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Das Rathaus im nordsachsischen Eilenburg ist ein mehrgeschossiger Renaissancebau Es geht teilweise bis auf das Jahr 1545 zuruck In seiner heutigen Erscheinung besteht das Rathaus seit 1949 als der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg abgeschlossen war Das Gebaude stellt die sudliche Raumkante des Marktplatzes dar und ist aufgrund seiner orts und baugeschichtlichen Bedeutung unter der Objektnummer 08973430 eingetragenes Kulturdenkmal in der Denkmalliste des Landesamtes fur Denkmalpflege Sachsen Ansicht des Eilenburger Rathauses von Nordwest 2012 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baubeschreibung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIm Jahr 1404 wurde Eilenburg auf Geheiss des Markgrafen Wilhelm des Einaugigen aus der Vogtei der Herren zu Colditz herausgelost und direkt unter landesherrliche Obhut gestellt Damit einher ging das Bannmeilenrecht nach dem das Marktrecht innerhalb des festgelegten Bezirkes allein der Stadt Eilenburg oblag 1 Dem zum Anlass entstand in den Jahren 1403 und 1404 ein erstes Rathaus welches damals noch von den Burgern als Kaufhaus bezeichnet wurde 2 Dabei muss es sich um ein wenig massives Holzhaus gehandelt haben welches bereits 1413 bei einem Stadtbrand zerstort wurde Auch die nachfolgenden Bauten waren in dieser Art gebaut und fielen verschiedenen Stadtbranden zum Opfer 1521 erfolgte die Grundsteinlegung fur einen neuen Rathausbau der jedoch beim grossen Stadtbrand 1535 ebenso vernichtet wurde 1 nbsp Frontalansicht des alten Rathauses von 1544 45 auf einer Postkarte von 1904In den Jahren 1544 und 1545 wurde ein Neubau auf den Grundmauern des alten Rathauses im Stile der Fruhrenaissance errichtet Vierhundert Jahre lang pragte dieses Gebaude das Stadtbild und galt landesweit als wichtiger Vertreter der deutschen Fruhrenaissance 3 Das reprasentative Bauwerk das aus Keller Erd Ober und ausgebautem Dachgeschoss bestand war mit reichgegliederten Giebeln ausgefuhrt die mit Voluten und Pilastern verziert waren Gleiches traf auf die beiden ausseren Zwerchhauser hin zum Marktplatz zu Ein weiteres zentral angelegtes Zwerchhaus war mit einer Uhr versehen Daruber erhob sich als Dachreiter der Rathausturm mit einer freischwingenden Glocke der wegen Baufalligkeit 1684 neu errichtet wurde 1 Der Keller zeigte eventuell auf den Vorgangerbau zuruckgehend noch gotische Gestaltungselemente So war der Keller im ostlichen Teil als massives Tonnengewolbe ausgefuhrt im westlichen Teil kamen ein Kreuzgrat und ein Kreuzrippengewolbe zum Einsatz 2 nbsp Das alte Rathaus links und die heute fehlende sudliche Randbebauung des Marktplatzes auf einer colorierten Postkarte von 19061686 eroffnete die Rats Trinkstube als Vorlaufer des Ratskellers der 1852 vom ostlichen in den westlichen Gebaudeteil umzog Die 1839 gegrundete stadtische Sparkasse war ebenfalls bis 1933 4 im Rathaus untergebracht Umbauten erfolgten 1896 97 sowie 1934 35 als der zuvor ebenerdige Eingang mit einer Aussentreppe ins Hochparterre verlegt wurde Am 18 April 1945 kam es Ende des Zweiten Weltkriegs zu einer Menschenansammlung vor dem Rathaus die Anwesenden forderten die kampflose Ubergabe der Stadt an die von Westen her belagernden Amerikaner Der damalige Burgermeister Gerhard Thiede der sich bei der Militarfuhrung fur eine Kapitulation eingesetzt hatte konnte den Burgern dabei nur das Scheitern der Verhandlung verkunden Die aufgebrachte Menge wurde von der Polizei daraufhin aufgefordert den Platz zu verlassen Nachdem das Ultimatum der Amerikaner verstrichen war begann noch am selben Tag der Beschuss 5 In der anschliessenden verheerenden Artillerieschlacht wurden Marktplatz und Rathaus am 22 April 1945 getroffen 6 Vom Rathaus blieben danach nur die Aussenmauern stehen nbsp Ansicht des nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebauten Eilenburger Marktplatzes mit dem Rathaus zur Blauen Stunde 2010Als Zeichen des Neubeginns sollte mit dem Wiederaufbau des Rathauses zugig begonnen werden Das Bauamt der Stadt legte dazu einen Entwurf vor der durch eine Erweiterung Richtung Rinckartstrasse eine Verdopplung des Baukorpers mit symmetrischer Marktplatzfassade vorsah Da eine Ausschreibung unter den Architekten der Umgebung ohne Erfolg blieb wurde am 24 September 1946 im Eilenburger Magistrat der Entschluss gefasst das Rathaus in seiner alten Gestalt wiederentstehen zu lassen Da das Rathaus dem gestiegenen Platzbedarf schon vor der Zerstorung nicht mehr genugt hatte einigte sich der Magistrat im Dezember 1946 auf eine Aufstockung