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Die katholische Filialkirche St Johannes am Vorderanger Johanniskirche ist ein kleiner barocker Sakralbau in der Altstadt von Landsberg am Lech in Oberbayern Als Baumeister der ehemaligen Friedhofskirche ist Dominikus Zimmermann uberliefert der auch am Entwurf der Ausstattung beteiligt war Die Fresken werden Carl Joseph Thalhaimer Thalheimer zugeschrieben St Johannes am VorderangerDie Ostfassade der KircheDatenOrt Landsberg am LechBaumeister Dominikus ZimmermannBaujahr 1741 1752Koordinaten 48 3 7 7 N 10 52 35 9 O 48 052127388889 10 876625775 Koordinaten 48 3 7 7 N 10 52 35 9 O Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgangerkirche 1 2 Barocker Neubau 2 Beschreibung 2 1 Aussenarchitektur 2 2 Innenraum 3 Ausstattung 3 1 Altare 3 2 Fresken 3 3 Sonstige Ausstattung 4 Literatur 5 WeblinksGeschichte BearbeitenVorgangerkirche Bearbeiten Der Bau der grossen gotischen Stadtpfarrkirche zwischen 1458 und 1488 machte die Anlage eines zweiten Friedhofes notig Im 15 Jahrhundert war die Bevolkerung der wohlhabenden Grenzstadt rasch angewachsen Der alte Gottesacker musste durch eine Erweiterung in der Nahe entlastet werden 1505 kaufte die Stadt deshalb das Eckhaus am Gasslin Brudergasse fur 220 rheinische Gulden Das Haus wurde abgebrochen und an seiner Stelle die neue Friedhofskirche errichtet Der Hofraum und Garten des Anwesens bot Raum fur den ewigen Gotzacker Am 1 Mai 1507 konnte bereits der Hochaltar der Friedhofskirche geweiht werden Im Jahr 1565 wurde zusatzlich die Anlage eines ausseren Friedhofes vor der Stadtmauer notwendig der 1597 eine eigene Kirche erhielt Der innere Friedhof blieb jedoch weiterhin als Begrabnisplatz der Burgerschaft in Funktion Wahrend der Reformation hatte sich die Stadt teilweise dem neuen Bekenntnis angeschlossen was unter anderem auf den Einfluss der nahen schwabischen Reichsstadte zuruckzufuhren war Das machtige Augsburg liegt nur etwa 40 Kilometer nordlich am Lech Nach 1575 veranlasste Graf Schwickhart von Helfenstein die Ansiedlung des Jesuitenordens in Landsberg Zwei Patres lasen wieder die hl Messe in der Johanniskirche der so eine wichtige Rolle im Rekatholisierungsprozess der Stadt zukam Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges scheinen nur die Fenster des Kirchleins eingeschlagen worden zu sein Ab 1693 erneuerte man die Altare Hiervon haben sich noch zwei Altarblatter erhalten Barocker Neubau Bearbeiten Im Jahr 1740 wurde die alte Johanneskirche ohne kirchliche Genehmigung unter dem Vorwand der Baufalligkeit abgebrochen Der 1735 auf das Johannes Benefizium berufene Geistliche Simon Mayr hatte bereits seit langerem Geld fur einen Neubau gesammelt Der Abbruch musste kurzzeitig gestoppt werden da das Augsburger Ordinariat einen Finanzierungsnachweis und einen Riss des Nachfolgebaues verlangte Jedoch setzte sich auch der Stadtrat fur das Neubauprojekt ein 1741 begann daraufhin der Neubau nach Planen des Landsbergers Dominikus Zimmermann Die Bauarbeiten verzogerten sich durch den Ausbruch des Osterreichischen Erbfolgekrieges Das bereitgestellte Baumaterial wurde teilweise zur Instandsetzung der stadtischen Befestigungsanlagen abgezogen Erst ab 1750 konnte der Bau weitergefuhrt werden 1752 war der Rohbau weitgehend vollendet Carl Joseph Thalhaimer Thalheimer begann anschliessend mit der Ausmalung Noch im gleichen Jahr benedizierte der Stadtpfarrer Johann Karl von Lippert das Gotteshaus Die Konsekration durch den Augsburger Weihbischof Franz Xaver Adelmann von Adelmannsfelden erfolgte 1754 Die Fertigstellung der Ausstattung zog sich bis 1762 hin 1867 wurde der Friedhof um St Johannes aufgelassen Die Schwestern