www.wikidata.de-de.nina.az
Das Frankenthaler Porzellan ist Porzellan das in der Porzellanmanufaktur im kurpfalzischen Frankenthal hergestellt wurde Drei Formstucke eines umfangreichen Speiseservices fur Johannes von Jenner Frankenthaler Porzellan um 1782 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Chronologie 3 Porzellanmarken 4 Porzellankunstler 5 Sammlungen 6 Frankenthaler Formen nach der Auflosung des Produktionsbetriebes und Falschungen 7 Literatur 8 Weblinks 9 AnmerkungenGeschichte BearbeitenAm 26 Mai 1755 erhielt der Strassburger Porzellanfabrikant Paul Hannong vom Kurfursten Karl Theodor Pfalz und Bayern das Privileg eine Porzellanmanufaktur einzurichten Er hatte bereits seit 1751 in Strassburg Porzellan produziert Wegen der Konkurrenz zu den franzosischen Manufakturen verbot der franzosische Konig im Jahr 1754 die weitere Porzellanherstellung Somit konnte Hannong mit der Produktion in der Dragonerkaserne Frankenthal unverzuglich beginnen Sie wurde sieben Jahre lang von der Familie Hannong geleitet 37 Jahre stand sie unter kurfurstlicher Verwaltung Technischer Leiter war von 1762 bis 1770 Adam Bergdoll ihm folgte Hans Simon Feylner Feilner 1 In der Manufaktur waren bis zu 100 Mitarbeiter beschaftigt Von allen grossen deutschen Manufakturen weist Frankenthal damit die geringste Lebensdauer auf Die Produktion wurde 1799 eingestellt Der Inhaber Johann Nepomuk van Recum nahm Formen mit nach Grunstadt und eroffnete dort die spatere Steingutfabrik Grunstadt Offizielles Ende der Manufaktur war der 27 Mai 1800 durch ein Dekret des Bayerischen Kurfursten In den 44 Jahren ihres Bestehens erwies sie sich aber als eine der bedeutendsten Porzellanmanufakturen in Deutschland Nach Verlegung des kurfurstlichen Hofes nach Munchen und Aufgabe der Manufaktur im Jahr 1799 gelangen zahlreiche Formen an die Manufaktur Nymphenburg Ende 19 Jahrhundert und Anfang 20 Jahrhundert wurden hier diese Formen nachproduziert Sie sind mit der CT Marke in unterglasurblau und dem Nymphenburger Rautenschild versehen nbsp MarkentafelChronologie Bearbeiten nbsp Jagdgruppe von Johann Friedrich Luck Frankenthal um 1760 nbsp Okeanus von Franz Conrad Linck Frankenthal um 17651755 Einrichtung der privilegierten Manufaktur durch Karl Hannong in einer leerstehenden Kaserne mit Strassburger Arbeitskraften 1756 Besuch des Kurfursten Carl Theodor in der Manufaktur bereits Ware im Wert von 25 000 Gulden 1757 Aufnahme von Arbeitern aus Meissen 1759 Errichtung einer Verkaufsfiliale in Strassburg 1760 Auseinandersetzungen zwischen Joseph Adam und seinem jungeren Bruder Peter Anton Hannong uber das Arkanum das geheime Produktionswissen 1761 Geschaftliche Misserfolge Vorschusse der kurfurstlichen Generalkasse in einer Hohe dass eine Ruckzahlung nicht moglich ist 1762 Verkauf der Manufaktur an den Kurfursten fur 40 804 Gulden zusatzlich 10 000 Gulden fur das Arkanum 1762 Ubernahme der Fabrik durch kurfurstliche Beamte 1762 1770 Technische Glanzzeit der Manufaktur 1770 Anweisung der Oberdirektion alles Porzellan mit Jahreszahlen zu bezeichnen 1773 Porzellanlotterie in der Hauptstadt Mannheim 1774 Verwendung einheimischen Kaolins meist Passauer Erde gemischt 1775 beruhmter Farbenprobeteller in London 1776 Magazin in Aachen Basel Frankfurt am Main Livorno Mainz Munchen und Nancy 1794 Ubergabe an Peter van Recum 1795 erneute Ubernahme als kurfurstliche Manufaktur unter Simon Feylner 1798 Ubergabe an Johann