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Unter Streunutzung versteht man das Sammeln von herabgefallenen Laub und Nadeln im Wald oder auf Heideflachen zur Einstreu in Viehstallen Auch der dritte oder vierte Aufwuchs von Wiesen wurde auf schlechteren Standorten zur Streugewinnung genutzt Die Waldstreunutzung war vor dem Dreissigjahrigen Krieg nur wenig verbreitet Erst durch die Kriegsnot getrieben griffen die Bauern auf Waldstreu als Ersatz fur Dunger und Einstreu zuruck Als dann zur Mitte des 18 Jahrhunderts die Viehwirtschaft vermehrt zur Stallfutterung uberging wurden grossere Streumengen benotigt Statt Getreide wurden nun auch vermehrt Kartoffeln Tabak und Hopfen angebaut Das fehlende Stroh musste ebenfalls durch Waldstreu ersetzt werden Ab ca 1750 hatte die Waldstreunutzung ein Ausmass erlangt welches heute nur schwer vorstellbar ist Erklarbar ist es dadurch dass die Streu uberwiegend ohne Entgelt abgegeben wurde Ziel der Regierungen war es die Landwirtschaft zu unterstutzen Ganze Dorfer zogen mit Wagengespannen in die Walder welche nach der Streugewinnung teilweise wie leergefegt aussahen Erst im 19 Jahrhundert erkannten Forstwissenschaftler die Bedeutung der Waldstreu fur die Waldboden Durch den Streuentzug wurden den so genutzten Boden wichtige Nahrstoffe der verrottenden Pflanzenteile nicht mehr zugefuhrt vor allem Stickstoff Gerade bei schwacheren Boden nahm die naturliche Bodenfruchtbarkeit durch Podsolierung ab der Fachmann spricht von Aushagerung Die Verarmung der Boden fuhrte grossflachig zu einem Baumartenwechsel da statt Laubholz nur noch weniger anspruchsvolles Nadelholz wie Fichte und Kiefer angebaut werden konnte Im Laufe der Zeit versuchte die Forstwirtschaft die Streunutzung einzustellen wahrend die Landwirte auf ihren Rechten beharrten Die teilweise als Uberbleibsel der alten Markgenossenschaften vor allem in Staats und Gemeindewaldern bestehenden Rechte zum Sammeln von Streu konnten teilweise erst im 20 Jahrhundert abgelost werden oder wurden durch jahrzehntelange Nichtausubung nichtig als sich nach dem letzten Krieg die Landwirtschaft erholte und Umstellungen in den Betrieben neue Voraussetzungen schufen Es wird damit gerechnet dass die negativen Nachwirkungen der Waldstreunutzung auf die Boden ca 300 bis 500 Jahre dauern konnen 1 Verwandt mit der Streunutzung ist das Plaggen von Heiden Siehe auch BearbeitenHutewald RoderwirtschaftEinzelnachweise Bearbeiten Karl Hasel Ekkehard Schwartz Forstgeschichte Ein Grundriss fur Studium und Praxis Kessel Remagen 2002 S 204 206 ISBN 3 935638 26 4Literatur BearbeitenRichard B Hilf Der Wald Wald und Weidwerk in Geschichte und Gegenwart Erster Teil Reprint Aula Wiebelsheim 2003 ISBN 3 494 01331 4 Hans Hausrath Geschichte des deutschen Waldbaus Von seinen Anfangen bis 1850 Schriftenreihe des Instituts fur Forstpolitik und Raumordnung der Universitat Freiburg Hochschulverlag Freiburg im Breisgau 1982 ISBN 3 8107 6803 0 Johann Christian Hundeshagen Die Waldweide und Waldstreu in ihrer ganzen Bedeutung fur Forst Landwirthschaft und National Wohlfahrt H Laupp Tubingen 1830 238 VIII S Martin Stuber Matthias Burgi Agrarische Waldnutzung in der Schweiz 1800 1950 Nadel und Laubstreue Schweiz Z Forstwes 153 2002 10 397 410 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Streunutzung amp oldid 188208498