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Der Stadtbrand von Volkach im Juni 1804 zerstorte uber 120 Gebaude im Nordosten der Volkacher Altstadt im damaligen Kurpfalz Bayern und gilt als eine der schwersten Brandkatastrophen Mainfrankens vor dem Zweiten Weltkrieg 1 Der Brand fuhrte zu einer Welle der Hilfsbereitschaft in der naheren und weiteren Umgebung Die Stadt veranderte in den folgenden Jahren durch den Wiederaufbau ihr Erscheinungsbild nachhaltig Inhaltsverzeichnis 1 Brandursachen und Entstehung 2 Verlauf 3 Folgen 3 1 Sofortmassnahmen 3 2 Wiederaufbau 3 3 Weitere Folgen 4 Literatur 5 EinzelnachweiseBrandursachen und Entstehung BearbeitenDie Entstehung des Stadtbrandes hatte mehrere Ursachen Bis zur Professionalisierung der Brandbekampfung in der Mitte des 19 Jahrhunderts waren grosse Brande in den mittelalterlichen Altstadten Frankens an der Tagesordnung weil die enge Bebauung innerhalb der Stadtmauern das Ubergreifen eines Hausfeuers erleichterte In Volkach siedelten im Nordosten der Stadt traditionell die armeren Hacker und Tagelohner mit ihren Familien Zumeist bestanden eingeschossige Hauser die noch ganz aus Holz bestanden oder in Fachwerkbauweise errichtet worden waren Hackerhaus Die kleinen Grundstucke in diesem Stadtteil waren zudem stark uberbaut worden weil Volkach an der Wende zum 19 Jahrhundert einigen Zuzug erfahren hatte Enge Gassen ermoglichten dem Feuer auch auf die gegenuberliegenden Strassenzuge uberzugreifen Dazu trug auch die Holz Stroh Deckung der meisten Baulichkeiten bei 2 Eindammende Massnahmen gegen das Feuer waren ebenfalls nicht schnell moglich weil sich die meisten Bewohner des Viertels am 23 Juni 1804 in den zu den Grundstucken gehorigen Weinbergen in der Umgebung der Stadt befanden Die genaue Ursache fur den Brand ist unklar und wird in den Quellen nicht genannt Ein Blitzeinschlag ist unwahrscheinlich ebenso Brandstiftung sodass wohl ein Unfall den Brand ausloste Als Brandherd machten spatere Kommissionen das heutige Grundstuck Storchgasse 16 Ecke Kreuzgasse aus das vor dem Brand das Haus 159 umfasste und spater mit der Hausnummer 211 benannt wurde 3 Zwar hatte man in der Stadt bereits seit dem Spatmittelalter fur Feuerordnungen gesorgt allerdings waren die Gemeindebevollmachtigten und die Bevolkerung auf einen Brand nur unzureichend vorbereitet Verlauf BearbeitenNachdem das Feuer am 23 Juni schnell vom Brandherd in Richtung Osten und Suden auf die angrenzenden Grundstucke ubersprang begann die Brandbekampfung die aufgrund des nur unzureichend vorhandenen Loschwassers lediglich darin bestand das Feuer von weiterem Uberspringen abzuhalten Jeder Burger hatte einen Feuereimer voller Wasser in seinem Haus fur diesen Notfall bereitzuhalten Allerdings standen 1804 nur 86 intakte Eimer zur Verfugung Zusatzlich hatte man an neuralgischen Punkten entlang der Stadtmauer mehrere Kufen und Fasser mit Wasser aufgestellt die nun ebenfalls herangezogen wurden Das meiste Loschwasser innerhalb der Stadt wurde am Marktbrunnen vor dem Rathaus aufbewahrt wo zwei Kufen bestanden Um das Wasser zum Brandherd zu schaffen besass die Stadt allerdings nur wenige und schlechte Gefasse kaum Schlauche und Feuerleitern Die Stadt hatte zwar 1791 die Anschaffung einer