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Tra le sollecitudini ist der Titel eines Apostolischen Schreibens zur Kirchenmusik in Form eines Motu proprios Es wurde am 22 November 1903 von Papst Pius X 1903 1914 veroffentlicht Ursprunglich in italienischer Sprache abgefasst und als Hirtenschreiben an das Bistum Rom geplant erhielt es nach Veroffentlichung der lateinischen Fassung auch gesamtkirchliche Bedeutung 1 Die Magna Charta der Kirchenmusik identifiziert den gregorianischen Choral als die Musik die wesenhaft zur katholischen Kirche gehort und als wahrhaftig heilige und wahre Kunst 2 Die Kernaussage zur Kirchenmusik lautet Die Kirchenmusik muss in hochstem Masse die besonderen Eigenschaften der Liturgie besitzen namlich die Heiligkeit und die Gute der Form daraus erwachst von selbst ein weiteres Merkmal die Allgemeinheit Diese Eigenschaften finden sich in hochstem Masse im Gregorianischen Choral besitzt in vorzuglichem Masse auch die klassische Polyphonie Eine Kirchenkomposition ist um so heiliger und liturgischer je mehr sie sich in Verlauf Eingebung und Geschmack der gregorianischen Melodik nahert und sie ist umso weniger des Gotteshauses wurdig als sie sich von diesem hochsten Vorbild entfernt Pius X Tra le sollecitudini 3 Der Papst schrieb vor dass zur Besetzung von Sopran und Altstimmen allein Knaben einzusetzen seien und verbot die Beschaftigung von Kastraten in Kirchenchoren Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Zum 100 Jahrestag 3 Begleitschreiben zum Motu proprio 4 Bewertung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenDas Motu proprio besteht aus folgenden inhaltlich geordneten Teilen 1 EinleitungNeben allgemein umfassenden Erklarungen zur Kirchenmusik kundigte Papst Pius X an dass er den Beschluss gefasst habe diesen Erlass zum Gesetzbuch der Kirchenmusik zu deklarieren und forderte die Befolgung dieser Anordnungen ein 2 Allgemeine GrundsatzeHier wies der Papst auf die besondere Bedeutung der Kirchenmusik hin und stellte an sie die Forderung die Zierde und den Glanz der heiligen Riten zu erhohen und den Texten eine grossere Kraft zu verleihen 1 4 Ausdrucklich befurwortet er Formen der Kirchenmusik die ihren Ursprung in der Musik der Volker begrunden sie durfen dabei jedoch nicht den allgemeinen Charakter der Kirchenmusik verzerren 2 3 Die Arten der KirchenmusikIm Folgenden unterteilte er die Arten der Kirchenmusik und wies auf den Ursprungsstil der gregorianischen Sangesweisen 3 hin Er erklarte den Gregorianischen Choral zum hochsten Ideal der Kirchenmusik und ausserte den Wunsch dass sich Kirchenkomponisten diesen Stil zum Vorbild nehmen sollten 3 Des Weiteren wunschte Pius X dass man dafur Sorge tragen solle dass der Gregorianische Gesang beim Volke wieder eingefuhrt werde damit die Glaubigen an der Feier des Gotteslobes und der heiligen Geheimnisse wieder tatigeren Anteil nehmen so wie es fruher der Fall war 3 Der Gregorianische Choral solle auch wieder in den Gottesdienst eingefuhrt werden besonders seien hierfur Basiliken Kathedralen Seminare und andere kirchliche Institutionen geeignet 4 Als ungeeignet empfand der Papst den italienischen Opernstil 6 jener Zeit und einen weltlich modernen Stil 5 4 Liturgische TexteEr verband nun die Elemente der Kirchenmusik an die Anforderungen der Liturgie die Kirchensprache sei lateinisch und deshalb verbiete sich im Gottesdienst der Gesang in der Volkssprache 7 Im weiteren Text folgen prazise Vorstellungen zu den einzelnen Abschnitten des Gottesdienstes und moglichen musikalischen Erganzungen 5 Die aussere Form kirchenmusikalischer