Der Interimstaler, mitunter auch als Spotttaler auf das Augsburger Interim bezeichnet, ist eine um 1549 in Magdeburg ausgegebene talerförmige Medaille. Das Stück wurde auf das von dem Geharnischten Reichstag in Augsburg 1549 verabschiedete Interim geprägt. Der sogenannte Interimstaler diente im Konfessionsstreit als Propagandamittel. Es gibt eine große Menge von Verschiedenheiten dieser Gepräge.
Geschichte Bearbeiten
Kaiser Karl V. wollte mit dem Interim nach dem Sieg über den Schmalkaldischen Bund seine religionspolitischen Ziele im Heiligen Römischen Reich durchsetzen. Das von gemäßigten Theologen beider Konfession erarbeitete Schriftstück sollte eine Lösung der Religionsfrage auf Reichsebene vorbereiten. Es gesteht den Protestanten bis zur endgültigen Entscheidung des Tridentiner Konzils Priesterehe und Laienkelch zu. Die darin entworfene Ordnung löste aber auf beiden Seiten heftigsten Widerstand aus. Magdeburg wurde zum neuen Zentrum des lutherischen Widerspruchs.
Die Gegner Karls V. demonstrierten mit dem schon damals beliebten und wirksamen Propagandamittel der Münze, hier mit dem sogenannten Interimstaler, gegen das Interim. Der Interimstaler mit der Umschrift: PACKE DI SATHAN DV INTERIM (Packe dich Satan, du Interim) zeigt ein dreiköpfiges Ungeheuer als versinnbildlichtes und verspottetes Interim.
Der Ausgabeort des Interimstalers nach Karl Christoph Schmieder Bearbeiten
Karl Christoph Schmieder bezeichnet die talerförmige Medaille als „Interimsthaler, eine 1549 zu Magdeburg auf das Augsburgische Interim geprägte Spottmünze von Talergröße“.
„Das Interim war“, so Schmieder,
„ein Präliminarvergleich, den Kaiser Carl V. nach Trennung des schmalkaldischen Bundes entwerfen ließ, bis die Sache der Protestanten auf einem Generalconcilio ganz abgemacht werden könne; die Protestanten waren aber mit diesem Vergleich gar nicht zufrieden und sagten: Willige nicht ins Interim, es hat den Schalk hinter ihm! Die Hauptgegner desselben waren in Magdeburg, wo man das Interim auf alle Art laut verhöhnet und auch diese Münzen ausgab. Schlegel Biblia in Numis, Jena 1703. 4.p.324. Köhlers Münzbelustigung, Th. XXI.; S. 95.“
In seinem Handwörterbuch nennt er, wie in sämtlichen später erschienen numismatischen Nachschlagewerken, die Stadt Magdeburg als Ausgabeort für die Interimstaler. Ein urkundlicher Nachweis ist jedoch nicht bekannt. Die Fülle an Streitschriften, die von Magdeburg ausgegangen sind, sprechen dafür.
Johann David Köhlers Erklärung zur Ausgabe in Magdeburg Bearbeiten
Johann David Köhler nennt in seiner Historischen Münzbelustigung die Stadt Magdeburg als Ort der Prägung der Interimstaler. Er schreibt, „daß solche in der Stadt Magdeburg an das Licht getreten [sind]“.
