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Sohngeit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Oxide und Hydroxide mit der chemischen Zusammensetzung Ga OH 3 3 und damit chemisch gesehen Galliumhydroxid SohngeitSohngeit aus der Tsumeb Mine Namibia Bildgrosse 6 5 mm Allgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1965 022 1 IMA Symbol Soh 2 Chemische Formel Ga OH 3 3 Mineralklasse und ggf Abteilung Oxide und HydroxideSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana IV F 06 IV F 15 010 4 FC 05 06 03 05 02Kristallographische DatenKristallsystem orthorhombischKristallklasse Symbol orthorhombisch pyramidal mm2Raumgruppe Pmn21 Nr 31 Vorlage Raumgruppe 31 3 Gitterparameter a 7 4865 A b 7 4379 A c 7 4963 A 3 Formeleinheiten Z 8 3 Physikalische EigenschaftenMohsharte 4 bis 4 5 4 Dichte g cm3 gemessen 3 84 synthetisch berechnet 3 847 5 Spaltbarkeit Andeutung wurfeliger Spaltbarkeit 4 Bruch Tenazitat keine AngabenFarbe weiss hellgelb hellbraun hellgrunlichgelb 5 Strichfarbe weiss 6 Transparenz durchsichtig bis durchscheinend 7 Glanz keine AngabenKristalloptikBrechungsindex n 1 736 5 Weitere EigenschaftenChemisches Verhalten loslich in Salzsaure und SchwefelsaureSohngeit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und entwickelt pseudokubische Kristalle sowie charakteristisch ausgebildete Kristallzwillinge und Mineral Aggregate von bis zu einem Zentimeter Grosse In reiner Form ist Sohngeit farblos und durchsichtig Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch durchscheinend weiss sein und durch Fremdbeimengungen eine hellgelbe hellbraune oder hellgrunlichgelbe Farbe annehmen Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 4 Kristallstruktur 5 Eigenschaften 5 1 Morphologie 5 2 Physikalische und chemische Eigenschaften 6 Bildung und Fundorte 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenAls Entdecker des Sohngeits gilt Hugo Strunz der das Mineral auf Anfang 1965 gesammelten deutlich sekundar umgewandelten Germanit Stufen mit Gallit Entmischungen gefunden hatte 4 Entsprechende Untersuchungen fuhrten zur Feststellung des Vorliegens eines neuen Minerals welches 1965 von der IMA anerkannt wurde 8 Nur wenig spater im Jahre 1965 wurde das Mineral von Hugo Strunz in einem kurzen Artikel als Sohngeit beschrieben 4 Benannt wurde das Mineral nach dem Geologen Adolf Paul Gerhard Sohnge 1913 2006 4 der von 1950 bis 1968 Chefgeologe der Tsumeb Mine in Namibia war 9 Das Typmaterial des Minerals wird an der Technischen Universitat Berlin Cotyp Sammlungs Nr 86 69 am Standort 89 1 aufbewahrt 10 Klassifikation BearbeitenBereits in der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Sohngeit zur Mineralklasse der Oxide und Hydroxide und dort zur Abteilung der Hydroxide wo er zusammen mit Stottit die Sohngeit Stottit Gruppe mit der System Nr IV F 06 und den weiteren Mitgliedern Dzhalindit und Wickmanit bildete Im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser klassischen Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr IV F 15 10 In der Lapis Systematik entspricht dies ebenfalls der Klasse Oxide und Hydroxide dort allerdings der Abteilung Hydroxide und oxidische Hydrate wasserhaltige Oxide mit Schichtstruktur wo Sohngeit zusammen mit Dzhalindit und Bernalit eine eigenstandige aber unbenannte Gruppe bildet 6 Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA und bis 2009 aktualisierte 11 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Sohngeit in die Abteilung der Hydroxide ohne U und V ein Diese ist weiter unterteilt nach der moglichen Anwesenheit von Hydroxidionen und Kristallwasser sowie der Kristallstruktur so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung Hydroxide mit OH ohne H2O eckenverknupfte Oktaeder zu finden ist wo es nun Namensgeber der Sohngeitgruppe mit der System Nr 4 FC 05 ist Zur Sohngeitgruppe gehoren nach wie vor Sohngeit Dzhalindit und Bernalit Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Sohngeit in die Klasse der Oxide und Hydroxide und dort in die Abteilung der Hydroxide und hydroxyhaltige Oxide ein Hier ist er in der unbenannten Gruppe 06 03 05 innerhalb der Unterabteilung Hydroxide und hydroxyhaltige Oxide mit OH 3 oder OH 6 Gruppen zu finden Chemismus BearbeitenSohngeit wurde 1965 als erstes oxidisches Galliummineral 4 beschrieben und ist bis heute auch das einzige Mineral mit Gallium als Hauptbestandteil geblieben Ideales Ga OH 6 besteht zu 77 62 aus Ga2O3 und zu 22 38 aus H2O wohingegen in analysierten Sohngeit Kristallen auch kleinere Gehalte an Silicium Aluminium und Eisen nachgewiesen worden sind 5 Kristallstruktur BearbeitenSohngeit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pmn21 Raumgruppen Nr 31 Vorlage Raumgruppe 31 mit den Gitterparametern a 7 4865 A b 7 4379 A und c 7 4963 A sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle 3 Die Kristallstruktur des Sohngeits zeigt Gallium in nahezu zentrischer Anordnung Die Sauerstoffatome bilden gestorte Oktaeder um das Gallium Die Oktaeder sind eckenverknupft und treten zu einem unendlichen Gerust zusammen 3 Eigenschaften Bearbeiten nbsp Zeichnung von Sohngeit Kristallen