www.wikidata.de-de.nina.az
Santissima Annunziata ist eine romisch katholische Kirche vom Rang einer Basilica minor in Florenz und die Grundungs und Klosterkirche des Servitenordens Die im 13 Jahrhundert gegrundete und vor allem in der ersten Halfte des 15 Jahrhunderts zur heutigen Gestalt umgebaute Kirche ist Namensgeberin der angrenzenden Piazza und beherbergt eines der wichtigsten und am meisten verehrten Heiligtumer der Stadt Ihren Namen und ihr Patrozinium hat sie nach der Verkundigung Maria ital Santissima Annunziata Basilika Santissima AnnunziataAnsicht von der Piazza SS AnnunziataDatenOrt FlorenzBaumeister Michelozzo di Bartolommeo Leon Battista Alberti und Giovanni Battista CacciniBaujahr 1250 1857Koordinaten 43 46 38 5 N 11 15 39 5 O 43 777361 11 260965 Koordinaten 43 46 38 5 N 11 15 39 5 O Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 3 1 Chiostrino dei Voti oder dei Boti 3 2 Verkundigungsfresko und Tabernakel 3 3 Ostliche Kapellen und rechter Querarm Auswahl 3 3 1 Cappella dell Addolorata di Santa Maria Maddalena 3 3 2 Cappella di Santa Barbara e San Quirico 3 3 3 Cappella della Pieta 3 4 Westliche Kapellen und linker Querarm Auswahl 3 4 1 Cappella Montauto 3 5 Apsis Rotunde Tribuna 3 5 1 Cappella della Nativita 3 5 2 Cappella della Risurrezione 3 5 3 Cappella della Madonna del Soccorso 3 6 Weitere Ausstattung 3 6 1 Grosser Kreuzgang Chiostro dei Morti 3 6 2 Cappella di San Luca 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksGeschichte Bearbeiten nbsp Historischer Zustand um 1450 im Codex RusticiDer Legende nach wurde der spatere Bettelorden der Serviten 1233 durch sieben Kaufleute in Florenz begrundet Nachdem sich die Laienbruderschaft um 1245 46 zu einer religiosen Gemeinschaft mit festen Regeln entwickelt hatte wurde ihr im Februar 1250 das Recht eines Kirchenbaus zugestanden Dessen Baugrund befand sich damals ausserhalb der Stadtmauern von Florenz Mit dem von 1280 bis 1333 erbauten letzten Mauerring wurde die bereits 1254 baulich erweiterte Kirche der Santissima Annunziata Teil des Stadtgebiets Der bestandig vergrosserte und ausgeschmuckte Kirchenbau und die soziale Aktivitat des Ordens pragte in den folgenden Jahrzehnten die urbanistische Entwicklung und Gestaltung der spater als Piazza dell Annunziata bekannten Platzanlage sowie der als Via dei Servi auch Via de Servi bezeichneten Verbindungsstrasse zwischen der Kathedrale von Florenz und der Kirche der Serviten Die bereits ab der Mitte des 14 Jahrhunderts nachweisbare Verehrung des Verkundigungsfreskos von Santissima Annunziata fuhrte zu einer ungewohnlich stark ausgepragten Praxis der Hinterlassung wachserner Votivgaben durch die Glaubigen Die grosse Zahl dieser Wachsobjekte darunter teilweise lebensgrosse Statuen und sogar Bildnisse von Reitern in tatsachlicher Grosse pragten bis ins 18 Jahrhundert hinein das Aussehen des Kirchenraums aber auch die Ladengeschafte von Handlern in der Via dei Servi Diese kulturelle Praxis wurde vor allem von Julius von Schlosser ausfuhrlich untersucht und gewurdigt nbsp Aussenansicht nbsp Vorhof Chiostrino dei Voti nbsp Innenraum nbsp Tabernakel der Verkundigung nbsp Apsis Rotunde Tribuna nbsp Grosser Kreuzgang Chiostro dei Morti Architektur BearbeitenSantissima Annunziata ist eine nach Norden ausgerichtete einschiffige Saalkirche auf kreuzformigem Grundriss Der Kern des heutigen Gebaudes geht auf den vierten Erweiterungsbau zuruck der etwa ab 1440 von Michelozzo ausgefuhrt wurde Das durch Pier Francesco Silvanis Umbauten der 1660er und 1670er Jahre barock uberformte Langhaus wird von jeweils funf Kapellen flankiert