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Bis 1799 fanden in Frankfurt am Main offentliche Hinrichtungen statt Fur die Vollstreckung von Todesurteilen gab es im Stadtgebiet vier feste Statten Das Hochgericht auf dem Galgenfeld vor den westlichen Stadttoren den nicht weit davon entfernten Rabenstein den Rossmarkt im Stadtzentrum sowie die Alte Mainbrucke Die meisten Todesurteile wurden durch Ertranken Hangen oder Enthaupten vollstreckt Das Galgenfeld 1782 Blick nach Westen vorn rechts die Mainzer Landstrasse Graue Pinselzeichnung von Johann Kaspar Zehender Inhaltsverzeichnis 1 Hochgericht 2 Rabenstein 3 Rossmarkt 4 Alte Brucke 5 Bornheimer Galgen 6 Berger Warte 7 LiteraturHochgericht Bearbeiten nbsp Das Hochgericht 1741Die bekannteste Hinrichtungsstatte des alten Frankfurt lag westlich der befestigten Stadt und gab der ganzen Umgebung den Namen Galgenfeld Auch das wichtigste westliche Stadttor das Galgentor am Beginn der Mainzer Landstrasse trug diesen Namen ebenso der der Stadt vorgelagerte Wartturm die Galgenwarte Der Name wurde spater durch Gallus ersetzt und auf andere Objekte beispielsweise Gallustor Galluswarte und Gallusanlage ubertragen Auch der im 19 Jahrhundert um die Galluswarte entstandene Stadtteil Gallus erhielt diesen Namen Am Hochgericht fanden Hinrichtungen durch Hangen statt Der Galgen bestand aus einem quaderformigen Holzgerust auf einem grossen gemauerten Sockel Es konnten also bis zu vier Verurteilte gleichzeitig gehangt werden Die Korper der Hingerichteten blieben in der Regel so lange am Galgen hangen bis sie verrottet waren Allerdings lag der Richtplatz nahe an einem der wichtigsten Stadttore Wenn hoher Besuch also etwa ein Kaiser durch das Galgentor in die Stadt einzog musste der Henker die Toten vom Galgen entfernen Der Galgen wurde 1561 erneuert nachdem er durch einen Orkan zerstort worden war Eine weitere Erneuerung fand 1720 statt Zur Errichtung des Galgens waren die Zunfte als Gemeinschaft verpflichtet damit die unehrenhafte Arbeit nicht auf einen einzelnen Handwerker fiel Wer am gemeinschaftlichen Aufbau nicht teilnahm fur den wurde ein Nagel aufgehoben den er nachtraglich in den Galgen schlagen musste damit auch er seinen Anteil daran hatte Im August 1806 wurde das rund 500 Jahre alte Hochgericht in grosser Eile abgerissen Im von den Franzosen besetzten Frankfurt sollte anlasslich des Geburtstags Kaiser Napoleons ein Feuerwerk stattfinden Marschall Augereau bestimmte das Galgenfeld zum Ort der Veranstaltung die Hinrichtungsstatte wurde dafur entfernt Die genaue Lage des Hochgerichts ist nicht bekannt 30 Jahre nach dem Abriss wurde das Galgenfeld mit dem Gleisvorfeld der drei Westbahnhofe uberzogen nach ihrer Stilllegung 1888 entstand auf dieser Flache das heutige Bahnhofsviertel Das Hochgericht stand im Bereich der heutigen Taunusstrasse vermutlich ungefahr in Hohe der Kreuzung mit der Moselstrasse Rabenstein BearbeitenDer Rabenstein lag unmittelbar an der Mainzer Landstrasse an der heutigen Kreuzung mit dem Zimmerweg Den Namen verdankte der Platz den Raben die nach der Hinrichtung uber den Korper herfielen Der Rabenstein war die Richtstatte an der im alten Frankfurt Enthauptungen und nichttodliche Korperstrafen vollzogen wurden hier wurden Delinquenten geblendet Ohren und Hande abgeschnitten Das Ohrenabschneiden war die ubliche Strafe fur Falschspieler