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Die Tannenstammlaus ist eine Art der Blattlause aus der Familie der Adelgidae Sie ist in ihrer europaischen Heimat ein minder wichtiger in Nordamerika ein gefahrlicher Schadling an Tannen Abies Fur den wissenschaftlichen Namen der Art sind zwei Varianten gebrauchlich In der vor allem in Europa gebrauchlichen Nomenklatur nach Borner wird die Art einer eigenstandigen Gattung Deyfusia zugeordnet und dann Dreyfusia piceae genannt In der in Nordamerika vorherrschenden Nomenklatur nach Annand gilt Dreyfusia nur als Untergattung einer weitgefassten Gattung Adelges die Art heisst dann Adelges piceae 1 TannenstammlausTannenstammlaus Adelges piceae JugendformSystematikKlasse Insekten Insecta Ordnung Schnabelkerfe Hemiptera Unterordnung Pflanzenlause Sternorrhyncha Familie AdelgidaeGattung DreyfusiaArt TannenstammlausWissenschaftlicher NameDreyfusia piceae Ratzeburg 1844 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Verbreitung und Lebensraum 3 Ernahrung 4 Lebensweise 5 Fressfeinde 6 Schadwirkung 7 Bekampfung 8 Bedeutung 9 Phylogenie Taxonomie Systematik 10 Quellen 10 1 Einzelnachweise 11 WeblinksBeschreibung Bearbeiten nbsp Befallener Baum nbsp EierDie Tannenstammlaus gehort zu den sogenannten anholozyklischen Arten der Adelgidae das sind die Arten ohne Wirtswechsel und ohne geschlechtliche Fortpflanzung bei denen sich die Weibchen ausschliesslich parthenogenetisch vermehren Dementsprechend findet der gesamte Lebenszyklus auf derselben Wirtsart immer einer Tannenart statt diese entspricht dem sekundaren Wirt beim Holozyklus wahrend die geschlechtliche Fortpflanzung auf einem primaren Wirt stattfinden wurde Von den zahlreichen auch morphologisch unterscheidbaren Stadien der Adelgidae ist bei der Art meist nur eines ausgepragt Sistens genannt Nymphen des Sistens Stadiums uberwintern auf der Tanne meist werden in der Folge nur weitere Sistens Generationen erzeugt Einige Individuen entwickeln sich alternativ weiter zum Progrediens Stadium das geflugelt oder ungeflugelt sein kann Geflugelte Progredientes konnen als Relikt der bei den Vorfahren der Art verwirklichten holozyklischen geschlechtlichen Fortpflanzung aufgefasst werden sie spielen normalerweise keine Rolle Allerdings ist aufgrund der genetischen Daten nun nachweisbar 2 dass es gelegentlich und ausnahmsweise auch bei dieser Art noch zur geschlechtlichen Fortpflanzung kommen muss Das Sistens Stadium der Tannenstammlaus sitzt unbeweglich auf der Rinde von Tannen im Leben von selbst erzeugten weisswolligen Ausscheidungen aus Wachsfaden bedeckt Die darin sitzenden Blattlause sind schwarzlich purpurn bis schwarz gefarbt mit kugeligem Korperumriss und weniger als einen Millimeter lang Sie besitzen kurze Antennen aus drei Gliedern Wie typisch fur die Familie fehlen die Siphonen oder Siphunculi genannten bei anderen Blattlausen meist rohrenformigen paarigen Auswuchse am Hinterleib vollstandig Oft finden sich neben den Blattlausen ihre Eigelege aus orange gefarbten kleinen Eiern 3 Die Unterscheidung der Sistentes von anderen Arten insbesondere von ihrer Schwesterart Weisstannentrieblaus Dreyfusia nordmannianae ist schwierig und nur unter dem Mikroskop moglich Die Bestimmung der Arten beruht auf dem ersten Stadium der Sistentes das auch uberwintert Diese nur 0 33 bis 0 39 Millimeter langen Tiere 4 tragen auf dem Rucken sechs Langsreihen aus Skleriten Zwischen den beiden mittleren spinalen Skleritreihen sitzen Porenplatten die Wachsdrusen tragen diese sind in Facetten genannte kleinere Felder gegliedert Die zehn mittleren Felder auf dem Mesothorax und Metathorax und den ersten drei Abdominalsegmenten sind bei Dreyfusia piceae dreieckig geformt mit drei bis sechs Facetten insgesamt 26 bis 27 bei Dreyfusia nordmannianae rundlich mit mehr meist etwa sieben bis zwolf Facetten insgesamt