Werke In diesem Absatz ging der Papst auf den Gesang wahrend der Heiligen Messe ein und legte klare und unmissverstandliche Regeln die in Gebote und Verbote mundeten fest 11 a b c und d 6 Die SangerEs folgte mit diesem Abschnitt ein fur die Kirchenmusik elementarer Einschnitt der Papst schlussfolgerte dass die Frauen die doch zu einem solchen Amt nicht fahig sind zu keiner Partie des Chores und uberhaupt zu keiner Mitwirkung beim Kirchenchor zugelassen werden durfen 13 und weiterhin legt er fest Will man Sopran und Altstimmen verwenden so haben Knaben diese Aufgabe zu erfullen 13 7 Orgel und InstrumenteIn dieser Anweisung praferierte der Papst als Begleitinstrument zum Gesang die Orgel wobei die Begleitung den Gesang unterstutzen aber nicht unterdrucken soll 16 Er verbot den Gebrauch des Pianofortes jegliche Formen von Trommeln Kastagnetten und Schellen 19 am strengsten untersagte er den Auftritt von Musikkorps in der Kirche Er gestattete unter bestimmten Umstanden nur den Auftritt einer ausgewahlten Gruppe mit Blasinstrumenten und Musikkorps bei Prozessionen ausserhalb der Kirche 21 8 Umfang der liturgischen MusikKeineswegs so wies Pius X an darf die Kirchenmusik den Ablauf der Liturgie ungebuhrlich in die Lange ziehen noch darf die Musik den heiligen Ablauf der liturgischen Feier uberlasten 22 23 9 Die hauptsachlichsten MittelIm letzten Teil verfugte der Papst die Einsetzung von Diozesankommissionen und weist die Bischofe an die papstlichen Anordnungen gewissenhaft umzusetzen und in den Pfarrgemeinden zu uberwachen 24 Er verlangte dass in den Priesterseminaren der Gregorianische Gesang gelehrt und gepflegt werde 25 Letztlich verlangte er dass die Krafte an den Schulen fur Kirchenmusik nach besten Kraften unterstutzt und gefordert werden Wo es solche noch nicht gibt tue man sich zusammen zu deren Grundung Denn es ist von grosster Bedeutung dass die Kirche selbst sich um die Ausbildung ihrer Dirigenten Organisten und Sanger nach den wahren Grundsatzen der heiligen Kunst bemuhe 27 10 SchlussZum 100 Jahrestag BearbeitenAnlasslich des vor 100 Jahren veroffentlichten Apostolischen Schreibens Tra le sollecitudini veroffentlichte Papst Johannes Paul II 1978 2005 am 22 November 2003 ein Chirograph In ihm ruhmte er die Weitsicht seines Vorgangers und griff in der Begrussung die Gelegenheit auf die wichtige Rolle der Kirchenmusik in Erinnerung zu rufen die der hl Pius X sowohl als Mittel zur Erhebung des Geistes zu Gott darstellt wie auch als wertvolle Hilfe fur die Glaubigen in der aktiven Teilnahme an den hochheiligen Geheimnissen und am offentlichen und feierlichen Gebet der Kirche Daruber hinaus erinnerte er an Apostolische Schreiben seiner Vorganger die ebenfalls auf die Bedeutung der Kirchenmusik verwiesen hatten Hierzu erwahnte er die Papste Benedikt XIV 1740 1758 mit seiner Enzyklika Annus qui hunc 19 Februar 1749 5 und Pius XII 1939 1958 mit den Enzykliken Mediator Dei 20 November 1947 und Musicae sacrae disciplina 25 Dezember 1955 Im engen Zusammenhang mit Tra le sollecitudini stehe auch die Konstitution uber die heilige Liturgie Sacrosanctum Concilium die durch das Zweite Vatikanische Konzil verabschiedet wurde Papst Paul VI 1963 1978 erarbeitete konkrete Normen die mit der Instruktion Musicam sacram 6 am 5 Marz 1967 erlassen wurde Johannes Paul II ging auf den Bildungsauftrag zu dem Pius X aufgerufen hatte 25 ein Konkrete Frucht der Reform des hl Pius X war die Errichtung der Papstlichen Hochschule fur Kirchenmusik in Rom im Jahre 1911 acht Jahre nach dem Motu Proprio aus der dann das Papstliche Institut fur Kirchenmusik