Feuerspritze organisiert allerdings verzichtete man ein Jahr spater auf den Kauf einer zweiten obwohl durch den Verkauf der Herrenmuhle im Nordosten der Stadt genugend Geld zur Verfugung stand 4 Das Feuer breitete sich in den nachsten Tagen immer weiter uber die nordostliche Altstadt aus Neben der Kreuzgasse und der Storchengasse waren auch die heutige Sackgasse der ostliche Teil der Weinstrasse der Ganseplatz die Hofleinsgasse und die spateren Zwingergassen vom Feuer betroffen Lediglich die Windstille verhinderte dass der Brand auch auf die Hauser sudlich der heutigen Spitalstrasse ubergriff Erst am 29 Juni 1804 konnte der Brand geloscht werden wobei man inzwischen auch Feuerspritzen aus Wurzburg und Schweinfurt herangeschafft hatte 5 Folgen BearbeitenSofortmassnahmen Bearbeiten Die unmittelbaren Folgen der Brandkatastrophe waren uber 120 zerstorte Gebaude zwischen Storchengasse und Spitalstrasse Die Zahl der Todesopfer und Verletzten ist unbekannt Um die Erstversorgung der Geschadigten des Brandes kummerte sich der Arzt Dr Hessler Am 30 Juni sandten die Verantwortlichen die Feuerspritze nach Wurzburg zuruck Die nun obdachlosen Bewohner Volkachs wurden zunachst in Privathausern im Spital und in der 1803 sakularisierten Kartause Astheim auf der gegenuberliegenden Mainseite untergebracht Zunachst entsprach das Vorgehen nach dem Brand den ublichen Konventionen nach solchen Katastrophen Der Burgermeister Volkachs Ludwig Meisner verfasste einen Brandbrief in dem er um Unterstutzung fur die Geschadigten bat Mit diesem Papier sollten die Brandopfer durch die Umgebung gehen und um Geld Kleidung und Lebensmittel betteln Diese Praxis wurde allerdings schnell von der kurfurstlichen Regierung untersagt Stattdessen ordnete der kurbayerische Staat sofortige Hilfen an 6 Am 27 Juli 1804 erging eine kurfurstliche Weisung Danach sollten den Volkachern 3000 Gulden an Soforthilfen aus dem hochsten Aerar also der personlichen Schatulle des Fursten zukommen Zusatzlich wurden die Pfarrer des Bistums Wurzburg aufgefordert in Kanzelreden zu einer Sammlung aufzurufen Zusammen mit den jeweiligen Orts Armencommissionen zog man von Haus zu Haus um Geld und Naturalien zu sammeln Diese sollten dann in versiegelten Paketen durch den Amtsboten nach Volkach gebracht werden Der Aufruf zur Mildtatigkeit uber die kirchlichen Stellen wurde ein voller Erfolg Zwischen dem 30 Juli 1804 und dem 4 September 1805 kamen Spenden von insgesamt 4048 Gulden zusammen Neben dem Kernraum des ehemaligen Hochstifts Wurzburg sandten auch Orte ausserhalb des Furstentums Hilfsmittel nach Volkach Unter anderem gelangte Unterstutzung aus Ansbach Bamberg und Eisenach in die Stadt Unter den Naturalien ragten die 91 Malter Korn ebenso hervor wie die 667 Brote Als grosste Einzelspender traten der ehemalige Furstbischof Georg Karl von Fechenbach mit 150 Gulden ebenso wie der emeritierte Abt von Ebrach Eugen Montag mit 1000 Gulden hervor 600 Gulden brachte die Stifterin Anna Justina Hartmann aus Volkach auf Der Generalkommissar fur die beiden neuen bayerischen Landesteile Bamberg und Wurzburg Friedrich Karl von Thurheim organisierte gleichzeitig die weitere Soforthilfe fur die Geschadigten Er teilte die Familien in drei Klassen ein Insgesamt 