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Dieser Artikel behandelt die bei Schweinen auftretende Influenzavirus Erkrankung Zur beim Menschen Schweinegrippe genannten Influenza Pandemie siehe Pandemie H1N1 2009 10 Die Schweineinfluenza auch als Porzine Influenza oder Schweinegrippe bezeichnet ist eine akut verlaufende Infektionskrankheit der Atemwege bei Hausschweinen Diese wird durch porzine dem Schwein zugehorige Influenzaviren verursacht die der Virusgattung Influenzavirus A Spezies Influenza A Virus angehoren Durch Reassortment der Segmente des RNA Genoms von porzinen und humanen Influenzaviren kann es bei Ausbruchen von Schweineinfluenza zur Entstehung neuer antigenetischer Varianten kommen Antigenshift die fur das Tier oder den Menschen neue pathogene Eigenschaften besitzen Diese neu entstehenden Subtypen Reassortanten sind jedoch keine klassischen Erreger der Schweineinfluenza Hausschweine Inhaltsverzeichnis 1 Erreger 2 Pathogenese und Krankheitsbild 3 Schweineinfluenza und Influenza beim Menschen 3 1 Porzine Reassortanten beim Menschen 3 2 Humane Reassortanten bei Schweinen 4 Naturliches Reservoir 5 Diagnostik 6 Prophylaxe und Bekampfung 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseErreger Bearbeiten nbsp Influenza A Viren im TEM BildHaufigster Erreger der Schweineinfluenza sind Influenza A Viren der Subtypen H1N1 selten H1N2 und H3N2 Sehr selten werden humane Influenza C Viren bei Schweinen isoliert Die Influenzaviren bei Schweinen wurden fruher auch als SIV swine influenza virus bezeichnet 2006 wurde in Italien auch ein A H3N1 Subtyp in Schweinen isoliert 1 Bei einer epidemiologischen Untersuchung in Zentralchina 2004 bis 2006 konnte auch ein sonst nur bei Pferden vorkommender Subtyp H3N8 in Schweinebestanden nachgewiesen werden 2 Neben Influenzaviren die auch eine Erkrankung beim Schwein auslosen wurden eine Vielzahl an humanen aviaren und porzinen Virus Subtypen aus Schweinen isoliert die von diesen ohne Zeichen einer Influenzavirusinfektion verbreitet werden konnen Das erste porzine Influenzavirus A swine Iowa 15 30 H1N1 wurde 1930 isoliert 3 In Europa verschwand dieser Erreger am Ende der 1950er Jahre vollstandig bis er 1976 wahrscheinlich durch importierte Schweine aus den USA erneut in die europaischen Schweinebestande eingetragen wurde wo er seitdem endemisch ist Die porzinen H1N1 Subtypen zeigten in den letzten 60 Jahren eine hohe genetische und antigenetische Stabilitat Erst 1979 tauchte erstmals ein aviarer H1N1 Subtyp bei Schweinen in Europa auf der sehr ahnlich den Subtypen bei Enten war 4 Seither findet eine Kozirkulation porziner und aviarer Stamme nachweislich statt Ende der 1990er Jahre wurden in den USA auch H1N2 Reassortanten bei Schweinen isoliert die eine Mischung aus porzinen H1N1 und human aviaren H3N2 Reassortanten darstellten Die Empfanglichkeit von Schweinen gegenuber aviaren und humanen Influenzaviren wird neben der experimentellen und naturlichen Infektion 5 auch durch die Tatsache gestutzt dass das Epithel der Luftrohre bei Schweinen beide Arten von Oberflachenrezeptoren aufweist den aviaren a2 3 und dem humanen a2 6 Sialinsaure Rezeptor 6 Die Vermehrung von aviaren Influenzaviren in Schweinen selektiert daher zusatzlich Varianten die bevorzugt auch an humane Rezeptoren binden Pathogenese und Krankheitsbild BearbeitenDie porzinen Influenzaviren werden durch Tropfcheninfektion uber die Schleimhaute des Atemtraktes ubertragen wo sie sich zunachst in einzelnen Zellen des Epithels vermehren Bereits in dieser Phase kann das infizierte Tier weitere Tiere des Bestandes infizieren Als Inkubationszeit werden 1 bis 4 Tage angegeben Die Infektion breitet sich innerhalb weniger Tage uber das gesamte Atmungssystem und damit auch die Lunge aus Ein Ubergang der Viren ins Blut Viramie findet dabei nicht statt Ein schnell ansteigendes hohes Fieber bis 42 C schwere Atemwegsentzundung gesteigerte Schleimsekretion in der Nase und Tranenfluss kennzeichnen das volle Krankheitsbild Eine interstitielle Pneumonie und eine akute Bronchitis sind typisch Die Schweineinfluenza ist hochkontagios und breitet sich rasch innerhalb eines Tierbestandes aus Die Erkrankung zeigt damit eine hohe Morbiditat jedoch eine geringe Letalitat nach 5 bis 7 Tagen klingen die Krankheitszeichen sehr rasch wieder ab Als Komplikationen kommen nicht