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Die Siedlungsstruktur auf Gotland einer schwedischen Insel in der Ostsee war im Laufe der letzten Jahrtausende auf dem Lande nur wenigen Veranderungen unterworfen Der Begriff Siedlungsstruktur beschreibt die Verteilung der Bevolkerung im Raum die Art und Dichte der Bebauung die Nutzungen die Infrastruktur und die zentralen Einrichtungen Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Mittelalter 3 Bevolkerungszunahme und Kleinhausbau 4 LiteraturVorgeschichte BearbeitenDie altesten Reste gotlandischer Besiedlung stammen aus der Zeit um Christi Geburt Es handelt sich um annahernd 1800 Steinfundamente die bis zu 60 m lang sein konnen Stavars hus und deren Mauerstarke zwischen 0 9 und 1 5 m betragt Im Volksmund werden diese Hauser Hunengraber gotlandisch Kampgravar genannt Die grossen boten Platz fur den Wohnteil und den Viehstall Auf den Steinfundamenten ruhte ein steiles innen durch Doppelreihen kraftiger Pfosten gestutztes Dach Vielleicht war das Dach bereits mit Ag deutsch Binsenschneide gedeckt einem Halbgras aus den Mooren das bis in die Gegenwart Dachmaterial ist Eine Vorstellung davon wie ein solches Haus ausgesehen haben konnte erhalt man bei der rekonstruierten Lojsta hall Auf der Insel gibt es 11 interessante Altsiedlungsplatze Alvena Lindarang in Vallstena Anggarde in Buttle Fallet in Tingstade Fjale in Ala Gervide in Sjonhem Pankar in Grotlingbo Solsanget in Levide Sproge Stavgard Stavars hus in Burs Rings in Hejnum Vallhagar in Frojel Visne Angar in Alskog Die Hauser lagen nahe den Ackern und Weiden Man war von Frischwasser abhangig das den Bryor Wasseransammlungen entnommen wurde Nahrung die das Meer an Fischen und Vogeln hergaben erganzte die Ernahrung Auf den kleinen durch steinerne Einfriedungen vor Vieh und Wild geschutzten Feldern baute man vor allem Gerste Weizen und Roggen an 200 Gebiete mit Resten alter Einfriedungen und Ackersysteme so genannte Fornackrar aus der Bronze und Eisenzeit gibt es heute noch Das Vieh wurde auf nicht umzaunten Allmenden gehalten Kuhe Schafe Schweine Ziegen und Huhner gab es in der prahistorischen Siedlung Vallhagar Im 6 Jahrhundert wurden viele Hofe aufgegeben Uber den Anlass herrscht Unklarheit Es handelte sich um eine Bevolkerungsverminderung die durch Pest Kriege oder Missernten hervorgerufen wurde Jene Hofanlagen die weiter existierten findet man im Allgemeinen noch heute Die Bauweise der Hauser veranderte sich Sie wurden kleiner und aus Holz gebaut Die verschiedenen Funktionen auf den Hofen erhielten wie noch heute ublich ein besonderes Haus 5 6 Hauser pro Hof scheinen ublich gewesen zu sein Man baute Stall Scheune und Wohnhaus mit Schmiede oder Brauhaus Aus der Wikingerzeit und dem Fruhmittelalter gibt es Reste von Holzhausern in Bohlenbauweise die so genannten Bulhus Die altesten besitzen im Boden verankerte Eckpfosten mit Planken Bular die in Nuten der Pfosten gesteckt sind Das Wohnhaus scheint ein kleiner anspruchsloser Bau gewesen zu sein wie er auf Fjale in Ala anzutreffen ist Mittelalter BearbeitenWahrend des Mittelalters 1050 1500 n Chr galten die etwa gleichen Pramissen wie zuvor Man verlegte die Siedlung auf trockenere Boden und gestaltete die Wasserversorgung durch Brunnen Auf Veranderungen in der Landwirtschaft deutet nichts Viehhaltung blieb wichtiger als Getreideanbau Die mittelalterlichen Bauern wurden durch Nebenerwerb und Handel wohlhabend sie wurden Bauernhandler genannt Der Ostseehandel mit fremden Kusten stellte bereits ab der romischen Kaiserzeit siehe Gudme einen wichtigen Bestandteil des Lebensunterhalts dar Von der Vendelzeit 550 n Chr uber die Wikingerzeit bis ins 14 Jahrhundert war Gotland ein bedeutender Warenumschlagplatz Die Gotlander errichteten z B in Holmgard und Lubeck Handelshauser die Gotenhof genannt wurden Auf den Bauernhofen wurden grosse Vermogen