61 Familien erhielten 45 Gulden Soforthilfe 19 Familien jeweils 30 Gulden und fur elf Familien waren 15 Gulden vorgesehen Die Stadt ubernahm die Speisung der Helfer des Brandes und versorgte auch die Opfer in den ortlichen Gasthausern mit Speisen Hierdurch entstanden bis 1805 Kosten in Hohe von 600 Gulden 7 Nachdem zunachst die Landkommission Gerolzhofen das Wegschaffen des Schutts ubernommen hatte wobei die Volkacher hierzu lediglich sechs Wagen und mehrere Handfroner stellen konnten begann die Schadensinspektion Eine kurfurstliche Regierungskommission inspizierte zunachst am 1 Juli die Schaden und begutachtete in einer ausfuhrlichen Ortsbegehung zwischen dem 29 August und dem 1 September die Zerstorungen jedes einzelnen Hauses Dabei stand der geplante Wiederaufbau der nordostlichen Altstadt bereits fest Wiederaufbau Bearbeiten nbsp Das nach den Planen errichtete Haus Kreuzgasse 6 und die benachbarten BautenEinen ersten konkreten Plan fur den Wiederaufbau entwarfen die Verantwortlichen noch im Jahr 1804 Damals entstand ein Geometrischer Grundriss uber samtliche in dem furstl frankischen Landstadtchen Volkach durch Feuersbrunst verungluckten Gebaudlichkeiten der vom Baumeister Adam Joseph Sorger gezeichnet wurde und heute im Museum Barockscheune in Volkach ausgestellt wird Unklar ist allerdings ob der Plan bereits einen Entwurf zeigte oder lediglich die Zerstorungen des Feuers nachzeichnete Am 7 September 1804 ergingen bereits Instruktionen an die Bauhandwerker um den Wiederaufbau voranzutreiben Die Regierung hatte mehrere Vorgaben gesetzt um die neuen Hauser feuersicherer zu machen Danach durften die Plane fur die neuen Hauser nur von einem Architekten gezeichnet werden die Bauausfuhrung lag in den Handen des Maurermeisters Zier und des Zimmerers Manger aus Volkach Bereits am 14 Oktober 1804 rugte die eingesetzte Kommission den grossen Pfusch beim Wiederaufbau weil wohl auch weniger geeignete Handwerker eingesetzt wurden 8 Durch die Zentralisierung des Wiederaufbaus erfolgte eine Grund und Aufrissveranderung im verwusteten Stadtteil Man begradigte und vereinheitlichte die Strassen und Hauserfronten in der nordostlichen Altstadt und reduzierte die Uberbauung der einzelnen Grundstucke Zeitgleich begann nun auch in diesem Stadtteil die Bebauung der Zwinger Besonders bedeutsam war dass jedes Haus in Massivbauweise errichtet werden musste und lediglich das Dachgeschoss Fachwerk aufweisen konnte Zugleich mussten die Fenster in einer Front liegen Der Feuerschutz war auch anhand der Ausstattung ablesbar So verbot man Holzrahmungen fur die Fenster sodass vor allem Sandsteinfensterrahmungen entstanden Die besonders feueranfalligen Kuchen wurden geplattet man zog Brandmauern ein und errichtete feuerfeste Schlote Dorren Herde und Waschkessel Die einzelnen Vorgaben reichten von der Festlegung der Stockwerkshohe der Grossen von Fenstern und Turen Baulichkeiten aus der Zeit nach dem Brand sind heute noch vor allem in der Kreuzgasse zu finden nbsp Das Zeilitzheimer TorNeben einzelnen Hausern griff die Kommission auch in die Strassenfuhrung ein Die einzelnen Strassen wurden breiter und es entstand die heutige Verbindung von Kreuzgasse zur Unteren Zwingergasse die Sackgasse Die ursprunglich sehr