„Hierbey kann der Zweiffel bestehen ob der so berüchtigte Interims-Thaler im J. 1549 habe können in Magdeburg geprägt werden, da diese Stadt […] im J. 1567 mit der Müntzfreiheit erstlich […] begnadet worden [ist]. […] Die Plattdeutsche oder Niedersächsische Sorte hat auf dem Avers die Umschrift: DIT. IS. MIN. LEVE. SON. DEN. S. GI. HO. In dem in Plattdeutscher Sprache in Magdeburg gedruckten Neuen Testament sind diese Worte also ausgedruckt in Matth. XVII. 5. Dyth ys myn leve Söne, den schöle ghy hören. […] Es hat daran nicht[s] [geändert], daß dazumale Magdeburg das Münzregal noch nicht gehabt hat. Denn die selbe ist nicht als ein ordentlicher und im Handel und Gewerbe gang- und gäbe [verwendeter] Thaler, sondern [ist] als eine Schau- und Gedenkmünze geschlagen worden.“
Der Gelehrte bringt zum Ausdruck, dass der Interimstaler in Magdeburg geprägt worden ist, obwohl die Stadt zu dieser Zeit noch kein Münzrecht besaß. Die Gepräge waren keine Zahlungsmittel, sondern sind, so Köhler, als „Schau- und Gedenkmünze geschlagen worden“. Diese Bezeichnungen wurden zur Zeit Köhlers oft für talerförmige Medaillen verwendet. Dass es sich um Medaillen handelt, wird nicht nur wegen des fehlenden Münzrechts der Stadt deutlich, sondern auch durch die großen Unterschiede im Fein- und Raugewicht der Interimstaler.
Johann David Köhler erwähnt auch Interimstaler mit der Vorderseitenumschrift PACKE DICH SATHANVS DV INTERIM, die zusätzlich noch mit den Buchstaben D • S • G • N • F • am Ende der Umschrift ergänzt worden:
„Die fünf Buchstaben nach dem Wort INTERIM bleiben ein Rätsel. Nach Lilienthals Meinung im Thalerkabinet […] sollen dieselben den Namen des Stempelschneiders bedeuten, wozu ihm das zuletzt stehende F., das er als Fecit auslegt, verleitet hat.“
Köhler nennt auch noch andere Numismatiker, die den Namen eines Stempelschneiders in der Buchstabenkombination vermuten, wobei diese jeweils einen Buchstaben weggelassen oder durch einen anderen austauschen. Ein Name wird nicht genannt. „Dergleichen Schmähstücke“, so Köhler, „pflegen derselben Urheber und Künstler nicht mit ihrem Nahmen zu bezeichnen“. Die Buchstabenkombination bleibt also ein Rätsel. Im Wesentlichen kommt auch Madai in seinem „Thaler-Cabinet“ zu diesem Ergebnis. Die Spotttaler auf das Augsburger Interim sind krasse Schmähstücke, die weder Urheber noch Künstler offenbaren.
Beschreibung des Interimstalers Bearbeiten
(siehe das Bild hier)
Der um 1549 in der Stadt Magdeburg mit erheblichen Gewichtsunterschieden ausgegebene silberne Interimstaler ohne Jahreszahl und Münzmeisterzeichen, das auf den Ort der Prägung hinweisen könnte, ist eine talerförmige Medaille. Der genannte Ort der Ausgabe ist in sämtlichen numismatischen Nachschlagewerken angegeben, obwohl kein urkundlicher Nachweis bekannt ist. Die zeitgenössischen Stücke dienten im Konfessionsstreit als Propagandamittel. Vorder- und Rückseite wurde oft in den Beschreibungen vertauscht.
Vorderseite Bearbeiten
Die hier als Vorderseite bezeichnete Seite zeigt im Feld links Jesus Christus, der das durch ein Ungeheuer versinnbildlichte Interim beschwört. Das Ungeheuer hat einen Engelskopf (links), Papstkopf (mittig) und Türkenkopf (rechts). Am Unterleib über dem mit Sternen besetzten Hakenschwanz verbirgt sich eine Teufelslarve, die auch als speiende Fratze bezeichnet wird. Das Münzbild durchbricht zum Teil die Bildeinfassung und den inneren Schriftkreis. In der Umschrift befindet sich eine fünfblättrige Blume in Buchstabengröße.
- Umschrift: • PACKE • DI • SATHAN • DV • INTERIM • (Packe dich Satan, du Interim.)
Rückseite Bearbeiten
Die Rückseite zeigt die Taufe Jesu im Jordan durch Johannes den Täufer. Darüber schwebt der Heilige Geist in Gestalt einer von Strahlen umgebenen Taube. Das Münzbild durchbricht teilweise die Bildeinfassung. In der Umschrift befindet sich eine fünfblättrige Blume in Buchstabengröße.
