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Die Schwarzwalder Blutwoche war ein Massaker an Angehorigen der franzosischen Widerstandsgruppe Reseau Alliance durch die Gestapo das vom 23 bis zum 30 November 1944 erfolgte Dem Massaker fielen 70 Personen zum Opfer Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Das Massaker 2 1 Kehl am 23 November 2 2 Rastatt Plittersdorf am 24 November 2 3 Offenburg am 27 November 2 4 Freiburg am 28 November 2 5 Buhl am 29 November 2 6 Gaggenau am 30 November 2 7 Pforzheim am 30 November 3 Juristische Auseinandersetzung 4 Literatur 5 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenNach der Landung in der Normandie am 6 Juni 1944 kampften sich die Alliierten durch Frankreich nach Strassburg vor Dies fuhrte bei der Gestapo im besetzten Strassburg zu hektischem Handeln 107 Mitglieder der Widerstandsgruppe Reseau Alliance gegen die die Gestapo in Strassburg federfuhrend vorgegangen war befanden sich zu diesem Zeitpunkt im Sicherungslager Schirmeck Vorbruck weitere Mitglieder waren auf sieben Gefangnisse in Baden verteilt Als sich die feindlichen Truppen naherten gab der Gestapo Chef Helmut Schlierbach den Befehl zur Hinrichtung aller Gefangenen Julius Gehrum Leiter der Sektion III uberbrachte den Befehl personlich an den Lagerkommandanten Karl Buck In der Nacht vom 1 auf den 2 September wurden die 107 Haftlinge ins KZ Natzweiler Struthof gebracht wo sie erschossen wurden Am 23 November 1944 befreiten die Alliierten Truppen das Lager fanden aber nur noch wenige Gefangene vor Am gleichen Tag erreichten die Alliierten auch Strassburg Das Massaker Bearbeiten nbsp Gedenktafel in Kehl fur die neun dort erschossenen WiderstandskampferWahrend die meisten Deutschen aus Strassburg und dem benachbarten Umland geflohen waren begannen Buck und Gehrum den letzten Befehl von Schlierbach umzusetzen alle verbliebenen Mitglieder der Widerstandsgruppe zu ermorden In der Woche vom 23 bis zum 30 November bereisten sie die sieben Gefangnisse und gaben dort den Befehl zur Ermordung Im Folgenden werden die einzelnen Ort chronologisch aufgefuhrt Kehl am 23 November Bearbeiten Erste Station war Kehl der Ort an dem Gehrum als Gestapo Chef wirkte bevor er nach Strassburg entsandt wurde Gehrum und seine beiden Helfer Reinhard Brunner und Erwin Schoner besuchten das Gefangnis in Kehl wo sie insgesamt neun Mitglieder der Reseau Alliance zum Rheinufer bringen liessen und dort eigenhandig erschossen Die nackten Leichen warfen sie anschliessend in den Rhein 1 Die Opfer waren Maurice Mandin Hugues Moulin Oscar Hosch Joseph Singer Joffre Lemeunier Louis Helault Eugen Proton Andre Coindeau und Armand Troudet 1 Rastatt Plittersdorf am 24 November Bearbeiten Gehrum Brunner Schoner und Buchner erschossen zwolf Gefangene in der Nahe einer Holzbrucke in Plittersdorf Bei den Opfern handelte es sich um Rene Treboute Robert Frumin Jean Sabatier Jean Ethevenard Charles Fredin Maurice Rivet Andre Chanson Daniel Bourgey Andre Rerolle Leon Mury Etienne Pelletier und Jean Perrache 2 Offenburg am 27 November Bearbeiten Am 27 November besuchten Gehrum Brunner Erwin Irion Jean Rowoldt und Buchner das Gefangnis in Offenburg in dem ohne Gerichtsverfahren seit 1943 die vier Frauen Henriette Amable Lucienne Barnet Marie Therese Mengel und Simone Pauchard inhaftiert waren Die funf Manner brachten die Frauen in den Bohlsbacher Wald wo sie erschossen und verscharrt wurden Die vier Leichen wurden erst im Dezember 1945 gefunden und zunachst auf dem Friedhof in Offenburg bestattet bis sie spater in ihre Heimat uberfuhrt wurden 2 Freiburg am 28 November Bearbeiten Einen Tag vorher wurde Freiburg im Breisgau durch Bombenangriffe im Rahmen der Operation Tigerfish fast vollstandig