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Die Kirche St Canisius in der Witzlebenstrasse 30 im Berliner Bezirk Charlottenburg Wilmersdorf ist die Pfarrkirche der gleichnamigen romisch katholischen Gemeinde im Erzbistum Berlin Sie wurde erbaut zwischen 2000 und 2002 als Ersatz fur eine 1995 abgebrannte Kirche Katholische Kirche St Canisius in Berlin vom Hof aus gesehen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Innenraum und Ausstattung 4 Orgel 5 Glocken 6 Begegnungsraume 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAbhangig von der Herz Jesu Gemeinde in Charlottenburg wurde die Kuratie St Canisius 1921 gegrundet Seelsorger waren von Anfang an Jesuiten Die heutige Pfarrkirche ist der Nachfolgebau zweier Gotteshauser 1924 richtete der Architekt Max Warnatsch 1865 eine einfache St Canisius Kapelle im Untergeschoss des vormaligen Gymnasiums am Lietzensee ein das damals vom 1923 gegrundeten Canisius Kolleg Berlin genutzt wurde dieses Gebaude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstort In den Jahren von 1954 bis 1957 entstand nach Planen des Architekten Reinhard Hofbauer die erste St Canisius Kirche 1 Das insbesondere zu Zeiten der Teilung Berlins auch fur Grossveranstaltungen genutzte Gebaude brannte am 30 April 1995 vollstandig aus 2 Fur den Neubau der Kirche wurden 1996 einige ausgewahlte Architekturburos zu einem Architektenwettbewerb eingeladen die Jury pramierte im Herbst des Jahres den Entwurf von Schmidt Thomsen und Ziegert mit dem ersten den Entwurf von Edgar Wisniewski mit dem zweiten und den Entwurf der Berliner Architekten Heike Buttner Claus Neumann und George Braun mit dem dritten Preis Der Pfarrgemeinderat entschied sich zunachst fur den Entwurf von Wisniewski als Grundlage fur eine weitere Ausarbeitung des Bauprojekts Da mit dem Architekten jedoch in langen Verhandlungen keine Einigung uber den weiteren Projektverlauf und die Vertragsgestaltung erzielt werden konnte erklarte der Kirchenvorstand den Wettbewerb insgesamt fur gescheitert Dieser Beschluss wurde innerhalb und ausserhalb der Kirchengemeinde kontrovers diskutiert Durch Einbindung zweier Moderatoren des Berliner Architekten Manfred Gehrmann und des Trierer Diozesanarchitekten Alois Peitz gelang im September 1998 eine befriedigende Losung des Konflikts Die Urheber des drittplatzierten Wettbewersentwurfs Buttner Neumann Braun wurden beauftragt aufgrund der neugewonnenen Erkenntnisse und Einsichten einen neuen Entwurf aufzustellen Drei Monate spater konnte der Architektenvertrag unterzeichnet werden 1 Die Grundsteinlegung fand am 8 Mai 2000 statt und am 28 Juni 2002 wurde die neue Kirche durch Georg Kardinal Sterzinsky konsekriert 1 2 3 Beim Architekturpreis Berlin 2003 erhielt die Kirche eine Auszeichnung 4 Seit dem 1 April 2006 ist St Canisius eine selbststandige Pfarrgemeinde Architektur Bearbeiten nbsp Westliche Fassade der Katholischen Kirche St Canisius nbsp Details der westlichen Fassade mit dem Portal und der Marienkapelle von St CanisiusDie als heller Sichtbeton Bau ausgefuhrte Kirche ist als monumentale Bauskulptur 5 in einen Freiraum zwischen Suarezstrasse Kantstrasse und der Witzlebenstrasse und den Lietzensee gestellt Sie gliedert sich in zwei Kuben an deren Schnittstelle erganzt um Flachen aus Larchenholz Die 11 Meter hohen Eingangsturen und die Marienkapelle im Inneren sind ebenfalls in diesem Material gehalten das ursprunglich hell war aber aus Witterungsgrunden stark nachgedunkelt ist 6 5 Der eine geschlossene Kubus bildet den Kirchenraum Der anschliessende offene Kubus der sogenannte Offene Raum dessen erhohter Boden nur aus dem Kircheninnenraum betreten werden kann bildet einen Rahmen und erinnert an eine Kuppel die aber den Kirchenraum nicht wie im Barock uberhoht sondern um 90 Grad auf die Erde gesenkt ist 7 Die holzverkleidete halbrunde Marienkapelle ragt apsisartig als weich gerundetes Scharnier 5 vom Kirchenraum in den Offenen Raum Der Kirchbau umfasst des Weiteren in seinem nordlichen Teil die Sakristei das Beichtzimmer und auf den insgesamt vier Etagen weitere Raume unter anderem