georg Quaas 31 32 und Hans Klemm 33 mit dem Problem befasst Beachte man dass die Inputs die Kostpreise keine Werte sondern Produktionspreise sind ist jeweils eines der beiden Invarianzpostulate nicht erfullt Entweder stimmen die Wertsumme und die Produktionspreissumme uberein dann weicht die Summe der Mehrwerte von der der Profite ab oder die beiden letzteren sind gleich gross dann sind es die beiden ersteren nicht mehr Die daraus gezogene Schlussfolgerung Werte lassen sich nicht widerspruchsfrei in Produktionspreise umrechnen Marx sei am Transformationsproblem der Verwandlung der Werte in Produktionspreise gescheitert Daraus wiederum wird gefolgert dass es einer Wertbetrachtung gar nicht bedarf eine Preisrechnung genuge den Anforderungen Paul A Samuelson bringt das klar zum Ausdruck Betrachte zwei alternative widerspruchliche Systeme Schreibe das eine hin und radiere es aus Schreibe dann stattdessen das andere hin Voila Damit ist der Transformationsalgorithmus beendet 34 Andere Autoren wie Andrew Kliman Alan Freeman Guglielmo Carchedi Klaus Muller Hans Peter Buttner weisen die Kritik an Marx Ausgleich der zweiglichen Profitraten zu einer allgemeinen Durchschnittsprofitrate zuruck Sie vertreten die Auffassung dass die simultane Betrachtung des Problems dem kausal zeitlichen Ablauf der Produktion nicht Rechnung tragt Die Einwande gegen Marx Losung entsprangen so Andrew Kliman einem einzigen grossen interpretativen Fehler der simultanen Wertbestimmung der Inputs und Outputs Inputpreise Outputpreise Dies fuhre zu physikalistischen stofflichen Schlussfolgerungen und widersprache Marx Theorie dass der Wert bestimmt ist durch die Arbeitszeit 35 36 37 Kliman setzt der simultanistischen Behandlung des Problems und der Doppelsystem Theorie es gabe zwei getrennte Systeme fur Werte und Preise Werte seien redundant man brauche sie nicht um Preise zu bestimmen die Temporale Einzelsystem Interpretation TSSI Temporal Single System Interpretation entgegen Die Wertbestimmung erfolge temporal so dass Input und Outputpreise sich unterscheiden Wert und Preise wirkten wechselseitig aufeinander ein Die Zirkulation des Kapitals beginnt mit dem Erwerb der Produktionsmittel und Arbeitskrafte zum Kostpreis durchlauft die produktive Phase und endet mit dem Verkauf der Ware gegen Geld Bortkiewicz hatte zudem behauptet wenn Inputs und Outputs nicht simultan bewertet wurden konnten Verkaufe und Kaufe innerhalb der Industriezweige nicht in Ubereinstimmung gebracht werden Doch konnen sie widerspricht Kliman die Input und Outputpreise jeder Periode sind verschieden Da die Outputs der einen Periode die Inputs der nachsten Periode sind verlangt der Ausgleich von Angebot und Nachfrage dass die Outputpreise der Periode 1 gleich sind den Inputpreisen der Periode 2 Das ist immer so 38 Klaus Muller hat in einem Zahlenbeispiel die Wert Preis Beziehungen kausal zeitlich zu erfassen und zu zeigen versucht dass die Invarianzpostulate uber mehrere Perioden erfullt sein konnen Georg Quaas hat den Implikationen seines Modells widersprochen 39 Auch Hans Peter Buttner vertritt die Auffassung dass simultane Betrachtungen dem realen Prozess nicht gerecht werden und besser durch sequentielle Analysen ersetzt werden sollten 40 Nun finden sich allerdings im Marxschen Werk auch Belege die fur eine simultane Wertbestimmung sprechen 41 42 Danach hange der auf die Produkte ubertragene Wert nicht ab vom Arbeitsquantum das ursprunglich zur Produktion aufgewandt worden war sondern von dem das zur erneuten