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Das Stacheldrahtseminar franzosisch seminaire des barbeles war von 1945 bis 1947 ein Katholisches Priesterseminar in franzosischen Kriegsgefangenenlagern zunachst in Orleans dann bei Chartres In ihm wurden auf Initiative der franzosischen Regierung und mit Unterstutzung des Apostolischen Nuntius in Frankreich Angelo Giuseppe Roncalli kriegsgefangene deutschsprachige Priester und Seminaristen versammelt und unterrichtet Ziel war es Mannern die im Nachkriegsdeutschland praktische und moralische Verantwortung ubernehmen sollten schon wahrend der Zeit der Internierung eine spirituelle Ausbildung zu geben Auch sollte der Indoktrination der Zeit des Nationalsozialismus entgegengewirkt werden Dozenten Priester Ordensbruder und Seminaristen aus Deutschland und Osterreich kamen unter der Voraussetzung in das Lager dort als Kriegsgefangene zu gelten Das Seminar wurde von Abbe Franz Stock geleitet Gebaude des Stacheldrahtseminars in Chartres Le Coudray Frankreich 2012Bloc 1 des franzosischen Kriegsgefangenenlagers 501 in Le Coudray bei Chartres Winter 1946 47 In der Mitte auf einer Bank Abbe Franz Stock der Leiter des Priesterseminar mit Lieutenant Johner einem Priester aus dem Elsass Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas Stacheldrahtseminar wurde am 24 April 1945 im Kriegsgefangenenlager Depot 51 in Orleans ins Leben gerufen Im August des Jahres wurde es in das Gefangenenlager Depot 501 auf dem Gemeindegebiet von Le Coudray bei Chartres verlegt Hierfur wurde ein Teil des Gefangenenlagers das bis zu 38 500 Gefangene enthielt abgetrennt Das Hauptgebaude des Seminars in Le Coudray bestand aus einer 70 20 m grossen Doppelhalle die geteilt wurde In der einen Halfte befand sich der Schlafsaal mit mehrstockigen Betten Die andere Halfte war abermals geteilt und war zum einen Speisesaal der auch als Hor und Studiersaal genutzt werden musste Davon abgeteilt eine Kapelle Die internierten Seminaristen wurden unter Beibehaltung von Status und Funktionsweise eines Kriegsgefangenenlagers unterrichtet Sie konnten unter diesen Voraussetzungen ihre Studien fortsetzen oder auch beginnen Es gab keinen Raum in den sich Einzelne hatten zuruckziehen konnen die Bibliothek des Seminars war anfangs klein nbsp Blick in die Lagerkapelle heutiger Zustand 2011 mit einem von Franz Stock gemalten Fresko Rechts ein Teil des als Schlafsaal genutzten HallenteilsDer Tagesablauf des Seminars war geregelt 6 Uhr Wecken stilles Gebet Messe 7 40 Uhr Fruhstuck 8 30 Uhr Unterricht Vorlesungen 11 30 Uhr Mittagessen 14 15 Uhr Unterricht und Studien 17 30 Uhr Abendessen nach Freizeit erneut Studien Komplet 22 Uhr Zapfenstreich Die nicht ausreichende Lebensmittelversorgung war ein standiges Problem Der Schlafsaal war im Winter fur die Studenten der Eispalast Das Stacheldrahtseminar war das grosste Priesterseminar in der europaischen Geschichte 1 Insgesamt 949 Dozenten Priester Bruder und Seminaristen aus Deutschland und Osterreich waren von 1945 bis 1947 dort tatig Die hochste Belegung gab es im Mai 1946 mit 506 Personen Doziert wurde in den Fachern Dogmatik Moral Kirchenrecht Apologetik Exegese des Neuen Testaments und des Alten Testaments Pastoraltheologie Homiletik Publizistik Soziologie Philosophie und Philosophiegeschichte Daruber hinaus gab es Lehrgange fur Franzosisch Latein Griechisch Hebraisch und weitere fur Padagogik und Biologie Fur die jungsten Seminaristen war ein Abiturkurs eingerichtet Die Universitat Freiburg im Breisgau ubernahm die Patenschaft uber das Seminar und nahm auch Prufungen ab Unter Aufsicht des Badischen Ministeriums fur Kultus und Unterricht fanden im Marz 1947 Abiturprufungen statt Etwa 600 der Seminaristen wurden Priester Seminaristen des Stacheldrahtseminars waren unter anderen Bischof Emil Stehle Bischof Bernado Witte Weihbischof Bernhard Rieger Weihbischof Franz Josef Kuhnle Abt Laurentius Hoheisel Franziskanerpater Gereon Goldmann Pfarrer Lothar Zenetti Josef Rommerskirchen die Schriftsteller Erich Kock und Otto Gillen Der Apostolische Nuntius Angelo Roncalli der spatere Papst Johannes XXIII besuchte mehrere Male das Seminar Am Sonntag nach Weihnachten 1946 betonte er bei einem Besuch Das Seminar von Chartres gereicht sowohl Frankreich wie Deutschland zum Ruhme Es ist sehr wohl geeignet zum Zeichen der Verstandigung und Versohnung zu werden Das Stacheldrahtseminar existierte bis zum 5 Juni 1947 Die letzten 369 Seminaristen verliessen das Gefangenenlager Franz Stock kehrte nach Paris zuruck Vier von 14 Stationen eines von Lothar Zenetti gemalten Kreuzweges sind in der heutigen Europaische Begegnungsstatte Franz Stock erhalten Anhand von Fotos erstellte Reproduktionen aller Kreuzwegstationen sind dauerhaft in der Frauenfriedenskirche in Frankfurt sowie in der Kirche St Franziskus Neheim zu sehen 2 Literatur BearbeitenKarl Heinz Kloidt Chartres 1945 Seminar hinter Stacheldraht eine Dokumentation Herder Freiburg B 1979 ISBN 978 3451211980 Josef Seuffert Gesang hinter Stacheldraht Erinnerungen an das Priesterseminar fur Kriegsgefangene in Orleans und Chartres 1945 1947 Bistum Mainz Publikationen Mainz 2015 ISBN 978 3 934450 63 9 Weblinks BearbeitenDas Stacheldrahtseminar im Depot 501 auf der Website des Franz Stock Komitees fur Deutschland e V Einzelnachweise Bearbeiten Militarbischofsamt Zuletzt abgerufen am 7 September 2015 Kurzbericht zum KreuzwegNormdaten Korperschaft GND 68040 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stacheldrahtseminar amp oldid 231679286