etwa 79 bis 80 5 2 Nymphen des ersten Stadiums der Progrediens Nymphen besitzen keine Porenplatten und sind nicht bis zur Art bestimmbar Fur den Forstpraktiker verrat sich der Befall durch die Tannenstammlaus durch ausgedehnte weisse Uberzuge der in den ausgeschiedenen Wachsfaden eingehullten Insekten auf der ansonsten dunklen Tannenrinde Ahnliche Schadbilder verursacht allerdings auch die Weisstannentrieblaus die ausserdem auch regelmassig die Nadeln besaugt und die Europaische Weisstannentrieblaus Mindarus abietinus 6 Verbreitung und Lebensraum BearbeitenDas naturliche Verbreitungsgebiet der Tannenstammlaus umfasst Europa von Skandinavien im Norden heute auch eingeschleppt auf Island bis zum Mittelmeer im Suden uberall dort wo Tannen wachsen Die auf Sizilien im winzigen Areal der Nebrodi Tanne Abies nebrodensis auf dieser vorkommende Form wird heute als Unterart nebrodensis Binazzi amp Covassi 1991 gefasst 2 Die Art wurde nach Nordamerika eingeschleppt wo sie weitaus grossere Fortschaden verursacht als in ihrer eigentlichen Heimat Der erste amerikanische Fund stammt 1908 aus Maine im Nordosten der USA Von dort breitete sie sich bis in die Nachkriegszeit uber Neuengland und die angrenzenden Provinzen Kanadas Der erste Fund im Westen des Kontinents stammt 1928 aus Kalifornien Sie verbreitete sich von hier entlang der Pazifikkuste 1958 wurde im Norden British Columbia erreicht Von den Kusten aus drang sie spater ins Landesinnere vor erst seit den 1980er Jahren etwa nach Idaho Montana und Utah Schon in den 1950er Jahren eroberte sie Gebiete in Virginia North Carolina in den sudlichen Appalachen 2 Man findet die Art sowohl in naturlichen Waldern als auch in Anpflanzungen 7 Ernahrung BearbeitenPrimarer Wirt der Art ist die Weisstanne Abies alba An der Griechischen Tanne Abies cephalonica tritt sie vermutlich nicht auf 8 Die Tannenstammlaus saugt an den meisten Tannenarten auch an nach Europa oder Amerika eingefuhrten asiatischen Arten In Nordamerika sind Hauptwirte die Balsam Tanne Abies balsamea und die Fraser Tanne Abies fraseri im Osten des Kontinents im Westen vor allem Felsengebirgs Tanne Abies lasiocarpa Purpur Tanne Abies amabilis und Kusten Tanne Abies grandis Andere Tannenarten wie Kolorado Tanne Abies concolor Edel Tanne Abies procera und Pracht Tanne Abies magnifica sind resistenter und werden nur gelegentlich befallen 9 Lebensweise BearbeitenEs werden zwei in den sudlichen Appalachen gelegentlich drei oder bis zu vier Generationen pro Jahr ausgebildet In Europa sind zwei Generationen die Regel eine im Fruhjahr und eine im Spatsommer bis Herbst Die Eier der ersten Generation werden in Juni und Juli die der zweiten Generation im September und Oktober gelegt Jedes Weibchen ist in der Lage bis zu 200 Eier zu legen Die Art vermehrt sich im Normalfall parthenogenetisch sexuelle Fortpflanzung bleibt aber moglich und kommt wohl als seltene Ausnahme hin und wieder vor Die Tannenstammlaus ist nur im ersten Nymphenstadium fahig sich selbststandig zu bewegen deshalb im Englischen crawler genannt Sobald diese Jugendform mit der Nahrungsaufnahme beginnt werden die Tiere bewegungsunfahig Die Art uberwintert im ersten Larvenstadium und fahrt mit der Entwicklung im darauf folgenden Fruhjahr fort 10 Die Eier und Larven konnen von den Wirtsbaumen fallen und unbeabsichtigt durch Menschen Tiere und Fahrzeuge verbreitet werden Die Jugendform ist in der Lage Strecken von bis zu 30 Metern selbststandig zuruckzulegen 7 Oft wird sie vom Menschen mit Jungpflanzen etwa aus Baumschulen in entfernte Gebiete verbreitet die sie aus eigener Kraft nicht erreichen konnte Fressfeinde BearbeitenDer Nadelbaum Marienkafer Aphidecta obliterata Laricobius erichsonii und Pullus impexus sowie die Gallmucke Aphidoletes thompsoni Cremifania nigrocellulata und die Blattlausfliege Leucopis obscura sind