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Die Silvaplana war ein Ende der 1930er Jahre gebauter norwegischer Stuckgutfrachter der in Oslo ansassigen Reederei Tschudi amp Eitzen Das Schiff benannt nach der Gemeinde Silvaplana in der Schweiz 1 wurde Ende 1937 auf der Kockums Werft in Malmo auf Kiel gelegt lief am 15 September 1938 von Stapel und wurde schliesslich Ende November 1938 in Dienst gestellt Im Zweiten Weltkrieg wurde der Frachter im September 1941 im Sudpazifik von dem deutschen Hilfskreuzer Atlantis gekapert und als Prisenschiff zu einem franzosischen Hafen umgeleitet Spater wurde das Frachtschiff unter dem neuen Namen Irene als Blockadebrecher deutscherseits eingesetzt In dieser Funktion wurde das Motorschiff am 10 April 1943 in der Biskaya von der eigenen Besatzung selbstversenkt um einer Aufbringung durch ein britisches Kriegsschiff zu entgehen Silvaplana Untergang der Irene ex Silvaplana am 10 April 1943 in der Biskaya das Schiff wurde von der eigenen Besatzung in Brand gesteckt Untergang der Irene ex Silvaplana am 10 April 1943 in der Biskaya das Schiff wurde von der eigenen Besatzung in Brand gesteckt SchiffsdatenFlagge Norwegen Norwegen 1938 1941 Deutsches Reich Deutsches Reich 1941 1942 Deutsches Reich Deutsches Reich 1942 1943 andere Schiffsnamen Irene 1942 43 Schiffstyp FrachtschiffKlasse DNV 1A1Rufzeichen LKAIHeimathafen OsloEigner Tschudi amp Eitzen Oslo ab 1938 Nortraship London 1940 41 Bauwerft Kockums MalmoBaunummer 206Stapellauf 15 September 1938Indienststellung 22 November 1938Verbleib Selbstversenkung am 10 April 1943Schiffsmasse und BesatzungLange 124 86 m Lua Breite 16 94 mTiefgang max 7 75 mVermessung 4 793 BRT2 824 NRT Besatzung 32MaschinenanlageMaschine Kockums 5 Zyl DieselmaschineMaschinen leistung 3 300 PSHochst geschwindigkeit 13 5 kn 25 km h Propeller 1TransportkapazitatenTragfahigkeit 9 325 tdw Inhaltsverzeichnis 1 Technische Aspekte 2 Dienstzeit 3 Kaperung durch die Atlantis 4 Einsatz als Blockadebrecher Irene 5 Verlust 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseTechnische Aspekte BearbeitenDie Silvaplana besass eine maximale Lange von 124 86 Metern und eine Breite von 16 94 Metern Der durchschnittliche Tiefgang lag bei 6 20 Meter konnte aber bei voller Beladung auf 7 75 Meter anwachsen Der aus Stahl gebaute Stuckgutfrachter war mit 4 793 BRT vermessen und verfugte uber vier Laderaume mit einer Luckenflache von je rund 45 Quadratmetern und elf Ladekrane wobei es sich hierbei um einen einzelnen Schwerlastkran der maximal ein Gewicht von 25 Tonnen anheben konnte und zehn kleinere Krane handelte die maximal funf Tonnen anheben konnten Die Tragfahigkeit des Schiffes lag bei 9 325 tdw Die Antriebsanlage bestand aus einer von der Kockums Werft gebauten MAN 5 Zylinder 2 Takt Dieselmaschine 2 Diese wirkte auf eine einzelne Welle und konnte bei einer maximalen Leistung von 3 300 PS und bei 110 Umdrehungen pro Minute dem Schiff eine Hochstfahrt von rund 13 5 kn etwa 25 km h ermoglichen Die Besatzung bestand im Regelfall aus 32 Personen Dienstzeit BearbeitenNach der Indienststellung bediente die Silvaplana zwischen Ende 1938 und Fruhjahr 1940 vor allem die pazifische Route zwischen Sudostasien und Nordamerika Zumeist wurde hierbei Stuckgut geladen vor allem Sago Kautschuk Maniok Holzer Kaffee Tee Textilien und Gewurze Die Fracht wurde fast immer in Hafen in Niederlandisch Indien oder in Singapur aufgenommen die Zielhafen waren normalerweise Baltimore New York City oder Halifax Regelmassig wurde