- Umschrift: DIT • IS • MIN • LEVE • SON • DEN • S • GI • HO (Das ist mein lieber Sohn, den sollt ihr hören.)
Anmerkung: Die erheblichen Gewichtsunterschiede der sogenannten 1-Taler-Stücke des Münzkabinetts Berlin, es sind 7 Stück, liegen zwischen 17,89 g und 36,40 g. Diese Unterschiede und anderes, wie z. B. die fehlende Angabe des Münzherrn bedeuten, dass die Gepräge keine Münzen sind, wie das z. B. schon Johann David Köhler in seiner Münzbelustigung festgestellt hat (siehe vorher).
Das Münzkabinett nennt Jever in Ostfriesland als Münzstätte. Das widerspricht jedoch sämtlichen numismatischen Nachschlagewerken. Es ist allerdings denkbar, dass die Stadt Magdeburg mit der Prägung der Interimstaler die Münzstätte Jever beauftragt hat. Der Ausgabeort der Stücke bliebe dennoch Magdeburg. Solange die Prägung in Jever nicht zweifelsfrei nachgewiesen ist, kann sie jedoch hier nicht angegeben werden.
Literatur Bearbeiten
- Helmut Kahnt: Das große Münzlexikon von A bis Z. H. Gietl Verlag, Regenstauf 2005.
- Heinz Fengler, Gerd Gierow, Willy Unger: transpress Lexikon Numismatik. Berlin 1976.
- Friedrich von Schrötter (Hrsg.) mit N. Bauer, K. Regling, A. Suhle, R. Vasmer, J. Wilcke: Wörterbuch der Münzkunde, de Gruyter, Berlin 1970 (Nachdruck der Originalausgabe von 1930).
- Karl Christoph Schmieder: Handwörterbuch der gesammten Münzkunde …, Halle und Berlin 1811.
- Johann David Köhler: Münzbelustigung Teil XXI, Nürnberg 1749.
- Rudolf Schildmacher: Magdeburger Münzen, 1943.
- Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Interimstaler Magdeburger Spottmünze auf das Augsburger Interim (1549 geprägt).
- Werner Conze und Volker Hentschel (Hrsg.): Deutsche Geschichte, Epochen und Daten, Freiburg/Würzburg 1991.
Einzelnachweise Bearbeiten
- Helmut Kahnt: Das große Münzlexikon von A bis Z. (2005): Interimstaler aus Magdeburg, S. 205
- Werner Conze und Volker Hentschel (Hrsg.): Deutsche Geschichte, Epochen und Daten (1991), S. 124
- Friedrich von Schrötter: Wörterbuch der Münzkunde (1970, Nachdruck 1930), S. 285
- Karl Christoph Schmieder: Handwörterbuch der gesammten Münzkunde (1811), S. 237/238
- Johann David Köhler: Münzbelustigung Teil XXI (1749), S. 95 und 61
- Johann David Köhler: Münzbelustigung Teil XXI (1749), S. 60
- David Samuel Madai: Vollständiges Thaler-Cabinet, Erster Theil, S. 747, Nr. 2360.
- Johann David Köhler: Münzbelustigung Teil XXI (1749), S. 95 und 61: Kein Zahlungsmittel
- Karl Christoph Schmieder: Handwörterbuch der gesammten Münzkunde … (1811), S. 237: Teufelslarve
- Heinz Fengler, Gerd Gierow, Willy Unger: transpress Lexikon Numismatik (1976), S. 157
- Friedrich von Schrötter: Wörterbuch der Münzkunde (1970, Nachdruck von 1930), S. 285
- Heinz Fengler, Gerd Gierow, Willy Unger: transpress Lexikon Numismatik (1976), S. 157
Weblinks Bearbeiten
- Künker, Sommerauktion 2015: Als dicker Doppeltaler o. J. (1549) bezeichnetes talerförmiges Gepräge aus der Stadt Magdeburg, ein äußerst seltenes Stück, das auf das Augsburger Interim geprägt wurde. Das Stück wiegt 60,35 g.