Die Stiftskirche Innichen steht inmitten des Zentrums Innichen auf etwa 1175 Meter Seehöhe. Als Mutterkirche des östlichen Pustertales gilt sie als bedeutendster Sakralbau romanischen Stils im Ostalpenraum. Die Kirche ist den Heiligen Candidus und Korbinian geweiht und hat im 19. Jahrhundert alle Hauptfunktionen der im 12. Jahrhundert errichteten St. Michaels-Kirche übernommen.
Geschichte Bearbeiten
Die Kirche wurde unter Mitwirkung eines lombardischen Baumeisters im 13. Jahrhundert an jener Stelle erbaut, wo im 8. Jahrhundert unter Herzog Tassilo III. das Benediktinerkloster zum Heiligen Candidus errichtet worden war. Um 1143 wurde die Kirche aufgrund der Umwandlung der Abtei in ein Kollegiatstift, das Stift Innichen, neu errichtet. Um 1250 fand ein Erweiterungsbau statt. Die Vorhalle stammt aus der Zeit um 1415. Die zweistöckige Vorhalle und die Dorotheenkapelle wurden im Jahr 1468 errichtet. Die Nothelferkapelle befindet sich an der nördlichen Seite des Atriums und wurde im Jahr 1524 von Kanonikus Georg Geisser gestiftet. Die Kirche bildet im finalen Ausbauzustand eine dreischiffige Basilika mit Vierungskuppel und drei Apsiden.
Krypta Bearbeiten
Unter dem Altar befindet sich eine dreischiffige Krypta. Der Saal trägt ein Kreuzgewölbe. Bis 1969 barg die Krypta Reliquien der beiden Stiftspatrone. Seit 1970 befindet sich in der Krypta auch ein Taufbrunnen. In den Jahren 1967 bis 1970 wurde die Krypta restauriert, da sie im Laufe der Zeit radikale Veränderungen im barocken, neugotischen sowie neuromanischen Stil erfahren hatte. Durch die Restaurierung bekam der Raum seine romanischen Raumproportionen aus dem 13. Jahrhundert zurück. In der Krypta befindet sich eine auf einem Sockel stehende romanische Holzskulptur des Hl. Candidus.
Kunst Bearbeiten
In der Kirche sind spätromanische Kuppelfresken aus der Zeit um 1280 zu sehen; sie zeigen die biblische Schöpfungsgeschichte. Im Altarraum hängt eine große Kreuzigungsgruppe aus der Zeit um 1250. Des Weiteren findet sich in der Kirche eine Statue des Stiftspatrons St. Candidus um 1250. Aus dem 17. Jahrhundert sind Reste eines barocken Altars erhalten. Die Orgel hat ein geschnitztes Gehäuse aus dem 17. Jahrhundert. Das Südportal enthält romanische Steinreliefs sowie spätgotische Bildnisse der Kirchenpatrone Candidus und Korbinian. Das Gemälde über dem Nordportal wurde um 1909 von Alfons Siber geschaffen.
Literatur Bearbeiten
- Franz Eppacher: Die Stiftskirche Innichen: Kunst, Symbolik, Glaube. Tappeiner, Lana 2011, ISBN 978-88-7073-620-5.
- Egon Kühebacher: Kirche und Museum des Stiftes Innichen. Athesia, Bozen 1993, ISBN 978-88-7014-721-6.
- Egon Kühebacher: Das Kollegiatstift zu den Heiligen Candidus und Korbinian von Innichen. In: Hannes Obermair, Klaus Brandstätter und Emanuele Curzel (Hrsg.): Dom- und Kollegiatstifte in der Region Tirol-Südtirol-Trentino in Mittelalter und Neuzeit (= Schlern-Schriften. Nr. 329). Wagner, Innsbruck 2006, ISBN 978-3-7030-0403-2, S. 193–204.
Weblinks Bearbeiten
- Eintrag im Monumentbrowser auf der Website des Südtiroler Landesdenkmalamts
Koordinaten: 46° 43′ 58,5″ N, 12° 16′ 57,6″ O