www.wikidata.de-de.nina.az
Das Reisekonigtum war von der frankischen Zeit bis in das Spatmittelalter hinein die ubliche Form der Herrschaftsausubung durch Konig oder Kaiser Die deutschen Konige des Mittelalters regierten nicht von einer Hauptstadt aus Sie reisten mit ihrem Gefolge durch das Reich wobei sie sich in karolingischer Zeit vor allem in Pfalzen aufhielten wahrend im 10 Jahrhundert vermehrt Reichsabteien und im 11 Jahrhundert Bischofssitze hinzukamen Auch in anderen europaischen Landern war dies im Fall einer fehlenden zentralisierten Herrschaftsgewalt uber langere Zeitraume ublich und wird dort zum Beispiel auf Englisch als itinerant kingship travelling kingdom oder auf Italienisch als corte itinerante bezeichnet Reisende Konige mittelalterliche Malerei Dadesjo Kirche SchwedenDas Heilige Romische Reich besass keine Hauptstadt im heutigen Sinne sondern wurde von wechselnden Orten aus regiert Diese Orte waren meist auf Krongut errichtete Pfalzen sowie Kloster und Bischofsstadte Die Wege die der Konigshof auf diesen Reisen zurucklegte lassen sich oft nur unzureichend aus Ortsangaben in Urkunden und erzahlenden Quellen rekonstruieren diese luckenhaft uberlieferten Reiserouten werden Itinerare genannt Dabei ist zu berucksichtigen dass die Pfalzen oft in verkehrsgunstigen und auch fruchtbaren Gebieten angelegt wurden die zur Versorgung von Konigshofen als Mittelpunkt koniglicher Grundherrschaften umgeben waren Die Konigshofe lagen dabei verstreut uber das gesamte Reich Die Zusammensetzung des Hofstaats anderte sich dabei je nachdem durch welches Gebiet man zog und welche Adligen sich dem Hof mit ihrem Gefolge auf dieser Reise anschlossen oder sich auch wieder von ihm entfernten Die Reisegeschwindigkeiten des Konigshofes lagen gewohnlich bei 20 bis 30 Kilometer am Tag 1 Bei Konig Konrad III konnte im Jahr 1146 bei seiner Reise von Frankfurt nach Weinheim ein Spitzenwert von bis zu 66 Kilometer ermittelt werden 2 Das Reisekonigtum diente einerseits dem besseren Uberblick uber das Reich gleichzeitig ermoglichte es aber auch die Kontrolle uber lokale Fursten und diente somit dem Zusammenhalt des Reiches Damals wurde Herrschaft uber personliche Beziehungen ausgeubt Personenverbandsstaat wozu es auch erforderlich war personlich den Kontakt mit den Beherrschten zu suchen Andererseits war es auch nur durch die Reisetatigkeit moglich die wirtschaftlichen Bedurfnisse des Hofes zu stillen da es damals aufgrund der unzureichenden Verkehrswege noch nicht moglich war eine grossere Gruppe von Menschen dauerhaft am selben Ort zu versorgen Anstatt die Lebensmittel zum Hof zu schicken wanderte der Hof folglich zu den Lebensmitteln Literatur BearbeitenKarl Otmar von Aretin Das Reich ohne Hauptstadt Die Multizentralitat der Hauptstadtfunktionen im Reich bis 1806 In Theodor Schieder Gerhard Brunn Hrsg Hauptstadte in europaischen Nationalstaaten Oldenbourg Munchen u a 1983 ISBN 3 486 51641 8 S 5 13 Wilhelm Berges Das Reich ohne Hauptstadt In Das Hauptstadtproblem in der Geschichte Niemeyer Tubingen 1952 Carlrichard Bruhl Fodrum Gistum Servitium Regis Bohlau Koln Graz 1968 Caspar Ehlers Ort Region Reich Mobilitat als Herrschaftsfaktor In Gerhard Lubich Hrsg Heinrich V in seiner Zeit Herrschen in einem europaischen Reich des Hochmittelalters Forschungen zur Kaiser und Papstgeschichte des Mittelalters Band 34 Bohlau Koln u a 2013 ISBN 3 412 21010 2 S 81 102 online Edith Ennen Funktions und Bedeutungswandel der Hauptstadt vom Mittelalter zur Moderne In Theodor Schieder Gerhard Brunn Hrsg Hauptstadte in europaischen Nationalstaaten Oldenbourg Munchen u a 1983 ISBN 3 486 51641 8 S 153 164 Hans Conrad Peyer Das Reisekonigtum des Mittelalters In Vierteljahrschrift fur Sozial und Wirtschaftsgeschichte 51 1964 S 1 21 online Rudolf Schieffer Von Ort zu Ort Aufgaben und Ergebnisse der Erforschung ambulanter Herrschaftspraxis In Caspar Ehlers Hrsg Orte der Herrschaft Mittelalterliche Konigspfalzen Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2002 ISBN 3 525 36261 7 S 11 23 Andrea Stieldorf Reiseherrschaft und Residenz im fruhen und hohem Mittelalter In Historisches Jahrbuch 129 2009 S 147 178 Anmerkungen Bearbeiten Carlrichard Bruhl Fodrum gistum servitium regis Studien zu den wirtschaftlichen Grundlagen des Konigtums im Frankenreich und in den frankischen Nachfolgestaaten Deutschland Frankreich und Italien vom 6 bis zur Mitte des 14 Jahrhunderts Bd 1 Koln u a 1968 S 163 Martina Reinke Die Reisegeschwindigkeit des deutschen Konigshofes im 11 und 12 Jahrhundert nordlich der Alpen In Blatter fur deutsche Landesgeschichte 128 1987 S 225 251 hier S 245 und S 248 online Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reisekonigtum amp oldid 235948992