dabei der Panamakanal passiert Weitere Hafen die sporadisch angelaufen wurden waren beispielsweise Yokohama Hongkong und Wladiwostok Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939 und auch nach der ab April 1940 erfolgten deutschen Besetzung Norwegens verblieb das Schiff zunachst weiterhin unter norwegischer Flagge und transportierte Guter auf der pazifischen Route Gleichwohl allerdings wurde die Silvaplana von der Reederei Tschudi amp Eitzen deren Verwaltungssitz in Oslo unter deutsche Kontrolle gefallen war der am 20 April 1940 neu gegrundeten Norwegian Shipping amp Trade Mission Nortraship eine Exil Reedereiorganisation fur alle auf den Weltmeeren fahrenden Handelsschiffe unter norwegischer Flagge in London zur Bereederung ubertragen Der Frachter verkehrte somit weiterhin auf seinen bekannten Strecken fuhr nun aber auch fur die britischen beziehungsweise alliierten Kriegsanstrengungen und transportierte teils kriegswichtige Guter Kaperung durch die Atlantis BearbeitenAm 23 August 1941 verliess die Silvaplana Surabaya der Zielhafen der Reise war New York City Das unter dem Kommando von Kapitan Niels S Nielsen stehende Schiff lief am 29 August 1941 im Rahmen eines kurzen Zwischenstopps zur Frischwasseraufnahme noch Thursday Island an setzte aber danach ohne weitere Unterbrechungen seine Fahrt durch den Sudpazifik fort Am 10 September 1941 der Frachter stand zu diesem Zeitpunkt rund 450 Seemeilen sudwestlich der Cookinseln etwa auf Position 26 16 S 164 25 W 3 naherte sich der Silvaplana ein unbekanntes offenkundig niederlandisches Frachtschiff namens Polyphemus Es handelte sich hierbei um den getarnten deutschen Handelsstorkreuzer Atlantis unter dem Kommando von Kapitan zur See Bernhard Rogge Auf eine Distanz von rund 4 500 Metern gab das deutsche Schiff sich zu erkennen und forderte die Silvaplana zum Stoppen auf Dieser Anweisung kam Kapitan Nielsen auch nach liess den Funker aber ein QQQ Signal senden 4 das allerdings von Bord der Atlantis aus gestort und spater durch deren Funkstation auf gleicher Frequenz widerrufen wurde 5 Gleichwohl allerdings wurde wie nach dem Krieg bekannt wurde das Funksignal der Silvaplana wenn auch unvollstandig von alliierten Funkstellen in Australien und auf Rarotonga durchaus empfangen und dahingehend richtig gedeutet dass ein Handelsstorer im Sudpazifik aktiv ist 6 Bei der nachfolgenden Kaperung des Frachters setzte das deutsche Schiff keine Waffengewalt ein An Bord der voll beladenen Silvaplana befanden sich neben einer grossen Ladung von 5 000 Tonnen Sago auch kriegswichtige Guter so unter anderem 2 200 Tonnen Naturkautschuk und rund 540 Tonnen Zinn Dazu kam noch eine Ladung Kaffee rund 45 Tonnen und von verschiedenen Gewurzen darunter Vanille Zimt und Pfeffer Angesichts dieser wertvollen Fracht und auch weil das moderne Motorschiff die Atlantis begleitete was ein entsprechendes Risiko bedeutete sollte der Hilfskreuzer auf alliierte Kriegsschiffe treffen wurde von Kapitan zur See Rogge am 27 September 1941 der Entschluss gefasst den Frachter mit einem 15 Mann zahlenden Prisenkommando an Bord unter Leutnant zur See Dittmann aus dem Verband mit der Atlantis zu entlassen und auf den Weg in das von den Deutschen besetzte Frankreich zu schicken Die Silvaplana mittlerweile als Prise 6 bezeichnet nahm nachfolgend die Route durch den Sudpazifik umrundete Kap Hoorn in sturmischem Wetter und erreichte schliesslich am 17 November 1941 den Hafen von Bordeaux Aufgrund der wertvollen Ladung wurde das Schiff in den letzten