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Die Steingutfabrik Grunstadt war eine bedeutende keramische Firma in Grunstadt und entstand aus der Frankenthaler Porzellanmanufaktur Steingutfabrik GrunstadtLogoRechtsformGrundung 1801Auflosung 1980Sitz GrunstadtBranche Keramik Haushaltswaren Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Warenkennzeichnung 3 Literatur 4 Weblinks 5 Einzelnachweise 6 GalerieGeschichte Bearbeiten nbsp Steingutfabrik Grunstadt um 1920 nbsp Pfeifen Reklameschild um 1865 nbsp Keramikbild der Steingutfabrik Grunstadt im Hauptbahnhof BremenJohann Nepomuk van Recum 1753 1801 war der letzte Besitzer der Frankenthaler Porzellanmanufaktur Wegen Rohstoffmangel stellte er die Porzellanproduktion in Frankenthal 1799 ein und ubersiedelte mit den Formen und Geraten sowie einigen Mitarbeitern in seine Heimatstadt Grunstadt wo Fayance Erde bzw Ton aus den nahen Ortschaften Asselheim Lautersheim und Hettenleidelheim als Rohmaterial zur Verfugung stand 1 Hier grundete er 1801 die spatere Steingutfabrik Grunstadt Am 20 Marz 1801 pachtete der Unternehmer den vom franzosischen Staat annektierten Leininger Unterhof eines der Grunstadter Residenzschlosser der Leininger Grafen und verlegte sein Werk dort hinein Es blieb an diesem Platz bis 1973 Van Recum starb schon im Oktober 1801 seine Witwe Anna Margaretha geb Jacquemare 1767 1833 fuhrte den Betrieb mit den Kindern fort und erwarb 1805 Schloss Unterhof kauflich vom Staat Schloss und Fabrik gingen 1812 an die Bruder Bernhard Bordollo und Wilhelm Bordollo uber Ihre Familie betrieb die Firma mehr als 100 Jahre lang Auch nach Umwandlung in eine AG im Jahre 1900 behielt sie einen Aktienanteil Hatte man ursprunglich nur Fayencenkeramik produziert wechselte man nach und nach zu der haltbareren Steingutware die ab 1818 noch ausschliesslich gefertigt wurde Nachweislich hat man in Grunstadt auch mit alten Frankenthaler Porzellanformen gearbeitet bekannt ist u a ein hier produzierter Briefbeschwerer mit nacktem liegenden Knaben modelliert von Johann Peter Melchior 2 3 Als Konig Ludwig I von Bayern mit seiner Gattin Therese 1829 die damals zu Bayern gehorende Pfalz bereiste besuchte das Paar am 14 Juni 1829 auch Grunstadt Beide wurden hier von Burgermeister Bernhard Bordollo empfangen In einem zeitgenossischen Bericht heisst es dass der Monarch sich nach dem Gedeihen der hiesigen Steingutfabrik erkundigte und die allergnadigste Landesmutter Konigin geruhte sich eine Tasse als Probe von dem Fabrikate auszubitten 4 Offenbar war fur die Majestaten also bereits damals Grunstadter Steingut ein Begriff und sie zeigten lebhaftes Interesse daran Das Werk expandierte zur grossten Fabrik der Stadt und erlangte uberregionale Bedeutung Der Export erfolgte sowohl in die USA und nach Kanada als auch auf den Balkan bzw in die Turkei Neben Zier und Gebrauchsgeschirr stellten Pfeifenkopfe spater auch Uhrenzifferblatter die Hauptprodukte dar Die Firma war mit einem reichhaltigen Sortiment 1854 auf der Ersten Allgemeinen Deutschen Industrieausstellung vertreten 5 1867 beschaftigte sie ca 70 Mitarbeiter und wurde in der mehrbandigen Landesbeschreibung Bavaria geruhmt fur ihre Keramikpfeifen 6 1873 stellte man das Pfeifensortiment als herausragendes deutsches Produkt auf der Wiener Weltausstellung aus 7 Mit Wilhelm Bordollos Enkel Josef Anton Bordollo 1852 1935 Burgermeister und Ehrenburger von Grunstadt schied 1927 das letzte Familienmitglied aus dem Unternehmen aus Er besass damals aber bereits nicht mehr die Mehrheit der Anteile 1934 erwarb der Keramikfachmann Heinrich Kalau vom Hofe 1903 1988 Sohn des Konteradmirals Eugen Kalau vom Hofe 1856 1935 die Steingutfabrik Grunstadt Er emigrierte 1939 nach Sudamerika blieb aber Besitzer kehrte 1953 zuruck und war Firmenchef bis 1969 8 1954 beschaftigte der Betrieb 267 Mitarbeiter 1957 fertigte er im Bremer Hauptbahnhof ein uber 20 m breites keramisches Werbe Wandbild fur die Tabakfirma Martin Brinkmann AG Spater durch Leuchtreklamen uberdeckt hat man es als Zeitzeugnis der 1950er Jahre wiederentdeckt