Produktion notwendig ist Kliman kennt die Wiederbeschaffungsaufwands Interpretation und fragt sich ob Marx nicht doch Simultanist gewesen sei halt das aber fur sehr unwahrscheinlich 43 schliesst damit aber die Moglichkeit nicht aus Kliman betont aber auch dass es Aussagen von Marx gibt die unvereinbar mit Simultanismus seien und der Wiederbeschaffungskosten Interpretation widersprachen Sie bestatigten die Temporal Single System Interpretation die Wertubertragung sei als Pra Produktions Reproduktionskosten zu bestimmen 44 Zum anderen erweise sich dass die temporale Deutung der scheinbar simultanistischen Passagen bei Marx zumindest gleichermassen plausibel sei 45 Empirische Untersuchungen Bearbeiten Empirische Untersuchungen widerlegen scheinbar die Tendenz zur Herausbildung von Produktionspreisen und Durchschnittsprofitraten 46 47 Fur Farjoun und Machover den beiden israelischen Mathematikern existiert ein relativ stabiles Profitratengefalle in Form einer Gammaverteilung rechtsschiefe Dichtefunktion Frohlich gelingt es gammaverteilte Profitraten empirisch zu bestatigen Er kommt zum Schluss dass Profitraten mitnichten uniform sind sie tendierten auch nicht in diese Richtung 48 Eine Momentaufnahme Frohlich vergleicht die Jahre 2000 und 2004 die erwartungsgemass ungleiche Profitraten zeigt konne jedoch nicht widerlegen wendet Klaus Muller ein dass eine Tendenz zum Ausgleich existiert Ein langerer Zeitraum musste betrachtet und untersucht werden ob die Profitraten der einzelnen Branchen sich andern Der empirische Nachweis relativ stabiler Profitratenunterschiede uber langere Zeitraume eine im Zeitablauf konstante Dichtefunktion besagt nur dass ein konstanter Anteil an Sektoren unterdurchschnittliche und ein konstanter Anteil von Sektoren uberdurchschnittliche Profitraten haben Er besagt noch nicht dass es sich um dieselben Sektoren handelt Konnten man nachweisen dass die Sektoren mit unter und uberdurchschnittlichen Profitraten im Zeitablauf wechseln ware dies ein Indiz dass es trotz eines stabilen Gefalles Ausgleichstendenzen gibt Ein statistisches Gleichgewicht ist mit dynamischen Prozessen kompatibel Mit dessen empirischen Nachweis konnen Bewegungen und Ausgleichstendenzen nicht ausgeschlossen werden Selbst wenn die Verteilung relativ stabil bleibt konnte es sein dass in Zweigen hohe Profitraten gesunken in anderen niedrige gestiegen sind Dies ware dann selbst bei ahnlichen Dichtefunktionen ein Indiz fur die Tendenz zum unerreichbaren Durchschnitt 49 Der Prozess des Sichausgleichens muss nicht wie im Marxschen Gedankenmodell erfolgreich enden Marx wusste das sich die Durchschnittsprofitrate empirisch nicht zeigen lasst Die besondren Profitraten in den verschiednen Produktionsspharen sind selbst mehr oder minder unsicher aber soweit sie erscheinen ist es nicht ihre Uniformitat sondern ihre Verschiedenheit die erscheint Die allgemeine Profitrate selbst aber erscheint nicht als empirische direkt sichtbare Gestalt der wirklichen Profitrate 50 Hinzu kommt dass die Dynamik des komplexen Systems einen gleichgewichtigen Ruhezustand wenn uberhaupt nur vorubergehend zulasst Eine Episode die obendrein niemand bemerkte Ausgleichende Faktoren bzw Wirkungskrafte konnen sich wegen permanenter Gegenkrafte nicht durchsetzen Georg Quaas nennt Produktionspreis und allgemeine Profitrate daher unerreichbare bewegliche Ziele 51 Stephan Kruger spricht nicht vom Ausgleich sondern von einem Ausgleichungsprozess zur Durchschnittsprofitrate um den tendenziellen Charakter