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Der Tempel des Augustus und der Livia ist ein nahezu vollstandig erhaltener antiker Podiumstempel in der Stadt Vienne im franzosischen Departement Isere Er zahlt mit der Maison Carree in Nimes im Departement Gard zu den am besten uberlieferten Podiumstempeln des Romischen Reiches Der Tempel des Augustus und der Livia in Vienne Ansicht von NordosternDer antike Tempel korinthischer Ordnung war ein Peripteros sine postico das heisst die Saulenstellung lief nur an drei Seiten um die Ruckseite wies hingegen keine Saulen auf Er wurde am Ende des 1 vorchristlichen Jahrhunderts errichtet und im 1 Jahrhundert nach Christus in grossen Teilen erneuert Er lag im Zentrum der antiken Stadt Vienna etwa 200 Meter vom Ufer der Rhone entfernt und befindet sich heute in der Mitte der Altstadt von Vienne die ausser diesem Kultgebaude noch weitere bedeutende antike Monumente aufweist Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Inschriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Der ehemalige Tempel umgebaut zur Kirche Sainte Marie la Vieille Ansicht von Sudosten nbsp Zustand des Tempels Sudseite wahrend der Restaurierung um 1851Das Sakralbauwerk wurde fur den im Romischen Reich verbreiteten Augustuskult errichtet Es war inschriftlich Kaiser Augustus der Roma der Personifikation der Stadt Rom und Livia der Gattin des Augustus geweiht Das Gebaude stand auf dem Forum dem zentralen Platz von Vienna Man kann zwei Bauphasen unterscheiden Vom ursprunglichen Tempel stammen Partien des Mauerwerks sowie Pilaster und Bauornamentik an der Westseite des Tempels der einige Jahrzehnte spater wohl nach einem Brand oder nach einem Erdbeben neu aufgebaut wurde Die Reparatur erfolgte vermutlich noch vor der Vergottlichung der Livia Augusta im Jahr 42 weil nach diesem Ereignis als Erganzung der alten Weihinschrift eine zusatzliche Widmung am Architrav des Tempels angebracht worden ist Vielleicht schon in der Spatantike erhielt das Hallenbauwerk eine neue Funktion als christliche Kirche Jedenfalls diente sie vom Fruhmittelalter bis zur Franzosischen Revolution als Pfarrkirche eines Stadtquartiers von Vienne mit dem Patrozinium Sainte Marie la Vieille und spater Notre Dame de la Vie Unmittelbar neben der Kirche stand im Fruhmittelalter ein Palast der burgundischen Konige der im Spatmittelalter dem Dauphin als Residenz diente Beim Umbau des Tempels in eine christliche Kirche wurden die Zwischenraume zwischen den Saulen zugemauert und die Cella entfernt um das ganze Bauvolumen als Hallenkirche nutzen zu konnen An den Vorderseiten schlug man die Kaneluren der Saulen ab damit eine glatte Aussenwand entstand Zwischen den mittleren Saulen der ostseitigen Front befand sich das neue Kirchenportal zwei kleinere spater wieder zugemauerte Turen gab es an der Sudseite Die lokale Uberlieferung berichtet von Bauarbeiten unter Erzbischof Burkard 1010 1030 fur den burgundischen Konig Rudolf III von Burgund diese Intervention kann jedoch nur eine spatere Reparatur des Bauwerks betreffen und nicht den Umbau des ehemaligen Tempels zur Kirche hatte doch das antike Bauwerk kaum uber alle Jahrhunderte des Fruhmittelalters unbeschadigt stehen bleiben konnen Eine Urkunde des 11 Jahrhunderts bezeichnet die Kirche zudem bereits als Sancta Maria quae vocatur vetus also alte Marienkirche Im 13 Jahrhundert entstand auf der Sudseite der Kirche ein Glockenturm der wahrend der Hugenottenkriege im 16 Jahrhundert zerstort wurde Ein kleiner gemauerter Glockentrager auf der westlichen Seite der Kirche stammte aus dem 17 Jahrhundert Wahrend der Franzosischen Revolution beschloss die Munizipalitat von Vienne am 13 November 1792 die Aufhebung der Kirche Das entsakralisierte offentliche Bauwerk diente danach dem stadtischen Jakobinerclub kurzfristig als Tempel der Vernunft franzosisch temple de la raison Die Fassade trug jetzt die neue Inschrift Societe populaire und im Gebaudeinneren ersetzte ein Altar des Vaterlandes den Altar der christlichen Kirche Eine Abschrift der Erklarung der Menschen und Burgerrechte von 1789 wurde im Gebaude aufgehangt und neue Wandgemalde stellten die Figuren der Liberte und der Justice dar Im Jahr 1795 verlegte das Handelsgericht von Vienne seinen Sitz in das alte Bauwerk und von 1822 bis 1852 befand sich darin das Stadtmuseum von Vienne mit der Stadtbibliothek Nach einer Besichtigung der Ortlichkeit durch den inspecteur general des Monuments Historiques Prosper Merimee im Jahr 1839 reifte die Erkenntnis das ehemals romische Gebaude konne als Baudenkmal wieder den ursprunglichen Zustand des antiken Tempels zuruckerhalten Schon 1840 wurde es in der Liste der monuments historiques