und restauriert Es ist nunmehr als Kulturdenkmal geschutzt heute eine der besonderen Zierden der dortigen Bahnhofshalle und ein dauerhaftes Denkmal fur die untergegangene Grunstadter Keramikproduktion Eine Besonderheit in der Region waren auch die in den 1940er und 1950er Jahren dort fabrizierten Weihnachts bzw Osterteller fur viele Pfalzer die darin als Kinder ihre Nikolausgaben und Osternester fanden eine unvergessliche Erinnerung Nach einem Boom in den 1950er und fruhen 1960er Jahren ging der Umsatz deutlich zuruck am 25 Februar 1969 wurde ein Konkursverfahren eroffnet 1971 das bisherige Betriebsgelande Schloss Unterhof mit Fabrikanbauten an die Stadt Grunstadt veraussert nbsp Grunstadter Osterteller nbsp Grunstadter Weihnachtsteller nbsp Bremer Reklamebild linke Seite nbsp Bremer Reklamebild Mittelteil nbsp Bremer Reklamebild rechte SeiteAm 1 April 1973 kaufte Senator Otmar Mayer Kaufmann in Frankenthal die Firma Ende des Jahres zog sie in ihr neues Domizil Obersulzer Str 45 um Man stellte vorwiegend nur noch Dekorfliesen und Andesit Dammstoffplatten her 1978 arbeitete das Unternehmen mit 8 Beschaftigten und ging Ende des Jahres in Konkurs Am 5 August 1980 erfolgte die Betriebsniederlegung nach fast 180 jahriger Produktion Das Museum im Alten Rathaus Grunstadt besitzt eine umfangreiche Sammlung und Ausstellung von Grunstadter Steingutprodukten Warenkennzeichnung BearbeitenDie Ware wurde im Laufe der langen Firmengeschichte mit diversen Einprage und Aufdruckstempeln gekennzeichnet Bekanntestes Symbol wurden die grunen und blauen Rundstempel mit einem Weintraubenhangel die zwischen 1930 und 1953 in Gebrauch waren Literatur BearbeitenAltertumsverein Grunstadt Steingutfabrik Grunstadt Veroffentlichungen Heft Nr 2 1985 August Stoehr Deutsche Fayencen und Deutsches Steingut ein Handbuch fur Sammler und Liebhaber 1920 S 326 Die Fayence und Steingutfabrik van Recum und Bordollo in Grunstadt in Pfalzische Heimatblatter 1959 Jahrgang 7 Nr 9 S 70 72 Hans Fenske Joachim Kermann Karl Scherer Die Pfalz und die Revolution 1848 49 Band 2 S 361 Institut fur Pfalzische Geschichte und Volkskunde 2000 ISBN 3927754307 Ausschnittscan Weblinks BearbeitenPfeifenkatalog Steingutfabrik Grunstadt Digitalansicht Webseite zur Geschichte der FabrikEinzelnachweise Bearbeiten Veroffentlichungen des Instituts fur Landeskunde des Saarlandes Band 6 1962 S 54 Ausschnittscan Munchner Jahrbuch der bildenden Kunst Band 8 S 220 Prestel Verlag Munchen 1970 Ausschnittscan Propylaen Kunstgeschichte Band 6 Erganzungsband S 276 Propylaen Verlag 1932 Ausschnittscan Georg von Jager Des Rheinkreises Jubelwoche oder geschichtliche Darstellung der Reise Ihrer Majestaten des Koenigs Ludwig und der Konigin Therese von Bayern durch die Gaue des Rheinkreises vom 7 bis zum 14 Junius 1829 Speyer 1830 S 186 Digitalscan Katalog der Allgemeinen Deutschen Industrie Ausstellung zu Munchen im Jahre 1854 S 41 Digitalscan Bavaria Landes und Volkskunde des Konigreichs Bayern 4 Band 2 Teil S 483 Munchen 1867 Digitalscan Wiener Weltausstellung Amtlicher Katalog der Ausstellung des Deutschen Reiches Wien 1873 S 370 Digitalscan Keramische Zeitschrift Band 20 Jahrgang 1968 S 301 Ausschnittscan Galerie Bearbeiten nbsp Markenzei chen um 1860 nbsp Markenzeichen 1930er Jahre nbsp Kaffeekannen Kupferumdruckverfahren um 1840 Museum Grunstadt nbsp Teller um 1860 Kupferumdruckverfahren mit Ansicht von Bad Durkheim Museum Grunstadt nbsp Briefbeschwerer germarkt Porcelaine Opaque Grunstadt um 1850 nbsp Teller um 1860 Porcelaine Opaque Museum Grunstadt nbsp Teller um 1860 Porcelaine Opaque Museum Grunstadt nbsp Pfeifen um 1860 Museum Grunstadt nbsp Jugendstilgeschirr um 1910 Museum Grunstadt nbsp Jugendstilgeschirr um 1910 Museum Grunstadt nbsp Gebrauchsgeschirr 1930er Jahre Museum Grunstadt nbsp Gebrauchsgeschirr 1930er Jahre Museum Grunstadt nbsp Gebrauchsgeschirr 1930er Jahre Museum Grunstadt nbsp Gebrauchsgeschirr 1930er Jahre Museum Grunstadt nbsp Gebrauchsgeschirr 1930er Jahre Museum Grunstadt 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