www.wikidata.de-de.nina.az
Als Schlacht bei Huls werden Kampfhandlungen bezeichnet die im Verlauf des Truchsessischen Krieges am 19 November des Jahres 1583 im Norden des heutigen Krefelder Stadtteiles Huls beim Ortsteil Orbroich stattfanden 1 Schlacht bei Huls 1583 Zeichnung von Frans Hogenberg aus dem 16 JahrhundertDer Kolner Erzbischof Gebhard Truchsess von Waldburg Trauchburg neigte dem Protestantismus zu vorrangig um seine Geliebte die Grafin Agnes von Mansfeld heiraten zu konnen Kaiser und Papst konnten diesem Vorhaben nicht tatenlos zusehen und so wurde der Truchsess im April 1583 abgesetzt wahrend das Domkapitel als Nachfolger im Doppelamt des Kurfursten und Erzbischofes am 22 Mai 1583 Ernst von Bayern aus dem Hause Wittelsbach wahlte Bei den dann folgenden militarischen Auseinandersetzungen spielte Graf Adolf von Moers und Neuenahr eine wichtige Rolle ein Freund und Parteiganger des abgesetzten Truchsess Die etwa 60 km nordlich von Koln gelegene kleine Herrlichkeit Huls stand dabei insofern im Blickpunkt als der uberwiegend katholisch gebliebene Kernort eine Unterherrschaft von Kurkoln bildete wahrend der kleinere Ortsteil die sogenannte Moersische Strasse seit dem 15 Jahrhundert als Enklave zur Grafschaft Moers zahlte die inzwischen zur reformierten Glaubensrichtung gewechselt war 2 Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrunde 2 Allianzen 3 Schlachtverlauf 4 Gedicht 5 Nach der Schlacht 6 EinzelnachweiseHintergrunde BearbeitenSowohl der Noch Erzbischof Truchsess als sein Moerser Freund Adolf hatten ein Interesse daran den ihnen gefolgspflichtigen Ort vom Katholizismus zur Reformation zu fuhren und das umliegende katholisch kurfurstliche Land in ein sakularisiertes Kurfurstentum zu wandeln Auf Schloss Moers hatten sich der Truchsess und seine Geliebte Agnes von Mansfeld regelmassig heimlich getroffen hier waren die Plane zur Hochzeit mit der Grafin und evangelischen Gerresheimer Stiftsdame entstanden Die katholische Seite unter dem Gegen Erzbischof Ernst von Bayern formierte sich und so kam es zu den Kampfhandlungen im Umfeld des Dorfes Der das ganze Rheinland und umliegende Gebiete in Mitleidenschaft ziehende Truchsessische oder Colnische Krieg dauerte sieben Jahre in denen der kleine Ort Huls mehrfach umkampft war und unter wechselnde Herrschaften fiel 2 Allianzen BearbeitenDa der Truchsess sich nicht als Lutheraner sondern als Calvinist sah bekam er keine Unterstutzung von lutherischen Kurfursten etwa aus Brandenburg oder Sachsen Seine Hauptverbundeten waren zunachst der ebenfalls dem Calvinismus anhangende Graf Adolf von Moers sowie die Wetterauer Grafen an ihrer Spitze Graf Johann VI von Nassau Dillenburg 3 Wichtige militarische Erfolge erzielte die kurfurstlich Moersische Allianz im April 1587 zunachst mit der Besetzung von Rheinberg Von dort war eine Vorhut in Richtung Huls gezogen Reiter und Fussknechte der protestantischen Seite setzten sich daraufhin in Huls fest und befestigten den Ort in ihrem Sinne Weitere Moersische Truppen sammelten sich in Uerdingen um von dort aus einerseits die bereits im Ort verschanzten Moerser Soldner zu unterstutzen andererseits von dieser Basis aus das katholische Kempen zu bedrangen Die