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Die Schwedenschanze Isingerode seit den Ausgrabungen im Jahr 2006 auch als Isiburg bezeichnet ist ein Ringwall der spaten Bronzezeit der sich bei Isingerode in Niedersachsen befindet Die mehrfach durch Brand zerstorte Befestigungsanlage mit Aussensiedlung entstand um 1200 v Chr und wurde in einer ersten Phase bis um 600 v Chr genutzt Die Anlage wird als eine befestigte Zentralsiedlung der Lausitzer Kultur mit Parallelen zur nahegelegenen Hunenburg bei Watenstedt gedeutet Eine erneute Nutzung erfuhr die Anlage in der spaten Eisenzeit um Christi Geburt bei der sie einer germanischen Bevolkerung als befestigte Siedlung diente Archaologische Untersuchungen an der Anlage begannen im Jahr 2006 und sind nach acht jahrlichen Grabungskampagnen bis heute 2014 nicht abgeschlossen Luftbild der Schwedenschanze Isingerode mit grunen Bewuchsmerkmalen der Wehrgraben Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Namensgebung 3 Prospektion und Ausgrabungen 3 1 Fundstucke 4 Aufbau 5 Baugeschichte 6 Bewertung 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Quereinschnitt im Hang am Sudrand der Anlage der einst zu ihrem Schutz beitrugDie Befestigungsanlage lag verkehrsmassig gunstig da in der Nahe ein uberregionaler Ost West Fernweg vorbeifuhrte der als Flussfurt bei Schladen die Oker uberquerte Der Ringwall wurde auf einer eiszeitlich entstandenen Kieshochflache errichtet Schutz vor Annaherung bot im Westen ein rund 25 Meter tief abfallender Steilhang zur damals versumpften Okerniederung Zum Norden und Suden war die Anlage im unmittelbaren Nahbereich von Quereinschnitten im Hang geschutzt Im Umfeld boten im Norden weitraumig die Niederung des Grossen Bruchs und im Osten das Flusstal der Ilse Schutz vor Annaherung Das Gelande der Schwedenschanze ist in den 1930er und 1950er Jahren stark verandert worden als die westliche Halfte der Befestigungsanlage durch Kiesabbau zerstort wurde Die Reste des Burgwalls liegen heute auf Ackerland am Waldrand und zu einem kleinen Teil in einem im 20 Jahrhundert entstandenen Wald der als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen ist Namensgebung BearbeitenAls erste schriftliche Erwahnung findet sich die Befestigungsanlage auf einer Karte von 1898 in der sie als Schwedenschanze bezeichnet wird Aus der Nennung ist zu folgern dass die Wallanlage zu dieser Zeit noch im Gelande sichtbar war Die Benennung als Schwedenschanze beruht auf dem haufigen Irrtum dass es sich um Ringwalle handelte die die Bevolkerung wahrend des Dreissigjahrigen Kriegs in katholischen Gebieten als Fliehburg zum Schutz vor den protestantisch schwedischen Truppen errichtet hatten oder sie von den schwedischen Truppen selbst als Schanze angelegt wurden Nach den ersten Ausgrabungen im Jahr 2006 gaben die Ausgraber bekannt die Bezeichnung Schwedenschanze nicht mehr zu gebrauchen da sie dem geschichtlichen Hintergrund der Anlage nicht entspricht Seither hat sich im Sprachgebrauch der Begriff Isiburg durchgesetzt 1 Prospektion und Ausgrabungen Bearbeiten nbsp Mit Planen gesicherte Ausgrabungsstelle der Schwedenschanze IsingerodeBereits in den 1950er Jahren fand ein Heimatforscher bei Begehungen auf dem Gelande zahlreiche Keramikscherben aus der spaten Bronzezeit Vor der ersten Ausgrabung im Jahre 2006 erfolgten ausgiebige Recherchen in historischem Kartenmaterial und auf alten Luftbildern um Hinweise auf die fruheren Zustande der Anlage zu erlangen Spater kam es zu Prospektionen durch geomagnetische Messungen um die Strukturen im