zerstort Gehrum Buchner Brunner Irion und Rowoldt gelang es jedoch dennoch der Reseau Alliance Mitglieder Edouard Kauffmann Emile Pradelle und Jean Lordey habhaft zu werden Alle drei waren vorher von einem Gericht zum Tode verurteilt worden Die Manner wurden in einem Bombenloch durch Genickschuss hingerichtet Kauffmann war eines der bekanntesten Mitglieder der Alliance und war bis zu seiner Verhaftung Regionschef der Sud West Sektoren gewesen Vorher war er Oberstleutnant bei den franzosischen Luftstreitkraften gewesen 2 Buhl am 29 November Bearbeiten Am Morgen des 29 Novembers wurden die acht Widerstandskampfer Jean Barnet Edgard Joblot Gabriel Moncel Raymond Pader Francois Robe Roger Rougeot Francis Roux und Jean Serruau mit einem Mannschaftswagen der Feuerwehr unter Bewachung durch SS Manner vom Gefangnis in Buhl nach Greffern gebracht Von dort aus trieben Gehrum Brunner Irion und Rowoldt die Gefangenen unter Schlagen auf ein Boot Auf einer Rheininsel wurden die acht Manner durch Genickschusse getotet und anschliessend in den Rhein geworfen 3 Gaggenau am 30 November Bearbeiten Im Sicherungslager Rotenfels befanden sich neun Personen der Widerstandsgruppe Dabei handelte es sich um Joseph Bordes Andre Joriot Andre Sousssotte Robert Gontier Martin Sabarots Jean Henri Durand Pierre Audevie Sigismond Damm und Arnold Gartner Den Befehl zur Exekution gab Lagerleiter Karl Buck selbst an Oberleutnant Karl Nussberger Zugwachtmeister Bernhard Ulrich und Oberwachtmeister Heinrich Neuschwinger weiter Diese fuhren die neun Gefangenen mit einem LKW in den Ehrlichwald von Gaggenau wo sie die neun Manner erschossen und in einem Bombentrichter begruben 3 Pforzheim am 30 November Bearbeiten Letzte Station der Blutwoche war Pforzheim Gleichzeitig handelte es sich auch um das schlimmste Verbrechen Acht Frauen und 17 Manner wurden nicht nur erschossen sondern vorher auch noch gefoltert und schwer misshandelt An acht Personen liessen sich Folterspuren nachweisen unter anderem zerschmetterte Kiefer und herausgerissene Augen Die Grausamkeiten wurden von Gehrum Rowoldt Irion Buchner und Brunner begangen die die Gefangenen unter dem Vorwand einer angeblichen Entlassung aus dem Gefangnis in den nahe gelegenen Hagenschiesswald brachten Dort folterten und erschossen sie Suzanne Chireix Alice Coudol Pierre Dayne Raymond Descat Marcel Dufosset Jean Eozenou Marcel Fontenaille Marie Gillet Felix Jacquet Rene Jamault Georges Lacroix Marie Jeanne Le Bacquet Clara Matchou Henry Marano Francois Marty Paul Masson Jean Mathe Augustin Parrot Louis payen Marguerite Premel Rene Premel Amelie Simottel Andre Sondaz Rosa Storck und Louis Viret Yolande Lagrave die sich im gleichen Gefangnis wie die anderen 25 Personen befand wurde verschont da sie auf Anweisung der Gestapo Schergen im Gefangnis bleiben durfte 4 Die Opfer des Massakers wurden zunachst auf dem Hauptfriedhof von Pforzheim beigesetzt spater jedoch in ihre Heimatgemeinden uberfuhrt 4 Juristische Auseinandersetzung BearbeitenNach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatten sich die meisten Haupttater abgesetzt und befanden sich auf der Flucht Nach und nach wurden sie jedoch verhaftet und von der franzosischen Besatzungsmacht interniert Der erste Prozess erfolgte am 23 April 1946 gegen Gauleiter Robert Wagner der sich am 29 Juli 1945 den Behorden stellte Julius Gehrum der am 5 November 1945 verhaftet wurde sagte in dem Prozess als Zeuge aus Wagner versuchte seine Schuld an der Ermordung auf Polizeichef Erich Isselhorst zu schieben Auch Gehrum der vor dem Gericht seine Taten beschrieb schob die Schuld auf Isselhorst Das Gericht folgte den Aussagen nicht und verurteilte Wagner sowie drei weitere Angeklagte zum Tode Die vier