schmale hochstens 1 5 m breite Hofleinsgasse wurde auf die heutige Breite ausgebaut Ein Durchbruch die Stockgasse verband den Ganseplatz mit der Kreuzgasse Zudem entstand der Ganseplatz in seiner heutigen Erscheinungsform Er wurde gepflastert und der im Zentrum des Platzes befindliche Brunnen wieder hergestellt 9 Sehr fruh stand auch bereits fest dass die Altstadt einen weiteren Durchbruch erhalten sollte Da das Loschwasser aus dem Main bzw der Volkach lediglich durch die beiden Tore zum Brandherd geschafft werden konnte war man bemuht diesen Missstand zu beheben Das Weihertor hinter dem Rathaus entstand ebenso wie das Zeilitzheimer Tor in unmittelbarer Nahe zum Brandherd Die Kommission wies am 14 Oktober 1804 die Verantwortlichen der Stadt an die neuen Tore auch mit Brucken zu erschliessen 10 Weitere Folgen Bearbeiten Obwohl die Kommission bereits nach dem Brand von 1804 die Anschaffung neuer Loschwerkzeuge anmahnte dauerte es noch einige Jahre bis die Stadt diese Investitionen tatigte Ausloser war ein erneuter Brand am 21 Oktober 1811 In der Folge erwarb die Stadt eine weitere Feuerspritze die von zwei Pferden gezogen wurde Zusatzlich stockte man die Schopfgefasse auf und erwarb 150 neue Feuereimer zur Lagerung am Rathaus Ebenso schaffte man 18 weitere Feuerhaken an Ausserdem publizierte man die alte Feuerordnung neu Literatur BearbeitenGerhard Egert Grosse Brande in Volkach im 19 Jahrhundert In Ute Feuerbach Hrsg Unsere Mainschleife 1978 1992 Volkach 2008 S 157 163 Herbert Meyer Der Stadtbrand von 1804 In Ute Feuerbach Hrsg Unsere Mainschleife 2008 2017 Volkach 2018 S 261 263 Herbert Meyer Feuer am oberen Tor In Ute Feuerbach Hrsg Unsere Mainschleife 1993 2007 Volkach 2008 S 346 351 Gunther Schmitt Hauserchronik der Stadt Volkach als Spiegel des Burgertums Vom Ende des 17 Jahrhunderts bis heute Volkacher Hefte Bd 19 Volkach 2017 Einzelnachweise Bearbeiten Gerhard Egert Grosse Brande in Volkach im 19 Jahrhundert In Ute Feuerbach Hrsg Unsere Mainschleife 1978 1992 Volkach 2008 S 157 Herbert Meyer Der Stadtbrand von 1804 In Ute Feuerbach Hrsg Unsere Mainschleife 2008 2017 Volkach 2018 S 261 Gerhard Egert Grosse Brande in Volkach im 19 Jahrhundert In Ute Feuerbach Hrsg Unsere Mainschleife 1978 1992 Volkach 2008 S 157 Herbert Meyer Der Stadtbrand von 1804 In Ute Feuerbach Hrsg Unsere Mainschleife 2008 2017 Volkach 2018 S 262 Gerhard Egert Grosse Brande in Volkach im 19 Jahrhundert In Ute Feuerbach Hrsg Unsere Mainschleife 1978 1992 Volkach 2008 S 160 Gerhard Egert Grosse Brande in Volkach im 19 Jahrhundert In Ute Feuerbach Hrsg Unsere Mainschleife 1978 1992 Volkach 2008 S 160 Gerhard Egert Grosse Brande in Volkach im 19 Jahrhundert In Ute Feuerbach Hrsg Unsere Mainschleife 1978 1992 Volkach 2008 S 161 Gerhard Egert Grosse Brande in Volkach im 19 Jahrhundert In Ute Feuerbach Hrsg Unsere Mainschleife 1978 1992 Volkach 2008 S 162 Gunther Schmitt Hauserchronik der Stadt Volkach als Spiegel des Burgertums Vom Ende des 17 Jahrhunderts bis heute Volkacher Hefte Bd 19 Volkach 2017 S 162 f Herbert Meyer Feuer am oberen Tor In Ute Feuerbach Hrsg Unsere Mainschleife 1993 2007 Volkach 2008 S 346 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stadtbrand von Volkach 1804 amp oldid 207447282