naturliche Fressfeinde der Tannenstammlaus Sie wurden mit massigem bis geringem Erfolg nach Nordamerika eingefuhrt 7 9 Schadwirkung BearbeitenWahrend der Nahrungsaufnahme wird der Wirtsbaum bei amerikanischen Tannenarten dazu stimuliert anormale Holzzellen zu produzieren Diese Holzzellen verringern die Fahigkeit des Baumes Wasser und Nahrstoffe zu befordern Erste Anzeichen fur einen Befall sind Deformationen der Knospen und das Absterben von Asten und Zweigen 10 Anhaltender Befall fuhrt zur Hemmung des Hohen und Dickenwachstums Die Nadeln werden abgeworfen wodurch die Fahigkeit zur Photosynthese abnimmt Auf naturlichem Wege abgeworfene Nadeln werden nicht mehr ersetzt Befallene Baume konnen schon nach 3 bis 4 Jahren absterben 7 Diese Folgen treten bei der europaischen Weisstanne nicht auf Bekampfung BearbeitenIn Europa gilt Befall mit der Tannenstammlaus im Regelfall als nicht bekampfungswurdig weil die Schaden gering bleiben 11 Allerdings begunstigt der Befall durch die Schwachung des Baums das Auftreten von Sekundarschadlingen vor allem des Weisstannenrusslers Pissodes piceae Zur Vorbeugung werden waldbauliche Massnahmen empfohlen insbesondere Verjungung in stufigen Mischbestanden unter dem Schirm von Altbaumen 12 Eine effektive aber teure Bekampfung mit Chemikalien ist moglich Diese wird nur bei Bestanden welche zur Samen oder Christbaumproduktion dienen eingesetzt Ein flachiger Einsatz von Spruhmitteln etwa von Flugzeugen aus ist gegen die Art ineffektiv da diese gegen die Mittel durch die Wachsausscheidungen gut geschutzt ist 9 Eine weitere Bekampfungsmethode ist die Fallung und Verbrennung von befallenen Baumen 10 Es wurden naturliche Feinde nach Nordamerika eingefuhrt allerdings haben sich diese als unzuverlassig erwiesen Manchmal sind die befallen Baume auch selbst in der Lage die Tannenstammlaus zu bekampfen 7 Bedeutung BearbeitenDie Tannenstammlaus ist in Nordamerika ein gefahrlicher Schadling und stellt vor allem fur Bestande welche zur Samenproduktion und zur Herstellung von Christbaumen genutzt werden eine Bedrohung dar Auch naturliche Walder sind durch einen Befall stark gefahrdet Das Holz von befallenen Baumen verliert an Qualitat Fur asiatische und europaische Tannenarten stellt die Art keine Bedrohung dar 7 In den meisten Regionen und Okosystemen fuhrt der Befall nicht bis zum Aussterben der Tannen Allerdings ist durch die Tannenstammlaus die Balsam Tanne aus einigen subalpinen Regionen Oregons und Washingtons verdrangt In den Appalachen sind Altbestande der Fraser Tanne flachig abgestorben die reichlich auftretende Verjungung ist aber bisher kaum betroffen 9 Phylogenie Taxonomie Systematik BearbeitenDie Art wurde von Julius Theodor Christian Ratzeburg als Chermes piceae erstbeschrieben Der von Linne eingefuhrte Gattungsname Chermes ist in der Zuordnung unklar er wurde lange Zeit fur Blattlause verwendet die Typusart der Gattung gehort aber zu den Blattflohen er wird deshalb heute nicht mehr verwendet Die Verwandtschaftsgruppe um die Art wird je nach Auffassung entweder als Gattung Dreyfusia aufgefasst oder Dreyfusia gilt nur als eine Untergattung einer weitgefassten Gattung Adelges Dreyfusia piceae ist die Typusart der Unter Gattung 13 Die Artengruppe ist im Jahr 2020 auch mit genetischen Methoden umfassend taxonomisch revidiert worden 2 Demnach sind die fruher unterschiedenen Arten Dreyfusia merkeri Zweibrutige Tannentrieblaus und Dreyfusia prelli in Wirklichkeit Hybride zwischen der Tannenstammlaus und der Weisstannentrieblaus die erst vor kurzer Zeit nach der Einschleppung der Weisstannentrieblaus aus ihrer Heimat im Kaukasus nach Europa Anfang des 19 Jahrhunderts und nach Nordamerika vermutlich Anfang des 20 Jahrhunderts entstanden sind Die von der Nebrodentanne als eigene Art beschriebene Dreyfusia nebrodensis ist eine Unterart von Dreyfusia piceae