der allgemeinen Profitrate als bestandig werdendes und immer wieder durch konterkarierende Gegenbewegungen erzeugtes Resultat auch sprachlich zum Ausdruck zu bringen 52 53 Klaus Muller verweist darauf dass Marx Modell des Profitratenausgleichs wie jedes Modell auf Pramissen beruht somit ein vereinfachtes Abbild der okonomischen Realitat darstellt die es unvollkommen widerspiegelt Das Marxsche Modell des Profitratenausgleichs beruht insgesamt auf folgenden Pramissen Die Mehrwertrate in den Produktionszweigen wird als gleich angenommen Das Kapital geht uberall gleichmassig und ganz in das jahrliche Produkt ein es besteht kein Unterschied zwischen Vorschuss und Verbrauch Von der Verschiedenheit der Umschlagszeiten des Kapitals wird abgesehen obwohl Mehrwertraten und Profitraten positiv von der Hohe des Kapitalumschlags abhangen Die Grosse des Arbeitstages ist in allen Produktionsspharen dieselbe Die Investoren sind vollstandig uber das Profitratengefalle informiert Die Produkte werden zu Preisen verkauft die ihren Werten entsprechen Die Arbeitswerttheorie gilt Wert entsteht durch lebendige Arbeit Der Kapitalfluss zwischen den Zweigen kann ungehindert stattfinden Die technische Ubertragbarkeit des Kapitals ist gewahrleistet es existieren keinerlei Eintritts und Austrittsbarrieren z B in Form von Monopolen Die Hohe der Profitrate trifft das unternehmerische Ziel am genauesten und ist das Kriterium fur Kapitalanlageentscheidungen Die Preisbewegungen sind nicht monopolistisch deformiert sondern widerspiegeln die Veranderungen im Verhaltnis von Angebot und Nachfrage Produktinnovationen Erwartungen Risikouberlegungen und andere Einflussfaktoren bleiben unbeachtet Nur als Konsequenz dieser Gesamtheit an Voraussetzungen muss es zu einer Kapitalwanderung kommen wie sie in Marx Modell des Ausgleichs unterschiedlicher Profitraten zur Durchschnittsprofitrate und der Herausbildung des Produktionspreises angenommen wird 54 Dabei durfte es z B realistisch sein dass in Zweigen mit einer hohen organischen Zusammensetzung die Mehrwertraten grosser sind als in solchen mit niedriger Kapitalzusammensetzung Produktivitatsbedingte hohere Mehrwertraten konnen den negativen Einfluss einer hoheren Wertzusammensetzung auf die Profitrate ausgleichen oder sogar uberkompensieren Die produktivitatsbedingten niedrigen Mehrwertraten konnen umgekehrt den positiven Einfluss der niedrigen Wertzusammensetzung auf die Profitrate abschwachen oder aufheben In beiden Fallen wurde Kapital nicht in der Weise zwischen den Zweigen wandern wie Marx es annimmt also von Zweigen mit hoher in solche mit niedriger Wertzusammensetzung sondern in umgekehrter Richtung Anlageentscheidungen enthalten auch spekulative Momente Aus diesem Grund kann man nicht ausschliessen dass im Gegensatz zu den Darstellungen bei Marx und Engels Kapital aus Zweigen mit hohen in Zweige mit relativ niedrigen Profitraten ubertragen wird Investoren mussen nur damit rechnen dass hohe Profitraten nachhaltig sinken und niedrige steigen werden Muller erwahnt als Beispiel die Telekommunikationsbranche Stahlkonzerne wie Mannesmann Energieunternehmen wie RWE Veba und Viag heute E ON stiegen in den 1990er Jahren mit uberschussigen liquiden Mitteln in die fremde Branche ein weil technische Innovationen Profitaussichten verhiessen Kapital floss in eine Branche mit einer uberdurchschnittlich hohen Wertzusammensetzung Nicht sie und die gerade geltende Profitrate waren dafur ausschlaggebend gewesen Ausschlaggebend waren der