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Der Schifflersgrund ist eine Senke die topographisch zwischen den Ortschaften Asbach Sickenberg Thuringen und Bad Sooden Allendorf Hessen liegt Bis zum Jahr 1990 verlief hier die innerdeutsche Grenze zwischen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland und damit die Grenze zwischen dem Warschauer Pakt und der NATO Innerdeutsche Grenze zwischen Thuringen rechts und Hessen links die hier vom Grenzmuseum Schifflersgrund erhalten wird Zu sehen ist der seinerzeit mit SM 70 Minen gesicherte Grenzzaun einreihiger Metallgitterzaun mit davorliegendem Kontrollstreifen Spurensicherungsstreifen und Kolonnenweg mit Fahrspurplatten die eigentliche Grenze befand sich oberhalb des mittlerweile bewaldeten Hangs Inhaltsverzeichnis 1 Geographische Lage 2 Geschichte 2 1 Zwangsaussiedlungen 2 2 Flucht 3 Grenzmuseum 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeographische Lage BearbeitenDer Schifflersgrund ist eine in Richtung Walsetal verlaufende Senke knapp zwei Kilometer nordostlich von Bad Sooden Allendorf Das Gebiet befindet sich auf einem oberhalb des Werratales gelegenen Buntsandsteinplateau unterhalb des Sickenberges 294 5 m und des Heierkopfes 286 1 m Weiter ostlich verlaufen die nordlichen Auslaufer der Gobert mit dem Dietzenroder Stein Naturraumlich gehort der Schifflersgrund zum Sooden Allendorfer Werratal und ist heute Teil des Grunen Bandes Deutschland Verkehrsmassig zu erreichen ist der Ort uber die Landesstrassen L 1003 und L 2012 von Wahlhausen nach Sickenberg und die L 3239 und L 2012 von Bad Sooden Allendorf nach Sickenberg Die Kreisstrasse K 59 von Allendorf in Richtung Sickenberg fuhrt unmittelbar an der Senke vorbei Geschichte Bearbeiten nbsp Die Landschaft zwischen dem Sickenberg und dem Heierkopf mit dem Schifflersgrund im Jahr 1857Der Schifflersgrund ist ein durch Land und Forstwirtschaft gepragter Landstrich abseits grosserer Siedlungen Er lag seit Jahrhunderten im Grenzbereich unterschiedlicher Herrschaften so der hessischen Landgrafen und des kurmainzischen Eichsfeldes Von 1803 gehorte er zum Kurfurstentum Hessen und ab 1866 zur preussischen Provinz Hessen Nassau Nach Kriegsende 1945 kam der Schifflersgrund unter amerikanischer Besatzung zum Land Hessen das benachbarte preussische Eichsfeld kam nach Thuringen Am 17 September 1945 trafen sich in der Ortschaft Wanfried unweit der Demarkationslinie ranghohe amerikanische und sowjetische Offiziere um einen Streitfall zwischen den Alliierten zu beseitigen wodurch die Zukunft in den betroffenen Regionen nachhaltig beeinflusst wurde Unterhalb des Hansteins verlief die fur die Westalliierten wichtige Eisenbahnverbindung Bremerhaven Hannover Gottingen nach Bebra Auf diesem Streckenabschnitt im Volksmund Whisky Wodka Linie genannt durchquerten die Zuge auf einer Lange von knapp drei Kilometern die Sowjetische Besatzungszone Durch sowjetische Kontrollen kam es zu Behinderungen im Zugverkehr es entstand eine gewisse Abhangigkeit amerikanischer Streitkrafte vom sowjetischen Wohlwollen Auf Drangen der Amerikaner wurde beim Wanfrieder Abkommen ein Gebietsaustausch beschlossen Funf hessische und zwei thuringische Dorfer wechselten ihre Besatzungszonenzugehorigkeit Die ehemals hessischen Gemeinden Asbach Sickenberg Vatterode Hennigerode und Weidenbach und damit auch der Schifflersgrund gehorten fortan zur Sowjetischen Besatzungszone und somit zum Gebiet der spateren DDR Von 1952 bis 1990 verlief in diesem Gebiet die Innerdeutsche Grenze und seit diesem Zeitpunkt die hessisch thuringische Landesgrenze Zwangsaussiedlungen Bearbeiten Von ebenso einschneidender Bedeutung fur die Bewohner des grenznahen Raumes waren die Jahre 1952 und 1961 Am 26 Mai 1952 erliess die DDR Regierung eine Verordnung uber Massnahmen an der Demarkationslinie zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und den westlichen Besatzungszonen Deutschlands Unter dem propagandistischen Vorwand einer akuten Bedrohung der DDR durch die Bundesrepublik und ihre Verbundeten wurde einen Tag spater am 27 Mai durch das Ministerium fur Staatssicherheit eine Polizeiverordnung uber die Einfuhrung einer besonderen Ordnung an der Demarkationslinie erlassen Uber die gesamte Lange der spateren Grenze wurde ein Kontrollstreifen unmittelbar vor der Demarkationslinie geschaffen und das anschliessende 500 Meter breite Gebiet als Schutzstreifen bezeichnet Ihm schloss sich in einer Tiefe von circa funf Kilometern die Sperrzone