katholische Allianz des Gegen Erzbischofes Ernst von Bayern versammelte sich unter der Fuhrung des Kolner Chorbischofes Friedrich von Sachsen Lauenburg der wiederum Gefolgschaften durch eine Schar Wallonen aus Roermond aufbieten konnte so dass sich schliesslich viertausend Mann Fussvolk und dreihundert Berittene bei Huls verschanzten 2 Schlachtverlauf BearbeitenIm Oktober 1583 belagerten die Katholischen zunachst das Dorf Huls das von den Soldnern des fur die calvinistische Seite kampfenden Moerser Grafen gehalten wurde Uberliefert ist dass die protestantischen Besatzer ein hinkendes Pferd mit Heiligenbildern beladen vor die Tore auf die Belagerer zutrieben diese wiederum trieben das Pferd mit einem montierten Galgen versehen zuruck in den Ort zum Zeichen was dem Gegner bei einer Niederlage bluhen werde 4 Die Hauptschlacht fand nordwestlich der Ortsgrenze statt Ein zeitgenossischer Kupferstich aus der Sammlung Frans Hogenberg zeigt das Kampfgetummel gesehen von Osten etwa im Bereich zwischen heutigem Boomdyk und Lookdyk Blick nach Westen Richtung Orbroich Der Ort Huls liegt linkerhand die Landwehren rechterhand verlaufend Richtung Vinnbruck und Schadmey beim Rittergut Gastendonk 5 Die Moersischen Soldner lagern im Vordergrund angefuhrt vom Grafen zu Alpen hoch zu Rosse gemeint ist der Moerser Graf Adolf selbst der ursprunglich der Nebenlinie von Neuenahr Alpen entstammte und neben seinem Titel von Neuenahr Moers auch weiterhin den von Neuenahr Alpen fuhrte 6 Die Truppen der katholischen Seite des Chorbischofs deutsche Lanzenreiter die Wallonen des Grafen von Reifferscheid und Soldner des Obristen von Esseneur haben sich in getrennten Lagern bei Orbroich und sudlich vor dem Ort Huls verschanzt 7 Zwei Tage vor der Schlacht am 17 November hatte Graf Adolf von Moers Truppen seines Verbundeten des Prinzen Heinrich von Braunschweig bei Rheinberg uber den Rhein geleitet und von dort durch Moersisches Gebiet zunachst ins befestigte Uerdingen wo weitere Verbundete u a aus den befreundeten staatischen Niederlanden hinzustiessen 8 Ein Teil der Moersisch Truchsessischen Truppen ruckte an Krefeld vorbei durch das Kliedbruch Richtung Huls wahrscheinlich von Traar kommend uber den heutigen Steegerdyk Gegen 10 Uhr Morgens erreichten sie Huls zunachst nur in der Absicht Proviant und Munition vor dem Ort bei der Landwehr entlang des Baches Floth zu deponieren 9 Die Situation der Katholischen Seite stellte sich derweil so dar die in getrennten Quartieren lagernden Wallonen des Grafen von Reifferscheid einheimische Reiter und Landsknechte des Chorbischofs sowie das Regiment des Obristen Esseneur waren auf einen Uberfall durch die Moersischen nicht vorbereitet Der Chorbischof selbst mit seinen Rittmeistern und von Reifferscheidt waren aber an dem Morgen zum Besuche eines Edelmannes weggeritten Von den Berittenen des Chorbischofs waren einige unterwegs in den Bauernschaften zum Fouragieren d h zum Plundern und Beutemachen 10 Eine weitere von den Katholischen erwartete Unterstutzung durch wallonische Lanzenreiter des Marschalls von Schwarzenberg und des Herrn von Goesbeek kam weil sie unterwegs eine langere Weinpause eingelegt hatten verspatet in Huls an allerdings just zu