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Die 1988 vollstandig untersuchte Totenhutte von Grossenrode I einem Ortsteil von Moringen im Landkreis Northeim in Niedersachsen ist eines von zwei Holzkammergrabern die 60 m voneinander entfernt unmittelbar nordlich des Dorfes auf der Flur Feldberg lagen Totenhutte Bohlenkammer und MauerkammergrabDie Konstruktion aus Holz und Trockenmauerwerk gehort zu den grossten Mauerkammern ihrer Art und weist Beziehungen zum mitteldeutschen Raum auf Radiokarbondaten und Pfeilbewehrungen aus Feuerstein datieren Grossenrode I und II in die Zeit um 3000 v Chr Grossenrode liegt etwa 13 km sudlich von Odagsen Der Ausbau der Kreisstrasse 425 fuhrte zwischen 1988 und 1990 zu Notbergungen in deren Verlauf die beiden jungneolithischen Kollektivgraber untersucht 1 wurden 2 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Einbauten 3 Die Pfeilbewehrungen 4 Keramik 5 Tierknochen 6 Bestattete 7 Datierung 8 Literatur 9 Einzelnachweise 10 WeblinksBeschreibung BearbeitenDas Erdreich uber der Anlage wurde meist ab der Oberflache spatestens jedoch unterhalb des Pflughorizontes quadratmeterweise durchsiebt Unter dem 23 29 cm machtigen Pflughorizont folgte die bis zu 24 cm starke fundfuhrende Schicht Sie wies eine beinahe gerade Unterkante zum anstehenden Loss auf Im hellbraunen Bodenmaterial waren zahlreiche Kalk und Sandsteine eingelagert Das langgestreckte rechteckige Pflaster der Kammer die 10 65 3 9 m misst und Nordwest Sudost orientiert ist ist im Planum deutlich erkennbar 3 Die Anlage gehort zu den grossten doch zeigen Vergleiche dass vermutlich nicht die gesamte Steinflache fur Bestattungen zur Verfugung stand Bei einer Konstruktion vergleichbar den Kammern von Dedeleben und Nordhausen ist fur die langs verlaufenden Trockenmauern jeweils etwa 0 5 m von der Gesamtbreite abzuziehen 4 Entsprechendes gilt vermutlich auch fur die Schmalseiten Damit kann eine Bestattungsflache von etwa 2 9 9 65 m angenommen werden Das Grab ist deutlich grosser als die Grabanlage Grossenrode II 2 65 m 7 0 m und bezogen auf die Bestattungsflache vermutlich deutlich grosser als die meisten Mauerkammern Mitteldeutschlands 5 6 Einbauten BearbeitenUnter dem Pflaster am sudlichen Rand der Kammer fanden sich zwei ovale Verfarbungen von etwa 60 90 cm Sie erwiesen sich als maximal 10 cm tiefe Gruben mit ebener Sohle Die dunkelbraune Verfullung bestand aus Holzkohle kleinen Steinen Schwarzerde und vermutlich sekundar eingelagerten Pflastersteinen Aufgrund der Form und geringen Tiefe wurden sie als Standspuren zweier Steine gedeutet 7 Die geringe Eintiefung deutet auf Steine von maximal 0 6 m Hohe die aufgrund ihres niedrigen Schwerpunktes keiner Fundamentierung bedurfen Es liegen keine Anhaltspunkte auf weitere konstruktive Elemente vor Die Befunde sowie das Fehlen von Pfostenlochern und Fundamentgraben lassen sich gut mit der fur die Mauerkammer von Nordhausen anempfohlenen zeltartigen Rekonstruktion verbinden 8 9 Die Pfeilbewehrungen BearbeitenUnter den Beigaben sind 20 Pfeilbewehrungen 12 Querschneider und acht Spitzen zu erwahnen Sie fanden sich ebenso wie die restlichen Feuersteinartefakte vorwiegend in der vorderen Kammerhalfte besonders im gestorten zweiten Viertel der Anlage 10 Eine Verbindung zur Trichterbecherkultur TBK stellt die Form der uberwiegend trapezformigen seltener triangularen Querschneider dar Ihre Schneidenbreite liegt meist zwischen 16 und 19 mm Die Basisbreite verteilt sich nahezu