zehn Tagen der Fahrt von dem extra fur diese Mission vom Befehlshaber der U Boote abkommandierten deutschen U Boot U 109 begleitet Die 32 Personen zahlende Besatzung des Frachters 26 Norweger vier Schweden und je ein Pole und ein Dane wurde zunachst interniert dann aber im April 1942 freigelassen und die Seeleute durften in ihre Heimatlander die allerdings von Schweden abgesehen zu diesem Zeitpunkt ebenfalls von den Deutschen besetzt waren zuruckkehren 7 Einsatz als Blockadebrecher Irene BearbeitenNachdem das Schiff im Dezember 1941 kurzzeitig als Versorger zu den Kanalinseln eingesetzt worden war erging am 1 Januar 1942 seitens der Kriegsmarine die Order den Frachter unter dem neuen Namen Irene zu einem Blockadebrecher umzurusten Aus diesem Grund wurde die ehemalige Silvaplana ab dem 6 April 1942 in Nantes einer Uberholung unterzogen und eingedockt zudem erhielt das Motorschiff eine Bewaffnung bestehend aus einem am Heck aufgestellten 10 5 cm Geschutz sowie zwei 2 cm Flak 30 8 die auf den Bruckennocken installiert wurden Aufgrund von Verzogerungen bei der Umrustung war das Schiff erst ab September 1942 in seiner neuen Rolle einsatzbereit Zuvor im Mai 1942 war die Irene von der Kriegsmarine an die Hamburger Reederei F Laeisz ubergeben worden die das Schiff nachfolgend zu bereedern hatte Die Irene fuhr deswegen ab diesem Zeitpunkt obgleich bewaffnet nicht mehr unter der Kriegsflagge sondern unter der Handelsflagge Am 3 Oktober 1942 schliesslich lief die Irene im Kontext eines konzertierten Ausbruches von insgesamt neun Blockadebrechern 9 aus der Gironde aus Zielhafen der Fahrt war der japanische Hafen Kōbe wobei es einen Zwischenstopp im japanisch besetzten Batavia geben sollte Die Ausreise nach Japan gelang ohne Schwierigkeiten und der Zielhafen Kōbe wurde nach einem Zwischenstopp in Batavia am 28 November 1942 Mitte Dezember 1942 auch erreicht Verlust BearbeitenDie Irene verliess am 4 Januar 1943 den Hafen von Kōbe An Bord des unter dem Kommando von Kapitan Wendt stehenden Schiffes befanden sich 157 Personen darunter 45 Mann Bedienpersonal fur die Bewaffnung und rund 50 Angehorige des am 30 November 1942 nach einer Tankexplosion in Yokohama gesunkenen Trossschiffes Uckermark sowie des bei der gleichen Explosion zerstorten Hilfskreuzers Thor dazu kam eine kleinere Ladung Schellack Am 2 Februar 1943 wurde Singapur erreicht wo die Hauptladung an kriegswichtigen Rohstoffen aufgenommen wurde insgesamt mehr als 6 000 Tonnen darunter Naturkautschuk Chinin Wolfram und Zinn Nach zweitagigem Aufenthalt wurde Singapur am 4 Februar 1943 wieder verlassen und die gefahrvolle Ruckfahrt nach Europa begann Die Ruckreise erfolgte auf einer Route quer uber den sudlichen Indischen Ozean wobei Anfang Marz das Kap der Guten Hoffnung passiert wurde nbsp Der britische Minenkreuzer Adventure nbsp Besatzungsangehorige der gesunkenen Irene nahern sich in Rettungsbooten dem Kreuzer Adventure Die gesamte Besatzung uberlebte Man beachte das offenkundig gute Wetter und die ruhige See Der alliierten Funkbeobachtung siehe hierzu Ultra war zu diesem Zeitpunkt indessen bereits bekannt dass mehrere Blockadebrecher auf dem Ruckmarsch aus Asien waren unter anderem die deutsche Regensburg und die italienische Pietro Orseolo weswegen verstarkte See und Luftpatrouillen angesetzt wurden so in der Biskaya und in der Danemarkstrasse Die Irene konnte zunachst unter Einhaltung einer volligen Funkstille bis in den Nordatlantik vordringen wurde allerdings dennoch in den Nachmittagsstunden des 