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Die Spittellamm oder manchmal auch Spitallamm ist eine Schlucht am Lauf der Aare im Berner Oberland in der Schweiz Vom Flurnamen ist auch der offizielle Name des darin errichteten Absperrbauwerks Staumauer Spitallamm des Grimselsees abgeleitet Die Spittellamm von Nordosten mit der alten Staumauer des Grimselsees 2011 Links der Berg Spittelnollen rechts der Abhang des JuchlistocksDie Schlucht liegt im Berner Naturschutzgebiet Grimsel in der Region Berner Hochalpen und Aletsch Bietschhorn Gebiet nordlicher Teil des Bundesinventars der Landschaften und Naturdenkmaler von nationaler Bedeutung und am Rande des Areals Schweizer Alpen Jungfrau Aletsch des UNESCO Weltnaturerbes 1 Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Geografie 3 Geschichte 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseName BearbeitenDer zweiteilige Flurname wurde auf alteren Landkarten oft in der hochdeutschen Form Spitallamm eingetragen und hat auf der Landeskarte der Schweiz neuer die mundartliche Form Spittellamm Er bezeichnet die Schlucht der Aare in der Nahe der ehemaligen Herberge am Weg zum Grimselpass Der erste Namensteil nimmt Bezug auf das heute nicht mehr bestehende Gasthaus auf der Sudseite der Schlucht das Reisenden auf dem langen Weg zwischen dem Haslital und dem Wallis eine Unterkunft bot Das auf vielen historischen Abbildungen dargestellte Haus war vor dem Bau des Grimselsees als Grimselhospiz bekannt in alterer Zeit nannte man die Anlage wie andere Herbergen in den Alpen mundartlich auch Spittel Die Worter Hospiz und Spittel gehen auf das lateinische hospitale zuruck das von hospes Gastfreund Gastwirt Gast kommt Das alte Berner Oberlander oder hochstalemannische Mundartwort Lammi oder Lamm und ahnlich 2 bezeichnet gemass dem Schweizerischen Idiotikon eine vom Wasser ausgehohlte und durchstromte Felsenkluft einen engen Durchpass eines Flusses oder auch allgemein ein Tobel Der Flurname kommt im Kanton Bern selten auch in der Form Chlamm vor 3 und ist verwandt mit dem bairischen Klamm Im Grimselgebiet tragen Bergrunsen mit Wildbachen Namen wie Berenlammi und Brandlamm und ahnlich sind in der angrenzenden Region Goms im Kanton Wallis gewisse Stellen benannt So nennt man etwa das enge tief eingeschnittene Tal des Gadmerwassers bei Innertkirchen Cheistenlamm und das Tobel des Rotten bei Fiesch Lamma Unmittelbar neben der Aareschlucht bei Meiringen ist Lammi als Siedlungsname uberliefert 4 5 Geografie BearbeitenDie 200 Meter tiefe und 300 Meter breite Schlucht befindet sich am Oberlauf der Aare in den Berner Alpen und auf dem Gebiet der Gemeinde Guttannen Der Fluss erreichte die Spittellamm in der Zeit bevor die Kraftwerke Oberhasli KWO den Grimselsee errichteten nach einem Lauf von nur vier Kilometern Lange von seinem damaligen Ursprung am Gletschertor des Unteraargletschers aus gerechnet Der Boden des schmalen Gebirgstals zwischen dem Gletscher und der Schlucht wurde fruher auf der Alp Unteraar als Sommerungsweide genutzt Das Unteraargebiet oberhalb der Spittellamm trug im ostlichen Abschnitt den Namen Spittelboden und lag auf der Hohe von 1820 m u M Von dieser Stelle an floss die Aare durch die 500 Meter lange Schlucht in nordostlicher Richtung und erreichte die kleinere Schlucht am Summerloch und danach die tiefer liegende Alpstufe Raterichsboden 1705 m u M die heute im Raterichsbodensee versunken ist Auf der linken Seite der Aare erhebt sich uber der Spittellamm der vom eiszeitlichen Aaregletscher abgerundete Bergvorsprung unter dem Juchlistock auf dessen Ostseite nahe bei der Schlucht das Naturschutzgebiet Chessibidmer liegt Im Felskopf befindet sich das Artilleriewerk Grimsel Rechts vom Fluss erhebt sich der Bergklotz Spittelnollen 1980 m u M als Inselberg im Hochtal Die Flanken beider Berge bilden zuunterst steile Felswande uber dem Engnis sie bestehen wie der Untergrund des Aarmassivs allgemein aus kristallinem Gestein Geschichte BearbeitenDie Spittellamm ist seit Jahrhunderten Standort technischer Bauwerke Seit dem Mittelalter fuhrte der Saumweg von Meiringen zum Grimselpass neben der Aare durch das Engnis wo er den Fluss auf einer Brucke uberquerte In der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts liess der Kanton Bern die Route zur Fahrstrasse ausbauen Dieser neue Weg lag vom Raterichsboden aus auf der ostlichen Seite des Flusses und benotigte in der Schlucht keine Brucke mehr Das Grimselhospiz oberhalb der Schlucht befand sich neben dem alten naturlichen Grimselsee und am nordlichen Fuss des letzten Aufstiegs zur 300 Meter hoher liegenden Passhohe und also nicht an der hochsten Stelle des Ubergangs in den Kanton Wallis Der Saumweg und spater die Passstrasse dienten auch als