gleichmassig zwischen 3 und 11 mm bei einem Gewicht zwischen 0 5 und 0 9 g Drei Exemplare haben eine annahernd dreieckige Kontur Eine lang bzw querrechteckige Form besitzt jeweils ein Exemplar 11 Uberwiegend grosser und schwerer vor allem aber variantenreicher als die Querschneider sind die Pfeilspitzen Ihre Blattlange liegt zwischen 19 und 31 mm Die Breite zwischen 14 und 21 mm und das Gewicht zwischen 0 7 und 3 5 g Innerhalb des mitteleuropaischen Neolithikums ohne Parallele ist eine Pfeilspitze mit fischschwanzartigem Schaftstiel 12 Vergleichbare Pfeilspitzen mit einfachem Stiel finden sich in Siedlungen und Galeriegrabern der Wartbergkultur sowie in Grabern und Siedlungen der Bernburger und Salzmunder Kultur Bornhog Gotha Lohberg Niederbosa und Schonstedt 13 Keramik BearbeitenWahrscheinlich in die Bestattungszeit zu datieren sind von den gut 150 geborgenen Keramikfragmenten drei besonders grosse Rand und eine verzierte Wandscherbe Die Ubrigen konnen allgemein als urgeschichtlich datiert werden Die Fragmente streuen uber die gesamte Anlage sind aber in der gestorten Sudhalfte besonders zahlreich 14 Tierknochen BearbeitenNeben Pfeilen und zerscherbter Keramik war den Toten auch Tierzahnschmuck mitgegeben worden Untersuchung der Tierknochen durch C Schulze Rehm Halle Die elf durchbohrten Hundereisszahne konnen Kleiderbesatz oder Teil einer Kette gewesen sein Ein Zusammenhang mit dem Grab ist bei den imposanten drei Eberhauer und dem Bareneckzahn nicht gesichert da es sich um Lesefunde handelt Im Gegensatz zu den Pfeilspitzen stammen die Hundezahne vornehmlich aus der nordlichen also hinteren Kammerhalfte Kein Zusammenhang mit dem Grab abgesehen von der raumlichen Nahe zu belegen ist bei den Knochen und Zahnen von Fuchs Gans Huhnervogel Katze Maulwurf Schaf Ziege und Schermaus Deutungen als Jagdtrophae bzw Speisebeigabe oder sind fur die Fuchs Schaf Ziegen und Wild oder Hauskatzenknochen abgesehen von der raumlichen Nahe moglich Es kann es sich auch um naturlich verendete Tiere Maulwurf und Schermaus oder undatierbaren Siedlungsabfall Gans und Huhnervogel handeln 15 Bestattete BearbeitenEs wurden etwa 5700 Skelettfragmente 15 5 kg und Leichenbrandreste geborgen Untersuchungen durch K Kreutz M Pohl und H Schutkowski Skelettelemente im anatomischen Verband lagen nicht vor Es sind alle Altersklassen vertreten Eine vorlaufige Bestimmung geht von mindestens 15 Korperbestattungen aus Pathologische Veranderungen an einigen Knochen verdeutlichen die alltagliche Belastung der Bestatteten Im Einzelnen liegen vor starke Abnutzung der Zahne Abrasion Karies Parodontitis Wurzelspitzenabsess intravitaler Zahnverlust Verdacht auf abgeheilte Hirnhautentzundung und abgeheilte Entzundung der Nasennebenhohle Verdacht auf Mundschleimhautentzundung Arthrose an Wirbeln und einem Grosszehengelenk sowie Frakturen an Rippen und einem Wirbel 16 Neben der Korperbestattung kommt es in mitteldeutschen Kollektivgrabern bisweilen zur Deponierung von Leichenbrand Anhand dessen lassen sich mindestens ein Erwachsener und ein Kind nachweisen Die Konzentration des Leichenbrandes in der Mitte der nordlichen Kammerhalfte weist auf das Areal der ursprungliche Niederlegung Birituelle Bestattungsweise findet sich in beiden Grabern von Grossenrode Sie lasst sich in eine Reihe mit Befunden aus den Grabern der Bernburger Kultur von Aspenstedt Bennungen Dedeleben Derenburg 1 und 2 Grossgottern und Hornsommern stellen 17 Datierung BearbeitenAnhand