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Schrage Musik auch schrage Nachtmusik ist die Bezeichnung fur eine deutsche Waffentechnik zur Zeit des Zweiten Weltkrieges bei der Maschinengewehre oder Maschinenkanonen schrag nach vorn oben gerichtet in einen Nachtjager eingebaut wurden Mit Hilfe der schragen Musik sollten britische Nachtbomber die keinen nach unten wirkenden Waffenstand aufwiesen abgeschossen werden ohne eine eigene Gefahrdung eingehen zu mussen Schrage Musik Einbau in einer Bf 110 rechts und links am Kabinendach sind die Mundungen zu sehen Die Bezeichnung leitete sich aus der schragen Anordnung der Waffen ab Schrage Nachtmusik ist eine Anspielung auf die Verwendung in Nachtjagern Inhaltsverzeichnis 1 Funktionsweise 2 Entwicklung 3 Einsatz 4 Gegenmassnahmen 5 Flugzeugtypen mit Schrager Musik 6 Weblinks 7 Literatur 8 EinzelnachweiseFunktionsweise BearbeitenDie Nachtjager flogen die Bomber an sobald sie Funkmess oder Sichtkontakt hatten Beim Angriff naherte sich der angreifende Nachtjager von hinten dem feindlichen Bomber und flog unterhalb und leicht hinter diesem auf einem Parallelkurs Durch das Unterfliegen von feindlichen Bombern konnte mit den nach oben gerichteten MG unbehelligt gefeuert werden da sich der Jager im toten Winkel sowohl der Abwehrbewaffnung als auch der ublichen Beobachtungspositionen des Gegners befand In dieser Position hoben sich die Angreifer durch die ubliche Tarnbemalung kaum vom Boden ab Da die in einem etwa 70 Grad Winkel nach oben wirkenden Bordwaffen starr eingebaut waren musste der Pilot das ganze Flugzeug ausrichten um den Bomber anzuvisieren Gezielt wurde mit einem im Kabinendach angebrachten optischen Reflex Visier auf eine Tragflache des Bombers das Ziel war die Motoren und den Treibstoff in Brand zu schiessen Auf den Rumpf durfte nicht gezielt werden da die Bombenladung getroffen werden und explodieren konnte der Nachtjager ware dabei verloren gewesen Ein kurzer Feuerstoss aus Spreng und Brandmunition genugte im Regelfall um den Bomber in Brand zu schiessen und zum Absturz zu bringen Auf Leuchtspurmunition wurde bewusst verzichtet um nicht aufzufallen Vom Ziel gelost wurde nach dem Abfeuern dann in Gegenrichtung zur angegriffenen Tragflache abgedreht um nicht vom absturzenden Bomber getroffen zu werden Viele Bomberbesatzungen dachten dass sie von der Flak und nicht von einem Nachtjager getroffen worden waren Entwicklung BearbeitenErste Experimente soll es von den Briten schon im Ersten Weltkrieg gegeben haben unter anderem wurde dieses Prinzip verwendet um die hoher fliegenden Zeppeline anzugreifen Daruber hinaus gibt es nur wenig Kenntnisse Bekannt ist allerdings dass die Montierungen der MG auf den oberen Tragflachen ahnlich der Schragen Musik verwendet wurden Die MG mancher Baumuster z B S E 5 waren so auf ihren Montierungen angebracht dass sie zum Laden aus der Richtung parallel zur Flugzeuglangsachse heruntergekippt werden konnten Sie konnten auch in jedem Winkel arretiert werden Albert Ball und andere erprobten mithilfe dieser Vorrichtung erfolgreich den Beschuss von Luftschiffen von schrag unten bei gleichzeitigem Geradeausflug Spatere Muster wie die Sopwith Dolphin wurden gelegentlich standardmassig mit einer fest montierten Vorform der Schragen Musik ausgerustet und fur die Abwehr von deutschen Luftschiffen und Grossflugzeugen eingesetzt Im Zweiten Weltkrieg konnte das Konzept von der sogenannten Becker