Neuigkeitsgrad des Marktes und die an neue Produkte geknupften positiven Zukunftserwartungen 55 Einzelnachweise Bearbeiten Karl Marx Das Kapital Dritter Band in Marx Engels Werke MEW Band 25 Dietz Verlag Berlin 1973 S 52 Karl Marx Das Kapital Erster Band In MEW Bd 23 S 214 225 Zum Vergleich zwischen werttheoretischen Grossen und den Grossen der modernen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen vgl Georg Quaas Wertrechnung und Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung In Horst Muller Hrsg Das PRAXIS Konzept im Zentrum gesellschaftskritischer Wissenschaft Norderstedt 2005 S 207 228 Karl Marx Das Kapital Dritter Band In MEW Bd 25 S 164 ff Zum Begriff des zirkulierenden Kapitals vgl S 119 Karl Marx Das Kapital Dritter Band in Marx Engels Werke MEW Band 25 Dietz Verlag Berlin 1973 S 238f Karl Marx Das Kapital Dritter Band in Marx Engels Werke MEW Band 25 Dietz Verlag Berlin 1973 S 270 f Karl Marx Das Kapital Dritter Band in Marx Engels Werke MEW Band 25 Dietz Verlag Berlin 1973 S 237 Karl Marx Das Kapital Dritter Band in Marx Engels Werke MEW Band 25 Dietz Verlag Berlin 1973 S 269 Karl Marx Das Kapital Dritter Band in Marx Engels Werke MEW Band 25 Dietz Verlag 1973 Berlin S 166 Karl Marx Das Kapital Erster Band in Marx Engels Werke MEW Band 23 Dietz Verlag Berlin 1972 S 640 Karl Marx Das Kapital Dritter Band in Marx Engels Werke MEW Band 25 Dietz Verlag Berlin 1973 S 155 Karl Marx Das Kapital Dritter Band in Marx Engels Werke MEW Band 25 Dietz Verlag Berlin 1973 S 221 277 Karl Marx Das Kapital Dritter Band in Marx Engels Werke MEW Band 25 Dietz Verlag Berlin 1973 S 182 209 a b Karl Marx Das Kapital Dritter Band in Marx Engels Werke MEW Band 25 Dietz Verlag Berlin 1973 S 183 Karl Marx Das Kapital Dritter Band in Marx Engels Werke MEW Band 25 Dietz Verlag Berlin 1973 S 206 Klaus Muller Profit PapyRossa Verlag Koln 2016 S 77 ff Wolfgang Muhlpfordt Karl Marx und die Durchschnittsprofitrate in Jahrbucher fur Nationalokonomie und Statistik Jena 1895 3 Folge Bd 10 S 92 99 Ladislaus von Bortkiewicz Zur Berichtigung der grundlegenden theoretischen Konstruktion von Marx im dritten Band des Kapital in Jahrbucher fur Nationalokonomie und Statistik Band 34 1907 S 319 355 Ladislaus von Bortkiewicz Wertrechnung und Preisrechnung im Marxschen System in Archiv fur Sozialwissenschaft Bd 23 1906 S 1 50 Eugen von Bohm Bawerk Zum Abschluss des Marxschen Systems in O Haring Hrsg Staatswissenschaftliche Arbeiten Festgaben fur Karl Knies Berlin 1896 Francis Seton The Transformation Problem in Review of Economic Studies 1956 57 Vol 24 S 149 160 Michio Morishima Marx s Economics A Dual Theory of Value and Growth Cambridge University Press Cambridge U K 1973 Kap III und V Paul Sweezy Theorie der kapitalistischen Entwicklung Eine analytische Studie uber die Prinzipien der Marxschen Sozialokonomie Frankfurt M 1988 Piero Sraffa Warenproduktion mittels Waren Frankfurt M 1976 Ian Steedman Marx after Sraffa London 1977 New Left Books Paul A Samuelson The Transformation from Marxian Values to Competitive Prices A Process of Rejection and Replacement in Proceedings of the National Acadamie of Science USA Band 67 1 1971 S 423 425 Paul A Samuelson Understanding the Marxian Notion of Exploitation A Summary of the so called Transformation Problem Between Marxian Values and Competitive Prices in Journal of Economic Literature Vol 9 1971 S 399 431 Karl Marx Das Kapital Dritter Band S 174 Friedrun Quaas Das Transformationsproblem Ein theoriehistorischer Beitrag zur