des Baus um ein zweites Obergeschoss jedoch unter Wahrung des Renaissancecharakters 7 Der 1946 begonnene Bau konnte aufgrund von Problemen bei der Materialbeschaffung erst 1949 fertiggestellt werden Richtfest fur den zweigeschossigen Dachstuhl war im Mai 1948 Die Reste der Aussenmauern wurden dabei bis auf den baufalligen Ostgiebel belassen Das weitere Mauerwerk wurde aus Klopfziegeln errichtet Die notigen Dachziegel Sparrennagel Schrauben und Anker wurden in Handarbeit angefertigt 8 Von 1992 bis 1994 wurde das Eilenburger Rathaus generalsaniert Im Rathaus ansassig sind heute die Stadtverwaltung mit dem Dienstsitz des Oberburgermeisters das Standesamt das Burgerburo sowie der Ratskeller Baubeschreibung Bearbeiten nbsp Kugelpanorama des Marktplatzes mit Rathaus und Nikolaikirche 2023Als Kugelpanorama anzeigenIn der marktplatzseitig westlichen Fassadenhalfte befindet sich das rundbogige Eingangsportal mit seinem rustizierten Gewande Ihm ist eine Terrasse vorgelagert die uber eine breite seitliche Treppe zu erreichen ist Das mit Rochlitzer Porphyr verblendete Treppenpodest besitzt ein nach oben abschliessendes Gesims Der Eingang zum Ratskeller befindet sich westlich unterhalb der Terrasse Das Sockelgeschoss ist mit einer grau gehaltenen Putznutung versehen die durch die Aussentreppe und teilweise den Erker unterbrochen wird Ein Sockelgesims bildet die Trennung zum Erd und ersten Obergeschoss Die Fenster in diesen Geschossen weisen ein sich wiederholendes profiliertes Gewande auf Im Erdgeschoss befindet sich an der ausseren westlichen Fassade ein von zwei Konsolen getragener Erker Der von Quaderwerk eingefasste Erker wird bekront vom Eilenburger Stadtwappen das wiederum von zwei Voluten flankiert und nach oben hin von einer dreieckigen Verdachung begrenzt wird Zwischen dem ersten und zweiten Obergeschoss lauft ein Gurtgesims welches als ehemaliges Dachgesims die Hohe der Dachkante des Vorgangerbaus markiert Dieses Gurtgesims verkropft das ab dem zweiten Obergeschoss auskragende Zwerchhaus mit Rundbogengiebel In dieser Auskragung befindet sich ein kleiner Balkon daruber befindet sich nochmals durch ein Gesims abgetrennt die Rathausuhr Die Fenstergewande des 1949 aufgestockten zweiten Obergeschosses sind an die Gestaltung der der unteren Geschosse angelehnt jedoch nicht weiter profiliert Den Abschluss der Fassade bildet ein machtiges Dachgesims welches vom auskragenden Zwerchhaus unterbrochen wird Das hohe Dach verfugt hin zum Marktplatz uber vier kleine Schleppgauben Die hohen Giebel sind nach dem Krieg unter Erhalt des Renaissancecharakters neu aufgebaut worden Diese weisen mit zwei Gesimsen eine horizontale Gliederung auf Pilaster die aussen jeweils im sich verjungenden Giebel mit einem von einer Kugel bekronten Kapitell aufgehen stellen die vertikale Gliederung dar An der ruckwartigen Fassade hin zum Nikolaiplatz befindet sich ein eingeschossiger Anbau aus der Zeit des Wiederaufbaus Dieser ist so angelegt dass hinter dem Rathaus ein kleiner Hof entsteht der vom Nikolaiplatz her uber eine Toreinfahrt erreichbar ist nbsp Stadtwappen des Erkers nbsp Rathausuhr nbsp Ansicht von Sudwest mit ruckwartiger Fassade und AnbauLiteratur BearbeitenJurgen Scheller Der alte Eilenburger Marktplatz in Jahrbuch fur Eilenburg und Umgebung 2005 Verlagshaus Heide Druck Bad Duben 2005 Rolf Vettermann Andreas Flegel Geschichte der Stadt Eilenburg Band I Kapitel 1 bis 3 Eilenburg 1989Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rathaus Eilenburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Geschichte des Eilenburger Rathauses auf den Seiten der Stadt EilenburgEinzelnachweise Bearbeiten a b c Jurgen Scheller Der alte Eilenburg Marktplatz in Jahrbuch fur Eilenburg und Umgebung Bad Duben 2005 S 32 f a b Rolf Vettermann Geschichte der Stadt Eilenburg Band I Kapitel 3 Eilenburg 1989 S 42 f Andreas Flegel Das alte Eilenburg in Farbe Geiger Verlag Horb am Neckar 2006 ISBN 978 3 86595 159 5 S 37 Andreas Flegel Eilenburg in alten Ansichten Europaische Bibliothek Zaltbommel Niederlande 1998 ISBN 90 288 6534 9 Andreas Fegel et al Eilenburg April 1945 Geiger Verlag Horb am Neckar 2004 ISBN 3 89570 988 3 S 38 ff Jurgen Scheller Der alte Eilenburg Marktplatz in Jahrbuch fur Eilenburg und Umgebung Bad Duben 2005 S 37 Andreas Flegel Eilenburg 1945 1961 Geiger Verlag Horb am Neckar 2002 ISBN 3 89570 792 9 S 15 Andreas Flegel Eilenburg 1945 1961 Geiger Verlag Horb am Neckar 2002 ISBN 3 89570 792 9 S 2051 459722222222 12 633611111111 Koordinaten 51 27 35 N 12 38 1 O 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