des archaologischen Materials ist nur eine bedingte Datierung moglich Die Grosse der Anlage ist mit denen von Dedeleben Derenburg 1 Niederbosa Nordhausen und Schonstedt zu vergleichen die der Bernburger Kultur mit partiellem Salzmunder Einfluss zugeschrieben werden Auch die Brandbestattung weist eher auf Bernburger als auf Walternienburger Bezuge Charakteristische Vergleichsfunde konnten lediglich fur die gestielten Pfeilspitzen angefuhrt werden die aus dem Kontext der alteren und jungeren Wartbergkultur stammen 18 und mit Salzmunder und Bernburger Funden vergesellschaftet sind Auffallend ist das Fehlen von Tiefstichkeramik oder scharf profilierten Umbruchen Aus der Anlage liegen zwei 14C Daten menschlicher Knochen vor Hv 15766 4485 85BP Hv 15767 4400 85 BP Unter der Pramisse der Gleichzeitigkeit der Proben ergeben sich zwei Datierungsintervalle mit erhohter Wahrscheinlichkeit 3310 bis 3230 v Chr und 3110 bis 3020 v Chr Letzteres wurde der archaologisch gewonnenen Datierung eher entsprechen Eine spatere Datierung der Mauerkammer nach 3000 v Chr ist jedoch aufgrund des jungeren 14C Datums auch moglich 19 Eine klare Aussage zur Chronologie von Grossenrode I ist nicht moglich Die in Grab II greifbaren Bezuge zur Wartbergkultur innenrandverzierte Schalen im Beigabenspektrum Kammer mit Seelenloch weisen auf eine tendenziell fruhe Datierung Kollektivgrabhorizont 1 nach Detlef Walter Muller 20 wahrend Grab I eher in einen Kontext zur Bernburger Kultur deutet Damit scheint eine zeitliche Abfolge von Grab II zu Grab I gegen Ende des 4 Jahrtausends wahrscheinlich 21 Literatur BearbeitenSilvia Bucke Zwei Siedlungen der Bernburger Kultur im Thuringer Becken In Alt Thuringen 21 1986 S 26 96 Digitalisat Rudolf Feustel Die Walternienburg Bernburger Totenhutte von Schonstedt im Thuringer Becken In Alt Thuringen 12 1972 S 31 58 Digitalisat Klaus Gunther Die Kollektivgraber Nekropole Warburg I V Bodenaltertumer Westfalens 34 Mainz 1997 Friedrich Luth Zu den mitteldeutschen Kollektivgrabern In Hammaburg N F 9 1989 S 41 52 Waldtraut Schrickel Westeuropaische Elemente im neolithischen Grabbau Mitteldeutschlands und die Galeriegraber Westdeutschlands und ihre Inventare Beitrage zur ur und fruhgeschichtlichen Archaologie des Mittelmeer Kulturraumes 4 5 Bonn 1966 Winrich Schwellnus Wartberg Gruppe und hessische Megalithik Materialien zur Vor und Fruhgeschichte von Hessen 4 Wiesbaden 1979 Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Elke Heege Andreas Heege Die Hauser der Toten Jungsteinzeitliche Kollektivgraber im Landkreis Northeim Wegweiser zur Vor und Fruhgeschichte Niedersachsens 16 Laux Hildesheim 1989 Vgl Christoph Rinne Hauser fur die Toten Kollektivgraber im sudlichen Leinetal Das Kollektivgrab Grossenrode I Die kulturelle und chronologische Stellung In www jungsteinsite de Artikel vom 5 Januar 2002 Vgl Christoph Rinne Hauser fur die Toten Kollektivgraber im sudlichen Leinetal Das Kollektivgrab Grossenrode I Die Befunde In www jungsteinsite de Artikel vom 5 Januar 2002 Vgl Rudolf Feustel Herbert Ullrich Totenhutten der neolithischen Walternienburger Gruppe In Alt Thuringen 7 1964 65 S 105 202 Digitalisat hier S 106 Vgl Hans Jurgen Beier Die Grab und Bestattungssitten der Walternienburger und der Bernburger Kultur In Wissenschaftliche Beitrage 30 Halle 1983 Taf 5 9 Vgl Christoph Rinne Hauser fur die Toten Kollektivgraber im sudlichen Leinetal Das Kollektivgrab Grossenrode I Die Befunde In www jungsteinsite de Artikel