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Die Jesuitenkirche St Salvator in Augsburg war Teil des Augsburger Jesuitenkollegs 1582 84 errichtet diente sie bis 1807 als Gotteshaus wurde dann profaniert und 1872 abgebrochen Die kunsthistorisch wertvolle Innenausstattung blieb teilweise erhalten und befindet sich heute u a in der Alten Pinakothek in Munchen Jesuitenkolleg und Kirche St Salvator in Augsburg auf einem Gemalde des 17 18 Jahrhunderts Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 16 Jahrhundert 1 2 17 Jahrhundert 1 3 18 Jahrhundert 1 4 19 Jahrhundert 2 Ausstattung 2 1 Herz Jesu Chor und Langhaus 2 2 Kreuzkapelle 2 3 Sebastianskapelle 2 4 Grufte 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten16 Jahrhundert Bearbeiten Im Zuge der Grundung des Augsburger Jesuitenkollegiums ermoglicht durch eine Stiftung der Familie Fugger begann auch der Bau der dazugehorigen Kirche Am 12 Marz 1582 erfolgte die Grundsteinlegung durch den Jesuiten und Visitator P Oliverius Manare Der Renaissancebau war in seinen Grundzugen bis 1583 fertiggestellt und wurde 1584 vom Augsburger Weihbischof Michael Dornvogel zu Ehren Jesu Christi in seiner Eigenschaft als Salvator mundi geweiht Vermutlich stammten die Plane zum Kirchenbau vom Baumeister Johannes Holl dem Vater von Elias Holl Der tonnengewolbte Chor besass eine Lange von etwa 18 Metern und eine Breite von 15 Metern Die halbrunde Apsis mit einer Halbkuppel hatte eine Hohe von etwa 7 5 Metern und war von zwei Pilastern umgeben Der Turm besass eine Zwiebelhaube 1 Fur die Ausstattung der Kirche spendete die Familie Fugger weiteres Geld und kostbare Gerate 2 17 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Jesuitenkolleg und Kirche auf einem Kupferstich von Simon Grimm 16791656 begann in der Kirche eine feierliche neuntagige Andacht zu Ehren des hl Franz Xaver welche fortan zu jedem Jahr wiederholt wurde Um 1661 erhielt die Kirche zwei Seitenkapellen zu Ehren des hl Ignatius und des hl Franz Xaver Seit 1666 wurde das Titularfest am 6 August begangen Die Englischen Fraulein fertigten der Kirche ein prachtvolles gesticktes Antependium Dem Altar des hl Ignatius stifte Grafin Domicella Johanna von Oettingen ein Messkleid und ein Unbekannter vier silberne Leuchter 1673 74 erfolgten der Bau eines Oratoriums und eine Umgestaltung des Innenraumes im Stil des Barock Dabei wurde der Chor stuckiert und mit acht Heiligenfiguren versehen Der Hochaltar erhielt eine marmorne Fassung und ein von Georg Melchior Schmittner gemaltes neues Altarbild Auch wurde die Kanzel neu gefasst und eine neue Orgel aufgestellt 1694 stiftete der Kaufmann Anton Ekhart der Kirche den Leib des Martyrers Theodorus den man auf dem Altar der Gottesmutter platzierte 18 Jahrhundert Bearbeiten 1701 04 wurde die Kirche durch seitliche Anbauten zu einer Kreuzform erweitert Um die gleiche Zeit durfte auch das Deckengemalde vom Maler Johann Georg Knappich entstanden sein fur das er 400 fl erhielt 3 In den folgenden Jahren wurden funf neue Altare angeschafft das Langhaus nahe am Portal mit einem schmiedeeisernen Abschlussgitter versehen und der Kirche ein neues ausseres Erscheinungsbild gegeben Die Kreuzkapelle wurde von Matthias Lotter erneuert Fur den Umbau und die Erweiterung stifteten die Familie Fugger 1500 fl der Kaufmann Anton Ekhart 5000 fl sowie der bischofliche Rentmeister Johannes Straub 6000 fl Letzterer fand auch seine Ruhestatte in der Kirche Wahrend der Belagerung Augsburgs im spanischen Erbfolgekrieg 1703 traf eine Bombe das Gebaude zerschlug das Dach und die Gewolbe und zerschmetterte die Fenster Wahrend der Geschehnisse blieb die Kirche geschlossen 4 1758 stiftete Baroness Maria Victoria Amalia von Ulm der Kirche einen Betrag von 5000 fl um an jedem Feiertag eine hl Messe vor