Nepomuk van Recum 1799 Ende der ProduktionPorzellanmarken BearbeitenIn der Regel wurden wahrend der gesamten Produktionsepoche die Erzeugnisse mit einer Manufakturmarke versehen Ungemarkte Stucke sind eher die Ausnahme Zu Anfang des Manufakturbetriebes 1755 wurden Porzellane mit gestempeltem PH oder PHF den Initialen des ersten Fabrikanten Paul Hannong aus Strassburg versehen Die Kennzeichnung mit unterglasurblauer Marke begann im gleichen Jahr zunachst mit dem Wittelsbacher Rautenschild dann mit dem steigenden Lowen und den Namenskurzeln von Paul Hannong PH oder Johann Adam Hannong JAH Ab 1762 wurde die Markierung mit dem Kurfurstenhut uber dem Chiffre von Carl Theodor CT Marke mit Kurhut und Beizeichen eingefuhrt Hin und wieder ist auch eine Kombination von Manufakturmarke Beizeichen und Ritzzeichen festzustellen Maler Modelleure und Bossierer durften ihre Stucke signieren sie bestehen aus einem oder mehreren Buchstaben Bei den Beizeichen handelt es sich um Malermarken um Jahreszahlen wie 70 88 6 7 8 VIII oder das Namenskurzel des Fabrikanten Adam Bergdoll AB alle in Unterglasurblau Die Malermarken wurden manchmal auch farbig ausgefuhrt z B in Eisenrot Schwarz Purpur oder Gold Nach Ubernahme der Manufaktur durch die Familie van Recum 1795 wurde die Markierung in unterglasurblauem VR oder VRF vorgenommen Neben den Manufakturmarken wurden auch Ritzzeichen angebracht die aus Zahlen Buchstabenkombinationen bestehen Es sind mittlerweile uber 260 Ritzzeichen bekannt Aus der Kombination von Ritzzeichen und der Manufakturmarke kann die Herstellung der Porzellanmasse zeitlich eingeordnet werden CT AB 6 7 8 VIII 1766 1768 CT 6 7 8 VIII 1766 1768 CT 70 bis CT 88 1770 1788 CT zwei oder drei Punkte 1784 1788 CT mit und ohne Beizeichen bis 1794 PVR Pachtermarke von Peter van Recum 1794 November 1795 CT mit unterglasurblauem Beizeichen F fur Simon Feylner 1795 Dezember 1797 2 dd nbsp Incroyables et merveilleuses signiert mit CT und Kurhut sowie F fur Simon Feylner Frankenthal 1797VRF fur Pachter Johann Nepomuk van Recum 1798 1799 dd Die Bemalung folgte aus technischen Grunden etwa ein halbes Jahr spater Porzellankunstler BearbeitenZahlreiche grosse Porzellankunstler der Manufaktur sind durch das Buch von Anna Maus hinsichtlich ihrer Lebensdaten wahrend der Schaffenszeit in Frankenthal namentlich bekannt Sie hat die Daten von Mitarbeitern der Manufaktur vor allem aus Kirchenbuchern Manufakturakten und Akten der Stadt Frankenthal zusammengestellt Einige der Kunstler sind besonders erwahnenswert Modelleure Johann Wilhelm Lanz Modellmeister von 1755 bis 1761 in Frankenthal danach mit Peter Hannong nach Paris Carl Gottlieb Luck Modellmeister Ausbildung in Meissen 1758 in Hochst 1756 bis zu seinem Tod 1776 in Frankenthal Johann Friedrich Luck Modellmeister bis 1741 in Meissen bis 1758 in Hochst bis 1764 in Frankenthal Carl Gottlieb und Johann Friedrich Luck sind Bruder nach ihnen ist eine Strasse in Frankenthal benannt In den Hochster Akten werden sie genannt die zwei sachsischen Modelleure mit ihren Jungen 3 Franz Conrad Linck Modellmeister 1762 bis 1766 Modellmeister in Frankenthal Johann Peter Melchior 1779 in Hochst 1779 bis 1797 in Frankenthal danach bis zum Tod in Nymphenburg Adam Bauer 1777 78 Modellmeister in Frankenthal Peter Anton von Verschaffelt sporadisch 1776 bis 1780 4 Bossierer Daruber hinaus sind 13 Bossierer namentlich zum Teil auch mit ihren Signaturen bekannt Es