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Lepidodendron ist eine Gattung der Schuppenbaume der baumformigen Barlappgewachse die die Steinkohlenwalder des Erdzeitalter des Karbon wesentlich mit aufgebaut haben Der Name ist eingefuhrt worden fur ein Formtaxon fur Stammabschnitte deren Abdrucke oder Steinkerne mit einer charakteristischen Struktur der Rinde Er wurde spater auf die auf deren Basis rekonstruierten Pflanzen ubertragen was aber nicht ganz unumstritten ist Der Name Lepidodendron geht zuruck auf das Werk Versuch einer geognostisch botanischen Darstellung der Flora der Vorwelt des bohmischen Grafen und Begrunders der Palaobotanik Kaspar Maria von Sternberg von 1820 das nach dem nomenklatorischen Code der Botanik Ausgangspunkt fur die Nomenklatur fur fossile Organismen ist ICN Artikel 13 Damit ist es einer der altesten Namen fur einen fossilen Organismus der auch heute noch in Gebrauch ist Baume der Gattung Lepidodendron erreichten 40 Meter Hohe bei einem basalen Stammdurchmesser von zwei Meter LepidodendronStammabdruck von Lepidodendron mit den charakteristischen Abdrucken der BlattpolsterZeitliches AuftretenViseum bis ChanghsingiumSystematikAbteilung Gefasspflanzen Tracheophyta Unterabteilung Lycopodiophytina Lycopodiophytina Klasse Barlapppflanzen Lycopodiopsida Ordnung LepidodendralesFamilie LepidodendraceaeGattung LepidodendronWissenschaftlicher NameLepidodendronSternb Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Stammabdrucke 1 2 Rekonstruktion der ganzen Pflanzen 2 Taxonomie und Systematik 2 1 Arten 3 Verbreitung 4 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenStammabdrucke Bearbeiten Die Schuppenbaume des Karbon erhielten ihren Namen nach Bruchstucken von Stammabdrucken die ein charakteristisches regelmassiges Schuppenmuster aufweisen Spater wurde erkannt dass diese Schuppen Blattpolster d h die verbreiterte Blattbasis abgeworfener Laubblatter sind in der Form der fur die Barlappgewachse charakteristischen Mikrophylle die entgegen der Benennung aber durchaus beinahe einen Meter Lange erreichen konnten Die Blattpolster sind bei Lepidodendron 1 2 ungefahr rhombisch mit spitzen oberen und unteren Ecken und abgerundeten Seiten dabei immer hoher als breit Die eigentliche Blattnarbe der abgeworfenen Blattspreite sitzt ein wenig oberhalb der Mitte der Struktur sie ist elliptisch oder rhombisch Auf ihrer Oberflache sind bei besser erhaltenen Exemplaren drei kleine Marken erkennbar deren mittlere auf die einzige Blattader des Mikrophylls zuruckgeht Die beiden seitlichen waren Parichnos genannte Brucken parenchymatischen Gewebes moglicherweise ein Luftleitgewebe Aerenchym die bei rezenten Pflanzen unbekannt und charakteristisch fur die Lepidodendrales sind Typisch fur Lepidodendron sind zwei zusatzliche Parichnos auf den Abdrucken der Blattpolster wenig unterhalb der Blattnarbe diese fehlen den Schuppenbaumen der Familie der Diaphorodendraceae Von der Blattnarbe geht eine vertikale kielartige Linie von der Blattnarbe zur oberen bzw unteren Spitze des Blattpolsters die so vier Felder zwei grossere unten und zwei kleinere oben abgrenzt Bei Lepidodenddron ist dieser Kiel zumindest im unteren Abschnitt etwas quer gefaltelt Ausserdem laufen bei Lepidodendron nicht aber bei den meisten anderen Schuppenbaumen noch zwei sogenannte laterale Linien von der Blattnarbe horizontal zum Rand des Blattpolsters Die vermutlich die Schwestergruppe von Lepidodendron bildende Gattung Lepidophloios ist von dieser leicht an den Blattpolstern unterscheidbar die bei dieser merklich breiter als lang sind Rekonstruktion der ganzen Pflanzen Bearbeiten nbsp Rekonstruktion von Barlappbaumen Ganz links eine Jungpflanze pole tree nach rechts sporentragende Pflanzen von Lepidodendron Lepidophloios Diaphorodendron Synchysidendron Ganz rechts Sigillaria Die Barlappbaume von Lepidodendron sind wie typisch fur fossile Baume in der Regel nur in einzelnen Organen oder deren Bruchstucken uberliefert Abgeworfene Blatter Zweige und reproduktive Organe Zapfen mit