dem Altar des hl Franz Xaver zur Bekehrung der Sunder zu zelebrieren 1759 erliess der Rektor Pater Joseph Welden die Anordnung dass an sechs Festtagen eine feierliche Heiligenlitanei zu Ehren des hl Antonius abzuhalten sei 1764 66 erfuhr der Innenraum eine weitere Umgestaltung im Stil des Rokoko wobei u a die Altare erneuert die Saulen marmoriert und die Fenster vergrossert wurden Auch erhielt das Kirchenschiff ein neues Deckenfresko von dem Maler Gottfried Bernhard Gotz 1767 grundete der Rektor die Bruderschaft vom guten Tode die nach der Schliessung der Jesuitenkirche in die Heilig Kreuz Kirche verlegt wurde 5 Nach der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 wurde die Kirche weiter benutzt Die Jesuiten besorgten nun den Gottesdienst als Weltpriester 19 Jahrhundert Bearbeiten Am Morgen des 8 Oktober 1807 um 8 Uhr fand in St Salvator unter grosser Anteilnahme der Bevolkerung der letzte Gottesdienst statt 1808 wurde die Kirche nach dem Einzug bayerischer Truppen in die vormalige freie Reichsstadt unter die Verwaltung der Militarbehorden gestellt und zur Kaserne umfunktioniert 6 1811 stellten Sebastian und Constanze Bittorf ihren Heissluftballon in der nun ehemaligen Jesuitenkirche zur Schau bevor Madame Bittorf am 5 Juli 1811 alleine vor dem Roten Tor erfolgreich aufstieg 7 nach Wilhelmine Reichards erster Alleinfahrt in Berlin 1833 fiel das Gebaude in stadtischen Besitz und diente zeitweise als Wollniederlage 8 Die kunsthistorisch bedeutende Innenausstattung wurde bis 1835 vollstandig ausgebaut und veraussert Der Bauzustand verschlechterte sich im Lauf der Zeit zusehends 1856 gastierte der Zirkus Belling mit seiner Kunstreitergesellschaft in der ehemaligen Kirche 9 1872 wurde das Gebaude fur den Abbruch versteigert 10 und im Anschluss vollstandig demoliert Auch die Fundamente der alteren Bebauung liess man abtragen 1991 wurden nahe dem Standort der ehemaligen Jesuitenkirche archaologische Ausgrabungen vorgenommen und Teile eines Kellers aus dem 15 16 Jahrhundert freigelegt der mit Abbruchmaterial der Kirche verfullt war Zudem fand man das Fundament der Nordostmauer Ausstattung Bearbeiten nbsp Der Hochaltar der Jesuitenkirche in der Pfarrkirche St Nikolaus in StadtbergenDas Deckengemalde von Johann Georg Knappich zeigte im vorderen Teil den himmlichen Vater in seiner Glorie im mittleren Teil die Himmelfahrt Christi und im hinteren Teil den Kampf des Erzengels Michael mit dem Drachen Das Deckenstuck von Gottfried Bernhard Gotz stellte im Chor die Geburt Christi und im Kirchenschiff die Kreuzigung des Herrn dar Die reichen Stuckarbeiten fertigte Mathias Lotter Am Chorgewolbe war das Wappen der Fugger angebracht Am Triumphbogen der den Chor vom Kirchenschiff trennte war auf dem Chronostichon zu lesen eCCe DeVs saLVator MeVs Der barocke Hochaltar wohl von 1702 10 steht seit 1835 in der Pfarrkirche St Nikolaus in Stadtbergen 11 Auf ihm befand sich ein Tabernakel mit Antependium aus vergoldetem Kupfer mit Verzierungen aus Silber der spater auf dem Hochaltar der Basilika St Ulrich und Afra stand Auf den Altaren waren die verzierten Reliquienschreine des hl Theodorus und des hl Bonifacius ausgestellt Verschiedene Gemalde wurden 1809 von der damaligen staatlichen bayerischen Zentralbildergalerie fur einen Betrag von 2555 fl erworben In der Kirche befanden sich 12 Herz Jesu Chor und Langhaus Bearbeiten das Hochaltarbild Verklarung Christi von Johann Georg Melchior Schmittner 13 das Altarbild Maria in der Glorie von Christoph Schwarz um 1584 14 das Altarbild Christus erscheint dem hl Ignaz von Johann Andreas Wolff das Altarbild Verherrlichung des hl Franz Xaver von Johann Andreas Wolff von 1702 15 das Altarbild die hl Maria auf der Flucht nach Agypten von Joseph Mages das Altarbild die Heiligen Drei Konige von