handelt sich um Porzellanarbeiter die Porzellane vor dem Brand aus Einzelteilen zusammensetzen und in die endgultigen Form brachten 5 Maler Michael Apel ab 1755 mit Paul Hannong aus Haguenau bis zum Tod 1785 in Frankenthal Blumen Tiere und Landschaften Signatur AP Andreas Oettner 1755 1756 Wien 1756 1757 Nymphenburg 1759 Frankenthal 1759 1761 Ludwigsburg 1763 1766 Hochst 1767 1771 Furstenberg danach Weesp und Wien Schlachtenmaler 6 Andreas Handschuh wohl 1755 mit Paul Hannong aus Haguenau bis zum Tod 1789 in Frankenthal Blaumaler Blumen und Tiere Signatur HS Bernhard Magnus Lehre in Hochst ab 1762 bis zum Tod 1798 in Frankenthal Schlachten und landliche Szenen Signatur hauptsachlich BM BM pinxt Bernhard Magnus Jakob Osterspey 1759 bis zum Tod 1782 in Frankenthal Putti mythologische Szenen und Landschaften Signatur Os Oc auch Osterspey Christian Heinrich Winterstein bis 1762 in Hochst dachnach bis 1789 in Frankenthal registriert 1795 in Mannheim nach der Flucht vor Revolutionstruppen gestorben Kauffahrtei und Hafenszenen Signatur WintersteinAnmerkung die Liste der Signaturen hat nicht den Anspruch der Vollstandigkeit Eine umfangreiche Aufarbeitung der Maler und ihrer Signaturen findet sich bei Jarosch 7 Eine umfangreiche Auflistung der Maler und ihrer Signaturen findet sich auch bei Beaucamp Markowsky 8 Sammlungen BearbeitenSammlungen Frankenthaler Porzellans befinden sich unter anderen in den Reiss Engelhorn Museen in Mannheim im Kurpfalzischen Museum der Stadt Heidelberg im Historischen Museum der Pfalz in Speyer im Bayerischen Nationalmuseum in Munchen in der Grossherzoglich Hessische Porzellansammlung in Darmstadt im Erkenbert Museum der Stadt Frankenthal im Schloss Benrath Dusseldorf sowie im Kunstgewerbemuseum Berlin Werke der Gebruder Paul und Johann Adam Hannong werden im Strassburger Kunstgewerbemuseum ausgestellt Im Musee du pain d epice Lebkuchenmuseum von Gertwiller werden ebenfalls zahlreiche Arbeiten von Paul Joseph und Karl Franz Hannong ausgestellt Frankenthaler Formen nach der Auflosung des Produktionsbetriebes und Falschungen BearbeitenGrunstadt Johann Nepomuk van Recum erwarb um 1800 einen Teil der Frankenthaler Formen und verbrachte sie in seine Fayencefabrik spater Steingutfabrik nach Grunstadt Die Formen konnten anfangs nicht genutzt werden die weiche Fayencemasse war dafur nicht geeignet Mit der zwischen 1818 und 1854 hergestellten Steingutmasse wurden in Grunstadt Figuren hergestellt Die Modelle sind nicht gemarkt 9 Nymphenburg Im Jahr 1797 wurden Frankenthaler Formen nach Mannheim gerettet und etwas spater der Porzellanmanufaktur Nymphenburg uberlassen Dort wurden sie bald danach als veraltet vernichtet Aus dem Bestand von Pfalzer Museen gelang es der Manufaktur nach 1900 Frankenthaler Formen zu erwerben Deren Ausformungen wurden mit dem CT Monogramm oder dem steigenden Lowen JAH Monogramm und dem Herstellungsjahr in unterglasurblau gekennzeichnet daruber hinaus wurden die Stucke mit dem Nymphenburger Rautenschild Modellnummer und Nummer des Formers versehen Mannheim Die Rheinische Porzellanfabrik Mannheim erwarb 1905 aus Grunstadter Bestanden einige Originalformen Die daraus entstandenen Neuausformungen wurden unterglasurblau mit der CT Marke oder dem JAH Monogramm gekennzeichnet Die eigentliche Fabrikmarke R P M wurde meist weggelassen Frankenthal Die Porzellanfabrik Friedrich Wessel stellte um 1950 Porzellane her deren Formen von den