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Seirocrinus subangularis ist eine fossile Seelilien Art aus dem Unterjura Die Art ist bekannt fur spektakulare Funde aus dem Posidonienschiefer die Prunkstucke von Museumssammlungen sind Sie ist auch forschungsgeschichtlich bedeutsam Eberhard Friedrich Hiemer 1682 1727 veroffentlichte 1724 eine Abhandlung uber das schwabische Medusenhaupt in der er die Tiere als einer der ersten nicht nur als Spiele der Natur sondern als Uberreste eines tatsachlich lebenden aber ausgestorbenen Tiers behandelte Die Art ist die grosste bisher beschriebene Seelilienart aus dem Jura Seirocrinus subangularis ist Fossil des Jahres 2014 Seirocrinus subangularisSeirocrinus subangularisZeitliches AuftretenPliensbachium bis Toarcium190 bis 175 Mio JahreFundorteEuropa Nordamerika JapanSystematikStamm Stachelhauter Echinodermata Klasse Seelilien und Haarsterne Crinoidea Ordnung IsocrinidaFamilie PentacrinitidaeGattung SeirocrinusArt Seirocrinus subangularisWissenschaftlicher NameSeirocrinus subangularis Miller 1821 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Lebensweise 3 Forschungsgeschichte und Taxonomie 4 Funde 5 Quellen 6 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenSeirocrinus subangularis weist die fur Seelilien typische Gliederung in Stiel und Krone auf wobei die Krone aus einem Becher Calyx und daran ansitzenden Fangarmen besteht Der Stiel ist normalerweise etwa 60 bis 90 Zentimeter die Krone 20 bis 30 Zentimeter lang Die grossten Stucke weisen allerdings Stiellangen von uber funfzehn Meter und Kronendurchmesser von einem Meter auf 1 Solche Stucke sind etwa im Palaontologischen Museum Tubingen zu sehen Seelilien sind passive Filtrierer die mit den Armen Nahrungspartikel aus dem bewegten Wasser ausfiltern von denen sie sich ernahren Bei Seirocrinus ist die Krone ungewohnlich fein verzweigt Sie besteht aus 20 Hauptarmen oder Podia entstanden aus zweimal dichotom verzweigten Armen an denen einseitig an deren Innenseite eine hohe Zahl von Nebenarmen Ramuli ansitzt die zueinander parallel ausgerichtet sind Nach dem taphonomischen Befund blieb die parallele Ausrichtung der Ramuli bei der Einbettung erhalten dies deutet darauf hin dass sie irgendwie gegeneinander fixiert waren Das aus Kalziumkarbonat bestehende Endoskelett von Seelilien besitzt ein hohes fossiles Erhaltungspotenzial und macht zudem einen Grossteil des Korpervolumens aus sodass eine fossile Seelilie auch ohne Weichteilerhaltung einen lebensnahen Eindruck vermittelt Die Mund wie auch die Afteroffnung des lebenden Tiers lag auf der Oberseite am Boden des Bechers Das Skelett besteht aus kleinen kalkigen Platten die durch Bindegewebe miteinander verbunden waren Die meist mehr oder weniger regelmassig funfeckigen Skelettelemente des Kelchs werden Basalia die randstandigen Radalia genannt Bei Seirocrinus sind zusatzliche Elemente Interradialia und Interbrachialia eingeschoben die die Flache des Kelchs vergrossern Bei der Art war aussen sogar eine partielle Verzweigung dritter Ordnung ausgebildet Auch der Stiel war in Abschnitte Columnale gegliedert die jeweils ein Skelettelement trugen Disartikulierte Stielglieder von anderen Seelilienarten sind haufig manchmal gesteinsbildend fossil erhalten Die Stielglieder von Seirocrinus subangularis waren abgerundet funfeckig bis rund Zahlreiche Stielglieder tragen Zirren genannte Fortsatze mit denen sich das Tier u a an der Unterlage verankern konnte Die basalen etwa 30 Zentimeter des Stiels trugen eine dichte Masse flexibler Zirren Lebensweise BearbeitenDie Tiere sind im Gestein immer an Stucke toten Holzes