die zu einem idealisierten hypothetischen Drilling verwachsen sindMorphologie Bearbeiten Sohngeit bildet plattige bis tafelige gebogene Kristalle die zu eigenartigen bis 1 cm grossen Aggregaten zusammentreten Charakteristisch ist dabei die orientierte unter einem Winkel von 90 erfolgende Verwachsung der einzelnen Kristalle zu Kristallaggregaten die in der links abgebildeten Zeichnung zu erkennen ist 4 Diese Aggregate werden auch als mehrfache Penetrationswillingsbildungen nach einem unbekannten Gesetz diskutiert die eine kubische Kristallform vortauschen Haufig sind die Kristalle angelost und konnen visuell nur dann identifiziert werden wenn die charakteristischen Aggregate bzw Penetrationszwillinge vorliegen 12 13 Lange Zeit wurde davon ausgegangen dass alle Sohngeite die beschriebenen Verwachsungen zeigen jedoch sind auch tafelige Einzelkristalle bis 10 mm Grosse 13 sowie durchsichtige unverzwillingte pseudokubische Kristalle bis zu 1 mm Grosse bekannt 14 Physikalische und chemische Eigenschaften Bearbeiten Die durchscheinenden bis durchsichtigen Kristalle und Aggregate des Sohngeits sind weiss blassgelb blassbraun blassgrunlichgelb oder braun gefarbt die Strichfarbe wird mit weiss angegeben 4 Das Mineral zeigt Andeutung wurfeliger Spaltbarkeit 4 ist also gut bis undeutlich in drei Richtungen nach 100 010 und 001 spaltbar Mit einer Mohsharte von 4 bis 4 5 gehort Sohngeit zu den mittelharten Mineralen die sich etwas leichter als das Referenzmineral Apatit mit dem Taschenmesser noch ritzen lassen Die gemessene Dichte von synthetisierten Aquivalenten des Minerals betragt 3 84 g cm seine berechnete Dichte liegt bei 3 847 g cm 5 Sohngeit ist gut loslich in Salzsaure Chlorwasserstoff und Schwefelsaure 7 Bildung und Fundorte BearbeitenDas Mineral konnte bisher Stand 2016 nur an seiner Typlokalitat der weltberuhmten Cu Pb Zn Ag Ge Cd Lagerstatte der Tsumeb Mine Tsumcorp Mine in Tsumeb Region Oshikoto Namibia gefunden werden 15 16 Sohngeit ist ein typisches Sekundarmineral und bildete sich in der zweiten unteren Oxidationszone der in Dolomitsteinen sitzenden hydrothermalen polymetallischen Erzlagerstatte Tsumeb Er ist aus galliumhaltigen Germanit aus dem Tsumeb Erzkorper entstanden Das Mineral sitzt typischerweise in lochrig zerfressenem Germanit der Gallit Entmischungskorper enthalt 4 Typische Fundorte in Tsumeb waren Bereiche auf den Sohlen zwischen 900 m und 1100 m Teufe 12 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenHugo Strunz Sohngeit Ga OH 3 ein neues Mineral In Die Naturwissenschaften Band 52 Nr 17 1 September 1965 S 493 doi 10 1007 BF00646572 Sohngeite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 70 kB abgerufen am 20 Mai 2019 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sohngeite Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Mineralienatlas Sohngeit Wiki Sohngeite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 20 Mai 2019 englisch David Barthelmy Sohngeite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 20 Mai 2019 englisch Sohngeite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 20 Mai 2019 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Sohngeite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 20 Mai 2019 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 26 Januar 2023 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c d e f J D Scott Crystal structure of a new mineral sohngeite In American Mineralogist Band 56 1971 S 355 355 englisch rruff info PDF 67 kB abgerufen am 20 Mai 2019 a b c d e f g h i j Hugo Strunz Sohngeit Ga OH 3 ein neues Mineral In Die Naturwissenschaften Band 52 Nr 17 1 September 1965 S 493 doi 10 1007 BF00646572 a b c d e Sohngeite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 70 kB abgerufen am 20 Mai 2019 a b Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 a b Mineralienatlas Sohngeit Wiki Malcolm Back William D Birch Michel Blondieau und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated March 2019 PDF 1703 kB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Marz 2019 abgerufen am 20 Mai 2019 englisch Gerhard Sohnge Journal of a geologist 1 Auflage Stellenbosch University Ptrinters Stellenbosch 2001 ISBN 0 7972 0880 1 S 115 147 R Kurtz Typmineral Katalog Deutschland Sohngeit In typmineral uni hamburg de Universitat Hamburg 8 Dezember 2017 abgerufen am 20 Mai 2019 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1703 kB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 25 April 2019 englisch a b William W Pinch Wendell E Wilson Minerals a descriptive list In Mineralogical Record Band 8 Nr 3 1977 S 17 36 englisch a b Paul Keller Tsumeb Namibia eine der spektakularsten Mineralfundstellen der Erde In Lapis Themenheft Tsumeb Band 9 Nr 7 8 1984 S 13 63 Georg Gebhard Tsumeb A Unique Mineral Locality 1 Auflage GG Publishing Grossenseifen 1999 ISBN 978 3 925322 03 7 S 274 275 englisch Localities for Sohngeite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 20 Mai 2019 englisch Fundortliste fur Stottit beim Mineralienatlas und bei Mindat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sohngeit amp oldid 237612250