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Rudolf Brazda 26 Juni 1913 in Brossen Krs Zeitz 3 August 2011 in Bantzenheim Oberelsass nach der Einburgerung in Frankreich Rudolphe Brazda 1 war ein Uberlebender des KZ Buchenwald der wegen seiner Homosexualitat inhaftiert worden war Er erreichte offentliche Aufmerksamkeit da er als der letzte Uberlebende galt der den Rosa Winkel tragen musste Rudolphe Brazda 2009 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBrazda wurde als Sohn tschechischer Eltern geboren die aus dem damaligen Osterreich Ungarn eingewandert waren Brazda wuchs in Brossen auf und absolvierte eine Lehre als Dachdecker nachdem er die gewunschte Lehrstelle als Schaufensterdekorateur wegen seiner fehlenden deutschen Staatsburgerschaft nicht bekam Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht ergriffen war er 20 Jahre alt und hatte gerade erst seine Homosexualitat entdeckt Er ging auf Tanzveranstaltungen in Leipzig und lernte in Meuselwitz einen Freund kennen Dieser lebte bei einer Zeugin Jehovas zur Untermiete wo auch Brazda bald einzog Die streng religiose Dame hatte nichts gegen diese Liaison und uberliess ihnen sogar ihr Schlafzimmer Brazda geriet zwischen Marz 1933 und September 1935 ins Visier der Nazi Behorden und wurde nach 175 StGB in der Fassung vor 1935 angeklagt Bei der Staatsanwaltschaft erzahlte er freimutig uber das Zusammenleben mit seinem Freund und auch dass er sich nicht dafur schame Der Prozess vor dem Landgericht Altenburg erregte Aufsehen und eine Meuselwitzer Zeitung titelte nach seiner Erinnerung damals Sie lebten zusammen wie Mann und Frau Viel mehr als diese Tatsache soll das Gericht nicht in der Hand gehabt haben und eigentlich ware nach der damals gultigen Fassung des Paragraphen nur nachgewiesene widernaturliche Unzucht Analverkehr Schenkelverkehr strafbar gewesen Trotzdem wurde Brazda zu sechs Monaten Gefangnis verurteilt Nach seiner Haftentlassung hielt seine Mutter zu ihm er wurde aber als vorbestrafter Auslander in die Tschechoslowakei abgeschoben Bis dahin war er nie in diesem Land gewesen und sprach weder Tschechisch noch Slowakisch 2 Brazda zog daraufhin ins sudetendeutsche Karlsbad Hier lernte er einen neuen Lebensgefahrten kennen der Kontakte zur Theatertruppe Fischli Buhne hatte Brazda begleitete das Ensemble durchs Sudetenland In dieser Zeit trat er in Operetten auf und arbeitete als Schauspieler und Tanzer wobei seine beste Nummer eine Josephine Baker Imitation war Als Nazi Deutschland im Oktober 1938 das Sudetenland annektierte blieb Brazda dort Nachdem recht bald die Juden der Theatertruppe verhaftet worden waren wurde etwas spater auch er festgenommen und ohne Prozess im Gefangnis von Eger festgehalten Er ging dann auf Transport und traf im August 1942 3 im KZ Buchenwald ein Dort musste er den Rosa Winkel tragen der noch zusatzlich mit einem T fur Tscheche versehen war Zuerst musste er wie die meisten schwulen Haftlinge im Steinbruch arbeiten was eine besonders harte Arbeit bedeutete bei der viele den Tod fanden Schon bald wurde er aber zu einer leichteren Arbeit in einem Verbandsraum herangezogen und anschliessend als Dachdecker in ein Baukommando uberstellt wo die Arbeitsbedingungen wesentlich leichter waren Dort nahm sich ein kommunistischer Kapo seiner an was Brazda das Leben rettete Als im Fruhjahr 1945 das KZ Buchenwald evakuiert werden sollte und die Haftlinge auf lange und fur viele todbringende Marsche geschickt wurden konnte er sich mit Hilfe eines Kapos in einem Schweinestall verstecken bis die 3 US Armee das Lager am 11 April 