Johann Heinrich Schonfeld das Altarbild die Geburt Christi von Johann Heinrich SchonfeldKreuzkapelle Bearbeiten der Flugelaltar Christus am Kreuz von Hans Burgkmair d A um 1519 16 das Altarbild die schmerzhafte Muttergottes von Johann Andreas WolffSebastianskapelle Bearbeiten der Flugelaltar Martyrium des hl Sebastian von Hans Holbein d A um 1516 17 nbsp Sebastiansaltar aus der Sebastianskapelle von Hans Holbein d A nbsp Mittelteil des Kreuzigungsaltars aus der Kreuzkapelle von Hans Burgkmair d A nbsp Altarbild Maria in der Glorie von Christoph Schwarz nbsp Altarbild Verherrlichung des hl Franz Xaver von Johann Andreas WolffGrufte Bearbeiten Unter der Kirche befanden sich zwei Grufte Wegen Grabschandung durch Soldaten wurde 1814 der Eingang zur Gruft mit Kies verschuttet Von 1825 bis 1833 wurden 95 Gebeine auf den Katholischen Gottesacker umgebettet Noch heute erinnert eine Grabplatte an der Aussenwand der Friedhofskapelle St Michael an das Ereignis Die Inschrift lautet Hier ruhen die Gebeine der Jesuiten welche aus der Gruft ihrer Kirche hierher ubersetzt wurden im Jahr 1833 IN HOC TUMULO OSSA PATRUM SOC JESU QUEIS NEQUE VIVENTIBUS NEQUE MORTUIS GENIUS SAECULI QUIETEM CONCESSIT HEIC DIE XXVI NOV MDCCCXXXIII PER PIOS CIVES AUGUST TRANSLATA CARNIS RESURRECT EXSPECTANT UT BENEMERENTIBUS A DEO SALVATORE CUJUS NOMEN PORTAVERUNT CORONA AETERNITATIS IMPONATUR In der Ubersetzung In diesem Hugel erwarten die Gebeine der Vater der Gesellschaft Jesu denen weder im Leben noch nach dem Tode der Zeitgeist Ruhe gonnte am 26 November 1833 durch fromme Burger Augsburgs hierher gebracht die Auferstehung des Fleisches auf dass ihnen die es wohl verdient von Gott ihrem Heilande dessen Namen sie trugen die Krone der Ewigkeit aufgesetzt werde 18 Literatur BearbeitenWolfram Baer und Hans Joachim Hecker Hrsg Die Jesuiten und ihre Schule St Salvator in Augsburg 1582 Katalog zur Ausstellung des Stadtarchivs Augsburg mit der Diozese Augsburg zum 400 Grundungsjubilaum M Lipp Verlag Munchen 1982 Placidus Ignatius Braun Geschichte des Kollegiums der Jesuiten in Augsburg Verlag Jakob Giel Munchen 1822Einzelnachweise Bearbeiten Reinhold Baumstark Rom in Bayern Hirmer Verlag GmbH 1997 ISBN 978 3 7774 7600 1 google de abgerufen am 7 Juni 2019 Mark Haberlein Die Fugger Geschichte einer Augsburger Familie 1367 1650 W Kohlhammer Verlag 2006 ISBN 978 3 17 018472 5 google de abgerufen am 9 Juni 2019 Johann Georg Knappich Abgerufen am 7 Juni 2019 Sion Eine Stimme in der Kirche fur unsere Zeit Eine rel Zeitschrift eine 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Dezember 1856 S 2442 Digitalisat Abgerufen am 20 Februar 2021 Augsburger Postzeitung 1872 Haas amp Grabherr 1872 google de abgerufen am 7 Juni 2019 Martin Klonnek Augsburg Land Sehenswurdigkeiten des Landkreises Augsburg epubli 2015 ISBN 978 3 7375 3220 4 google de abgerufen am 7 Juni 2019 Franz Eugen Joseph Anton von Seida und Landensberg Historisch statistische Beschreibung aller Kirchen Schul Erziehungs und Wohlthatigkeitsanstalten in Augsburg Von ihrem Ursprunge an bis auf die neuesten Zeiten 1 Stage 1811 google de abgerufen am 8 Juni 2019 Erlauterungen der in Kupfer gestochenen Vorstellungen aus der Geschichte der Reichsstadt Augsburg in hist Briefen an ein Frauenzimmer Stage 1765 google de abgerufen am 7 Juni 2019 Sammlung Maria in der Glorie Abgerufen am 7 Juni 2019 Sammlung Verherrlichung des hl Franz Xaver Abgerufen am 7 Juni 2019 Sammlung Kreuzigungsaltar Mitteltafel Christus am Kreuz Abgerufen am 7 Juni 2019 Sammlung Sebastiansaltar Martyrium des hl Sebastian Abgerufen am 7 Juni 2019 Ferdinand Seydel Der Fuhrer auf den Grabern in Augsburg Volkhart 1839 google de abgerufen am 9 Juni 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Salvator Augsburg amp oldid 237758510