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Salchau war ein Dorf in der Colbitz Letzlinger Heide Der 1935 von 365 Menschen bewohnte Ort wurde 1936 zur Anlegung eines Truppenubungsplatzes abgerissen und damit zur Wustung Salchau auf einer Landkarte von 1850 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Das erste Salchau 1 2 Erneute Besiedlung ab 1700 1 2 1 Vorwerk und Stapelkrug 1 2 2 Jagdhaus 1 3 Entwicklung im 19 und 20 Jahrhundert 1 4 Das Ende von 1933 bis 1936 2 Salchau nach 1936 3 Salchau heute 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas erste Salchau Bearbeiten Die erste urkundliche Erwahnung Salchaus erfolgte 1235 als Selechowe Weitere fruhe schriftliche Nennungen folgten 1246 Selchow und 1278 Selegow Der Ort war von Wenden bewohnt und wurde daher auch Wendisch Salchau genannt Durch den Ort fuhrte die Heerstrasse Neuhaldensleben Stendal 1235 gelangte die Halfte des Dorfes an das Zisterzienserkloster Neuendorf 1246 legte das Kloster in Salchau Weinberge an Das Dorf verfugte uber eine eigene Kirche deren Ruine noch bis 1850 festzustellen war Um 1450 wurde Salchau ein erstes Mal zur Wustung die Grunde hierfur sind unbekannt Der Ort wird 1457 in einer Bestatigungsurkunde des Klosters Neuendorf nicht mehr genannt Mehrere Jahrhunderte war es still um Salchau 1544 wurden die Waldgebiete sakularisiert kamen in kurfurstlich brandenburgischen Besitz als Markgrafenheide wurden von Tangermunde und spater vom Jagdschloss Letzlingen aus bejagt und vom Amt Neuendorf verwaltet Erneute Besiedlung ab 1700 Bearbeiten Vorwerk und Stapelkrug Bearbeiten In der Zeit vor dem Jahre 1700 errichtete das Kloster auf dem Gelande des alten Salchaus ein Vorwerk mit Rindern und Schafen Ab 1707 erhielt der Heidereiter Johann Valentin Wachs die Erlaubnis im Gebiet Salchaus einen Holzstapel anzulegen Hierbei handelte es sich um einen Platz auf dem das in den umliegenden Waldern geschlagene Holz verrechnet und verkauft wurde Die Holzwirtschaft wurde zu einem bestimmenden Faktor Salchaus Zugleich wurde das Recht erteilt an die Holzarbeiter und an Reisende Bier auszuschenken So entstand der bis 1936 bestehende Gasthof Stapelkrug Der Gasthof lag gunstig an der Kreuzung der Strasse Bremen Magdeburg Halle an der Saale der spateren Reichsstrasse 71 und der Heerstrasse Neuhaldensleben Stendal was den wirtschaftlichen Erfolg des Stapelkrugs erklarte Jagdhaus Bearbeiten 1727 entstand in Salchau auf Befehl Leopolds II ein furstliches Jagdhaus mit Garten und Stall zur Parforcejagd Neben dem Wohngebaude gab es weitere vier Gebaude fur Kuche Waschhaus Hunde Pferde und Viehstalle Fur die Jagdhundemeute bestand eine eigene Hundekuche Uber 20 Jahre war dieses grosse Jagdhaus Zentrum haufiger Jagdvergnugen Leopolds II Mit dem Regierungsantritt Leopolds II 1747 endete diese Ara und die Bedeutung des Jagdhauses ging zuruck Ein weiterer Grund war dass der Verwalter des Vorwerks Amtmann Schrader sich gegen die beabsichtigte Entwicklung des Hauses zum Gut durch weiteren Landerwerb wehrte Das furstliche Jagdhaus bestand jedoch ebenfalls bis 1936 Eine gewisse uberregionale Beachtung erlangte Salchau um 1748 als erster Ort der Provinz in dem der Kartoffelanbau betrieben wurde In den Jahren 1739 und 1749 wurden im zu Preussen gehorenden Salchau Siedler wohl aus Gebieten am Rhein angesiedelt Es wurden zwolf Grundbesitzerstellen eingerichtet Mit ihnen erhielt die Landwirtschaft nach und nach grossere Bedeutung auch wenn die Forstwirtschaft bis 1936 bestimmend blieb Entwicklung im 19 und 20 Jahrhundert Bearbeiten 1825 nahm als erster ausgebildete Lehrer Joachim Wachsmann seinen Dienst in Salchau auf Zunachst noch ohne Schulhaus welches erst 1826 entstand Zuvor war der Schulunterricht durch Handwerker in den Gebauden um den Dorfteich gegeben worden Der 1805 geborene Wachsmann war bis 1875 als Lehrer in Salchau tatig Er legte einen Schulgarten an und entdeckte dabei den bis dahin verschutteten Brunnen des alten Dorfes Salchau 1832 betrug die Einwohnerzahl Salchaus 235 22 