dem Zeitpunkt als die Moersischen im Hulser Bruch auftauchten Es kam zu kleinen Scharmutzeln der Moerser mit den inzwischen anruckenden Wallonen die zunachst den Platz behaupteten Derweil erschien der Chorbischof mit seinen Reitern auf dem Ruckweg ins Lager Jetzt kam es zu einer taktischen Fehlentscheidung der Katholischen Truppenfuhrung Anstatt mit den reichlich vorhandenen Gepack und Beutewagen eine Wagenburg zu bilden und so die zahlenmassig unterlegenen Einheiten der Moersischen leicht abzuwehren versuchten sie die Wagen aus dem Gefechtsfeld fort nach Suden in Sicherheit zu bringen Auch die eigenen Reiter diesen Ruckzug als Flucht deutend ritten davon statt in den Kampf einzugreifen Dadurch geriet das Fussvolk der katholischen Seite Soldner Esseneurs und Reifferscheidts ins Wanken 11 Es gab aber noch die schon langer im Ort selbst verschanzte Moersisch Truchsessische Besatzung die das Geschehen beobachtete und jetzt einen Ausfall zur Unterstutzung ihrer aus Uerdingen herangeruckten Kameraden wagte So kamen die Katholischen von zwei Seiten in die Zwickmuhle Die fur die katholische Seite kampfenden Wallonen gerieten endgultig in Panik und flohen Richtung Kempen und nach Suden Einmal auf der Flucht wurden sie von den Moersischen verfolgt vier Einheiten vollig aufgerieben Vier Geschutze und 300 Wagen mit Proviant und Beutegut fielen in die Hande der Verfolger 12 Auch der Freiherr von Esseneur wurde schwer verwundet und in das von Moersern besetzte Krefeld geschleppt Von neun Fahnlein ein Fahnlein gleich etwa 300 Mann wurden vier ganz aufgerieben Hauptleute Fahnriche und Lieutenants getotet 500 gerieten in Gefangenschaft Der Chorbischof fluchtete mit seiner Leibtruppe in sein Pfandhaus Hulchrath Graf Werner von Reifferscheid setzte sich nach Neuss ab der Probst von Gent kam in Kempen unter Der katholische Gegen Kurfurst Ernst von Baiern selbst war bei der Schlacht gar nicht dabei er hatte sich mit starkem Gefolge nach Luttich zu einem Landtag begeben Eine weitere Unterstutzung fur die Katholischen 300 Mann spanische Truppen des Don Pedro hatte sich zwar von der Maas her Richtung Huls begeben aber als sie ankamen war die Schlacht bereits vorbei sie drehten daher in Richtung Aldekerk ab um den Feind zumindest am weiteren Vordringen zu hindern Die Moersisch Truchsessischen liessen sich durch die Prasenz der Spanier auch von ihrem Vorgehen abhalten den Rhein herauf Richtung zu Bonn ziehen ihre aus Westfalen gekommenen Unterstutzer zogen derweil uber den Rhein nach Osten ab 13 Graf Adolfs eigene Landsknechte besetzten vorerst weiter den Ort Huls Auch verblieben einige Hundertschaften seiner Soldner in Uerdingen und Rheinberg 14 Gedicht BearbeitenDer Hogenbergische Kupferstich enthalt ein Gedicht die Niederlage des Friedrich von Sachsen Lauenburg beschreibend 2 15 Friedrich von Sachsen wohlgemut Vor Huls sich legt mit grossem Gut Veracht des Truchsess kleine Macht Welches ihn danach in Ungluck bracht Dann da sie plotzlich inher drang Kunnt er dafur nit stehen lang Verliess allda dem Feind das Feld Mit manchem Wagen Gut und Geldt 1200 Pferde 2000 zu Fuss 19 November 1583 Nach der Schlacht BearbeitenNach der Schlacht wurde Huls weiterhin wechselnd besetzt die