entstand Neben dieser akademischen fast 100 Jahre alten Institution die der Kirche einen qualifizierten Dienst leistete und leistet gibt es zahlreiche andere in den Teilkirchen errichtete Schulen die es verdienen unterhalten und noch verstarkt zu werden im Blick auf eine immer bessere Kenntnis und Ausubung einer guten liturgischen Musik Johannes Paul II Begleitschreiben zum Motu proprio BearbeitenIn einem Begleitbrief 7 vom 8 Dezember 1903 an den Kardinalvikar von Rom Pietro Kardinal Respighi trug er diesem auf die Umsetzung dieser Anweisungen zu ubernehmen und die Einhaltung dieser gleichwohl zu uberwachen Bewertung BearbeitenPapst Pius X legte mit diesem Apostolischen Schreiben die Hauptaufgaben der Kirchenmusik fest die Begleitung liturgischer Texte mit geistlicher Musik Hierzu wollte er den Gregorianischen Choral als hochste Anforderung verstanden wissen und beschrieb diesen als einzigen Gesang den die Kirche von den Vatern geerbt habe 8 Deshalb sei eine fur die Kirche komponierte Musik um so heiliger je naher sie dem Gregorianischen Choral stehe Auch die klassische Vokalpolyphonie sei vorzuglich fur die Liturgie geeignet Und da die Kirche immer den Fortschritt der Kunste anerkannt und gefordert habe werde auch moderne Musik zugelassen sofern sie den Gesetzen der Liturgie entspreche Pius X denkt hier in den musikalischen Kategorien Form und Stil Indem er sie als Kriterien fur die Liturgietauglichkeit von Musik benennt sagt er dass es der spezifische Kunstcharakter eines musikalischen Werkes ist das dieses zur Musica Sacra macht FAZ 22 Dezember 2003 9 Obwohl er den liturgischen Gesang nur in der lateinischen Sprache zuliess sah er trotzdem die Moglichkeit Musikelemente die einen volkstumlichen Ursprung nachweisen in die Kirchenmusik zu integrieren Literatur BearbeitenWolfgang Bretschneider Vom Motuproprio Pius X 1903 bis zur Instructio Musicam sacram 1967 Historische Anmerkungen zum Verhaltnis zwischen Liturgie und Musik In Stefan Klockner Hrsg Liturgie und Musik Deutsches Liturgisches Institut Trier 2005 ISBN 3 937796 03 7 S 38 51 Paul Mai Hrsg Das Motuproprio Pius X zur Kirchenmusik Tra le sollecitudini dell officio pastoriale 1903 und die Regensburger Tradition Katalog zur Ausstellung in der Bischoflichen Zentralbibliothek Regensburg Schnell amp Steiner Regensburg 2003 ISBN 3 7954 1660 4 Weblinks BearbeitenText des Apostolischen Schreibens deutsch Text des Apostolischen Schreibens italienisch portugiesisch und spanisch Handschreiben Johannes Pauls II zum 100 Jubilaum von Tra le SollecitudiniEinzelnachweise Bearbeiten Eckhard Jaschinski Kleine Geschichte der Kirchenmusik Herder Freiburg i Br 2004 ISBN 3 451 28323 9 S 100 Wem gehort die Gregorianik Peter Spichting Gregorianik und rechtes Kirchenverstandnis Kampfplatz Liturgie in Wort und Antwort 53 2012 Seite 10 14 vgl Sinfonia Sacra e V Homepage Begrussungsseite Ziffern erfolgen nach der Ubersetzung Tra le sollecitudini Wortlaut auf Kathpedia Freie katholische Enzyklopadie Benedetto XIV Annus qui hunc Costituzione Apostolica italienisch Musicam sacram Wortlaut auf Kathpedia Freie katholische Enzyklopadie Papal Letter to the Cardinal Vicar of Rome Vergleiche Nun singet und seid froh ho hoo FAZ 22 Dezember 2003 Memento des Originals vom 7 Januar 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www sankt sebastian schola de Nun singet und seid froh ho hoo FAZ 22 Dezember 2003 Memento des Originals vom 7 Januar 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www sankt sebastian schola de Abgerufen von 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