Zugang zur Unteraaralp und zur Oberaaralp 6 nbsp Baustelle des Kavernenkraftwerks Oberaar in den 1950er Jahren Links Staumauer von 1932 rechts Trassee der Standseilbahn zum Artilleriewerk GrimselVon 1925 bis 1932 bauten die Kraftwerke Oberhasli in der Spittellamm eine Bogenstaumauer die zusammen mit der zweiten Sperrmauer im Gebiet Seeuferegg ostlich des Spittelnollen das Staubecken des Grimselsees abschliesst Die Spitallamm Mauer hat eine Hohe von 114 Meter und eine Kronenlange von 258 Meter die Seeufereggmauer ist 42 Meter hoch Der Grundablass des Grimselsees mundet in der Schlucht unterhalb der Spitallammmauer in die Aare Das gestaute Wasser fliesst vom Grimselsee durch einen Stollen zum Gelmersee und von dort zum Kraftwerk Handeck In der Schlucht befanden sich wahrend der Bauzeit der Staumauer verschiedene Baustelleneinrichtungen deren Spuren teilweise heute noch sichtbar sind Wahrend die Ebene der Unteraaralp im See versank und dort die Viehweide aufhorte benotigten Alpinisten weiterhin einen Zugang zum Tourengebiet am Unteraargletscher und zur Lauteraarhutte weshalb uber den neuen Staudamm und die Nordflanke der Schlucht ein Wanderweg eingerichtet wurde Fur die Grimselstrasse entstand ein neues Trassee auf der Ostseite um den neuen Stausee herum Als Ersatz fur das teilweise abgebrochene Hospiz das heute im See liegt bauten die KWO auf dem Nollen das neue Hotel Grimsel Hospiz von dessen Vorplatz aus die tiefe Spittellamm Schlucht gut zu sehen ist Fur den Bau des Artilleriewerks Grimsel im Zweiten Weltkrieg errichtete die beauftragte Baufirma im Gebiet Summerloch unterhalb der Schlucht eine neue Werkbrucke uber die Aare Uber die Betonbrucke fuhrte die Zufahrtstrasse zur Baustelle und zur Talstation der militarischen Standseilbahn Ende der 1950er Jahre bauten die Kraftwerke Oberhasli im Felsmassiv links neben der Schlucht das Kavernenkraftwerk Oberaar um das Wasser des neuen Stausees Oberaar zu nutzen 7 Die Anlage wird heute als Kraftwerk Grimsel 1 bezeichnet Die Zufahrt zur Baustelle fuhrte von der alten Grimselstrasse uber eine zweite am Ausgang der Spittellamm neu errichtete Werkbrucke Die betonierte mit Hausteinen verkleidete Bogenbrucke ist heute die erste Brucke am Lauf der Aare Beim Portal des unterirdischen Kraftwerks steht die Talstation der ehemaligen werksinternen Sommerloch Seilbahn und der 2020 von den KWO als Nachfolger eingerichteten offentlichen Hospizbahn 8 nbsp Baustelle der neuen Staumauer Bauzustand September 2022 Seit 2021 befindet sich in der Schlucht unmittelbar neben der alten Spitallamm Mauer die neue Grimselstaumauer im Bau 9 Sie ubernimmt zunachst die Funktion der ersten Mauer die im See weiterhin stehen bleibt und geflutet wird und kann gemass einem Ausbauprojekt spater gegebenenfalls erhoht werden um die Kapazitat des Pumpspeicherwerks Grimsel 2 zu vergrossern 10 Vor der neuen Mauer befinden sich in der Schlucht erneut umfangreiche Baustelleneinrichtungen die alte Grimselstrasse neben der Aare dient als Zufahrt zur Baustelle Die von 1955 bis 1959 von den Bernischen Kraftwerken und den Elektrizitatswerken von Zurich Basel und Bern gebaute Grimselleitung eine Hochspannungsleitung zwischen Innertkirchen und Ulrichen uberquert die Spittellamm und den Grimselsee 11 Siehe auch BearbeitenGrimselweltLiteratur BearbeitenMarcel Hunziker Thomas Heusser Carmen Graf Die Grimsellandschaft aus der Sicht der Touristen und ihre Beurteilung der geplanten Vergrosserung des Grimselsees Eine Studie im Auftrag der Kraftwerke Oberhasli AG KWO 2012 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Spittellamm Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Baustellenfuhrung Spitallamm auf grimselweltEinzelnachweise Bearbeiten UNESCO Welterbe Swiss Alps Jungfrau Aletsch In jungfraualetsch ch Abgerufen am 29 August 2022 Schweizerisches Idiotikon Band 3 Sp 1266 Schweizerisches Idiotikon Band 3 Sp 643 Lammi als Name auf der Landeskarte der Schweiz Siehe auch Lammschlucht eine enge Stelle im Lauf der Waldemme im Kanton Luzern Friedrich Gottlieb Stebler Die Oberaaralp In Die Alpen 1921 S 56 H Juillard Der Ausbau der Wasserkrafte im Oberhasli In Schweizerische Bauzeitung 70 1952 S 703 707 Rebecca Holzer Neue Hospizbahn ersetzt Nostalgie Werkbahn auf Jungfrau Zeitung abgerufen am 7 Oktober 2022 Grundstein fur neue Staumauer an der Grimsel gelegt auf bluewin ch abgerufen am 2 Oktober 2022 An der Grimsel wird eine zweite Staumauer vor die alte gestellt auf srf ch abgerufen am 2 Oktober 2022 A W Meichle Vom Bau der 220 kV Grandinagia Leitung In Schweizerische Bauzeitung 77 1959 S 110 112 46 57292 8 33105 Koordinaten 46 34 22 51 N 8 19 51 78 O CH1903 668413 158349 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Spittellamm amp oldid 238663768