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Das Kammergrab von Gotha war eine megalithische oder pseudomegalithische Grabanlage vermutlich der jungsteinzeitlichen Bernburger Kultur in Gotha Thuringen Eine Nachbestattung stammt aus der Kugelamphoren Kultur Das Grab wurde 1928 beim Kiesabbau gefunden und wenig spater zerstort Zuvor konnte Georg Florschutz noch eine Untersuchung durchfuhren Die dabei gemachten Funde befinden sich heute im Historischen Museum auf Schloss Friedenstein in Gotha Lage BearbeitenDas Grab befand sich im Norden von Gotha in der Flur Ostheim Beschreibung BearbeitenDas Grab war bei seiner Untersuchung bereits teilweise zerstort Es besass eine 0 4 m in den Boden eingetiefte nordwest sudostlich orientierte rechteckige Grabkammer mit einer Lange von mindestens 10 m einer Breite von uber 2 m und einer Hohe von etwa 0 8 m An der sudostlichen Schmalseite befand sich ein 2 2 m langer rampenartiger Zugang Durch eine quergestellte Steinplatte war die Kammer vom Vorraum getrennt Die ausseren Wande der Kammer waren nur teilweise erhalten und bestanden aus kleineren Steinen Im Abstand von 0 25 m hierzu verliefen vermutlich weitere innere Wande aus Holz die sich nicht erhalten hatten Auch die Decke konnte aus Holz bestanden haben auf das eine Schicht aus Kalksteinplatten aufgebracht war von denen noch Reste erhalten waren Auch ein Bodenpflaster aus Steinplatten wurde festgestellt dieses reichte bis zu den inneren Wanden der Kammer Die genaue Klassifizierung der Anlage gestaltet sich etwas schwierig Waldtraut Schrickel ordnete sie als Galeriegrab ein Hans Jurgen Beier fuhrte es 1984 zunachst als Eingesenktes Mauerkammergrab 1991 jedoch als Mauerkammergrab pseudomegalithisch oder Eingesenktes Kammergrab megalithisch Zwar kamen hier offenbar vor allem Holz und kleinformatige Steine zum Einsatz in ihrem Grundriss ahnelte die Anlage aber eher den hessischen Galeriegrabern als anderen thuringischen Mauerkammergrabern Das Grab enthielt zahlreiche Bestattungen deren genaue Zahl sich nicht sicher bestimmen lasst Florschutz ging von etwa 100 Individuen aus doch durfte die Zahl zu hoch geschatzt sein Schrickel nahm lediglich die Halfte an Beier schreibt von mindestens 27 Personen Gesichert ist dass 20 Schadel gefunden wurden Sechs Skelette lagen in linker und rechter Hockerlage entlang der Seitenwande mit dem Kopf nach Sudosten Ein Skelett befand sich in sitzender Haltung Zwischen und auf den Skeletten wurden Schadelnester vorgefunden In einem Fall lag moglicherweise eine Schadelbestattung vor Es wurden zahlreiche Grabbeigaben gefunden die sich aber nur in zwei Fallen bestimmten Individuen zuordnen liessen Ein Individuum trug eine Kette aus Hundezahnen Ein vollstandig erhaltenes Skelett direkt hinter dem Eingang besass eine Kugelamphore als Beigabe und konnte somit als Nachbestattung identifiziert werden Bei den restlichen Grabbeigaben handelt es sich um eine Tasse sowie um meist verzierte Keramikscherben unter anderem von einem Henkelgefass und einem Trichterbecher um Abschlage aus Kieselschiefer Feuerstein Gerate querschneidige und gestielte Pfeilspitzen sowie Klingen Feuerstein Abschlage zwei Knochen Pfrieme ein messer oder pfriemartiges Gerat aus einem Eberzahn weitere durchlochte Hundezahne insgesamt 108 einen durchlochten Barenzahn den halben Unterkiefer eines Hundes einen Pferdezahn sowie ein ovales Rollchen aus Kupferblech Abgesehen von der Kugelamphore war die kulturelle Zuweisung der restlichen Keramikgefasse nicht eindeutig Erich Spiessbach hielt das Grab fur eine Anlage der Kugelamphoren Kultur die hier sehr stark von der Bernburger Kultur beeinflusst worden war Nach Ulrich Fischer gehorte die Kugelamphore zu einer Nachbestattung wahrend die restlichen Scherben zu den ursprunglichen Bestattungen gehorten und starke Einflusse aus Hessen aufwiesen Eine Zugehorigkeit zur Bernburger Kultur verneinte Fischer Detlef W Muller und ihm folgend Hans Jurgen Beier wiederum befurworteten eine Zuordnung zur Bernburger Kultur mit starkem hessischen Einfluss Literatur BearbeitenHans Jurgen Beier Die Grab und Bestattungssitten der Walternienburger und der Bernburger Kultur Halle Saale 1984 S 150 151 Hans Jurgen Beier Die Kugelamphorenkultur im Mittelelbe Saale Gebiet und in der Altmark Veroffentlichungen des Landesmuseums fur Vorgeschichte Halle 41 Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1988 ISBN 3 326 00339 0 S 140 Hans Jurgen Beier Die megalithischen submegalithischen und pseudomegalithischen Bauten sowie die Menhire zwischen Ostsee und Thuringer Wald Beitrage zur Ur und Fruhgeschichte Mitteleuropas 1 Wilkau Hasslau 1991 S 72 Ulrich Fischer Die Graber der Steinzeit im Saalegebiet Studien uber neolithische und fruhbronzezeitliche Grab und Bestattungsformen in Sachsen Thuringen Vorgeschichtliche Forschungen Band 15 De Gruyter Berlin 1956 S 87 88 90 91 98 103ff 107 271 Ulrich Fischer Zu den neolithischen Kollektivgrabern in Hessen und Thuringen In Nassauische Annalen Band 79 1968 S 20 Georg Florschutz Ein Massengrab der Kugelamphorenkultur In Nachrichtenblatt fur deutsche Vorzeit Band 4 1928 150 151 Georg Florschutz Die vorgeschichtliche Sammlung des Gothaer Heimatmuseums 1934 S 15 16 Gerhard Mildenberger Studien zum mitteldeutschen Neolithikum Veroffentlichungen des Landesmuseums fur Vorgeschichte Dresden Band 2 1953 S 29 53 Detlef W Muller Die ur und fruhgeschichtliche Besiedlung des Gothaer Landes Naturraumliche Voraussetzungen und Kulturenfolge Katalog Dissertation Jena 1975 S 79 80 Detlef W Muller Die ur und fruhgeschichtliche Besiedlung des Gothaer Landes In Alt Thuringen Band 17 1980 S 39 41 Online Waldtraut Schrickel Katalog der mitteldeutschen Graber mit westeuropaischen Elementen und der Galeriegraber Westdeutschlands Beitrage zur ur und fruhgeschichtlichen Archaologie des Mittelmeer Kulturraumes Band 5 Habelt Bonn 1966 S 400 402 Erich Spiessbach Eine Grabanlage der Kugelamphorenkultur Gotha Flur Ostheim Kiesgrube Wagner In Mannus Band 24 1932 S 238ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kammergrab von Gotha amp oldid 216561272