ersatzweise brannte man ihnen einen Frankfurter Adler in die Stirn das Abtrennen der Hand stand auf Storung des Bruckenfriedens wovor an der Mainbrucke mithilfe drastischer Abbildungen gewarnt wurde Der Frankfurter Rat besass fur Hinrichtungen bis zu funf Richtschwerter mancher Henker hatte daruber hinaus privates Totungswerkzeug Der Rabenstein wurde 1812 abgerissen Koordinaten 50 6 43 6 N 8 39 59 O 50 112116 8 666389Rossmarkt Bearbeiten nbsp Die Enthauptung des Vinzenz Fettmilch auf dem Rossmarkt Innerhalb des Stadtgebiets wurden im Laufe der Geschichte an verschiedenen Stellen Todesurteile vollstreckt Bis ungefahr 1300 befand sich der damalige Galgen knapp ausserhalb der damaligen Stadtmauer an der Bockenheimer Pforte spater Katharinenpforte genannt also etwa am Standort der heutigen Katharinenkirche an der Hauptwache Hier wurde am 14 Januar 1772 die Kindsmorderin Susanna Margaretha Brandt das Vorbild fur Goethes Gretchen durch das Schwert getotet Auch auf dem Sauplatzchen an der Grossen Bockenheimer Strasse wurden Menschen hingerichtet Der wichtigste innerstadtische Hinrichtungsort war jedoch der Rossmarkt einer der grossten Stadtplatze des fruhneuzeitlichen Frankfurt Der prominenteste Delinquent der hier enthauptet wurde war der Anfuhrer des Zunftaufstands von 1614 Vinzenz Fettmilch 28 Februar 1616 Auf dem Rossmarkt fand am 7 Juli 1799 die letzte offentliche Hinrichtung der Frankfurter Stadtgeschichte statt ein Topfermeister wurde fur den Mord an seiner Frau enthauptet Alte Brucke Bearbeiten nbsp Die Hinrichtungsstatte auf der Alten Brucke 1405Hauptartikel Die Alte Brucke als HinrichtungsstatteIm Mittelalter wurden viele Hinrichtungen durch Ertranken vollzogen Der gefesselte oder in ein Fass gesperrte Delinquent wurde vom Kreuzbogen der alten Mainbrucke dem Standort des Brickegickels in den Main gestossen Hier war das Wasser am tiefsten und die Stromung am starksten Man erhoffte sich davon dass der Korper erst ausserhalb des Stadtgebiets wieder an Land gespult wurde und der Rat sich deshalb nicht weiter darum kummern musste Auch die Leichen von Selbstmordern wurden an dieser Stelle in den Main geworfen Die Bedeutung des Ertrankens als Hinrichtungsmethode ging ab dem 16 Jahrhundert zuruck die letzte Hinrichtung durch Ertranken fand 1613 statt Bornheimer Galgen BearbeitenIn der Hanauer Grafschaft Bornheimer Berg fanden die Hinrichtungen auf dem Galgenberg bei Bornheim statt heute Kohlbrandstrasse Berger Strasse 448 Diese am Nordrand Bornheims gelegene Richtstatte wurde 1484 nach Herauslosung Bornheims auf die Geierswarte die Berger Warte verlegt 50 136287 8 715312 Koordinaten 50 8 10 6 N 8 42 55 1 OBerger Warte BearbeitenHauptartikel Die Berger Warte als HinrichtungsstatteDas Hohe Gericht der Gemeinden des Bornheimer Bergs befand sich neben der Berger Warte auf dem Berger Berg Bis 1732 stand hier ein holzerner Galgen der danach durch eine Konstruktion aus Stein ersetzt wurde Die Steine dieses Hochgerichts wurden 1834 als Treppenstufen der Berger Warte angefugt als der Galgen abgebrochen und seine Funktion als Richtstatte verloren hatte Literatur BearbeitenWalter Gerteis Das unbekannte Frankfurt Band 1 Verlag Frankfurter Bucher Frankfurt am Main 1991 ISBN 3 920 346 05 X Seiten 64 72 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Richtstatten in Frankfurt am Main amp oldid 206530016