9 April 1943 von einem Flugzeug des RAF Coastal Command zufallig entdeckt als das Schiff rund 375 Seemeilen westlich von Vigo stand Auf die Funkmeldung dieses Flugzeuges hin wurde der britische Minenkreuzer Adventure der sich auf einem Verlegungsmarsch von Gibraltar nach Milford Haven befand umgeleitet zum Abfangen des deutschen Schiffes In den Morgenstunden des 10 April 1943 etwa auf Position 43 18 N 14 26 W rund 275 Seemeilen westlich von Vigo 10 kam das britische Kriegsschiff in Sichtweite des Blockadebrechers Bei Annaherung des britischen Kreuzers der zwei Warnschusse uber den Bug der Irene hinweg feuerte steckte die deutsche Besatzung ihr Schiff in Brand offnete die Seeventile und ging geordnet in die Rettungsboote Die Adventure konnte nachfolgend bei ruhiger See alle 157 Menschen die sich an Bord des Blockadebrechers befunden hatten retten 11 sie wurden spater auf Kriegsgefangenenlager in England und Kanada verteilt Da allerdings den deutschen Dienststellen keine Ruckmeldung uber den Verlust des Schiffes vorlag suchten insgesamt vier deutsche U Boote darunter auch U 176 das zum Geleitschutz des Blockadebrechers abkommandiert worden war allerdings ohne ihn rechtzeitig zu erreichen das betreffende Seegebiet noch zwei Tage lang ab Sie konnten allerdings ausser acht leeren Rettungsbooten keine Spuren des Frachters mehr auffinden Die Suche wurde schliesslich am 12 April 1943 eingestellt nachdem ersichtlich wurde dass die Irene versenkt worden war Literatur BearbeitenBonatz Heinz Die deutsche Marine Funkaufklarung 1914 1945 Wehr und Wissen Verlagsgesellschaft Darmstadt 1970 S 130f Brennecke Jochen Die Deutschen Hilfskreuzer im Zweiten Weltkrieg Koehlers Verlagsgesellschaft Hamburg 2001 Jung Dieter Maas Martin Wenzel Berndt Tanker und Versorger der deutschen Flotte 1900 1980 Motorbuch Verlag Stuttgart 1981 S 468 S 473 Weblinks BearbeitenEintrag zur Silvaplana auf warsailors com englisch Das Schiff mit einigen Eckdaten auf swiss ships ch deutsch Deutsche Blockadebrecher 1942 43 und 1943 44 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Anmerkung Die Familie von Henri F Tschudi einem der Miteigentumer der Reederei stammte aus der Schweiz Jung Dieter Maas Martin Wenzel Berndt Tanker und Versorger der deutschen Flotte 1900 1980 Motorbuch Verlag Stuttgart 1981 S 472f Bertke Donald A Kindell Don Smith Gordon World War II Sea War Germany Sends Russia to the Allies Vol 4 Bertke Publications Dayton OH 2012 S 271 Anmerkung Dies war insofern interessant als dass dieses Signal im Falle eines Anhaltens durch ein unbekanntes Kriegsschiff gesendet werden sollte Im Falle eines Angriffs durch einen Handelsstorer engl Raider die Atlantis etwa wurde seitens der Royal Navy als Raider C gefuhrt wie es im betreffenden Fall auch geschah hatte das Signal RRR gesendet werden mussen Es ist allerdings unklar weswegen dies nicht geschah Bonatz Heinz Die deutsche Marine Funkaufklarung 1914 1945 Wehr und Wissen Verlagsgesellschaft Darmstadt 1970 S 130 Bonatz Marine Funkaufklarung S 130 Norwegian Victims of Atlantis In warsailors com Abgerufen am 2 Juli 2022 Jung Maas Wenzel Tanker und Versorger S 472f Chronik des Seekrieges 1939 1945 Oktober 1942 In Wurttembergische Landesbibliothek Abgerufen am 2 Juli 2022 Chronik des Seekrieges 1939 1945 April 1943 In Wurttembergische Landesbibliothek Abgerufen am 6 Juli 2022 HMS Adventure Cruiser Minelayer In Naval History Abgerufen am 6 Juli 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Silvaplana Schiff 1938 amp oldid 231716247