des nebenan gelegenen Krankenhauses im Bruderhaus nutzten die Kirche anschliessend als Hauskapelle 1890 zog die Spitalverwaltung den letzten Benefiziaten ab und beauftragte den Spitalgeistlichen mit der Betreuung Danach wurde die Stiftung der Stadtpfarrei zugewiesen Eine erste grossere Renovierung fand im 19 Jahrhundert statt Diese Arbeiten sind jedoch archivalisch schlecht belegt Anlasslich des Landsberger Ruetenfestes wurde 1930 1931 eine grundlegende Sanierung veranlasst Der einheimische Maler Xaver Schmid renovierte den Innenraum die Fassaden erhielten neuen Putz Hierzu wurde der alte Putz vollstandig abgeschlagen um dem durchfeuchteten Mauerwerk Gelegenheit zum Trocknen zu geben 1955 machten erneute Feuchtigkeitsschaden nochmalige Eingriffe notwendig 1966 erfolgte eine weitere Innensanierung die Raumschale wurde nach Befunden des Bayerischen Landesamtes fur Denkmalpflege neu gefasst Die Ostfassade konnte 1977 renoviert werden 1990 folgte die Instandsetzung der Nordseite Die letzte grundlegende Sanierung des Gotteshauses wurde 2002 abgeschlossen Die Kirche ist seitdem wieder fur Gottesdienste und zur Besichtigung geoffnet Beschreibung BearbeitenAussenarchitektur Bearbeiten Die Kirche ist in die Flucht der Burgerhauser auf der Westseite des Vorderen Angers eingebunden Die Ostfassade nimmt als Schauseite Rucksicht auf die Hohenentwicklung der umliegenden Bebauung Das Portal liegt zwischen zwei gekehlten Pilastern die den Mittelteil durch ihre leichte Schragstellung risalitartig hervorheben Daruber offnet sich ein Fenster mit geschweiftem Schluss Die Aussenkanten werden durch zwei weitere Pilaster akzentuiert uber denen ein kraftiges Traufgesims verlauft Zwischen den Pilastern belichten zwei weitere Fenster den Innenraum Das zentralisierende Langhaus erscheint aussen rechteckig Vor der Nordseite verlauft die schmale Brudergasse Die Wandflache wird hier von zwei Fensteroffnungen durchbrochen Der eingezogene Chor springt halbrund nach Westen aus Im Chorscheitel offnet sich eine Nebentur zum ehemaligen Friedhof Uber dem nordlichen Chorwinkel sitzt ein kleiner Dachreiter 19 Jahrhundert mit einer Glocke aus der ehemaligen Leonhardikapelle Der Kirchenbau besteht durchgangig aus Ziegelmauerwerk das seit der letzten Sanierung wieder hell gefasst erscheint Innenraum Bearbeiten Im Inneren ist der Grundriss als Oval angelegt Die Ecken wurden nischenartig ausgerundet die Wande als Mulden ausgebildet Acht kraftige Saulen stehen etwas abgeruckt vor den Wanden und treten vor den Langswanden zu Doppelsaulen zusammen Ein weit vortretendes Gesims tragt das ovale Kuppelgewolbe und verleiht dem kleinen Kirchenraum eine beinahe klassizistische Monumentalitat Das Fehlen einer aufwandigen Stuckierung steigert zusatzlich die klassische Raumwirkung Das Altarhaus ist als selbstandiger Raum vom Langhaus abgesondert Die Verbindung beider Raumteile wird durch die vorgestellten Saulen verborgen Durch zwei verdeckte Fensteroffnungen fallt indirektes Licht auf den Hochaltar Daruber spannt sich eine kreisrunde Scheinkuppel Das so entstandene Theatrum sacrum gilt als eine reizvolle Schopfung des bayerischen Rokoko Ausstattung BearbeitenAltare Bearbeiten nbsp Chor und Hochaltar nbsp Nordlicher Seitenaltar nbsp Hauptfresko Enthauptung des hl Johannes d T nbsp sudlicher Seitenaltar nbsp und die Predigt des HeiligenUm 1754 55 schuf Nikolaus Schutz Zuschreibung den Hochaltar nach einem alteren Entwurf Zimmermanns Das Gehause besteht aus Guss und Antragsstuck uber einem Holzgerust Die Bildwerke stammen von Johann Luidl Der Aufbau mit seinen vier marmorierten Stuckpfeilern prasentiert sich als gebaute Rocaille Das Grundgerust aus symmetrischem