Analyse der Quellen und Resultate seiner Diskussion Metropolis Verlag Marburg 1992 Friedrun Quaas Das Transformationsproblem von Werten in Produktionspreise in Jahrbucher fur Nationalokonomie und Statistik Stuttgart 2000 Band 220 1 Georg Quaas Zum Verhaltnis von Wert und Preis aus mathematischer Sicht in Wirtschaftswissenschaft Berlin 1984 Heft 11 S 1649 1658 Georg Quaas Arbeitsquantentheorie Mathematische Grundlagen der Werttheorie Peter Lang Verlag Frankfurt M 2001 Hans Klemm Reproduktionsmodelle im Vergleich Peter Lang Verlag Frankfurt M 1997 Paul A Samuelson Understanding the Marxian Notion of Exploitation zit aus Hans G Nutzinger Elmar Wolfstetter Hrsg Die Marxsche Theorie und ihre Kritik Eine Textsammlung zur Kritik der Politischen Okonomie Metropolis Verlag Marburg 2008 S 239 Andrew Kliman Die Ruckgewinnung des Marxschen Kapital Eine Widerlegung des Mythos innerer Widerspruchlichkeit Mangroven Verlag Kassel o Jg S 29 120 f 309 Vgl auch Alan Freeman Andrew Kliman Two Concepts of Value Two Rates of Profit Two laws of Motion Research in Political Economy 18 2000 S 243 267 Alan Freeman Price Value and Profit a continuous general treatment in Alan Freeman Guglielmo Carchedi Marx and Non equilibrium Economics Cheltenham 1996 UK S 225 279 Andrew Kliman Die Ruckgewinnung des Marxschen Kapital Eine Widerlegung des Mythos innerer Widerspruchlichkeit Mangroven Verlag Kassel o Jg S 232 Klaus Muller Georg Quaas Kontroversen uber den Arbeitswert Eine polit okonomische Debatte Potsdam 2020 S 79 97 Hans Peter Buttner Kritik der Politischen Okonomie im 21 Jahrhundert Zur neueren Debatte um das marxsche Transformationsproblem in Prokla 188 Nr 3 2017 S 453 469 Karl Marx Das Kapital Erster Band in Marx Engels Werke MEW S 224 Karl Marx Das Kapital Dritter Band in Marx Engels Werke MEW S 122 Andrew Kliman Die Ruckgewinnung des Marxschen Kapital Eine Widerlegung des Mythos innerer Widerspruchlichkeit Mangroven Verlag Kassel o Jg S 140 ff Andrew Kliman Die Ruckgewinnung des Marxschen Kapital Eine Widerlegung des Mythos innerer Widerspruchlichkeit Mangroven Verlag Kassel o Jg S 159 164 Andrew Kliman Die Ruckgewinnung des Marxschen Kapital Eine Widerlegung des Mythos innerer Widerspruchlichkeit Mangroven Verlag Kassel o Jg S 143 Emmanuel Farjoun Moshe Machover Laws of Chaos A Probabilistic Approach to Political Economy London 1983 Nils Frohlich Die Aktualitat der Arbeitswerttheorie Theoretische und empirische Aspekte Marburg 2009 S 228ff 234 Nils Frohlich Die Aktualitat der Arbeitswerttheorie Theoretische und empirische Aspekte Marburg 2009 S 234 Klaus Muller Profit PapyRossa Verlag Koln 2016 S 85 f Karl Marx Das Kapital Dritter Band in Marx Engels Werke MEW Band 25 Dietz Verlag Berlin 1973 S 380 Klaus Muller Georg Quaas Kontroversen uber den Arbeitswert Eine polit okonomische Debatte WeltTrends Verlag Potsdam 2020 S 48 Stephan Kruger Allgemeine Theorie der Kapitalakkumulation Konjunkturzyklus und langfristige Entwicklungstendenzen Kritik der Politischen Okonomie und Kapitalismusanalyse Band 1 VSA Verlag Hamburg 2010 S 242 ff Stephan Kruger Profitraten und Kapitalakkumulation in der Weltwirtschaft Arbeitsweisen und Betriebsweisen seit dem 19 Jahrhundert und der bevorstehende Epochenwechsel VSA Verlag Hamburg 2019 S 35 Klaus Muller Profit PapyRossa Verlag Koln 2016 S 80 84 Klaus Muller Profit PapyRossa Verlag Koln 2016 S 84 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marx Ausgleich der Profitraten zur allgemeinen Durchschnittsprofitrate amp oldid 226872947