angeheftet manchmal sehr viele an einem Holzstuck Obwohl manche Bearbeiter eine Festsetzung an zum Meeresgrund abgesunkenes Totholz fur moglich halten wird heute weit uberwiegend eine Spezialisierung auf noch schwimmendes Treibholz als Unterlage fur die Art angenommen Darauf deutet u a der Feinbau des Stiels hin der nicht nahe dem Kelch sondern nahe der Anheftungsstelle am beweglichsten war 1 2 als auch taphronomische Befunde nach denen Tiere auf der Unterseite des Holzes bei der Einbettung besser erhalten blieben als auf der Oberseite 3 Diese Lebensweise wird als pseudoplanktonisch oder auch pseudopelagisch bezeichnet Sie hat eine Reihe von Folgen Der lange Stiel wird in erster Linie wie ein Tau auf Zug belastet Da die Unterlage dieselbe Geschwindigkeit besitzt wie das umgebende Wasser ist eine Filtrierung bei sehr langem Stiel deutlich effektiver Man kann sich die Tiere als vom treibenden Holzstuck herabhangend vorstellen wobei die Krone nachgeschleppt wurde Forschungsgeschichte und Taxonomie BearbeitenDie erste wissenschaftliche Beschreibung der Art die aber noch nicht den heutigen Regeln der Nomenklatur entsprach stammt vom Stuttgarter Hofprediger Eberhard Friedrich Hiemer 1682 1727 nach einer in Ohmden nahe Holzmaden Wurttemberg gefundenen Gesteinsplatte Ihm fiel dabei die Ahnlichkeit mit dem erst 1705 im Indischen Ozean entdeckten Medusenhaupt Gorgonocephalus caputmedusae Linnaeus 1758 auf so dass er seinen Fund als die Versteinerung eines ahnlichen Tieres deutete Ihre Verschleppung nach Schwaben erklarte er noch mit der Sundflut deren Schwall ihm fur die Uberbruckung jeglicher Entfernung gross genug erschien 4 5 Hiemers Bearbeitung fand damals weite Beachtung seine Abbildung wurde zum Beispiel von Johann Jacob Scheuchzer Johann Ernst Immanuel Walch und Carl von Linne ubernommen Erst spatere Bearbeiter konnten dann aufklaren dass Hiemers Exemplar einer anderen entfernt verwandten Art angehorte die erste rezente gestielte Seelilie Cenocrinus asterius Linnaeus 1767 wurde erst 1761 durch Jean Etienne Guettard in Europa bekannt Die auch heutigen taxonomischen Erfordernissen genugende Erstbeschreibung besorgte dann im Jahr 1821 der deutsch englische Naturforscher Johann Samuel Miller 6 als Pentarcinites subangularis Als Typlokalitaten gibt er Wurttemberg und die beruhmte Fossilfundstelle Lyme Regis Dorset an Millers Typmaterial wurde bei einem deutschen Luftangriff auf Bristol im Jahr 1940 vernichtet 2011 erklarten Forscher die beruhmte Hiemer sche Platte die nachdem sie jahrzehntelang als verschollen galt in Gottingen wiederentdeckt worden war zum Neotypus der Art 7 Die Gattung Seirocrinus benotigt eine sorgfaltige systematische Revision 8 Bei der letzten systematischen Bearbeitung durch Simms waren alle bis dahin beschriebenen Arten unter Seirocrinus subangularis synonymisiert worden und gleichzeitig eine neue Art beschrieben worden Andere Bearbeiter erkennen bis zu funf Arten der Gattung an die alle aus dem Jura stammen 9 Zusatzlich besteht der Verdacht die Gattung musse moglicherweise mit der fruher beschriebenen Gattung Pentacrinites synonymisiert werden Es wurde sogar der Verdacht geaussert die kurzstieligen Pentacrinites konnten die Jugendstadien von Seirocrinus gewesen sein Falls sich dieser Verdacht erharten liesse musste die Art umbenannt werden Die Familie Pentacrinidae ware dann monotypisch Funde Bearbeiten nbsp Fund aus Holzmaden im Palaontologischen Museum ZurichDie meisten und die spektakularsten Funde der Art stammen aus dem Schwarzen Jura Suddeutschlands insbesondere aus Holzmaden Schaustucke von dort liegen zum Beispiel im dortigen Urwelt