Bandelwerk wurde phantasievoll in Rocaillen Flammen und Muschelformen aufgelost Im Mittelpunkt steht die Figurengruppe der Taufe Christi im Jordan Die zugehorige Flusslandschaft ist auf die Ruckwand gemalt Die beiden Seitenaltare nach 1755 aus der Luidl Werkstatt gehen wohl ebenfalls auf Entwurfe Zimmermanns zuruck Sie stehen in den westlichen Nischen des Langhauses Sie folgen dem System des Hauptaltares der Anna Kapelle in Buxheim 1738 39 Die geschweiften Aufbauten erheben sich uber geschwungenen Mensen Die Auszuge sind reich mit Putten und Strahlenglorien verziert Wie der Hochaltar sind auch die Nebenaltare in Weiss und Gold gefasst Die Altarblatter malte Franz Anton Anwander Der Sudaltar ist dem Evangelisten Johannes geweiht der nordliche dem hl Johannes Nepomuk gewidmet Der Nebenaltar des hl Sebastian unter dem Nordfenster stammt wohl gleichfalls aus der Luidl Werkstatt Eine reiche Rocaille Rahmung umschliesst ein alteres Sebastiansbild vor 1700 Der Heilige ist als Halbfigur nach der Pfeilmarter dargestellt Fresken Bearbeiten Das grosse Hauptbild im Langhaus schildert Episoden aus dem Leben des hl Johannes Zu erkennen sind die Predigt und die Enthauptung des Heiligen Die Szenen spielen sich hinter gemalten Balustraden ab An der nordostlichen Balustrade findet sich die Signatur Carl Thallhaimer Pinxit 1752 Das Fresko wurde im 19 Jahrhundert stark ubermalt wahrend der jungsten Sanierung aber gut restauriert Auch die Malereien der Chorkuppel werden meist dem Landsberger Meister Carl Joseph Thalhaimer zugeschrieben was nicht bewiesen werden kann Uber einer Balustrade thront Gottvater in den Wolken seitlich schweben Engel Die Darstellungen sind malerisch und kompositorisch wesentlich schwacher ausgefuhrt als die darunter liegenden Bilder der Altarruckwand Diese Flusslandschaft mit ihrer exotischen Fauna ist weitgehend unversehrt erhalten und wurde sicherlich von einem anderen Meister ausgefuhrt Die emblematischen Darstellungen auf den beiden Turen der Altardurchgange stammen wahrscheinlich ebenfalls von diesem Kunstler Sonstige Ausstattung Bearbeiten In den ostlichen Raumnischen hangen die beiden ehemaligen Seitenaltarblatter der Vorgangerkirche Die Olbilder auf Leinwand entstanden um 1702 und stammen wahrscheinlich von Johann Jakob Pottmayer Landsberg Die Gemalde sind als Pendants angelegt Auf dem Nordbild schwebt der hl Castulus in den Wolken Darunter erscheinen der Diozesanpatron Ulrich der hl Gregor und der hl Blasius Im Suden ist die hl Afra mit den hll Elisabeth Ursula und Apollonia abgebildet Das originale Gestuhl geht wohl auf einen Entwurf Zimmermanns zuruck Es besteht aus Nadelholz mit eichenen Wangen die reiche Rocailleschnitzereien tragen Die Brustungsfelder sind aus furniertem und intarsiertem Nussbaum gearbeitet An der Sudwand hangt ein spatgotisches Kruzifix der Zeit um 1490 1500 Die trauernde Maria unter dem Kreuz schuf Lorenz Luidl Ende des 17 Jahrhunderts Literatur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Bayern Band 4 Ernst Gotz Munchen und Oberbayern 3 aktualisierte Auflage Deutscher Kunstverlag Munchen u a 2006 ISBN 3 422 03115 4 Michael Petzet Die Kunstdenkmaler von Bayern Neue Folge 3 Dagmar Dietrich Heide Weisshaar Kiem Landsberg am Lech Band 2 Sakralbauten der Altstadt Deutscher Kunstverlag Munchen u a 1997 ISBN 3 422 00572 2 Heide Weisshaar Kiem Landsberg am Lech ehem Friedhofskirche Sankt Johannis Schnell amp Steiner Regensburg 2002 ISBN 3 7954 6403 X Kleine Kunstfuhrer 2495 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Johannes am Vorderanger Landsberg am Lech Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Johannes am Vorderanger amp oldid 186485483