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Das Sonderarchiv Moskau auch Zentrum zur Aufbewahrung historisch dokumentarischer Sammlungen ist eine staatliche russische Institution zur Aufbewahrung von Dokumenten nichtrussischer vor allem deutscher Herkunft Beuteakten des Zweiten Weltkriegs in Moskau Sie war ursprunglich selbstandig und ist heute dem Russischen Staatlichen Militararchiv RGWA zugeordnet hat allerdings weiterhin einen autonomen Status mit eigenem Lesesaal eigenem Personal eigenen Bestanden und eigenen Zugangsregeln Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Restitution der deutschen Bestande 3 Struktur der deutschen Bestande 4 Benutzung 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenGeschichte BearbeitenDas Archiv wurde 1945 als Aufbewahrungsort fur nach der Besetzung Ostpolens durch die Rote Armee 1939 und am Ende des Zweiten Weltkriegs aus Berlin und verschiedenen Auslagerungsorten in Schlesien und Bohmen nach Moskau verschafftes Archivgut gegrundet Das Archiv unterstand dem NKWD spater KGB Es war zunachst nur Mitarbeitern des Geheimdienstes sowie der Staatsanwaltschaft bekannt und zuganglich Offiziell unterstutzte das Archiv sowjetische Behorden bei der Auffindung und Verurteilung von Kriegsverbrechern Zugleich diente es aber auch der Geheimdienstarbeit im Ausland und der Suche nach Volksfeinden und Verratern Die 1945 requirierten Bestande umfassten sowohl Akten staatlich deutscher Provenienz als auch Archivgut das zwischen 1933 und 1945 von deutschen Organen in Deutschland und im von deutschen Truppen besetzten Ausland beschlagnahmt worden war darunter Akten judischer freimaurerischer politisch linker und liberaler Organisationen Institutionen und Personlichkeiten nbsp Karl Fischer als sowjetischer Gulag Haftling Foto aus einer Akte uber Karl Fischer F 461 p Nr 190278 in der Bestandsgruppe zu Kriegsgefangenen und Internierten des Sonderarchivs Moskau Vor allem in den 1950er und 1960er Jahren kam es zu umfangreichen Abgaben von Akten an die DDR in kleinerem Umfang gab es auch Abgaben an und Ubernahmen von anderen sowjetischen Archiven Im Jahr 1960 wurden als vollig neue Bestandsgruppe Akten aus dem sowjetischen Innenministerium zu Kriegsgefangenen und Internierten sowie zu deren Ruckfuhrung 1945 1953 ubernommen Im Februar 1989 erfuhr die Offentlichkeit erstmals durch einen Artikel der sowjetischen Tageszeitung Iswestija von der Existenz des Archivs 1992 folgte seine vollstandige und dauerhafte Offnung im selben Jahr erhielt es den neuen Namen Zentrum zur Aufbewahrung historisch dokumentarischer Sammlungen Centr sohraneniya istoriko dokumentalnyh kollekcij CHIDK 1999 wurde das Archiv administrativ dem raumlich benachbarten Russischen Staatlichen Militararchiv RGWA angegliedert Es arbeitete jedoch weiterhin autonom im eigenen Gebaude und mit eigenen Zugangsbedingungen In den 1990er und 2000er Jahren wurden grosse Teile der ursprunglich von den Deutschen in den besetzten Staaten beschlagnahmten Bestande an die Ursprungslander zuruckgegeben unter anderem nach Frankreich Norwegen Luxemburg Belgien und Osterreich Heute bewahrt das Sonderarchiv im Wesentlichen noch deutsche und polnische Akten auf 2015 musste das Sonderarchiv sein eigenes speziell fur dieses Archiv errichtete Gebaude in der Wyborger Strasse an das Archiv fur Literatur und Kunst RGALI abgeben und in das nahegelegene Gebaude des Militararchivs umziehen Restitution der deutschen Bestande BearbeitenIn den Jahren nach der Offnung des Archivs 1990 bestand die Chance fur Deutschland die deutschen Bestande aus Moskau zuruckzuerwerben was von der deutschen Seite jedoch nicht genutzt wurde 1998 erfolgte die Verabschiedung des sogenannten Beutekunstgesetzes 1 durch die Duma das neben Kunstwerken auch alle 1945 in die Sowjetunion verbrachten deutschen Dokumente die sich noch in Russland