aufgefuhrt Die Restaurierung dauerte aus verschiedenen Grunden sehr lange sie war erst im Jahr 1880 abgeschlossen nbsp Die zwei antiken Bauphasen dargestellt an der Nordseite des TempelsArchitektur BearbeitenDer Tempel des Augustus und der Livia besteht aus Kalkstein Das Baumaterial kam aus einem Steinbruch bei Seyssel 1 und aus der Gegend von Lyon Das Bauwerk hat eine Lange von 27 Metern und eine Breite von 14 25 Metern Seine Hohe betragt 17 36 Meter wovon 2 75 Meter auf das Podium und 9 70 Meter auf die Kolonnade entfallen Die Saulenreihen umfassen nur drei Seiten des Bauwerks Eine rekonstruierte Freitreppe mit seitlichen Wangen fuhrt vom umgebenden Platz zum Podium des Tempels Die Cella im westlichen Bereich des Tempels wurde bei der Restaurierung im 19 Jahrhundert neu errichtet Die Hauptfassade auf der Ostseite weist sechs korinthische Saulen auf die Seiten des Bauwerks je sechs Saulen und zwei Pilaster Die korinthischen Kapitelle der beiden Bauphasen unterscheiden sich in der Gestaltung der Akanthusblatter Inschriften Bearbeiten nbsp Spuren der antiken Inschriften an der TempelfrontAn Fries und Architrav der Hauptfassade sind Spuren der antiken Tempelinschriften erhalten geblieben die gemass den bauarchaologischen Untersuchungen teils aus der ersten Bauphase und teilweise vom Wiederaufbau des 1 nachchristlichen Jahrhunderts stammen Sichtbar sind nur noch die Locher in welchen die Befestigungsstifte der wohl im Fruhmittelalter entfernten Bronzebuchstaben eingelassen waren Wahrend man anhand gleichartiger Spuren an der Maison Carree in Nimes die dortige Tempelinschrift eindeutig rekonstruieren konnte erweist sich die Deutung der Uberreste an der Anlage in Vienne als viel schwieriger Eine erste Lesart der Widmungsinschrift fand der Archaologe Pierre Schneyder der im fruhen 19 Jahrhundert die antiken Monumente von Vienne grundlich dokumentierte Spater sind noch verschiedene andere mogliche Textvarianten vorgeschlagen worden und die aktuell gultige Interpretation der Inschrift lautet so Altere Widmungsinschrift ROMAE ET AUGUSTO CAESARI DIVI F ILIO dd Spatere Inschrift mit einem Zusatz in der zweiten Zeile APOLLINI SAN CTO ET DIVO AUGUSTO ET DIVAE AUGUSTAE 2 dd Die erste Inschrift nannte die Weihung des Tempels an die Roma die Personifikation der Stadt Rom und an Augustus Die gleiche Widmung erhielten auch der Augustustempel von Pula sowie sekundar der Augustustempel in Ankara Die jungere Inschrift enthielt vor dem Hinweis auf Augustus mutmasslich noch eine Widmung an Apollon Die zusatzliche Zeile der jungeren Inschrift entstand erst nach der Vergottlichung der Livia divae augustae im Jahr 42 n Chr und war an zwei Stellen des Architravs befestigt an denen man dafur die Faszien abgeschlagen hatte Literatur BearbeitenFabrice Bessiere Vienne Isere Temple d Auguste et Livie Rapport final d operation d archeologie preventive 2011 Digitalisat Ernest Bizot Etude ou monographie du temple antique d Auguste et de Livie a Vienne Isere In Association Francaise pour l Avancement des Sciences 35 1906 S 352 353 Thomas Claude Delorme Le Temple d Auguste et de Livie a Vienne In Revue de Vienne 1 1837 S 55 65 2 1838 S 41 19 und 87 107M 3 1839 S 209 226 281 297 und 369 378 Thomas Claude Delorme Description du musee de Vienne et recherches historiques sur le temple d Auguste et de Livie Vienne 1841 Tony Desjardins Le temple romain de Vienne In 46e Congres Archeologique de Vienne Vienne 1879 S 422ff Jules Formige Notes sur la frise du temple d Auguste et Livie a Vienne Isere In Bulletin de la Societe des Amis de Vienne 19 20 1923 1924 S 224 226 Jules Formige L inscription du temple de Rome et d Auguste a Vienne In Comptes rendus de l Academie des Inscriptions et Belles Lettres 1924 S 275 278 Digitalisat Brigitte Sagnier Le Temple d Auguste et de Livie le Forum de Vienne Bilan des connaissances Ungedruckte Abschlussarbeite Universitat Lyon II 1992 Pierre Schneyder Sur l edifice qui sert d eglise a la paroisse Notre Dame de la vie a Vienne en Dauphine Unpublizietes Manuskript Vienne 1776 Victor Teste Place du Temple antique d Auguste et de Livie et aux environs Vienne 1996 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Temple of Augustus and Livia Vienne Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Paul Dufournet Pierre blanche et carrieres de Seyssel Ain et Haute Savoie In Le Monde alpin et rhodanien Revue regionale d ethnologie 3 4 1973 CIL 000012 XII 184545 525555555556 4 8741666666667 Koordinaten 45 31 32 N 4 52 27 O Normdaten Geografikum GND 7609574 5 lobid OGND AKS VIAF 255344464 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tempel des Augustus und der Livia Vienne amp oldid 224965910