die weitestgehend durch Durchgange miteinander verbunden sind Nordlich des Querarms schliesst das Schiff durch eine enorme Rotunde ab die von einem Kranz aus neun Kapellen umschlossen wird Links von dieser sogenannten Tribuna befindet sich die Sakristei nbsp Wappen der Pucci im FussbodenVor der Kirche befindet sich der sogenannte Chiostrino dei Voti dem ursprunglich eine von zwei Saulen getragene Loggia vorgeblendet war Sie wurde ab 1601 durch die florentinische Familie Pucci zu einer imposanten siebenbogigen Loggia erweitert Mit dieser Form nimmt ihr Architekt Giovanni Battista Caccini die altere Fassade des angrenzenden Ospedale degli Innocenti auf die von Filippo Brunelleschi stammt sowie die ab 1516 von Antonio da Sangallo dem Alteren entworfenen Bogenfelder des Loggiato dei Servi gegenuber dem Ospedale Westlich des Kirchenbaus der Santissima Annunziata befindet sich das Konventsgebaude mit zwei grossen Kreuzgangen einer Bibliothek und zahlreichen Funktionsraumen Mehr als die Halfte dieser Gebaudetrakte wird heute vom Istituto Geografico Militare und der Universitat Florenz genutzt und ist uber die Piazza di San Marco beziehungsweise die Via Cesare Battisti zuganglich nbsp Grundriss des Baukomplexes der Santissima Annunziata und seiner AusstattungAusstattung BearbeitenChiostrino dei Voti oder dei Boti Bearbeiten nbsp Chiostrino dei Voti Wanddekorationen von Andrea Feltrino 1510 14 und dem Glasdach aus dem 19 Jh nbsp Pontormo Heimsuchung Marias 1516Der Vorhof der seinen Namen den im spaten 17 und 18 Jahrhundert aus asthetischen und bautechnischen Grunden hierhin ausgelagerten Votivgaben ital voti im Dialekt boti verdankt ist von vierzehn kreuzgewolbten Jochen umfangen Unter Grossherzog Leopold II wurde der Hof mit einem Glasdach versehen um die bedeutende Freskenausstattung vor klimatischen Einflussen zu schutzen In den Lunetten entstand nach zwei ersten 1463 beziehungsweise 1475 entstandenen Fresken Alesso Baldovinettis und Cosimo Rossellis ab 1509 bedeutende Bildzyklen der Hochrenaissance Die Fresken Andrea del Sartos und seiner beiden hervorragendsten Schuler Jacopo da Pontormo und Rosso Fiorentino zeigen Szenen der Legende des Ordensheiligen Filipp Benizi sowie aus dem Marienleben Die Verkundigung Marias der erst 1517 abgeschlossenen Serie stammt von Franciabigio Ostlich des Vorhofs befindet sich das Oratorio di San Sebastiano westlich als Pendant dazu ein Durchgang von der Piazza zum grossen Kreuzgang Verkundigungsfresko und Tabernakel Bearbeiten Ihre besondere Bedeutung erlangte Santissima Annunziata vor allem durch ein Fresko der Verkundigung an Maria das sich heute beim Betreten der Kirche auf der linken Seite an der Gegenfassade befindet Das grossformatige Gnadenbild das vermutlich um 1350 von einem florentinischen Maler angefertigt wurde umgab schnell die Legende um 1250 von einem angeblichen Meister Bartolommeo begonnen und von einem Engel zu Ende gefuhrt worden zu sein Die tatsachliche Urheberschaft ist umstritten Im 16 Jahrhundert wurde das Fresko unter anderem dem Heiligen Lukas sowie Pietro Cavallini zugeschrieben 1 Von der neueren Forschung wird unter anderem eine Zuschreibung an Matteo di Pacino oder Orcagna diskutiert Eine alteste bekannte Kopie ist 1369 datiert nbsp Das um 1350 entstandene VerkundigungsfreskoIm Auftrag von Piero de Medici entwarf Michelozzo di Bartolommeo 1447 den heute sichtbaren mehr als funf Meter hohen Tabernakel an der das Bild schutzend rahmen sollte und zugleich eine Art Kapellenraum bildet Ausgefuhrt wurde die Arbeit durch Pagno di Lapo Portigiani 2 Die Weihe fand 1452 statt Spater