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Ein Rennofen bzw Rennfeuer ist eine Vorrichtung zur Gewinnung von Eisen aus Eisenerz Skizze eines Rennofens mit blauem Pfeil fur Lufteintritt Inhaltsverzeichnis 1 Bauform und Ofenfahrweisen 2 Geschichte 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBauform und Ofenfahrweisen BearbeitenEin Rennofen hat die Form eines kleinen Schachtofens mit einer Hohe von etwa 100 bis 220 cm und wird aus Lehm oder Steinen errichtet Neben dem Schacht befindet sich in manchen Fallen eine Herdgrube fur den Schlackenablass die Renngrube Rennofen werden mit Holzkohle Holz oder Torf warmgeheizt und dann fur die Verhuttung von oben in abwechselnden Schichten mit Brennstoff meist Nadelholzkohle und fein zerkleinertem Erz meist Raseneisenstein oder Bohnerz mit moglichst hohem Eisengehalt befullt Die Eisenausbeute betragt je nach Ofenform Feuerfuhrung und Luftversorgung zwischen 25 und etwas uber 30 Bei einer Temperatur von 1100 bis 1350 C je nach Bauart des Ofens wird ein Teil des Eisenerzes im halbfesten Zustand zu Eisen reduziert Gleichzeitig bildet sich Schlacke Die Schmelztemperatur von Eisen 1539 C sollte moglichst nicht erreicht werden um kein Gusseisen zu erzeugen das sprode und nicht schmiedbar ist Die Schlacke lauft rinnt daher der Name des Rennofens durch Offnungen aus dem Ofen in die Herdgrube nbsp Ein Rennofen gebaut aus Lehm und Stroh in Campus Galli beim Trockenbrennen nbsp Schlackenfund im Saarland nbsp Archaologische Reste eines Rennofens bei SehndeNach einer anderen Theorie die die recht grossen Kristalle in der Luppe zu erklaren versucht wird im oberen Bereich des Ofens das Erz reduziert und so stark aufgekohlt wie Gusseisen so dass es beim weiteren Absinken flussig ist Es verbindet sich zu einem Gebilde das am Aussenbereich anwachst Dies geschieht in einem Bereich mit Sauerstoffuberschuss in der Nahe des Lufteinlasses das konnen auch mehrere sein der zur Entkohlung und damit Erhohung des Schmelzpunkts fuhrt Diese Theorie berucksichtigt allerdings nicht dass zu einer starken Aufkohlung das Eisen zunachst vollstandig geschmolzen sein muss Die Luftzufuhr erfolgt in der Regel durch einen Blasebalg Es gibt auch hohe kaminartige Ofenformen in denen der naturliche Luftzug ausreicht oder die durch Tunnel mit Wind betrieben werden solche Rennofen wurden gerne an Abhangen angelegt Das Produkt des Reduktionsprozesses ist eine mit Schlacke durchsetzte Eisenluppe kein Gusseisen die im Ofen zuruckbleibt und als Renneisen bezeichnet wird Diese Luppe muss zur Weiterverarbeitung ausgeschmiedet werden Dabei werden Holzkohle und Schlackenreste ausgetrieben Als Produkt entsteht ein direkt schmiedbares Eisen aber je nach Ofenfuhrung auch Stahl mit ungleichmassigem Kohlenstoffgehalt der nach dem Garben zum Ausgleich der Eigenschaften und zur gleichmassigen Verteilung der Inhaltsstoffe als Raffinierstahl bezeichnet wird Da die Rennofentechnologie in Mitteleuropa uber mehr als 3000 Jahre bis zur fruhen Neuzeit Anwendung fand ist bei den zahlreichen Verfahrensweisen und Bauformen keine allgemeingultige Beschreibung der Ofenbetriebsweise moglich Versuche haben ergeben dass zur Gewinnung von 1 Kilogramm Eisen rund 15 bis 30 Kilogramm Holzkohle erforderlich sind mit dem Ausschmieden In europaischen Ofen wird meist ein Verhaltnis von Erz zu Kohle von 1 1 5 bis 1 3 angewandt Im japanischen Tatara einer kastenartigen Ofenform sind Mischungsverhaltnisse von 1 2 und sogar 1 1 moglich Hinzugerechnet werden muss die zum Ausschmieden und Schweissen Garben Garbstahl erforderliche Kohlemenge Pro Verhuttung konnen mehrere Kilogramm abhangig von Erz Ofengrosse