Burger waren Plunderungen der jeweiligen Besetzer ausgesetzt Kirche und Kirchturm wurden verwustet die beiden Muhlen zerstort Insassen der beiden Hulser Kloster fluchteten fur mehrere Jahre ins benachbarte Kempen 16 Die Allianz des Gebhard Truchsess hatte nur vorubergehenden Erfolg Langerfristig gewann Ernst von Bayern der neu gewahlte Gegen Kurfurst die Oberhand Graf Adolf der Sieger von Huls kampfte noch einige Jahre weiter u a als von den Oraniern ernannter Statthalter des Gelderlandes nachdem er Moers wegen der Belagerung durch spanisch katholische Truppen im Jahre 1586 verlassen musste 17 Am 18 Oktober 1589 kam er bei einem Unfall mit Pulverfassern in Arnheim ums Leben 18 Gebhard Truchsess von Waldburg ging 1584 auf Vermittlung von Wilhelm von Oranien in die Niederlande und eroberte mit deren Unterstutzung am 23 Dezember 1587 Bonn 1589 gab er den Kampf auf siedelte mit seiner Grafin nach Strassburg uber und wurde evangelischer Domdechant am Hof von Herzog Friedrich von Wurttemberg Er starb 1601 in Strassburg Kurkoln und somit der Ort Huls blieben fortan katholisch gepragt Einzelnachweise Bearbeiten Werner Mellen Huls eine Chronik Verlag Kaltenmeier Sohne Krefeld Huls 1998 S 36 ISBN 3 9804002 1 2 a b c d Karl Hirschberg Historische Reise durch die Grafschaft Moers Verlag Steiger Moers 1975 S 63 Joachim Daebel Die Reformation in der Grafschaft Moers 1527 1581 Verlag Neukirchener Verlagsgesellschaft mbh Neukirchen Vluyn 2011 S 221 ISBN 978 3 7887 2592 1 Werner Mellen Huls eine Chronik Verlag Kaltenmeier Sohne Krefeld Huls 1998 S 37 ISBN 3 9804002 1 2 Helmut Sallmann Die Krefelder Landwehren Druck Heilpadagogisches Zentrum Krefeld 2005 S 30 Joachim Daebel Die Reformation in der Grafschaft Moers 1527 1581 Verlag Neukirchener Verlagsgesellschaft mbh Neukirchen Vluyn 2011 S 198 ff Helmut Sallmann Die Krefelder Landwehren Druck Heilpadagogisches Zentrum Krefeld 2005 S 30 Joachim Daebel Die Reformation in der Grafschaft Moers 1527 1581 Verlag Neukirchener Verlagsgesellschaft mbh Neukirchen Vluyn 2011 S 198 ff Max Lossen Geschichte des Kolnischen Krieges Verlag G Franz scher Verlag Jos Roth Munchen und Leipzig 1897 S 436 442 Max Lossen Geschichte des Kolnischen Krieges Verlag G Franz scher Verlag Jos Roth Munchen und Leipzig 1897 S 436 442 Max Lossen Geschichte des Kolnischen Krieges Verlag G Franz scher Verlag Jos Roth Munchen und Leipzig 1897 S 436 442 Karl Hirschberg Historische Reise durch die Grafschaft Moers Verlag Steiger Moers 1975 S 68 Max Lossen Geschichte des Kolnischen Krieges Verlag G Franz scher Verlag Jos Roth Munchen und Leipzig 1897 S 436 442 Karl Hirschberg Historische Reise durch die Grafschaft Moers Verlag Steiger Moers 1975 S 68 Helmut Sallmann Die Krefelder Landwehren Druck Heilpadagogisches Zentrum Krefeld 2005 S 30 Werner Mellen Huls eine Chronik Verlag Kaltenmeier Sohne Krefeld Huls 1998 S 37 ISBN 3 9804002 1 2 Joachim Daebel Die Reformation in der Grafschaft Moers 1527 1581 Verlag Neukirchener Verlagsgesellschaft mbh Neukirchen Vluyn 2011 S 221 224 Karl Hirschberg Historische Reise durch die Grafschaft Moers Verlag Steiger Moers 1975 S 72 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlacht bei Huls 1583 amp oldid 225766682