Feuerstellen 1835 229 Einwohner 24 Hauser 1840 wurden 246 1885 376 Einwohner gezahlt Anders als das alte Salchau verfugte das neue Salchau nicht uber eine eigene Kirche Zunachst gehorte es kirchlich zu Burgstall spater zu Letzlingen Nachdem ab 1889 wegen der Baufalligkeit der Letzlinger Kirche immer wieder ein Gottesdienst in der Salchauer Schule gehalten wurde schaffte die Gemeinde 1902 ein Harmonium an Beim Neubau der Schule 1906 wurde im Hinblick auf die Gottesdienste das Dach der Schule in der Form eines Kreuzes gestaltet Bis zum Ende im Jahre 1936 gelang es jedoch nicht das Dach dauerhaft abzudichten Problematisch fur Salchau war die mangelnde Wasserversorgung Bis 1885 bestand im Oberdorf lediglich ein Brunnen Die Dorfbewohner mussten sich daher haufig das benotigte Wasser aus dem Brunnen am Dorfteich holen der jedoch oft ebenfalls erschopft war In diesem Falle musste das Wasser aus einem 2 5 km in Richtung Borne entfernten Brunnen der Wustung Schonfeld geholt werden In den Jahren 1885 und 1886 bauten Bergleute aus Hornhausen insgesamt sechs 120 Fuss 87 68 m tiefe Brunnen Im Jahr 1892 erreichte die Einwohnerzahl Salchaus mit 385 Menschen davon 89 Schulkinder ihren hochsten Wert 1910 war die Einwohnerzahl auf 346 gesunken In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg gewann das Kohleschwelen zeitweise eine grossere wirtschaftliche Bedeutung fur Salchau Im Jahre 1904 kam der Ort durch eine Raupenplage und die damit einhergehenden starkeren forstwirtschaftlichen Aktivitaten zu etwas Wohlstand Es wurden diverse neue Hauser und Scheunen errichtet Fur das Jahr 1914 wurde eine Maikaferplage verzeichnet Der Ort hatte mehrfach unter grossen Waldbranden zu leiden Grosse Brande wuteten in den Jahren 1917 1925 und 1929 Vom Konsistorium erhielt Salchau 1913 eine Kirchenglocke geschenkt die allerdings erst 1922 im zunachst fur zu schwach befundenen Dachturmchen der Schule aufgehangt wurde Fur 1200 Reichsmark wurde 1918 ein Pedalharmonium fur die Gottesdienste angeschafft nbsp Anzeige der Salchauer Gaststatte im Adressbuch Magdeburg 19161919 wurde Salchau an das Stromnetz angeschlossen Salchau hatte im Ersten Weltkrieg Opfer zu beklagen zu deren Gedenken 1920 eine Ehrentafel enthullt wurde In den Jahren 1927 und 1928 erfolgte die Verlegung von Wasserleitungen 1929 wurden an der Nordseite des Dorfes noch vier neue Siedlungshauser errichtet die jedoch nur eine kurze Zeit bestanden Das Ende von 1933 bis 1936 Bearbeiten 1933 andere Angaben 1934 wurde auf dem Platz vor der Schule von der Dorfgemeinschaft ein Kriegerdenkmal errichtet In dem Jahr der Machtergreifung der Nationalsozialisten bildete sich in Salchau eine Ortsgruppe der NSDAP der Arbeitsfront und der NS Frauenschaft Am 7 Dezember 1934 sturzte in der Nahe des Ortes eine Junkers F 13 der Lufthansa ab 1934 wurden Plane bekannt dass der Ort Salchau umgesiedelt werden sollte um die Colbitz Letzlinger Heide zu einem grossen durchgehenden Schiessplatz zu machen 1935 begannen die ersten Arbeiten im Ort wurden noch 365 Einwohner gezahlt Einige Einwohner forderten ein entschlossenes Angehen gegen die Raumung die meisten hatten aber Angst vor den staatlichen Zwangsmitteln wie der Enteignung Zum Teil erhofften sich die Einwohner durch Entschadigung und die geplante Neuansiedlung in Blumenberg bei Wanzleben eine wirtschaftliche Besserstellung Diese Zeit war im Dorf von Zwist und Streitigkeiten gepragt Fur die Heeresversuchsanstalt in Hillersleben wurde durch die Colbitz Letzlinger Heide ein 30 km langer 750 Meter breiter vollig gerader Streifen geschlagen der zukunftig als Schiessbahn dienen sollte Dieser von Hillersleben nach Borgitz verlaufende Streifen traf den sudlichen Teil Salchaus Durch die grosse Zahl von Arbeitern die mit den Arbeiten fur den Streifen eine dort entlanglaufende Betonbahn eine Bahnlinie und Bunker beschaftigt war erlebte Salchau eine letzte kurze wirtschaftliche Blute Als erster Salchauer verliess vor Weihnachten 1935 der Landwirt Hermann Horn den Ort Er zog nach Hassel bei