angesammelt das bezeugen wikingerzeitliche Silberschatze Hortfund von Havor Horte von Spillings die auf Gotland vergraben wurden Der Uberschuss floss im 12 Jahrhundert dem Bau von Kirchen zu Die Hofe blieben Einzelhofe Der Abstand zum Nachbarn konnte gross sein Kurische Waffen und Schmuckstucke aus dem 10 Jahrhundert Ziernadeln Fibeln und Schwerter fand man an der gotlandischen Kuste In Hugleifs nahe Silte enthielt ein Frauengrab typisch kurischen Schmuck Das Grab belegt die Anwesenheit von Kuren auf der Insel Dieselben Ziernadeln und Schwerter findet man auch in grosser Zahl in der Umgebung von Klaipeda und Kretinga Die Funde auf Gotland und Oland sowie im mittelschwedischen Uppland deuten auf Handelsbeziehungen zu den Balten im 10 und 11 Jahrhundert Der gotlandische Bauernhof war von Hausern mit geschlossenen Aussenseiten oder hohen Zaunen so genannten Standtun umgeben An exponierten Orten errichtete man Verteidigungsturme aus Stein Eine Andeutung davon wie ein mittelalterlicher Hof ausgesehen hat gibt der Kattlunds Hof in der Gemeinde Grotlingbo Hier sind noch der mittelalterliche Viehstall sowie Teile des Wohnhauses vorhanden Als man im 12 Jahrhundert damit begann Kirchen aus Stein zu errichten bauten auch die Bauern erste Steinhauser Hofnamen wie Stenstugu Stenstugards Stenhuse stammen aus dieser Zeit Bauernhauser aus Stein haben auf Gotland eine lange Tradition und etwa 200 sind als Ruinen erhalten Darin unterscheidet sich die Insel von der gleichzeitigen Bauweise auf dem Festland Die Hofe bekamen nun zusatzlich zu den hoftypischen Gebauden einen Laden der aus Stein gebaut wurde entweder als Anbau an das Wohnhaus oder als separates Gebaude Freistehende Laden gibt es noch auf Lauksgard in Lokrume auf Sojdeby in Fole und auf Bringes in Norrlanda Sie sind im Aufbau ahnlich und bestehen aus zwei Geschossen mit Dachboden und zwei Raumen pro Stockwerk Einige Gebaude nutzte man als Versammlungs oder Gasteraum Bringes in Norrlanda besitzt prachtvolle Galeriefenster was fur einen Festsaal und Wohnplatz spricht Die Gotlander legten Wert auf ein Versammlungshaus Oft unterhielten mehrere Hofe eines gemeinsam Auch Wohnhauser wurden aus Stein gebaut Es liegt nahe dass die Verfugbarkeit von Stein beziehungsweise Holz die Wahl des Baumaterials bestimmte Carl von Linne schrieb uber die Gemeinden Sundre und Vamlingbo man mag schliessen dass alle Bauernhofe dieser Orte mit Steinhausern ausgestattet waren nbsp Stora HastnasDie Steinhauser glichen in der Aufteilung den Holzhausern Als die Ambitionen der Bauernhandler wuchsen wurde die Wohnung mit weiteren Raumen und Obergeschossen versehen Ein gut erhaltenes Bauernhandlerhaus aus dem 13 Jahrhundert liegt auf Vatlings in Fole Es besteht aus einem dreigeschossigen Gebaude mit Diele und Vorratsraum im Erdgeschoss Versammlungsraum im ersten Stock und Boden im oberen Stockwerk Ausserlich gleicht das Haus einer kleinen Kirche Es ist hoch und schmal besitzt ein steiles Dach ein schones Portal in der Giebelseite und kleine gewolbte Fenster Ein anderes mittelalterliches Haus das von der Stadtbebauung Visbys beeinflusst ist liegt bei Stora Hastnas nordlich von Visby Die Steinhauser wurden solide brandsicher und so uneinnehmbar wie moglich gebaut mit wenigen Fenster und Turoffnungen Auf den Hofen stehen noch einige Verteidigungsturme aus Stein Sie gehoren dem 12 Jahrhundert an und sind die altesten erhaltenen Hauser auf dem Lande Reste solcher Turme kann man beim Fardume slott im Kirchspiel Rute und weitere Kastelle im Kirchspiel Vamlingbo sehen Auch Wirtschaftsgebaude konnten aus Stein erbaut sein und damit dazu beitragen den Hof sicherer zu machen Der Zugang zum Hof war durch ein Einfahrtstor im Stall Scheunen Teil moglich z B Kattlunds in Grotlingbo oder aber durch ein stattliches gewolbtes Steintor wie auf Riddare in Hejnum Kopungs in Gothem und auf den Pfarrhofen von