Porzellanfabriken aus Volkstedt Rudolstadt stammten und mit der CT Marke versehen wurden Zum Frankenthaler Formenschatz gibt es keine Ubereinstimmungen 10 Paris Die Firma Samson Edme et Cie Paris produzierte in der Mitte des 19 Jahrhunderts Porzellan und versah die Stucke mit der CT Marke meist in Gold Literatur BearbeitenSiehe auch Liste von Porzellanmanufakturen und herstellern Anna Maus Die Porzellaner der Manufaktur Frankenthal Speyer 1963 S Schwarz Zur Geschichte der Frankenthaler Porzellan Fabrik nach den Akten des Kreisarchivs In Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz Band 12 1884 Friedrich H Hofmann Frankenthaler Porzellan Bruckmann Munchen 1911 Emil Heuser Porzellan aus Strassburg und Frankenthal Neustadt 1922 Nachdruck 1988 Carl Ludwig Fuchs Die Solitaires der Manufaktur Frankenthal Heidelberg 1993 Barbara Beaucamp Markowsky Die Porzellanmanufaktur Frankenthal In Wieczorek Probst Konig Hrsg Lebenslust und Frommigkeit Kurfurst Carl Theodor zwischen Barock und Aufklarung Regensburg 1999 S Claus Reimann Die Ritzzeichen auf Porzellanen der Manufaktur Frankenthal In Edgar J Hurkey Hrsg Die Kunst Porcelain zu machen Ausstellungskatalog Frankenthal 2005 S Claus Reimann Les Incoyables et Merveilleuses Modische Eskapaden auf Frankenthaler Porzellan In Keramos Heft 217 Juli 2012 S 43 ff Carl Ludwig Fuchs Die Vasen der Manufaktur Frankenthal Heidelberg 2005 Edgar J Hurkey Hrsg Die Kunst Porcelain zu machen Frankenthaler Porzellan 1755 1800 Ausstellung aus Anlass der Manufakturgrundung vor 250 Jahren 20 Mai 18 September 2005 Erkenbert Museum Frankenthal Erkenbert Museum Frankenthal Pfalz 2005 ISBN 3 00 016178 3 Alexa Beatrice Christ Frankenthaler Porzellan Der Bestand der Grossherzoglich Hessischen Porzellansammlung Stuttgart 2006 Barbara Beaucamp Markowsky Frankenthaler Porzellan Band 1 Die Plastik Munchen 2008 Band 2 Archivalien Munchen 2009 Band 3 Das Geschirr Munchen 2014 Stiftung Schloss Park Benrath Hrsg Hofische Kostbarkeiten aus der Frankenthaler Porzellan Manufaktur in der Sammlung von Schloss Benrath Wettin Dossel 2009 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Frankenthaler Porzellan Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Porzellanmanufaktur Frankenthal Quellen und Volltexte beyars com kunstlexikon Hofisches Leben Frankenthaler Porzellan des 18 Jahrhunderts Vor 250 Jahren Frankenthaler Porzellanmanufaktur gegrundetAnmerkungen Bearbeiten Anna Maus Die Porzellaner der Manufaktur Frankenthal Speyer 1963 S 37 im Sterberegister und in den Listen der Beschaftigten als Feylner genannt Die Marke fur Simon Feylner 1795 1797 ist nicht in der Standardliteratur zu finden sie ist Ergebnis neuester Forschungen A Maus Die Porzellaner der Manufaktur Frankenthal 1963 S 84 Barbara Beaucamp Markowsky Frankenthaler Porzellan Band 1 Munchen 2008 S 65 ff Barbara Beaucamp Markowsky Frankenthaler Porzellan Band 1 Munchen 2008 S 67 ff Edgar Hurkey Die Kunst Porzellan zu machen Frankenthaler Porzellan 1755 1800 Frankenthal 2005 S 50 Walter Jarosch In E Hurkey Die Kunst Porzellan zu machen 2005 S 34 ff Barbara Beaucamp Markowsky Frankenthaler Porzellan Band 1 Munchen 2008 S 68 ff Steingutfabrik Grunstadt Altertumsverein Grunstadt 1985 S 17 ff Barbara Beaucamp Markowsky Frankenthaler Porzellan Band 1 Munchen 2008 S 53 ff Normdaten Sachbegriff GND 4256447 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Frankenthaler Porzellan amp oldid 229861953