Untergrund zu erkunden Die Ausgrabungen wurden von Angehorigen des Vereins Freunde der Archaologie im Braunschweiger Land FABL unter der wissenschaftliche Leitung des Archaologen Wolf Dieter Steinmetz vom Braunschweigischen Landesmuseum etwa bis zum Jahr 2016 durchgefuhrt 2 Fundstucke Bearbeiten Bei den Ausgrabungen wurden bisher Stand 2013 16 Fundstucke aus Bronze geborgen darunter eine Sichel das Fragment einer Lanzenspitze Spiralen Ringe Schmuck und eine Pfeilspitze Weitere Funde waren Scherben von Gefasskeramik sowie Knochenmaterial von Rind und Schwein 3 Auch fand sich ein grosserer Kultstein der der Zeit um 700 v Chr zugerechnet wird Aufbau BearbeitenDie Befestigungsanlage nahm eine ovale Flache von etwa 140 180 Meter ein und bestand aus einem inneren sowie einem ausseren Ring Der innere altere Ring war ein breiter Wall mit vorgelagertem Graben Den ausseren Ring bildete ein Wall mit einer Holzrahmenmauer die aussen von einem Graben geschutzt wurde Beide Anlagen existierten nicht gleichzeitig sondern zu unterschiedlichen Zeiten wobei der innere Wall vom ausseren ersetzt wurde Beide Befestigungsanlagen weisen bis zu 6 Meter breite Tordurchlasse auf die aber keinen Bezug aufeinander nehmen was ein Indiz gegen ein zeitgleiches Bestehen der Anlagen ist Der Wall und die Reste der Holzrahmenmauer sind im heutigen Gelande nicht mehr ersichtlich Sie sind uber die Jahrhunderte erodiert und wurden durch die landwirtschaftliche Nutzung eingeebnet Erst die 2006 einsetzenden Ausgrabungen liessen Einblicke in die Erhaltung von Wall und Graben im Untergrund zu Demnach war der Wallkorper noch bis in eine Tiefe von 1 6 Meter im Boden vorhanden Der innere und der aussere Graben hatten sich bis in eine Tiefe von vier sowie zwei Metern erhalten Auf Luftbildern ist die Lage der Wehrgraben des inneren und der ausseren Rings noch anhand von Bewuchsmerkmalen im Acker oberflachlich sichtbar Die Pflanzen zeichnen sich im Grabenverlauf durch ein satteres Grun ab da sie im tiefgrundigeren Untergrund des Grabens besser gedeihen Im Innenraum der Befestigung wurden wie auch bei anderen bronzezeitlichen Anlagen Spuren einer Besiedlung festgestellt Sie stellten sich fur die Archaologen als Pfostenlocher und Wandgraben von Gebauden sowie Herd und Feuerstellen dar An einer Stelle lagen in einer Ascheschicht versturzte und verkohlte Bretter eines einstigen Holzgebaudes Ausserdem wurden die Grundrisse zweier sechs Meter breiter Hauser mit jeweils zentraler Feuerstelle gefunden die sich uberschnitten Baugeschichte BearbeitenDie Entwicklung der Befestigungsanlage liess sich anhand von gefundener Gefasskeramik sowie durch C14 Datierungen rekonstruieren Um 1200 v Chr entstand auf dem Areal zunachst eine unbefestigte Siedlung Kurze Zeit spater aber noch im 12 Jahrhundert v Chr erhielt die Anlage Schutz durch eine Befestigung die als flacher Wall mit einer Holzmauer und einem vorgelagerten Graben angelegt wurde Da der Wall auch mit Erdmaterial aus dem Innenraum errichtet wurde entstand ein Graben der im Laufe der Zeit mit Siedlungsabfall befullt wurde was die heutigen Datierungen ermoglichte Die erste Befestigungsanlage brannte aus unbekannten Grunden ab Danach wurde sie im 12 bis 10 Jahrhundert v Chr durch eine vorgeschobene Befestigung nach aussen verlagert Dabei handelte es sich um einen Wall mit einer Holzrahmenmauer und einem vorgelagerten Graben Auch diese Anlage wurde durch Brand zerstort Um 700 v Chr entstand der aussere Wall in einer Breite von neun Metern neu Er war mit einer 1 4 Meter breiten Holzkastenmauer