wurde der Tabernakel durch barocke Aufbauten erganzt Piero liess sich ausserdem in der unmittelbar angrenzenden Langhauskapelle ein privates durch eine separate Tur vom Hof aus erreichbares Oratorium einrichten mit dem er sich einen exklusiven Zugang zum Gnadenbild schuf 3 Ostliche Kapellen und rechter Querarm Auswahl Bearbeiten Cappella dell Addolorata di Santa Maria Maddalena Bearbeiten An der nordlichen Wand der funften Kapelle der rechten Langshausseite befindet sich ein wohl nach 1456 geschaffenes Marmorgrab Orlando di Guccio de Medicis das Bernardo Rossellino zugeschrieben wird 4 Cappella di Santa Barbara e San Quirico Bearbeiten Die Kapelle diente den deutschen und flamischen Landsmannern in Florenz Compagnia dei Tedeschi e Fiamminghi vorrangig Kaufleute fur Gebete und Messen Hier ist unter anderem der Maler Giovanni Stradano in einem von seinem Sohn Scipio gestalteten Grab bestattet nbsp Die Pieta Baccio BandinellisCappella della Pieta Bearbeiten In der Kapelle unmittelbar rechts des Chorbereichs stellte sich der Bildhauer Baccio Bandinelli in der Gestalt des Nikodemus selbst dar Die 1559 datierte Pieta aus weissem Marmor entstand unmittelbar vor dem Tod des Kunstlers im Jahr 1560 Westliche Kapellen und linker Querarm Auswahl Bearbeiten Cappella Montauto Bearbeiten Die Cappella di San Girolamo die in den 1560er Jahren im Auftrag der Familie Montauto durch Alessandro Allori ausgestattet wurde paraphrasiert romische Hauptwerke Michelangelos vor allem aus der Decke der Sixtinischen Kapelle und seinem Jungsten Gericht Bei spateren Restaurierungen wurde unter der Altartafel Alloris ein bedeutsames Fresko des Quattrocentos von Andrea del Castagno wiederentdeckt Apsis Rotunde Tribuna Bearbeiten nbsp Fruherer Hauptaltar von Filippino Lippi und Pietro Perugino dat 1504 1507 heute Galleria dell Accademia Die 1444 begonnene und von Michelozzo ausgefuhrte Rotunde durch welche die Kirche um etwa ein Drittel verlangert wurde wird traditionell Leon Battista Alberti zugeschrieben Unter der enormen Spannweite der Kuppel befindet sich der Chorbereich dessen heutiges Aussehen aus dem 17 Jahrhundert stammt Ihre Ausmalung erfolgte zwischen 1680 und 1683 durch Baldassarre Franceschini genannt Il Volterrano Zwischen der Tribuna und dem Langhaus befindet sich der ebenfalls barocke Altar der eine altere Anlage des fruhen 16 Jahrhunderts ersetzt Nachdem ein an Leonardo da Vinci vergebener Auftrag fur den Hochaltar gescheitert war wurde dieser durch Filippino Lippi angefertigt und nach Lippis Tod von Pietro Perugino vollendet Diese Tafel befindet sich heute in der florentinischen Galleria dell Accademia Cappella della Nativita Bearbeiten Hier befinden sich wichtige Tafeln von Alessandro und Cristofano Allori sowie Jacopo Ligozzi und Domenico Cresti Cappella della Risurrezione Bearbeiten In der Kapelle links der Hauptchorkapelle der Cappella della Madonna del Soccorso befindet sich mit einer Auferstehung Christi ein Hauptwerk Agnolo Bronzinos An der linken Seitenwand dieser Kapelle befindet sich ausserdem ein von Giorgio Vasari besonders gelobter Heiliger Rochus des nordalpinen Bildhauers Veit Stoss Cappella della Madonna del Soccorso Bearbeiten Nachdem Bandinelli gescheitert war die zentrale Hauptchorkapelle zu erwerben gelang dies seinem Bildhauerkollegen Giambologna 1594 Er stattete die Kapelle in den Folgejahren aufwendig aus und konzipierte sie als personliche Grablege aber auch als mogliche Begrabnisstatte fur andere flamische Kunstler die keine Angehorigen in der Stadt hatten Der skulpturale Schmuck der Kapelle stammt ausser von Giambologna