Museum Hauff und im Staatlichen Museum fur Naturkunde Stuttgart Weitere Funde stammen aus England 3 Kanada 10 Alaska 3 Sibirien 3 9 und Japan 7 Die weite Verbreitung der Art ware uber die pseudoplanktonische Lebensweise der Art erklarbar Simms erklart auch die relative Langlebigkeit der Art damit Zum Aussterben der Art wie der gesamten Gruppe der pseudoplanktischen Seelilien konnte die Evolution der Bohrmuscheln beigetragen haben Demnach ware die Lebensdauer von Treibholz anschliessend so weit abgesunken dass die Tiere ihren Lebenszyklus nicht vollenden konnten Die Funde stammen meist aus feinlagigem bituminosem Schiefer was auf sauerstofffreie lebensfeindliche Bedingungen am Ort der Einbettung hinweist Wahrscheinlich stammen sie von Tieren die an Treibholzstucke angeheftet waren die letztlich zu Boden sanken woraufhin die Besiedler zugrunde gingen Quellen BearbeitenWilliam I Ausich Carlton E Brett Hans Hess Michael J Simms Crionid form and function In Hans Hess William I Ausich Carlton E Brett Michael J Simms editors Fossil Crionids Cambridge University Press 1999 ISBN 0 521 45024 1 National History Museum Seirocrinus subangularisEinzelnachweise Bearbeiten a b Adolf Seilacher Rolf Bernhard Hauff Manfred Wolf Fest verwurzelt in schwimmendem Grund Treibholz Seelilien in Lias Olschiefern Fossilien 1 2014 349 355 Hans Hagdorn Xiaofeng Wang Gerhard H Bachmann Gilles Cuny Martin P Sander Chuanshang Wang 2005 Auf Flossfahrt durch die Tethys die pseudoplanktonischen Seelilien Traumatocrinus und Seirocrinus Berichte des Institutes fur Erdwissenschaften der Karl Franzens Universitat Graz Austria 10 29 31 a b c d Michael J Simms 1986 Contrasting lifestyles in lower jurassic crinoids a comparison of benthic and pseudopelagic Isocrinida Palaeontology vol 29 part 3 475 493 Mike Reich 2010 The Swabian Caput Medusae Jurassic Crinoidea Germany Proceedings of the 12th international echhinoderm conference Durham New Hampshire USA 61 65 Mike Reich amp Joachim Reitner Ans Licht geholt Schwabens Medusenhaupt Crinoidea Unter Jura 3 Arbeitstreffen deutschsprachiger Echinodermenforscher 29 31 Oktober 2004 Arbeiten amp Kurzfassungen der Vortrage und Poster Universitatsverlag Gottingen 2004 J S Miller 1821 A natural history of the Crinoidea or lily shaped animals with observations on the genera Asteria Euryale Comatula amp Marsupites p 59 a b Aaron W Hunter Tatsuo Oji Yoshihiko Okazaki 2011 The occurrence of the pseudoplanktonic crinoids Pentacrinites and Seirocrinus from the Early Jurassic Toyora Group western Japan Paleontological Research vol 15 no 1 12 22 doi 10 2517 1342 8144 15 1 012 Umberto Nicosia 1991 Mesozoic crinoids from the north western Turkey Geologica Romana 27 389 436 a b Vladimir G Klikushin 1982 Taxonomic survey of fossil isocrinids with a list of the species found in the USSR Geobios Volume 15 Issue 3 299 325 doi 10 1016 S0016 6995 82 80083 1 Russell L Hall 1991 Seirocrinus subangularis Miller 1821 a Pliensbachian Lower Jurassic Crinoid from the Fernie Formation Alberta Canada Journal of Paleontology Vol 65 No 2 300 307 Fossil des Jahres in Deutschland Lectotyp Parapuzosia seppenradensis 2008 Holotyp Juravenator starki 2009 Arthropitys Stamm 2010 Drei Haiskelette vereint 2011 Giraffatitan Skelett 2012 Gomphotherium von Gweng 2013 Seirocrinus subangularis 2014 Arthropleura armata 2015 Leptolepides sprattiformis 2016 Pycnodonte vesiculare 2017 Lepidodendron 2018 Encrinus liliiformis 2019 Archaeopteryx Eichstatter Exemplar 2020 Holotyp von Scaphognathus crassirostris 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Seirocrinus subangularis amp oldid 211096494