selten zusatzliche Sekundarinfektionen Superinfektionen mit bakteriellen Erregern vor die dann das klinische Bild bestimmen konnen Haufig sind die schweinepathogenen Vertreter der Bakteriengattungen Pasteurella Mycoplasma und Bordetella an der Sekundarinfektion beteiligt Die porzinen Influenzaviren konnen noch bis zu 5 Wochen nach Ausheilung der Erkrankung vom Tier ausgeschieden werden Schweineinfluenza und Influenza beim Menschen Bearbeiten nbsp AntigenshiftDie klassischen porzinen Virusstamme verursachen beim Menschen selten und dann nur milde Erkrankungen Die Speziesbarriere von humanen aviaren und porzinen Virusstammen kann durch eine Virusreplikation im Schwein jedoch durch die genetische Durchmischung der Genomsegmente durchbrochen werden Die Bedeutung des Schweines bei der Entstehung neuer pathogener humaner Stamme wird oft als mixing vessel 7 Mischgefass charakterisiert Bei diesem Ubertritt zwischen den Spezies tauchen porzine Reassortanten beim Menschen und humane und aviare Reassortanten im Schwein auf Letztere sind jedoch keine Erreger der klassischen Schweineinfluenza Porzine Reassortanten beim Menschen Bearbeiten Jener H1N1 Subtyp der 1918 19 unter dem Namen Spanische Grippe zu einer grossen Pandemie fuhrte wird mittlerweile als ursprunglich porziner Subtyp angesehen oder zumindest ein gemeinsamer Ursprungsstamm angenommen 8 9 Ein Ubertritt auf Menschen wurde 1976 beobachtet als aus einem erkrankten Soldaten des Fort Dix in Burlington County New Jersey ein porziner H1N1 Stamm isoliert wurde der dann auch bei funf weiteren Soldaten gefunden wurde 10 Vier Soldaten erkrankten an einer viralen Lungenentzundung ein Patient starb Der Virusstamm glich einem ein Jahr zuvor aus Schweinen isolierten Subtyp Umfangreiche serologische Untersuchungen zeigten dass mindestens 500 Personen infiziert worden waren die Infektionsquelle konnte jedoch nicht naher bestimmt werden 1988 trat ein Fall einer todlich verlaufenden Infektion in Wisconsin auf bei dem ein Virus isoliert wurde das in 7 der 8 RNA Segmente einem bei Schweinen endemischen Virus glich Besondere Mutationen im Hinblick auf eine erhohte Pathogenitat wurden jedoch nicht gefunden 11 In Europa kam es durch die Kozirkulation von aviaren und humanen H3N2 Stammen in Schweinen 1993 zum Auftreten eines neuen Subtyps mit dem zwei Kinder in den Niederlanden infiziert wurden 12 Eine neu aufgetretene Variante des Subtyps Influenza A Virus H1N1 wurde im April 2009 in Mexiko und den Vereinigten Staaten isoliert 13 Diese neu aufgetretene Reassortante wird effektiv von Mensch zu Mensch ubertragen Eine Erkrankung von Schweinen wurde nicht beobachtet und die Infektionsquelle nicht bestimmt Der isolierte Stamm ist in vitro resistent gegen die bei Influenza wirksamen Virustatika Amantadin und Rimantadin jedoch in vitro nach ersten Hinweisen sensibel fur Neuraminidase Hemmer Oseltamivir und Zanamivir 14 Die Bezeichnung der Pandemie H1N1 2009 10 als Schweinegrippe ist insofern irrefuhrend als die isolierten Virusstamme keine Erreger der eigentlichen Schweineinfluenza darstellen Sie besitzen nur eines von acht Genomsegmenten das porzinen Ursprungs sein konnte und wurden daher als humane Reassortanten mit aviaren und porzinen Anteilen klassifiziert 15 Die Virusvariante von 2009 soll jedoch schon Jahre vor dem eigentlichen Ausbruch durch Kombination verschiedener Viren bzw Varianten im Schwein als Mischgefass entstanden sein 16 Humane Reassortanten bei Schweinen Bearbeiten Die Infektion von Schweinen mit humanen Subtypen wurde erstmals 1938 serologisch nachgewiesen 17 Anfang der 1990er Jahre konnte durch Vergleich zirkulierender humaner und porziner Virusstamme aus Italien und China der regelmassig lokal begrenzte Ubertritt von humanen Viren auf Schweine gezeigt werden 18 Naturliches Reservoir BearbeitenIn der Natur gelten latent infizierte Schweine sowie Wasservogel und Lungenwurmlarven Metastrongylus in Regenwurmern 19 als Erregerreservoir Diagnostik BearbeitenAufgrund des raschen Krankheitsverlaufs ist eine serologische Untersuchung auf Antikorper wahrend der Erkrankung nicht sinnvoll Zum Nachweis der porzinen Influenzaviren ist der direkte Erregernachweis mittels Virusisolierung in embryonierten Huhnereiern oder durch Polymerase Kettenreaktion aus Nasen und Rachenabstrichen meist erfolgreich Bei Auftreten typischer Symptome