Angriffsmethode abgeleitet worden sein bei der ein Jager von hinten unten sein Ziel angriff um dann zum Feuern hochzuziehen und anschliessend nach Abschluss wieder wegzutauchen Einziger Nachteil dieser Methode war die Gefahr beim Hochziehen wieder in den Feuerbereich des gegnerischen Heckschutzen zu gelangen Deutsche Jager konnten mitunter minutenlang unentdeckt unterhalb eines Bombers fliegen was zu Uberlegungen fuhrte wie man den Bomber beschiessen konnte ohne diese sichere Position zu verlassen Heutzutage gilt Oberleutnant Rudolf Schoenert damals Staffelkapitan der II Nachtjagdgeschwader 5 kurz II NJG 5 als der erste der diese Entwicklung massgebend vorantrieb Er experimentierte zuerst mit einem Nachtjager Do 17 Z 10 Kauz III und baute zwei MG 15 im Kaliber 7 92 mm ein grosse Beachtung wurde dem aber von keiner Seite geschenkt Bereits 1941 und 1942 versuchte er seine Vorgesetzten und Jagerasse von dieser Technik zu uberzeugen blieb damit aber weitestgehend erfolglos Erst im Juli 1942 bei der Verleihung des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes an Schoenert versuchte er es erneut und hatte Erfolg der damalige General der Nachtjagd Generalmajor Kammhuber stimmte offiziellen Versuchen zu Die Versuche zogen sich bis Mitte 1943 hin das Konzept der Schragen Musik bewahrte sich Im Mai 1943 verzeichnete Schoenert seinen ersten anerkannten Schrage Musik Abschuss mit einer Bf 110 in die zwei 20 mm MG FF M eingebaut worden waren Im Juni 1943 waren dann auch die Modifikation an der Do 217N und der Ju 88C beendet es wurden vier bzw zwei 20 mm Kanonen des Typs MG 151 20 in schrager Anordnung im Rumpf hinter dem Cockpit eingebaut Es wurde daruber hinaus an der Entwicklung eines automatisch auslosenden Waffensystems mit der Bezeichnung SG 116 gearbeitet das jedoch nicht zum Einsatz kam Es gab mehrere Flugzeugfuhrer die unabhangig und gleichzeitig mit Schoenert mit dieser Idee experimentierten unter anderem Hauptmann Prinz Heinrich zu Sayn Wittgenstein von der IV Nachtjagdgeschwader 5 kurz IV NJG 5 der an der Ostfront im Einsatz war Im Marz 1943 baute er in seine Maschine zwei MG FF M ein und machte Probeschusse um sie anschliessend erfolgreich gegen die sowjetischen Bomber einzusetzen Die schrage Musik war als reine Nachtjagerwaffe konzipiert eine Anwendung gegen bei Tage fliegende Bomber war in vielerlei Hinsicht undenkbar da das Konzept auf einer Nichtentdeckung des eigenen Flugzeuges basierte In der Regel waren die bei Tage fliegenden Bomber amerikanische Maschinen und mit einem unterseitigen Waffenstand ausgerustet der ein unbemerktes Annahern und Einnehmen der idealen Schussposition unmoglich machte wohingegen die meisten der fur den Nachteinsatz verwendeten britischen Bomber uber keine ausreichende untere Verteidigung verfugten Zudem war eine niedriger fliegende Maschine nachts gegen den dunklen Grund schwer zu sehen ein Umstand der bei Tageslicht wegfiel Auch war der Einbau einer solchen Bewaffnung in die kleineren einmotorigen Tagjager nicht moglich da nicht ausreichend Raum vorhanden war oder aufwendige Konstruktionsarbeiten erforderlich gewesen waren Einsatz BearbeitenEs dauerte mehrere Monate bis die Umrustsatze fur die Masse der Nachtjager verfugbar waren Mitte 1944 war insgesamt etwa ein Drittel aller Nachtjager entsprechend nachgerustet In Serie wurde die Schrage Musik ab Mitte Herbst 1944 in die Nachtjager eingebaut Die Zahl der damit bewaffneten Nachtjager ware