Bro Garde Gothem und Tingstade Auf Sudgotland errichtete man stattdessen hohe Torpfosten aus Sandstein Zum Hof gehorte ein Hofkreuz Jetzt gibt es nur noch einige wenige z B auf Lauks in Lokrume Ab der Mitte des 14 Jahrhunderts horte der Steinhausbau in den landlichen Regionen Gotlands erst einmal auf Der Ostseehandel veranderte sich zum Nachteil der Insel und die Pest scheint die Bevolkerung hart getroffen zu haben Kleinere Hofe wurden verlassen Im Jahre 1361 eroberte Waldemar Atterdag die Insel die fur beinahe 300 Jahre unter danische Herrschaft kam Die Veranderungen in der Siedlungsstruktur waren gering da wahrscheinlich nicht viel gebaut wurde Dies geschah erst wieder im Zusammenhang mit den Hofteilungen des 17 Jahrhunderts die auch zur Landvermessung fuhrten Zu dieser Zeit wurden auch Formen vom Festland ubernommen Viel wurde aus Holz gebaut in alter Bohlenbauweise Wie die Hauser ausgesehen haben kann heute im Freilichtmuseum in Bunge oder in Norrlanda Fornstuga besichtigt werden Die ubliche Bauart blieb die Bohlenbautechnik Gezimmerte Hauser kamen vor Man nannte die Technik jedoch den Schwedischen Stil Die Dacher der Wirtschaftsgebaude wurden mit Ag gedeckt die Wohnhauser mit Brettern Steinplatten oder Steinfliesen Der Eingang wurde zur Langseite verlegt Um 1750 erlebten die Steinhauser eine Renaissance Um den Baumbestand zu schutzen gewahrte der Staat demjenigen der in Stein baute eine 20 jahrige Steuerermassigung Diese Bestimmung hatte fur Gotland grosse Bedeutung Die erhaltenen Reste mittelalterlicher Hauser konnten relativ leicht in einen Doppelraum mit zwei Stockwerken gewandelt werden Es setzten sich jedoch jene Formen durch die wahrend fruherer Jahrhunderte in den Holzhausbau Eingang gefunden hatten Das Doppelraumhaus mit Neustube Guter Stube auf der einen und Alltagsraum auf der anderen Seite dazwischen Diele und Kammer wurde die gewohnliche Art des Wohnens Je nach Moglichkeit baute man die Hauser mit einem zweiten Stockwerk Es ist erstaunlich dass solch grosse Hauser gebaut wurden denn auf dem Lande herrschte Armut Die Hofeinheiten waren im 18 und zu Beginn des 19 Jahrhunderts klein Ein grosser Teil Gotlands bestand bis zur Mitte des 19 Jahrhunderts aus Wald Moor und steiniger Flache Dann verbesserte sich die Lage fur viele Bauern Die Moore wurden trockengelegt und zu Acker und Wiesenflachen Es erfolgte eine umfassende Reform der Anbaumethoden Der Boden wurde effektiver genutzt indem man die Saat wechselte anstatt den Acker eine Zeit brach liegen zu lassen Die Landwirtschaft wurde mechanisiert Bevolkerungszunahme und Kleinhausbau BearbeitenMit den Muhlen und Sagewerken der Kalkindustrie und der Eisenbahn nahm die Besiedlung anderer Platze ihren Anfang Auch die Bevolkerung der Insel nahm bis 1880 in auffalliger Weise zu Die Hofe nahe der Kirche verdichteten sich mit Eigenheimen Im Zuge der Rohstoffveredlung entstanden kleine Industrieorte An den ausseren Landflachen der Hofe an den Waldrandern entlang den grosseren Strassen und an den Eisenbahnknotenpunkten entwickelte sich eine Besiedlung Mit dem Eigenheimbau um die Wende zum 20 Jahrhundert veranderten sich auch die Hauser Sie wurden vom allgemeinen zeitgenossischen Stil beeinflusst Holzhauser mit Paneelen an den Aussenwanden und umfassenden Schreinerarbeiten an der Fassade wurden ublich Das spezifisch Gotlandische trat in den Hintergrund Heute sind die meisten Kleinhauser die neu gebaut werden Typenhauser Auf Initiative der Baubehorden wurden jedoch einige Hausvarianten der gotlandischen Bautradition angepasst Die Raumaufteilung und die Baumethoden sind modern aber man versucht mit dem Ausseren an das traditionelle Bauen anzuknupfen Literatur BearbeitenMarita Jonsson Sven Olof Lindquist Kulturfuhrer Gotland 1993 ISBN 91 88036 09 X Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Siedlungsstruktur auf Gotland amp oldid 204744688