Sporophyllen oder auch die Stammbasis mit den Wurzeln sind meist getrennt von ihrer Mutterpflanze fossiliert und haben dementsprechend zunachst eigene Namen als Formtaxa erhalten Im Fall von umfassend und in vielen Tausend Exemplaren erhalteten Fossilien wie Lepidodendron war es oft durch gluckliche Zufallsfunde mit ausnahmsweise vollstandiger erhaltenen Exemplaren moglich nach und nach die gesamte Pflanze aus den erhaltenen Bruchstucken zu rekonstruieren Dies ist in mehr oder weniger vollstandiger und uberzeugender Form bei etwa 16 Arten von Barlappbaumen gelungen Die ubrigen Formtaxa sind weiterhin nicht solchen rekonstruierten Arten zuzuweisen so dass die tatsachliche Artenzahl unsicher bleibt Es ist auch durchaus wahrscheinlich dass die Belaubung und insbesondere das Wurzelwerk recht unspezifisch war so dass auch im Falle erfolgreicher Rekonstruktionen immer die Moglichkeit besteht dass ein Formtaxon mehr als einer Art entspricht Im Falle von Lepidodendron wurden zusatzlich zu den haufigen Stammabdrucken oder inkohlten Kompressionsfossilien Bruchstucke von permineralisiertem Holz als Lepidodendron hickii beschrieben anhand derer die innere Morphologie der Stammachse rekonstruiert werden konnte 3 Das bei den Barlappbaumen Stigmaria genannte Wurzelwerk der Formart Stigmaria ficoides gehort ebenfalls dazu Reproduktive Organe sind die Megasporen bildenden Zapfen Achlamydocarpon takhtajanii die Mikrosporen bildenden Zapfen Lepidostrobuscf oldhamius mit den dazugehorigen Sporen Lycospora pusilla spater dem Artaggregat Lycospora brevijuga zugeordnet 2 Die nicht unbedingt artspezifischen isolierten Laubblatter sind als Lepidophylloides beschrieben Nach den fossilen Funden war Lepidodendron ein monokarper Baum der nur einmal am Ende seines Lebenszyklus Sporen bildete und anschliessend abstarb Der Stamm bildete sich aus dem ausgedehnten unter bis oberirdisch kriechenden Stigmaria Wurzel werks Rhizomorph genannt das auch photosynthetisch aktiv und assimilierend war Der Stamm war zunachst vollig gerade saulenartig und unverzweigt als Wuchsform pole tree d h Pfostenbaum genannt und in den oberen Abschnitten mit direkt aus dem Stamm aus den Blattpolstern entspringenden Blattern bedeckt eine entsprechende Wuchsform ist bei rezenten Baumen nicht mehr bekannt Vor der Bildung der sporentragenden Strobili verzweigte der Baum in einer lockeren gabelteiligen Krone Bei wenigen Arten waren zusatzlich ebenfalls Sporophylle tragende Seitenaste ausgebildet die ebenfalls an einer prafomierten Zone abgeworfen wurden und dann charakteristische Astnarben hinterliessen ulodendroid genannt 4 Die nach dem Abwurf der Blatter zuruckbleibenden Blattpolster trugen zahlreiche Stomata und waren mit hoher Wahrscheinlichkeit photosynthetisch aktiv 4 Der Stamm ware also im Leben grun gefarbt gewesen Taxonomie und Systematik BearbeitenSternberg unterschied nach Details der Blattbasen sieben Arten von Lepidodendron von denen Lepidodendron dichotomum durch nachtragliche Festsetzung durch Samuel Almond Miller 1889 zur Typusart der Gattung erklart wurde was aber nicht immer beachtet wurde 5 Das Typusexemplar ein Lectotyp gefunden in Tschechien liegt im Nationalmuseum Prag Von den verbleibenden Arten wurde eine in die Gattung Lepidophloios transferiert eine ist wegen schlechter Erhaltung nicht zuzuordnen die anderen vier wurden als konspezifisch erkannt und drei Artnamen unter Lepidodendrun aculeatum synonymisiert diese Art betrachten andere Palaobotaniker als die valide Typusart 3 Arten Bearbeiten Es werden aktuell gut 30 Arten der Formgattung Lepidodendron benannt die nach Details der Gestalt der Blattpolster etwa der Position und Grosse der Parichnos unterschieden werden 5 Vor den moderneren Bearbeitungen mit der Aufspaltung in zahlreiche Gattungen wurden zeitweise mehr als 400 Namen unter Lepiodendron gefuhrt Die meisten davon wurden spater in andere Gattungen transferiert oder sind aufgrund von Merkmalsarmut oder schlechter Erhaltung nicht sicher zuzuordnen 6 Verbreitung BearbeitenLepidodendron