fur Gruppen und Gemeindearbeit Das Dach ist uberwiegend als Grundach gestaltet in einem Teil auch als Terrasse mit Ausblick zum nahegelegenen Lietzensee Der Kirchturm ist freistehend zur Witzlebenstrasse hin angeordnet 32 m hoch und mit einem Gelaut von vier Glocken ausgestattet Innenraum und Ausstattung Bearbeiten nbsp Inneres rechts die Fensterfront zum Offenen Raum nbsp Blick vom Eingang zum Tabernakel nbsp Altar und Taufschale nbsp Orgelprospekt nbsp MarienkapelleInnen ist die Kirche als heller lichterfullter und das Licht fuhrend einsetzender Raum gestaltet in sudostlicher Richtung ausgerichtet Weitere Gestaltungselemente sind eine durchgearbeitete unregelmassige Geometrie mit geraden und gebogenen Wanden 8 und die Verteilung der liturgischen Orte uber den gesamten Raum 7 Der Raum gliedert sich durch unterschiedliche Deckenhohen in zwei Schiffe sudlich eine hohe Halle von 16 Metern Hohe um den Altar mit einer 6 Meter hohen Fensterfront zum Offenen Raum und nordlich ein niedriger Seitenbereich Der als Mosaik aus grauem Sandstein gestaltete Fussboden setzt das Strassenpflaster vom Vorplatz fort und unterstreicht den Charakter einer Kirche am Wege die nicht Wohnraum ist sondern Versammlungsort fur den Altar ist er zu einem flachen Hugel aufgemauert 5 An Festtagen werden die hohen Portalturen geoffnet und schaffen eine direkte Verbindung zwischen Innen und Aussen Der Tabernakel im niedrigen und fensterlosen Teil des Kirchenraums wird durch einen gesonderten Lichteinfall von oben mittels einer das ganze Gebaude durchdringenden Rohre hervorgehoben Das Taufbecken steht auf einer steinernen Stele vor der Fensterfront zum Offenen Raum der hier durch eine niedrige Natursteinwand abgegrenzt ist an der Wasser fliessen kann Der zentral angeordnete und frei stehende massive Altar des Trierer Kunstlers Guy Charlier 1954 9 besteht aus hellem rauem Kalkstein zeigt Bearbeitungsspuren und ist 10 cm erhoht Dem Altar korrespondiert eine ihm ahnliche blockhafte Skulptur auf den ausseren Platz die ebenfalls Guy Charlier schuf genau wie die Kalksteinstelen unter der Taufschale und dem Tabernakel auf einer dritten Stele im Eingangsbereich liegt aufgeschlagen eine Bibel mit Bildern von Marc Chagall Eine weitere Korrespondenz besteht zwischen einem Gemalde Die Auferstehung Christi aus dem 16 Jahrhundert in der Nahe des Tabernakels das Ercole Ramazzani 1530 1598 zugeschrieben wird und einem etwa gleich grossen Altarbild Golden fields von Winfried Muthesius 1957 das im Rahmen eines Projekts in U und S Bahn Stationen zum Okumenischen Kirchentag 2003 entstand und hinter dem Altar angebracht wurde Der Bildhauer Jo Achermann entwarf die Taufschale die Kerzenstander und Weihwasserbecken aus Metall sowie den Ambo und die beweglichen Banke aus Ahornholz In der Hohe an der Nordwand hangt der Christuskorpus von Gerhart Schreiter 1909 1974 aus der alten Kirche der beim Brand der Kirche ausgegluht wurde aber erhalten blieb Er fallt nicht unmittelbar ins Auge sondern verlangt den Blick nach oben Sie sollen aufschauen zu dem den sie durchbohrt haben Joh 19 37 EU Unmittelbar neben dem Haupteingang befindet sich eine Marienkapelle deren Larchenholz im Gegensatz zu dem Sichtbeton steht In dieser Andachtsstatte ist eine Mondsichelmadonna von Otto Moroder Tirol aufgestellt 10 Sie wurde 1943 geschnitzt und hat die Zerstorungen der Vorgangerbauwerke uberdauert 7 Orgel BearbeitenBeim Brand der Kirche 1995 wurde auch die von der Orgelbauwerkstatt Klais erbaute Orgel zerstort Vorubergehend stand ein kleines Orgel Positiv im rechten Teil der Kirche Seit Dezember 2013 wurde eine grossere dem Kirchenraum klanglich angemessenere Orgel auf der beim Neubau bereits errichteten Orgelbuhne aufgestellt einer Nische in der Westwand Der Spieltisch fand seinen Platz im Kirchenschiff neben dem Ramazzani Gemalde etwa 20 m von der Orgel entfernt Das neue Instrument stammt aus der alten evangelisch reformierten Kirche in Zurich Albisrieden wo es bis 2013 gespielt wurde und wegen eines Kirchenneubaus nicht mehr verwendet werden konnte Die Orgel hat 1720 Pfeifen in 24 Registern auf