1945 befreite Nach dem Krieg ging Brazda gemeinsam mit einem anderen Haftling in dessen Heimat ins Elsass Anfang der 1950er lernte er seinen Lebensgefahrten Edouard Mayer kennen Als dieser nach einem Arbeitsunfall auf einen Rollstuhl angewiesen war pflegte ihn Rudolf bis zu dessen Tod 2003 4 Brazda lebte zuletzt dort in einem kleinen Haus das er zusammen mit seinem Freund gebaut hatte 2 Bei der Einweihung des Denkmals fur die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen am 27 Mai 2008 war man davon ausgegangen dass es keinen uberlebenden Zeitzeugen mehr gabe der aufgrund seiner Homosexualitat im Konzentrationslager gewesen war Aufgrund der Berichterstattung meldete sich die Nichte von Rudolf Brazda beim Lesben und Schwulenverband in Deutschland LSVD und erzahlte von ihrem Onkel Der inzwischen 95 jahrige Brazda wurde daraufhin vom LSVD nach Berlin eingeladen am 27 Juni 2008 vom regierenden Burgermeister Klaus Wowereit im Rathaus empfangen und war am Abend bei einer Podiumsdiskussion zum Thema Geschichte der nationalsozialistischen Homosexuellenverfolgung anwesend Am nachsten Tag nahm er zusammen mit Wowereit und Bundestagsvizeprasident Wolfgang Thierse an der Gedenkfeier fur die homosexuellen NS Opfer des LSVD und der Stiftung Denkmal fur die ermordeten Juden Europas am Mahnmal teil Am Nachmittag nahm er dann erstmals in seinem Leben an einer CSD Parade teil und fuhr auf dem Wagen des LSVD mit 5 nach Frankreich 6 Auf der Mitgliederversammlung des LSVD Berlin Brandenburg am 1 November 2008 wurde er zum Ehrenmitglied ernannt 2009 war er Ehrengast beim Europride in Zurich 4 und nahm auch wieder am 27 Juni an der Gedenkveranstaltung vor dem Mahnmal in Berlin teil 7 Im Mai 2010 erschien eine von Jean Luc Schwab geschriebene franzosische Biografie und im April 2011 eine deutsche von Alexander Zinn geschriebene umfassende Biographie Brazdas im Campus Verlag 8 Am 28 April 2011 wurde er als Ritter der Ehrenlegion ausgezeichnet 9 Brazda starb am 3 August 2011 in einer Pflegeanstalt im oberelsassischen Bantzenheim Nach der Kremation wurde seine Asche neben der seines Lebenspartners bestattet 10 Literatur BearbeitenLiteratur von und uber Rudolf Brazda im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Alexander Zinn Das Gluck kam immer zu mir Rudolf Brazda Das Uberleben eines Homosexuellen im Dritten Reich Campus Frankfurt am Main 2011 ISBN 978 3 593 39435 0 Rezension dazu von Alexander Zinn In Invertito Jahrbuch fur die Geschichte der Homosexualitaten 13 2011 S 204 ff Jean Luc Schwab Rudolf Brazda Itineraire d un Triangle rose Verlag Florent Massot 2010 ISBN 978 2 916546 48 3 Gestorben Rudolf Brazda In Der Spiegel Nr 32 2011 S 146 online Frank Hornig Flirt mit Wowi In Der Spiegel Nr 27 2011 S 48 50 online Matthias Oloew Christopher Street Day Erinnern demonstrieren und feiern In Der Tagesspiegel 28 Juni 2008 Waltraud Schwab Christopher Street Day Spate Freude am Mahnmal In taz 28 Juni 2008Weblinks BearbeitenBiografie auf rosa winkel de Alexander Zinn Das Gluck kam immer zu mir Das Schicksal von Rudolf Brazda Rede anlasslich der Gedenkfeier fur die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen am 28 Juni 2008 in Berlin Auszug In Frankfurter Rundschau 27 Juni 2008 Rudolf Brazda last of the Pink Triangles tells his story auf YouTubeEinzelnachweise Bearbeiten Zinn S 314 f a b Alexander Zinn Rudolf Brazda Das Gluck kam immer zu mir In Frankfurter Rundschau 26 Juni 2008 Pierre 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Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rudolf Brazda amp oldid 233182240