befanden zu russischem Staatseigentum erklarte Aus russischer Perspektive ist eine Restitution der deutschen Akten staatlicher Provenienz im Sonderarchiv somit bis auf weiteres ausgeschlossen Struktur der deutschen Bestande BearbeitenDas Sonderarchiv bewahrt drei Arten von Bestanden auf a Uberlieferungen staatlicher Behorden und Institutionen der Reichs Lander und Kommunalebene u a Auswartiges Amt Reichsministerien des Innern der Justiz fur Wirtschaft fur Finanzen fur Krieg fur die Kirchlichen Angelegenheiten fur Arbeit fur Volksaufklarung und Propaganda fur Reichsluftfahrt und fur die besetzten Ostgebiete RSHA Polizeiprasidium Berlin Generalbauinspektor u a b von den deutschen Sicherheitsorganen beschlagnahmte personenbezogene Bestande Teilnachlasse und Bestande von Organisationen Juden Freimaurer politische Gegner u a darunter Akten des Centralvereins und der Berliner Judischen Gemeinde undc Mischbestande z B Justizeinrichtungen in Deutschland Dokumentarmaterial zu verschiedenen Personen Illustrationsmaterial Der Grossteil der Dokumente stammen aus der Zeit zwischen 1918 und 1945 Es gibt aber auch Unterlagen die aus dem 19 Jahrhundert vereinzelt sogar aus der fruhen Neuzeit stammen Benutzung BearbeitenDas Archiv befindet sich im Norden Moskaus unter der Adresse ul Admirala Makarova 29 125212 Moskva Die nachste Metrostation M Vodnyj stadion liegt 10 15 Minuten Fussweg entfernt Die Bestande des Sonderarchivs stehen vollstandig fur wissenschaftliche Forschung offen Ein Unterstutzungsschreiben einer wissenschaftlichen Institution mit Angabe des Forschungsthemas ist erforderlich Ein Nutzer erhalt pro Tag nur funf Akten zur Einsicht die zwei Tage nach Bestellung zur Verfugung gestellt werden Im Juli und August ist das Archiv geschlossen Die Findbucher liegen ausschliesslich in russischer Sprache vor Kopien konnen nur vor Ort in Auftrag gegeben bezahlt und abgeholt werden Die Benutzung von Laptops ist problemlos moglich Literatur BearbeitenGotz Aly Susanne Heim Hrsg Das Zentrale Staatsarchiv in Moskau Sonderarchiv Rekonstruktion und Bestandsverzeichnis verschollen geglaubten Schriftguts aus der NS Zeit Hans Bockler Stiftung Dusseldorf 1992 Kai Jena Wilhelm Lenz Die deutschen Bestande im Sonderarchiv in Moskau In Der Archivar 45 1992 S 458 468 Dokumenty po istorii i kulture evreev v trofejnyh kollekciyah Rossijskogo gosudarstvennogo voennogo arhiva Dokumente zur Geschichte und Kultur der Juden in den Beutebestanden des Russischen Staatlichen Militararchivs Moskau 2005 Sebastian Panwitz Die Geschichte des Sonderarchivs Moskau In Bulletin des Historischen Instituts Moskau 2 2008 S 11 20 online Sebastian Panwitz Die Judaica im Sonderarchiv Moskau In Medaon 3 2008 S 1 9 online Ukazatel fondov inostrannogo proishozhdeniya i Glavnogo upravleniya po delam voennoplennyh i internirovannyh NKVD MVD SSSR Rosskijskogo gosudarstvennogo voennogo arhiva Verzeichnis der Bestande auslandischer Herkunft und der Hauptverwaltung fur Kriegsgefangene und Internierte des NKWD des Innenministeriums der UdSSR im Russischen Staatlichen Militararchiv Moskau 2001 offizielles Bestandeverzeichnis Gerhard Jagschitz Stefan Karner Beuteakten aus Osterreich Der Osterreichbestand im russischen Sonderarchiv Moskau Veroffentlichungen des Ludwig Boltzmann Instituts fur Kriegsfolgen Forschung Bd 2 Ludwig Boltzmann Institut fur Kriegsfolgen Forschung Graz Wien 1996 ISBN 3 901661 01 8 Weblinks Bearbeitenoffizielle Internetseite offizielles Bestandeverzeichnis online deutschsprachige InformationsseiteAnmerkungen Bearbeiten Der vollstandige Titel des Gesetzes lautet Bundesgesetz uber Kulturschatze die im Ergebnis des Zweiten Weltkrieges in die UdSSR verbracht wurden und sich auf dem Territorium der Russischen Foderation befinden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sonderarchiv Moskau amp oldid 239108123