gehorte zu den charakteristischen Elementen der ausgedehnten Torfwalder der tropischen Breiten im Karbon aus deren Torf durch Inkohlung die Steinkohlenlagerstatten hervorgegangen sind So bildeten Lepidodenron Stamme bis zu drei Viertel der inkohlten Biomasse der Kustensumpfe des Mississippium in Nord China 7 Die Gattung im engeren Sinne war aber wohl auf Mineralboden haufiger als auf torfigem Untergrund wo sie von anderen Barlappbaumen wie vor allem Lepidophloios abgelost wurde Eine der Ausnahmen mit Verbreitungsschwerpunkt in den Torfwaldern ist die lange und gut bekannte Lepidodendron aculeatum vermutlich identisch mit dem permineralisierten Fossil Lepidodendron hickii 8 Anhand der Untersuchung der Lagerstatten wird fur Lepidodendron ein Vorkommen in extrem nassen moglicherweise langere Zeit uberschwemmten Habitaten rekonstruiert Die flach wurzenden Baume waren nicht imstande Austrocknungsphasen zu uberleben Vermutlich waren sie auch fur die Keimung der Sporen auf extrem nasse Boden angewiesen Der Formgattung Lepidodendron zugeordnete Fossilien sind fast weltweit in Steinkohlenlagerstatten des Karbon gefunden worden Die altesten fossilen Funde stammen aus dem fruhen Karbon Viseum 8 Die zugehorigen Baume sind wie alle Barlappbaume mit Ausnahme der Gattung Sigillaria noch im Karbon in Europa und Nordamerika damals ein einziger Euramerika genannter Kontinent ausgestorben Sie uberlebten auf den grossen Inseln von Cathaysia den damals getrennte Inseln bildenden Nordchinakraton und Yangtze oder Sudchina Kraton bis ins mittlere Perm In Nordamerika starb Lepidodendron etwa an der Grenze vom mittleren zum oberen Pennsylvanium entspricht der Grenze vom Moskovium zum Kasimovium nach moderner Nomenklatur aus 8 Dasselbe ist fur Europa zu beobachten 9 wo in den meisten Regionen im Stephanium gar keine Kohle mehr gebildet wurde In China uberlebte die Gattung nach Funden aus der Kayitou Formation und der Xuanwei Formation lokal bis unmittelbar zum Ende des Perm 10 Einzelnachweise Bearbeiten Thomas N Taylor Edith L Taylor Michael Krings Paleobotany The Biology and Evolution of Fossil Plants Second Edition Academic Press 2009 ISBN 978 0 12 373972 8 S 282 283 a b Richard M Bateman amp William A DiMichele 2021 Escaping the voluntary constraints of tyre track taxonomy Taxon 70 5 1062 1077 doi 10 1002 tax 12540 a b William A DiMichele 1983 Lepidodendron hickii and Generic Delimitation in Carboniferous Lepidodendrid Lycopods Systematic Botany 8 3 317 333 a b Barry A Thomas 1978 Carboniferous Lepidodendraceae and Lepidocarpaceae Botanical Review 44 3 321 364 a b Barry A Thomas amp Christopher J Cleal 2020 The nomenclature of fossil taxa representing different preservational states Lepidodendron as a case study Taxon 69 5 1052 1061 doi 10 1002 tax 12291 Carmen Alvarez Vazquez and Robert H Wagner 2014 Lycopsida from the lower Westphalian Middle Pennsylvanian of the Maritime Provinces Canada Journal of the Atlantic Geoscience Society 50 167 232 doi 10 4138 atlgeol 2014 011 Jun Wang Late Mississippian Coastal Vegetation in China Chapter 13 3 in Edoardo Martinetto Emanuel Tschopp Robert A Gastaldo Nature through Time Virtual field trips through the Nature of the past Springer Verlag 2020 doi 10 1007 978 3 030 35058 1 13 a b c Tom L Phillips William A DiMichele 1992 Comparative Ecology and Life History Biology of Arborescent Lycopsids in Late Carboniferous Swamps of Euramerica Annals of the Missouri Botanical Garden 79 3 560 588 William A DiMichele and Tom L Phillips 1994 Paleobotanical and paleoecological constraints on models of peat formation in the Late Carboniferous of Euramerica Palaeogeography Palaeoclimatology Palaeoecology 106 39 90 Zhuo Feng Hai Bo Wei Yun Guo Xiao Yuan He Qun Sui Yu Zhou Hang Yu Liu Xu Dong Gou Yong Lv 2020 From rainforest to herbland New insights into land plant responses to the end Permian mass extinction Earth Science Reviews 204 article 103153 doi 10 1016 j earscirev 2020 103153 Abgerufen von https de 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