noch grosser gewesen wenn das Potential dieser Bewaffnung vom RLM fruhzeitig erkannt worden ware Auch wurden Maschinen wie die He 219 nicht in grosserer Stuckzahl gebaut und die Ta 154 wurde aufgrund von Konstruktionsproblemen nie einsatzreif Beide Modelle hatten mehrheitlich mit Schrager Musik ausgerustet werden sollen Schrage Musik wurde in grosserem Umfang zum ersten Mal in der Nacht vom 17 auf den 18 August 1943 eingesetzt als britische Bomber in drei Wellen Peenemunde angriffen Operation Hydra Nur die letzte Welle wurde von einer grosseren Anzahl Nachtjager entdeckt und bekampft da der Hauptteil 213 Nachtjagdmaschinen uber Berlin durch ein Tauschungsmanover von acht Mosquitos abgelenkt wurde und so verspatet den Angriff auf Peenemunde erkannte Trotzdem gingen 40 der 166 eingesetzten britischen Bomber 24 1 Prozent verloren Die Schrage Musik blieb bis Ende 1943 von den Alliierten unbemerkt obwohl die Flugzeugverluste auffallig anstiegen Da die verwendete Munitionsmischung neben Sprengmunition auch panzerbrechende Munition enthielt kam es bei den angegriffenen Bombern zwangslaufig zu Tragflachendurchschussen Anhand dieser Durchschusse konnte bei beschadigt heimgekehrten Bombern leicht der Schusswinkel des Angreifers bestimmt werden 1 Ware nur Sprengmunition verwendet worden so waren keine Austrittslocher an der Oberseite der Tragflache entstanden und das Angriffsverfahren Schrage Musik ware langer geheim geblieben Gegenmassnahmen BearbeitenErste Versuche von Gegenmassnahmen waren die Anbringung von kleinen Sichtfenstern und Abwehrbewaffnungen im gefahrdeten Bereich Allerdings war dies wenig erfolgreich da die Sicht nur sehr eingeschrankt war und die Waffenturme die Geschwindigkeit des Flugzeugs verringerten Daraufhin erfolgten Versuche mit radarbasierten Losungen Das schon im Einsatz befindliche Heckwarnradar Monica war von geringem Nutzen da es nicht weit genug nach unten gerichtet werden konnte auch hatten die deutschen Techniker ein passives Radar namens Flensburg zur genauen Anpeilung seiner Ausstrahlungen entwickelt was den Alliierten aber erst im Juli 1944 bekannt wurde als ein damit ausgerusteter Nachtjager des NJG 2 vom Typ Ju 88 G 1 versehentlich in Grossbritannien landete Erfolgreicher war der Einbau eines modifizierten H2S Bodenradars im gefahrdeten Heckbereich mit dem man auf einem Zusatzbildschirm dicht hinter oder unter dem Flugzeug manovrierende Nachtjager erkennen konnte Diese als Fishpond modification bekannte Modifikation wurde im Bomber Command grossflachig bis Mitte Herbst 1944 eingefuhrt und bewirkte einen Ruckgang der Flugzeugverluste Flugzeugtypen mit Schrager Musik BearbeitenDo 217N 4 20 mm MG 151 20 Fw 189 1 20 mm MG 151 20 Einsatz uberwiegend an der Ostfront He 219 2 30 mm MK 108 Ju 88 C G 1 spater 2 20 mm MG 151 20 mit je 200 Schuss Ju 388J 2 30 mm MK 108 Bf 110 G 4 2 20 mm MG FF M Me 262 B 2 2 30 mm MK 108 Ta 154 2 30 mm MK 108Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schrage Musik Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienLiteratur BearbeitenPeter Hinchliffe Luftkrieg bei Nacht 1939 1945 Motorbuch Verlag Stuttgart 1998 ISBN 3 613 01861 6 Manfred Griehl Deutsche Flugzeugbewaffnung bis 1945 Motorbuch Verlag Stuttgart 2008 ISBN 978 3 613 02849 4 Einzelnachweise Bearbeiten man steckte Stahlstabe durch die Ein und Austrittslocher der Tragflachen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schrage Musik amp oldid 230227177