Prozessdauer und anderen Faktoren auch bis zu 50 Kilogramm Eisen gewonnen werden Insbesondere aus dem in feuchten Heidelandschaften oder an Gewassern vorgefundenen rostbraunen Raseneisenerz wurde Eisen gewonnen Das Erz auch Ortstein bildet sich in der Grenze des Reduktions mit dem Oxidationsbereich im Boden Geschichte BearbeitenDieses Verfahren fand nach dem Beginn der Eisenzeit im Nahen Osten in Europa ab etwa 700 v Chr bei den Kelten Romern Germanen und anderen Volkern Anwendung Ab dem 12 Jahrhundert wurden wasserkraftgetriebene Blasebalge verwendet Da dies nicht nur Arbeitskraft sparte sondern auch machtigere Geblase erlaubte konnten die Ofen grosser dimensioniert werden Diese grosseren Rennofen mit automatischem Geblase bezeichnet man als Stuckofen oder auch Stuckofen wohl in Abgrenzung zu den spateren Hochofen da das Ergebnis ein einzelnes grosses Eisenstuck im ausgebrannten Ofen war im Gegensatz zum kontinuierlichen Fluss beim Hochofen 1 Eine weitere Unterform waren die Niederschachtofen die bis ins Ende des 19 Jahrhunderts mancherorts benutzt wurden Der Rennofen wurde erst in der Neuzeit durch Hochofen verdrangt die flussiges Roheisen erzeugen Experimenteller Nachbau eines keltischen Rennofens nbsp Beluftung des Rennofens mittels eines Blasebalgs nbsp Rennofen mit Rinne und Herdgrube fur Schlacke nbsp Meilerbau nbsp Ofenreise Rennofen im BetriebSiehe auch BearbeitenMontanarchaologie Archaometallurgie OfensauLiteratur BearbeitenGeorge Celis Eisenhutten in Afrika Beschreibung eines traditionellen Handwerks Les fonderies africaines du fer Sammlungs Kataloge des Museums fur Volkerkunde 7 Afrika Museum fur Volkerkunde Frankfurt am Main 1991 ISBN 3 88270 381 4 Guntram Gassmann Ein bisschen Zeit fur Eisen Vom Experimentieren mit nachgebauten Rennofen In Erwin Keefer Hrsg Lebendige Vergangenheit Vom archaologischen Experiment zur Zeitreise Archaologie in Deutschland Sonderheft 2006 Theiss Stuttgart 2006 ISBN 3 8062 1889 7 S 90 93 Hauke Jons Fruhe Eisengewinnung in Joldelund Kr Nordfriesland Ein Beitrag zur Siedlungs und Technikgeschichte Schleswig Holsteins 2 Bande Habelt Bonn 1997 2000 Band 1 Einfuhrung Naturraum Prospektionsmethoden und archaologische Untersuchungen Universitatsforschungen zur prahistorischen Archaologie Band 40 ISBN 3 7749 2800 2 Band 2 Naturwissenschaftliche Untersuchungen zur Metallurgie und Vegetationsgeschichte Universitatsforschungen zur prahistorischen Archaologie Band 59 ISBN 3 7749 2981 5 Manfred Sonnecken Die mittelalterliche Rennfeuerverhuttung im markischen Sauerland Ergebnisse von Gelandeuntersuchungen und Grabungen Landeskundliche Karten und Hefte der Geographischen Kommission fur Westfalen Reihe Siedlung und Landschaft in Westfalen Band 7 ZDB ID 538118 6 Geographischen Kommission fur Westfalen Munster 1971 Zugleich Dissertation an der Univ Munster 1968 Peter Tunner Die Stabeisen und Stahlbereitung in Frischherden 2 Bande 2 Auflage Buchhandlung J G Engelhardt Freiberg 1858 Beschreibt auch veraltete Schachtofen erstmalige Erwahnung der Aufkohlung und dadurch Aufschmelzung Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rennofen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eisen fur den Konig eine fruhmittelalterliche Ofenduse aus dem Harz Ausgrabung einer Rennofen Batterie am Kalksteintagebau Elbingerode Nicht mehr online verfugbar In lda lsa de Mai 2008 archiviert vom Original am 1 April 2016 abgerufen am 8 Januar 2021 Einzelnachweise Bearbeiten Aus der Fruhzeit der Eisen und Stahlherstellung In ruhrgebiet regionalkunde de Abgerufen am 11 Mai 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rennofen amp oldid 236566889 Geschichte