bekront Eine Holzpalisade stutzte den Wall zum vorgelagerten Graben hin ab Diese Anlage brannte ebenfalls ab Kurz darauf aber noch in der spaten Bronzezeit erfolgte ein Ruckzug auf den inneren Befestigungsring der durch das Ausheben des alten Grabens reaktiviert wurde Im Laufe der Zeit verlor der Wehrgraben anscheinend seine Verteidigungsfunktion und wurde als Abfallhalde genutzt In der fruhen Eisenzeit um etwa 600 v Chr brechen die Funde aus dem Graben ab sodass die bis dahin rund 600 jahrige Geschichte der Anlage zunachst beendet war In der Zeit um Christi Geburt uber ein halbes Jahrtausend nach der Aufgabe der Befestigungsanlage wurde sie wieder instand gesetzt Dabei hoben die damaligen Nutzer den verfullten Graben des inneren Befestigungsrings bis auf eine Tiefe von 2 2 Meter unter der heutigen Gelandeoberflache wieder aus Der Graben erhielt die enorme Breite von 12 Meter Die darin gefundene Gefasskeramik liess sich dem germanischen Volksstamm der Hermunduren aus der Gruppe der Elbgermanen zurechnen Bewertung BearbeitenBei der Schwedenschanze Isingerode handelte es sich um eine durch einen Ringwall befestigte Zentralsiedlung der spaten Bronzezeit Sie wird auch als Verkehrsknotenpunkt beim weitraumigen Rohstoffhandel mit Bronze angesehen die an einem uberregionalen Fernweg lag Die Anlage wird der Saalemundungsgruppe der Lausitzer Kultur zugerechnet die hier ihre westlichste Verbreitung fand Die erste Nutzungsphase der Ringwallanlage dauerte von etwa 1200 v Chr bis etwa 600 v Chr an Es gibt Ubereinstimmungen zur nahe gelegenen Hunenburg bei Watenstedt Beide Anlagen verfugten uber eine Aussensiedlung Sie werden als Zentralorte einer Besiedlung angesehen deren Siedlungsplatze etwa 20 Kilometer auseinander lagen Ahnliche Anlagen waren der Roderhof auf dem Huy und der Burgberg bei Quedlinburg Eine zweite kurzere Nutzungsphase der Schwedenschanze als befestigte Siedlung war die Zeit um Christi Geburt durch eine germanische Bevolkerung In dieser Zeit erfolgten romische Eroberungszuge in die Germania magna und es herrschten germanische Stammesauseinandersetzungen Literatur BearbeitenSigrun Ahlers Topographisch archaologische Untersuchungen zu ur und fruhgeschichtlichen Befestigungen in den Landkreisen Gifhorn Helmstedt und Wolfenbuttel sowie im Stadtkreis Wolfsburg Dissertation Hamburg 1988 Wolf Dieter Steinmetz Dynamisches Geschehen viel Geschichte Die Ausgrabungen 2006 2012 auf dem Burgwall Schwedenschanze bei Isingerode in Archaologie in Niedersachsen 2013 S 54 57Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schwedenschanze Isingerode Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ringwall im Denkmalatlas Niedersachsen Luftbild der Schwedenschanze Isingerode mit Ausgrabungsstelle mit Bewuchsmerkmalen im Feld Luft und Grabungsbilder der Anlage Umfangreicher Bericht zur Anlage und Ausgrabung mit Stand 2006 Grabungsfotos 2007 2008 und 2009 2010 Umfangreiche Darstellung mit Grabungstagebuch 2006 2010 Memento vom 18 Juni 2010 im Internet Archive Foto mit Ergebnis der geophysikalischen Untersuchung der FundstelleEinzelnachweise Bearbeiten Wolf Dieter Steinmetz Isingerode Uber die Ausgrabungsarbeiten vom 26 Oktober 2006 Uber die Grabungsgrenze Tag der offenen Grabung in Isingerode Niedersachsen bei archaologie online vom 9 August 2006 Archaologen gehen Geheimnissen der Wehranlage auf den Grund in Volksstimme vom 24 Oktober 201352 018168 10 576905 Koordinaten 52 1 5 4 N 10 34 36 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schwedenschanze Isingerode amp oldid 233406982