Damit kommen in Europa und Nordamerika nur zwei Arten vor alle anderen Vertreter von Dreyfusia leben in Ostasien Die nach Nordamerika eingeschleppten Tiere gehen auf zwei verschiedene Einschleppungsereignisse zuruck beide Linien sind genetisch unterscheidbar Eine der Linien die im Nordosten des Kontinents verbreitet ist wurde als Unterart Dreyfusia piceae canadensis Merker amp Eichhorn 1956 formal beschrieben Viele Autoren unterscheiden in Nordamerika eine zweite Unterart Adelges piceae occidentalis Foottit and Mackauer 1983 die in British Columbia vorkommen soll ihr Status ist ungeklart Die Tiere im Osten des nordamerikanischen Kontinents sind von denjenigen Zentraleuropas genetisch und morphologisch ununterscheidbar Folgt man dieser Argumentation kommen in Europa nur zwei Dreyfusia Arten vor Auch diese sind morphologisch und genetisch sehr ahnlich zueinander und noch immer imstande lebensfahige Hybride zu bilden Nach den Methoden der molekularen Uhr haben sie sich erst vor relativ kurzer Zeit hochstens vor etwa 100 000 Jahren getrennt 2 Quellen BearbeitenEinzelnachweise Bearbeiten Matthew S Wallace 2005 A historical review of Adelgid nomenclature Third Symposium on Hemlock Woolly Adelgid in the Eastern United States Compiled by Brad Onken and Richard Reardon Forest Health Protection U S Forest Service S 6 14 a b c d e f Nathan P Havill Brian P Griffin Jeremy C Andersen Robert G Foottit Mathias J Justesen Adalgisa Caccone Vincent D Amico Joseph S Elkinton 2020 Species delimitation and invasion history of the balsam woolly adelgid Adelges Dreyfusia piceae Hemiptera Aphidoidea Adelgidae species complex Systematic Entomology 45 online before print doi 10 1111 syen 12456 Adelges piceae Balsam woolly adelgid Aphids on the world s plants influentialpoints com Bob Dransfield amp Bob Brightwell abgerufen am 19 November 2020 Percy Nicol Annand A Contribution Toward a Monograph of the Adelginae Phylloxeridae of North America Stanford University Publications Biological Sciences 6 1 1928 Adelges piceae auf S 74 81 Anders Christian Albrecht 2017 Illustrated identification guide to the Nordic aphids feeding on Conifers Pinophyta Insecta Hemiptera Sternorhyncha Aphidomorpha European Journal of Taxonomy 338 1 160 doi 10 5852 ejt 2017 338 Ralf Petercord 2009 Lause an Nadeln und Trieben der Tanne LWF aktuell 72 28 29 a b c d e f Eintrag bei der Global Invasive Species Database Memento des Originals vom 7 April 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www issg org Peter Schutt Tannenarten Europas und Kleinasiens Birkhauser Verlag Basel 1991 ISBN 978 3 7643 2440 7 auf S 67 a b c d Iral R Ragenovich amp Russell G Mitchell Balsam Woolly Adelgid Fidl Forest Insect amp Disease Leaflet 118 U S Department of Agriculture Forest Service revised May 2006 12 Seiten PDF a b c Eintrag bei Forestpests org H Schroter amp R John Die Stamm und Trieblause der Weisstanne Waldschutz Info Nr 3 2009 FVA Forstliche Versuchs und Forschungsanstalt Abteilung Waldschutz Reinhold John Empfehlungen zur Behandlung von durch Weisstannenrusselkafer Pissodes piceae und Tannenstammlause Dreyfusia piceae geschadigten Tannenbestanden Waldschutz Info Nr 5 2009 FVA Forstliche Versuchs und Forschungsanstalt Abteilung Waldschutz Colin Favret Nathan P Havill Gary L Miller Masakazu Sano Benjamin Victor 2015 Catalog of the adelgids of the world Hemiptera Adelgidae ZooKeys 534 35 54 doi 10 3897 zookeys 534 6456Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tannenstammlaus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien waldwissen net Die Stamm und Trieblause der Weisstanne Dreyfusia piceae Ratzeburg 1844 balsam woolly aphid Plant Parasites of Europe leafminers galls and fungi bladmineerders nl last modified 13 September 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tannenstammlaus amp oldid 236475091