in einem Tierbestand genugt es zumeist bei einzelnen Tieren den Erreger nachzuweisen Ein Infektionsausbruch kann im Nachhinein festgestellt werden wenn aus einer Serumprobe zum Zeitpunkt der Erkrankung und einer weiteren Probe vier Wochen danach der Antikorpertiter bestimmt wird Ein Titeranstieg der spezifischen Antikorper um den Faktor 4 gilt dann als beweisend Prophylaxe und Bekampfung BearbeitenGegen die haufigsten Erreger der Schweineinfluenza ist ein Kombinationsimpfstoff fur Schweine verfugbar der mehrere inaktivierte Subtypen der Influenzaviren H1N1 und H3N2 enthalt Die Impfung wird bei Ferkeln um die 10 Lebenswoche durchgefuhrt eine notwendige Zweitimpfung folgt vier Wochen nach der ersten Impfung Um die Antikorperkonzentration im Kolostrum zu erhohen und damit besonders gefahrdete neugeborene Ferkel zu schutzen werden Muttersauen vier Wochen vor dem Abferkeltermin erneut geimpft Die Schweineinfluenza unterliegt in Deutschland Osterreich und der Schweiz keiner gesetzlichen Meldepflicht Literatur BearbeitenBernd Liess Oskar Ruger Kaaden Hrsg Virusinfektionen bei Haus und Nutztieren Haussaugetiere Fische 2 aktualisierte und erweiterte Auflage Schluter Hannover 2003 ISBN 3 87706 745 X S 88 90 Brian W J Mahy Marc H van Regenmortel Hrsg Encyclopedia of Virology 3 Auflage San Diego 2008 ISBN 978 0 12 373935 3 Band 3 S 101 David M Knipe Peter M Howley Hrsg Fields Virology 5 Auflage Philadelphia 2007 ISBN 0 7817 6060 7 Band 2 S 1709 f Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Schweinegrippe Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Swine Influenza Centers for Disease Control and Prevention H1N1 Ursprunge und Evolution der gegenwartigen Epidemie organische chemie ch Genetik Artikel zu den moglichen Verbindungen zwischen den Erkrankungen bei Schweinen und bei Menschen Einzelnachweise Bearbeiten A Moreno I Barbieri et al Novel swine influenza virus subtype H3N1 in Italy In Veterinary Microbiology 10 April 2009 in print PMID 19398171 J Tu H Zhou et al Isolation and molecular characterization of equine H3N8 influenza viruses from pigs in China In Archives of Virology 26 Apr 2009 in print PMID 19396578 R E Shope The etiology of swine influenza In Science 1931 Band 73 Nr 1886 S 214 215 PMID 17729823 M Pensaert K Ottis et al Evidence for the natural transmission of influenza A virus from wild ducts to swine and 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der neuen H1N1 Variante Gavin J D Smith et al Origins and evolutionary genomics of the 2009 swine origin H1N1 influenza A epidemic In Nature Band 459 2009 S 1122 1125 doi 10 1038 nature08182 Wortlich heisst es hier We show that it was derived from several viruses circulating in swine and that the initial transmission to humans occurred several months before recognition of the outbreak Genom Analyse des Schweinegrippe Virus legt Uberwachung von Erkrankungen bei Schweinen nahe H1N1 Ursprunge und Evolution der gegenwartigen Epidemie Genom Analyse zeigt dass aktuelles H1N1 Virus Monate vor dem Bekanntwerden des Ausbruchs auf Menschen ubergegangen ist organische chemie ch 11 Juni 2009 abgerufen am 7 Oktober 2012 In der Zusammenfassung von Origins and evolutionary genomics of the 2009 swine origin H1N1 influenza A epidemic heisst es Rambaut konnte zeigen dass der aktuelle Virus die Kombination unterschiedlicher Viren im Schwein als Mischgefass ist daher ein spezifischer Ursprung nicht festgemacht werden kann und dass die Ubertragung zum Menschen schon Monate vor dem Bekanntwerden des Ausbruchs stattgefunden haben muss Schon Jahre vor dem eigentlichen Ausbruch der Krankheit konnten Gene die nun im Virus enthalten sind neu kombiniert worden sein R E Shope An intermediate host for the swine influenza virus In Science 1939 Band 89 Nr 2315 S 441 442 PMID 17816951 M R Castrucci et al Antigenic and sequence analysis of H3 influenza virus haemagglutinins from pigs in Italy In Journal of General Virology 1994 Band 75 Nr 2 S 371 379 PMID 8113758 H Kammer R P Hanson Studies on the transmission of swine influenza virus with Metastrongylus species in specific pathogen free swine In Journal of the Infectious Diseases 1962 Band 110 S 99 102 PMID 14453488 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 7679861 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schweineinfluenza amp oldid 229945664