Arneburg Im Januar 1936 begannen die Abrissarbeiten in Blumenberg um Platz zu schaffen fur die neu anzulegenden Hofe fur die Salchauer Bauern Hierbei erforderliche Sprengungen wurden durch das Magdeburgische Pionier Bataillon Nr 4 durchgefuhrt In Dolle entstanden im Februar 1936 Forstgehofte fur zwei Salchauer Forster Ab dem 31 Januar 1936 wurde der eigene Salchauer Postdienst bisher durch den Gastwirt Bierbass versehen eingestellt Die Post wurde fortan aus Dolle geliefert Der zweimal wochentlich nach Salchau fahrende Postkraftwagen stellte seine Tour nach Salchau ebenfalls ein und fuhr aus Wolmirstedt kommend nur noch bis Dolle Am 19 Februar 1936 gab der Salchauer Mannerturnverein bei Gastwirt Horn sein Abschiedsvergnugen Im Marz wurde ein grosser Teil der Bewohner nach Blumenberg umgesiedelt Salchau nach 1936 BearbeitenDas Dorfgebiet wurde Teil des Truppenubungsplatzes Nach der Niederlage Deutschlands im Zweiten Weltkrieg wurde der in der sowjetischen Besatzungszone und spater in der DDR liegende Truppenubungsplatz von der sowjetischen Armee genutzt Das erhalten gebliebene Kriegerdenkmal wurde 1978 gesprengt Plane zur Aufgabe der militarischen Nutzung nach der Wende von 1989 90 und dem spateren Abzug des sowjetischen russischen Truppen scheiterten heute wird der Truppenubungsplatz vom Gefechtsubungszentrum Heer der Bundeswehr in Letzlingen genutzt Die Burgerinitiative Offene Heide setzt sich fur eine zivile Nutzung des Gebietes ein In der Stadt Magdeburg wurde 1938 eine Strasse als Salchauer Strasse benannt die noch heute diesen Namen tragt Ferner erinnern auch in den Ortschaften Suplingen Letzlingen und Born Westheide Strassen mit ebendiesem Namen an Salchau Im Hinblick auf die Tatsache dass der Bau des Truppenubungsplatzes wohl im Zusammenhang mit den deutschen Kriegsvorbereitungen auf den Zweiten Weltkrieg zu sehen ist wurden in spateren Jahren die umgesiedelten Salchauer auch als die ersten Vertriebenen des Zweiten Weltkriegs bezeichnet Salchau heute BearbeitenAn Salchau erinnern heute an der alten Dorfstelle durch die Bundeswehr aufgestellte Ortseingangsschilder mit der Aufschrift ehemals Salchau an den fruheren Ort wovon sich zwei an der Reichsstrasse der heutigen Bundesstrasse 71 und eines an der Salchauer Chaussee aus Richtung Letzlingen befinden Im Herbst 1995 erfolgte die Restaurierung des Kriegerdenkmals welches am 16 Mai 1996 eingeweiht wurde Unweit des Denkmals sind Reste von Fundamenten zu erkennen Ein alter Brunnenschacht wurde oberirdisch wieder als Brunnen gestaltet Etwa 300 Meter ostlich des Ehrenmals befindet sich der ehemalige Friedhof dieser ist mit einem Jagerzaun sowie rundherum mit Findlingen eingefriedigt etwa in der Mitte befindet sich ein Kreuz aus Birkenholz Die ehemalige Ortslage gehort heute zur Gemarkung von Letzlingen Im Jahre 2009 wurde mitten in der alten Dorflage des ehemaligen Unterdorfes ein aus funf Gebauden bestehendes militarisches Kampfdorf in fester gemauerter Bauweise fur den Hauserkampf errichtet Ubungsstadt Schnoggersburg Laut Ansprache des Leiters des Gefechtsubungszentrums GUZ Oberst Gerd Kropf wahrend des Salchautreffens 2010 steht keines der Hauser auf Grundmauern der ehemaligen Wohnhauser 1 und 2 Laut Kleemann aus Letzlingen leben Stand Mai 2019 noch 10 ehemalige Bewohner des Dorfes davon 4 Manner und sechs Frauen Originalton von Herrn Kleemann 4 Sohne und 6 Tochter die in Salchau geboren wurden 3 Literatur BearbeitenDr Karl Ulrich Kleemann Das Heidedorf Salchau Geschichte und Geschichten eines Dorfes in der Colbitz Letzlinger Heide vom 13 Jahrhundert bis zur Gegenwart Mai 2006 Wilhelm Konecke Das wuste Dorf Salchau Ohrekreis Generalanzeiger vom 16 Februar 2000 Walter Nehring Salchau gestern und heute Der Mitteldeutsche vom 31 Mai 1936Einzelnachweise Bearbeiten Siehe dazu hier https www volksstimme de lokal gardelegen salchautreffen symbol fuer verlorene heimat52 4409 11 5729 Koordinaten 52 26 27 2 N 11 34 22 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Salchau Wustung amp oldid 232335552