Angeklagten wurden am 14 August 1946 in Fort Ney nordlich von Strassburg hingerichtet 5 Gehrum wurde am 13 Mai 1947 zusammen mit Reinhard Brunner Hermann Darmstatter Wilhelm Koch Rudolf Peters Paul Stasik Gertrude Schulz Fritz Fischer Karl Fischer Erwin Irion Ernst Maier Hans Orstadt Christian Sachs Schlude Hermann Schulz Specht Heinrich Hilser Hans Wolters Erwin Schoner Erich Isselhorst Buchner und Jean Rowoldt angeklagt wobei lediglich die sieben Erstgenannten anwesend waren Gegen den Rest wurde in Abwesenheit verhandelt Am 17 Mai erfolgte die Urteilsverkundung Gehrum Stasik und Brunner wurden zum Tode verurteilt Die Hinrichtung wurde am 10 November 1947 in Strassburg vollzogen Peters und Koch wurden zu 20 Jahren Zwangsarbeit verurteilt und Darmstatter zu zehn Jahren Haft Daneben erfolgten sieben Todesurteile und langjahrige Haftstrafen fur die Abwesenden 6 Isselhorst erhielt in einem weiteren Verfahren am 23 Juli 1947 ebenfalls die Todesstrafe und wurde am 23 Februar 1948 in Strassburg erschossen Helmut Schlierbach erhielt lediglich zehn Jahre Zuchthaus und wurde bereits 1952 wieder aus der Haft entlassen Er wurde sogar als Spatheimkehrer anerkannt Zwar wurde er in einem Verfahren 1954 in Metz in Abwesenheit zum Tode verurteilt jedoch von der Bundesrepublik nicht ausgeliefert Weiteren Ermittlungen entkam er durch die Behauptung sich an nichts mehr erinnern zu konnen Er blieb bis zu seinem Tode 2005 unbehelligt 6 7 Nussberger Ostertag Ulrich und Neuschwanger die Tater von Gaggenau mussten sich vor einem britischen Militargericht vom 6 bis 10 Mai 1946 verantworten Alle vier wurden zum Tode verurteilt Das Todesurteil gegen Neuschwanger wurde am 26 September 1946 vollstreckt Die drei weiteren Angeklagten wurden an die franzosische Besatzungsmacht ausgeliefert Auch hier erhielten alle drei die Todesstrafe die jedoch nur an Bernhard Ulrich vollzogen wurde Die beiden anderen Urteile wurden spater in eine zwanzigjahrige Haftstrafe umgewandelt 2 Literatur BearbeitenEva Maria Eberle Gehrum Als grosser Terrorist bekannt In Wolfgang Proske Hrsg Tater Helfer Trittbrettfahrer NS Belastete aus Nordbaden Nordschwarzwald Kugelberg Verlag 2017 ISBN 978 3 945893 08 1 S 73 84 Einzelnachweise Bearbeiten a b Eva Maria Eberle Gehrum Als grosser Terrorist bekannt In Wolfgang Proske Hrsg Tater Helfer Trittbrettfahrer NS Belastete aus Nordbaden Nordschwarzwald Kugelberg Verlag 2017 ISBN 978 3 945893 08 1 S 77 a b c d Eva Maria Eberle Gehrum Als grosser Terrorist bekannt In Wolfgang Proske Hrsg Tater Helfer Trittbrettfahrer NS Belastete aus Nordbaden Nordschwarzwald Kugelberg Verlag 2017 ISBN 978 3 945893 08 1 S 78 a b Eva Maria Eberle Gehrum Als grosser Terrorist bekannt In Wolfgang Proske Hrsg Tater Helfer Trittbrettfahrer NS Belastete aus Nordbaden Nordschwarzwald Kugelberg Verlag 2017 ISBN 978 3 945893 08 1 S 79 a b Eva Maria Eberle Gehrum Als grosser Terrorist bekannt In Wolfgang Proske Hrsg Tater Helfer Trittbrettfahrer NS Belastete aus Nordbaden Nordschwarzwald Kugelberg Verlag 2017 ISBN 978 3 945893 08 1 S 80 f Eva Maria Eberle Gehrum Als grosser Terrorist bekannt In Wolfgang Proske Hrsg Tater Helfer Trittbrettfahrer NS Belastete aus Nordbaden Nordschwarzwald Kugelberg Verlag 2017 ISBN 978 3 945893 08 1 S 81 a b Eva Maria Eberle Gehrum Als grosser Terrorist bekannt In Wolfgang Proske Hrsg Tater Helfer Trittbrettfahrer NS Belastete aus Nordbaden Nordschwarzwald Kugelberg Verlag 2017 ISBN 978 3 945893 08 1 S 83 f Brigitte und Gerhard Brandle NS Mordserie im deutschen Sudwesten begann in Karlsruhe In Karlsruhe Blick in die Geschichte Nr 100 vom 20 September 2013 Abgerufen am 22 Dezember 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schwarzwalder Blutwoche amp oldid 233862863