an Diese Einteilung blieb bis zum Fall der Mauer im Jahr 1989 bestehen Die Orte Asbach Sickenberg Wahlhausen und Lindewerra waren Gemeinden im Schutzstreifen und damit fur Fremde kaum zu erreichen 1952 wurde zeitgleich in allen Orten des Schutzstreifens und der Sperrzone eine Zwangsumsiedlung durchgefuhrt Tausende von Menschen mussten innerhalb kurzester Zeit das Notwendigste packen und ihre Heimat verlassen Dieser Vorgang lief unter der Tarnbezeichnung Aktion Ungeziefer Ahnliches wiederholte sich 1961 nach Beginn des Mauerbaus unter dem Decknamen Aktion Kornblume 1952 wurden drei Familien aus Asbach Sickenberg zwangsausgesiedelt zwei weiteren Familien und einem Mann gelang noch die Flucht in den Westen Bei der zweiten Aussiedlungsaktion 1961 wurde eine Familie aus dem Ort ausgewiesen Auf Grund der vielen Einschrankungen im Schutzstreifen und der abgelegenen Ortslage die alten Strassenverbindungen zum nahen Bad Sooden Allendorf existierten nicht mehr verliessen weitere Familien die beiden Ortsteile standen 1990 11 Hauser leer 1 Die an der Grenze am Hainsbach in Asbach gelegene Ober und Untermuhle wurden in den 1950er Jahren fur den Ausbau der Grenzanlagen abgerissen 2 Flucht Bearbeiten nbsp Original Frontlader H J Grosses im Grenzmuseum SchifflersgrundAm 29 Marz 1982 starb der 34 jahrige Meliorationsarbeiter Heinz Josef Grosse bei einer versuchten Flucht aus der DDR direkt im Schifflersgrund 3 Als Zivilist war er uber Jahre hinweg unmittelbar an der Grenze tatig und fuhrte an diesem Tag Erdarbeiten aus Als sich die bewachenden Grenzposten in einem Gelandewagen entfernt hatten fuhr Grosse an eine Stelle des Grenzzaunes an der er den Ausleger seines Frontladers uber den mit SM 70 Minen gesicherten Zaun legen konnte Er kletterte auf den Ausleger sprang uber den Zaun und versuchte uber eine steile Boschung die Grenzlinie zu erreichen Die beiden zuruckgeeilten Grenzposten bemerkten das Fahrzeug und den Fluchtenden Auf Warnschusse folgte gezieltes Maschinengewehrfeuer Heinz Josef Grosse wurde todlich in den Rucken getroffen Die Beisetzung erfolgte in seiner Heimatgemeinde Thalwenden In der zensierten Traueranzeige durften keine Formulierungen verwandt werden die Ruckschlusse auf ein unnaturliches Ableben ermoglicht hatten Die Grenzsoldaten die Grosse erschossen hatten wurden 1996 vom Landgericht Muhlhausen zu Jugendstrafen auf Bewahrung verurteilt Die Flucht des Heinz Josef Grosse wurde im Zeitzeugenbericht Die Macht der Liebe des Dokumentarfilmers Martin Schulbe aufgearbeitet Grenzmuseum Bearbeiten nbsp Logo des GrenzmuseumsUnweit dieser ereignisreichen Schauplatze entstand in den Jahren 1990 1991 das Grenzmuseum Schifflersgrund Es war das erste seiner Art in der wiedervereinigten Bundesrepublik Der aus einem Privatengagement entstandene Verein Arbeitskreis Grenzinformation e V hatte sich zum Ziel gesetzt einige historisch bedeutsame Fragmente des ehemaligen antifaschistischen Schutzwalls zu konservieren und der Nachwelt zuganglich zu machen Daraus ist eine komplette Museumsanlage entstanden die ausfuhrlich uber die vorgenannten Ereignisse informiert und daruber hinaus als Lern und Weiterbildungsort genutzt wird Im Jahr 2013 hatte das Museum etwa 45 000 Besucher 4 Seit August 2009 erinnert die Skulpturengruppe Verbrannte Traume des Holzbildhauers Sebastian Seiffert an die 26 Todesopfer zwischen 1945 und 1989 an der hessisch thuringischen Grenze 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schifflersgrund Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur uber Schifflersgrund im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Website des Grenzmuseums SchifflersgrundEinzelnachweise Bearbeiten Hg Edith Behrends Jakob Eisler Zwischen Erinnerung und neuer Gemeinsamkeit Grenzmuseum Schifflersgrund Bad Sooden Allendorf 2016 S 61 63 Volker Grosse Gunter Romer Verlorene Kulturstatten im Eichsfeld 1945 bis 1989 Eine Dokumentation Eichsfeld Verlag Heilbad Heiligenstadt 2006 Seite 16 17 Anne Kaminsky Hrsg Orte des Erinnerns Gedenkzeichen Gedenkstatten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR Links 2007 ISBN 978 3 86153 443 3 S 530 f 45 000 Besucher im Grenzmuseum Schifflersgrund thueringer allgemeine de vom 13 Januar 2014 abgerufen am 25 Januar 2016 Auf der anderen Seite Eine Fotogeschichte uber das Grenzgebiet Schifflersgrund Seite 3151 285277777778 9 9936111111111 Koordinaten 51 17 7 N 9 59 37 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schifflersgrund amp oldid 207461679