zwei Manualen und Pedal Ihre altesten Teile stammen aus dem Jahr 1900 der neue elektrische Spieltisch aus dem Jahr 2002 Sie wurde von der Werkstatt Glatter Gotz Orgelbau in die St Canisius Kirche eingebaut und erklang an Ostern 2014 erstmals teilweise und ist inzwischen fertiggestellt Auf einen Orgelprospekt wurde verzichtet 2019 wurde ein Glockenspiel eingebaut das vom 2 Manual spielbar ist Disposition der Orgel seit 2019 I HauptwerkPrincipal 8 Holzflote 8 Salicional 8 Oktave 4 Nachthorn 4 Sesquialtera 2 2 3 1 3 5 Oktave 2 Mixtur 4Fach 2 Cymbel 3Fach 1 Trompete 8 II SchwellwerkUnda Maris 8 Gedeckt 8 Principal 4 Rohrflote 4 Quinte 2 2 3 Waldflote 2 Scharf 4Fach 1 1 3 Oboe 8 TremulantGlockenspiel PedalSubbass 16 Zartbass 16 Oktavbass 0 8 Flote 0 8 Holzfagott 16 Trompete 0 8 Normalkoppeln Super II I Schwelltritt zwei freie Kombinationen feste Kombinationen Piano Forte Tutti Einzelabsteller fur Zungenregister sowie Mixturen Generalabsteller fur Zungen Mixturen elektropneumatische TrakturGlocken BearbeitenDie 1955 in der Glockengiesserei Feldmann amp Marschel in Munster gegossenen Bronze Glocken wurden 1995 nach dem Brand der alten Kirche geborgen und im April 2002 in den neuen Glockenturm eingesetzt 11 Nr Schlag ton Gewicht kg Durch messer cm Inschrift1 d 1500 135 Jesu Christe Rex gloriae veni cum pace Jesus Christus Konig der Herrlichkeit komm mit Deinem Frieden 2 e 1000 119 Sancta Maria Regina mundi esto nobis praesidium Heilige Maria Konigin des Alls sei du unser Schutz 3 fis 0 700 105 Sancte Petre Canisi confirma credentes voca labentes Heiliger Petrus Canisius starke die Glaubenden rufe die Fallenden 4 a 0 370 0 86 Sancte Joseph morientes juva et nobis coronam implora Heiliger Josef hilf den Sterbenden und erfleh uns den Siegeskranz Begegnungsraume BearbeitenIn gesonderten Gebauden befinden sich die Katholische Kindertagesstatte St Canisius 12 Wohn und Geschaftsraume ein Gemeindezentrum das Pfarrburo Raume des Forums der Jesuiten und das Deutschlandburo des Jesuiten Fluchtlingsdienstes 2 Mit der Fertigstellung dieses Gebaudes 2003 wurde das nahegelegene ehemalige Ignatiushaus Neue Kantstrasse 1 aufgegeben 13 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Canisius Kirche Berlin Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage der Kath Kirchengemeinde St Canisius Bilder auf der Homepage der Kath Kirchengemeinde St Canisius St Canisius Berlin In Structurae Bilder Memento vom 6 Januar 2004 im Internet Archive bei stadtentwicklung berlin de Architekturpreis 2003 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Kurzangaben zur Baugeschichte auf der Website des Landes Berlin abgerufen am 5 Juni 2011 a b c Baugeschichte St Canisius auf der Website der Gemeinde abgerufen am 27 Juli 2021 N N Amen Einweihung der St Canisius Kirche in Berlin Artikel vom 28 Juni 2002 im BauNetz abgerufen am 28 August 2013 mit irrefuhrend verkurzten Angaben zur Planungsgeschichte N N Blick von aussen Architekturpreis Berlin 2003 vergeben Artikel vom 17 November 2003 im BauNetz abgerufen am 5 Juni 2011 a b c d Christine Goetz Pathos in Beton St Canisius Berlin Charlottenburg In Christine Goetz Constantin Beyer Hrsg Stadt Land Kirchen Sakralbauten im Erzbistum Berlin Kunstverlag Josef Fink Lindenberg Allgau 2018 ISBN 978 3 95976 101 7 S 144 St Canisius Kirche in Berlin Objekte aus Beton Website der BauNetz Media GmbH Berlin Abgerufen am 5 Juni 2011 a b c Kirchenraum St Canisius Website der Gemeinde Abgerufen am 8 Januar 2020 Bauplan des Kircheninnenraumes auf der Website des Landes Berlin abgerufen am 23 Februar 2016 Memento vom 6 November 2011 im Internet Archive Website des Kunstlers abgerufen am 5 Juni 2011 Madonna auf Mondsichel St Canisius Kirche in Berlin Glocken von St Canisius auf der Website der Gemeinde abgerufen am 8 Januar 2020 Kita St Canisius Website der Kindertagesstatte Abgerufen am 8 Januar 2020 Ehemaliges Ignatiushaus Website des Landes Berlin Abgerufen am 13 Juni 2011 52 507716 13 293763 Koordinaten 52 30 27 8 N 13 17 37 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Canisius Berlin amp oldid 236561958