vom 5 Januar 2002 Andreas Heege Rossener Erdwerk und jungneolithisches Kollektivgrab Grossenrode Stadt Moringen Ldkr Northeim Ausgrabungskampagne 1988 In Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte 58 1989 S 71 116 hier S 100 vgl Elke Heege Andreas Heege Die Hauser der Toten Jungsteinzeitliche Kollektivgraber im Ldkr Northeim Wegweiser zur Vor und Fruhgeschichte Niedersachsens 16 Hildesheim 1989 S 69 ff Rudolf Feustel Herbert Ullrich Totenhutten der neolithischen Walternienburger Gruppe In Alt Thuringen 7 1964 65 S 105 202 hier S 126 Abb 9 Vgl Christoph Rinne Hauser fur die Toten Kollektivgraber im sudlichen Leinetal Das Kollektivgrab Grossenrode I Die kulturelle und chronologische Stellung In www jungsteinsite de Artikel vom 5 Januar 2002 Vgl Christoph Rinne Hauser fur die Toten Kollektivgraber im sudlichen Leinetal Das Kollektivgrab Grossenrode I Die kulturelle und chronologische Stellung In www jungsteinsite de Artikel vom 5 Januar 2002 Vgl Christoph Rinne Hauser fur die Toten Kollektivgraber im sudlichen Leinetal Das Kollektivgrab Grossenrode I Die kulturelle und chronologische Stellung In www jungsteinsite de Artikel vom 5 Januar 2002 Vgl Christoph Rinne Hauser fur die Toten Kollektivgraber im sudlichen Leinetal Das Kollektivgrab Grossenrode I Die kulturelle und chronologische Stellung In www jungsteinsite de Artikel vom 5 Januar 2002 Vgl Christoph Rinne Hauser fur die Toten Kollektivgraber im sudlichen Leinetal Das Kollektivgrab Grossenrode I Die kulturelle und chronologische Stellung In www jungsteinsite de Artikel vom 5 Januar 2002 Vgl Christoph Rinne Hauser fur die Toten Kollektivgraber im sudlichen Leinetal Das Kollektivgrab Grossenrode I Die kulturelle und chronologische Stellung In www jungsteinsite de Artikel vom 5 Januar 2002 Vgl Christoph Rinne Hauser fur die Toten Kollektivgraber im sudlichen Leinetal Das Kollektivgrab Grossenrode I Tierknochen In www jungsteinsite de Artikel vom 5 Januar 2002 Vgl Christoph Rinne Hauser fur die Toten Kollektivgraber im sudlichen Leinetal Das Kollektivgrab Grossenrode I Die Bestatteten In www jungsteinsite de Artikel vom 5 Januar 2002 Vgl Christoph Rinne Hauser fur die Toten Kollektivgraber im sudlichen Leinetal Das Kollektivgrab Grossenrode I Die Bestatteten In www jungsteinsite de Artikel vom 5 Januar 2002 Vgl Dirk Raetzel Fabian Calden Erdwerk und Bestattungsplatze des Jungneolithikums Architektur Ritual Chronologie Universitatsforschungen zur prahistorischen Archaologie 70 Bonn 2000 S 173 174 Abb 105 und S 210 Vgl Christoph Rinne Hauser fur die Toten Kollektivgraber im sudlichen Leinetal Das Kollektivgrab Grossenrode I Die kulturelle und chronologische Stellung In www jungsteinsite de Artikel vom 5 Januar 2002 Detlef Walter Muller Die Bernburger Kultur Mitteldeutschlands im Spiegel ihrer nichtmegalithischen Kollektivgraber In Jahresschrift fur mitteldeutsche Vorgeschichte 76 1994 S 75 200 Online Vgl Christoph Rinne Hauser fur die Toten Kollektivgraber im sudlichen Leinetal Das Kollektivgrab Grossenrode I Die kulturelle und chronologische Stellung In www jungsteinsite de Artikel vom 5 Januar 2002 Weblinks BearbeitenChristoph Rinne Hauser fur die Toten Kollektivgraber im sudlichen Leinetal Das Kollektivgrab Grossenrode I www jungsteinsite de Artikel vom 5 Januar 2002 abgerufen am 8 April 2021 51 67218 9 90023 Koordinaten 51 40 19 8 N 9 54 0 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Totenhutte von Grossenrode I amp oldid 233152204