von seinen Schulern und Mitarbeitern Pietro Francavilla sowie Pietro Tacca der hier ebenfalls bestattet ist Die Ausmalung stammt primar von Ligozzi und Giovanni Battista Paggi Weitere Ausstattung Bearbeiten nbsp Andrea del Sarto Fresko der Madonna del Sacco 1525 Grosser Kreuzgang Chiostro dei Morti Bearbeiten Im sogenannten Chiostro dei Morti dem grossten Kreuzgang des Konvents wurden kurz nach 1600 in 24 Bildfeldern die Ordensheilige der Serviten dargestellt Die Maler sind Bernardino Poccetti Ventura Salimbeni Arsenio Mascagni und Matteo Rosselli 5 Zu den Hauptwerken der Kirche zahlt ferner Andrea del Sartos Madonna del Sacco von 1525 Das Fresko befindet sich uber der Verbindungstur des westlichen Querarms zum grossen Kreuzgang und wurde besonders im Rahmen der europaischen Grand Tour kunstinteressierter Reisender vielfach bewundert und kopiert Vom grossen Kreuzgang aus ist auch der Kapitelsaal im Nordwestflugel erreichbar der vor allem mit nach 1722 angefertigten Dekorationen geschmuckt ist sowie das Refektorium mit einem grossen Fresko von Santi di Tito Cappella di San Luca Bearbeiten nbsp Die Cappella di San LucaDer ehemalige Kapitelsaal am nordlichen Arm des grossen Kreuzgangs wurde 1561 auf Betreiben von Giovanni Angelo Montorsoli der sich gerade formierenden Kunstlervereinigung der Accademia del Disegno uberlassen Ihre Mitglieder neben Montorsoli vor allem Giorgio Vasari Alessandro Allori und Santi di Tito statteten die Kapelle in den Folgejahren bis etwa 1575 neu aus Neben weiteren Kunstlern sind hier Jacopo da Pontormo und Benvenuto Cellini bestattet Bis zu einer baulich veranderten Neuausrichtung des Raums im fruhen 19 Jahrhundert war die Kapelle der Heiligen Trinitat geweiht spater wurde sie nach dem Heiligen Lukas benannt In der Kapelle befindet sich eine funktionsfahige Orgel von 1702 Daruber hinaus wird der Raum heute zur Aufbewahrung weiterer Kunstwerke genutzt darunter vor allem ein Fruhwerk Pontormos Madonna mit Heiligen dat 1514 und ein Antonio di Francesco da Sangallo zugeschriebenes Kruzifix das um 1500 entstanden ist Literatur BearbeitenWalter Paatz Elisabeth Paatz Die Kirchen von Florenz Ein kunstgeschichtliches Handbuch 6 Bde Klostermann Frankfurt am Main 1940 1954 Bd 1 S 62 196 Francesca Petrucci Santissima Annunziata Palombi Rom 1992 Sabine Hoffmann Ein Heiliger und sieben Grunder Der Freskenzyklus zu den Ursprungen des Servitenordens im Chiostro dei Morti der Santissima Annunziata in Florenz 1604 1618 Deutscher Kunstverlag Berlin Munchen 2013 Gabriele Alessandrini Carlo Sisi La Basilica della Santissima Annunziata 2 Bande Edifir Florenz 2013 2014 Einzelnachweise Bearbeiten Giorgio Vasari Das Leben des Cimabue des Giotto und des Pietro Cavallini Neu ins Deutsche ubersetzt von Victoria Lorini Herausgegeben kommentiert von eingeleitet von Fabian Jonietz und Anna Magnago Lampugnani Wagenbach Berlin 2015 S 42 43 und S 109 Ulrich Pfisterer Einleitung zum Leben des Michelozzo in Giorgio Vasari Leben des Donatello und des Michelozzo Hrsg kommentiert und eingeleitet von Ulrich Pfisterer Wagenbach Berlin 2013 S 64f Wolfgang Liebenwein Die Privatisierung des Wunders Piero de Medici in SS Annunziata und San Miniato in Piero de Medici il Gottoso 1416 1469 Hrsg von Andreas Beyer und Bruce Boucher Berlin 1993 S 251 290 Anne Markham Schulz The Sculpture of Bernardo Rossellino and his Workshop Princeton 1977 Vgl ausfuhrlich Hoffmann 2013 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Santissima Annunziata Florenz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Santissima Annunziata Florenz amp oldid 238626009